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Gesundheitspolitik, Marketing, Medizin in den Medien

eHealth-Etablierung mit dem Windhund-Verfahren

IFABSMarch 17, 2016

So macht es die KV Bremen…

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Regividerm: Chronik eines Medienskandals (Update 71)

Bin ich der einzige, der die gestrige ARD-Dokumentation über die von der bösen Pharmaindustrie seit 20 Jahren verhinderte rosafarbene Vitamin-B12-Salbe namens “Regividerm”, die Neurodermitis zu “heilen” in der Lage ist, spontan für einen aberwitzigen PR-Stunt erster Güte hält?

Hier der Link zur Sendung.

Die Süddeutsche Zeitung glaubt die Geschichte.

Fefe, unumstrittener Experte für Verschwörungen jeglicher Art, glaubt sie auch.

Die Home-Page des Herstellers: www.regividerm.de

Nach der Ankündigung des Dokumentarfilms „Heilung unerwünscht – Wie Pharmakonzerne ein Medikament verhindern“ , der am Montag, den 19.10.2009 um 21.00 Uhr in der ARD gesendet wird, ist ein großes Interesse an unserem Projekt „Regividerm® Salbe“ entstanden.

Wir haben uns deshalb gegen alle Widerstände entschlossen, Regividerm® Salbe selbst zu produzieren und hoffen, damit schon bald den Betroffenen der großen Zivilisationskrankheiten Neurodermitis und Psoriasis (Schuppenflechte) wirksam und nebenwirkungsarm helfen zu können!

Update: Mehr über die Hintergründe gibt es in einem gut 5 Jahre alten Artikel der Boocompany.

Update 2: Vielleicht fehlt ja dem Autor auch ein wenig Abstand zu seiner Geschichte:

Update 3: Martens’ Rezeptbuch zur Doku erreicht Platz 5 der Amazon-Bestsellerliste.

Update 4, 14:30: Platz 3. Herta Müller ist gepackt. Da geht noch was.

Update 5, 17:45: Wer das Rezeptbuch noch nicht bestellt hat, kann sich auch gleich die fertig zusammengerührte Wundersalbe holen. Das ging ja dann doch erstaunlich fix, wenn man das resignierte Gejammer im Film noch vor Augen hat.

Update 6. 18:05: Die Süddeutsche Zeitung bringt einen weiteren Artikel und hat noch nicht Lunte gerochen:

Ludwig F. würde sich dennoch freuen, wenn ein Pharmaunternehmen das Mittel vertreibt. “Wenn ich 40 Jahre alt bin”, sagt der 26-Jährige, “will ich einen Hammer wie Metrothrexat nicht mehr nehmen müssen.”

So lange wird er jedenfalls nicht mehr auf Regividerm warten müssen, dem Mann kann geholfen werden. Siehe Update 5.

Update 7: Ich habe ja schon so manche Markteinführung von fragwürdigen Medikamenten und Medizinprodukten verfolgt. Aber diese Geschichte hier hätte man nicht besser inszenieren können. Allein das Timing ist schon ein Meisterstück.

Update 8: Meine absolute Lieblingsstelle im Film ist übrigens ein Zitat von Professor Peter Altmeyer, einem der verantwortlichen Wissenschaftler der beiden bislang bekanntgewordenen Regividerm-Studien (bei ca. 11:25):

Doppelblind können Sie das nicht machen, weil das rosa ist.

Update 9: Hier hat sich jemand die beiden rosabedingt unverblindeten Studien genauer angesehen und ist nicht überzeugt.

Update 10: Die Süddeutsche Zeitung freut sich jetzt in ihrem dritten ahnungslosen Artikel mit uns, dass Regividerm überraschenderweise doch nicht erst in 14 Jahren zu haben sein wird.

Der TV-Beitrag über ein von den Pharmafirmen ignoriertes Medikament gegen Neurodermitis und Schuppenflechte hat offenbar Wirkung gezeigt. Das Schweizer Unternehmen Mavena Health Care sagte zu, die Creme “Regividerm B12 Salbe” in Kürze in Deutschland zu vertreiben.

TV wirkt.

Update 11: In einem hektisch nachgeschobenen vierten Artikel beginnt die Süddeutsche Zeitung jetzt, mit kräftigen Schlägen zurückzurudern. Aber sie glauben immer noch, dass die Studien verblindet gewesen seien:

Für Körperteile, die mit einer identisch aussehenden Placebo-Salbe bestrichen wurde, machten fünf beziehungsweise 39 Patienten entsprechende Angaben.

Nein. Denn wir wissen ja:

Doppelblind können Sie das nicht machen, weil das rosa ist.

[Edit: In der zweiten Studie ging es dann doch, obwohl “das rosa ist”. Der unglaubliche Trick: Die Placebosalbe war auch rosa!]
Und:

Weitere Studien zur Wirksamkeit seien vorläufig nicht geplant.

Hätte mich ehrlich gesagt auch überrascht.

Update 12: 21.10., 21:00 Jetzt übernimmt Spiegel Online die PR-Arbeit für die Wundersalbe.

Update 13: Martens bekommt bei Frank Plasberg mit einem seltsam deplaziert wirkenden Auftritt noch einmal eine Plattform für seine Wundersalbenmär, eiert aber gewaltig herum und kommt in der Diskussion mit den anderen Gästen schwer unter die Räder (gegen Ende der Sendung). Auch Markus Grill, nicht im Verdacht, ein Pharmalobbyist zu sein, zeigt sich überaus skeptisch. Er weist auf einen weiteren fundamentalen Denkfehler in der Geschichte hin: Der Preis der Zutaten bestimmt in diesem Markt bekanntermaßen nicht den Preis des Medikaments. Ganz im Gegenteil könnte ein Pharmaunternehmen, das die Patentrechte besitzt, nahezu jeden beliebigen Preis für die Salbe verlangen, wenn sie denn nur besser wirken würde als Vergleichspräparate (wofür es in den beiden vorliegenden Studien keinerlei Anhaltspunkte gibt). Eine zentrale Säule von Martens’ Verschwörungstheorie ist es ja, dass der “günstige” Preis der Salbe quasi vom Erfinder oder durch den geringen Preis der Zutaten vorgegeben sei, und dadurch im Falle einer Vermarktung der Salbe durch Big Pharma der bisherige große Reibach mit teuren (und schlechten) Präparaten ein Ende gehabt hätte.

Update 14: Jetzt ist die Story in den Nachrichten der ARD-Radiosender angekommen. Als Quelle für die Geschichte dient Spiegel Online. Märchen-Ping-Pong.

Update 15: Im Ökotest-Forum, in dem die Geschichte fachkundig kommentiert wird, ist ein weiterer eklatanter Widerspruch aufgefallen:

Also entweder ist Martens *wirklich* extrem ungeschickt für einen Journalisten oder er lügt.

Er wurde gestern von Plasberg gefragt, was denn Klingelhöller von dem Spinner in der Garage unterscheide.

Martens (sinngemäß): er hat erst klinisch geprüft und dann versucht, zu vermarkten.

Ja klar. Augenrollen

Für das angebliche “Jahr Recherche” ist das aber sehr mager. Er widerspricht damit sogar seinem eigenen Bericht. Aus dem Bericht geht klar hervor, dass die Mini-Studien erst nach 2000 angeleiert wurden.

Das Patent läuft dagegen auf 1994 und er hat das nach dem Bericht nach schon 1994 mehreren Firmen angeboten. hat Martens seinen eigene Film nicht gesehen?

Update 16: Ein Leser weist uns in den Kommentaren darauf hin, dass zur rechtzeitigen Erteilung der PZN (Pharmazentralnummer) für Regividerm eine Anmeldung spätestens am 25.9. notwendig war (links auf “Redaktionskalender” klicken). Dieser Termin liegt vor der ersten uns bekannten öffentlichen Erwähnung der Martens-Doku in einer KNA-Pressemeldung von 29.9. Ist noch irgendeine Aussage der Protagonisten übrig, die sich noch nicht als falsch entpuppt hat? (Siehe dazu auch diesen Kommentarthread. )

Update 17: Regividerm: Wenn die Ethikkommission Urlaub hat…

Update 18: Wir begrüßen fast drei Tage nach der Sendung die Deutsche Apotheker Zeitung als das erste “Mainstream-Medium”, das den Verstand wenigstens nicht komplett an der Garderobe abgegeben hat.

Update 19: Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Die Augsburger Allgemeine – die seinerzeit sogar unser Bankhofer-Video eingebunden hatte – schenkt uns einen Link.

Update 20: Auch der zu Beginn des Artikels erwähnte Blogger Fefe rudert jetzt zurück:

Nachdem das Regividerm jetzt im Handel ist, wird immer klarer, dass wir da alle einer fetten PR-Kampagne aufgesessen sind.

Update 21: Nachdem die eidgenössische Presse erst in breiter Front unkritisch auf das Thema eingestiegen war, vernehmen wir jetzt deutliche Worte aus der Schweiz:

Beda Stadler, Direktor des Instituts für Immunologie an der Universität Bern, verfolgt die Debatte um das Medikament mit Skepsis. «Ein bisschen Avocadoöl mit etwas Vitaminen drin kann diese schweren Krankheiten nicht kurieren. Das ist Betrug. Neurodermitis und Schuppenflechte können nicht geheilt werden». Den Doku-Film über die Entstehungsgeschichte verurteilt er. «Wenn man anfängt, auf diese Art Wundermittel zu promovieren, spielt man mit den Hoffnungen der Patienten.»

Update 22: Aus dem gleichen Text eine Passage, die meine Ausgangsthese noch einmal schwarz auf weiß bestätigt:

Mavena erwarb erst im September die Vertriebsrechte, wie Klaus Sippel, Verwaltungsratspräsident der Muttergesellschaft Salt of Life International, auf Anfrage von Tagesanzeiger.ch/Newsnetz sagt. Dass die Ankündigung des Medikaments zeitlich mit der Ausstrahlung des Dokumentarfilms zusammenfiel, ist Absicht: Einen besseren Werbefilm hätte sich die Firma nicht wünschen können.

Update 23: Die dpa ist zwar spät dran, dafür hat sie trotzdem nichts kapiert. Erbärmlich.

Update 24: Wenigstens die Nachdenkseiten haben, wenn auch spät, das getan, was ihr Name verspricht.

Vielleicht auch ein Vorbild für andere?

Update 25: Der Deutsche Neurodermitis Bund meldet sich zu Wort:

Schade, dass sich jetzt auch schon eine öffentlich-rechtliche Sendeanstalt völlig kritiklos für solche PR-Aktionen hergibt, so Thomas Schwennesen, 1. Vorsitzender des Deutschen Neurodermitis Bundes e.V., Hamburg, “Es ist eine Schande und blanker Zynismus, dass die PR-Einführung eines normalen Hautpflege-Produktes sich der Pharmaschelte als Aufhänger für eigene Geschäfte bedient.”
[…]
Die ARD hat mit diesem Beitrag den etwa fünf Millionen Neurodermitikern einen Bärendienst erwiesen und sich selbst journalistisch ins Abseits gestellt.

Update 26: Unterdessen sackt der vom Lügengebäude übriggebliebene Trümmerhaufen noch weiter in sich zusammen (vgl. Update 16):

Ein Mavena-Sprecher erklärte, es gebe seit langem ein Interesse an einem Vertrieb, nach der Marktzulassung im August habe man nun Gas gegeben.

Update 27: Medienjournalist Stefan Niggemeier nimmt sich im FAZ-Fernsehblog den “Hart aber fair”-Moderator Frank Plasberg zur Brust:

Plasberg versuchte zurückzuruden und erklärte, man habe doch gerade “herauspräpariert, dass das Medikament nicht heilt, aber lindert”. Das ist in der Tat ein wesentlicher Unterschied, und vielleicht hätte ihn auch jemand den ARD-Verantwortlichen erklären sollen, die die Dokumentation über die angebliche Verhinderung des angeblichen Wundermedikamentes durch die Pharma-Industrie, aus der auch die bedrückenden Bilder von Bastian stammen, ausgerechnet “Heilung unerwünscht” nannten.

Update 28: Hier noch ein pikantes Detail aus dem oben verlinkten Artikel der Deutschen Apotheker Zeitung:

Passend dazu bietet eine Agentur “just in time” neben einem Interviewtermin mit dem Geschäftsführer die ARD-Sendung auf CD an. PR-Unterlagen zur neuen Salbe können ebenso geordert werden wie ein Muster der Salbe.

Das würde man bei einer Bankhofer-Sendung in einem dubiosen Spartenkanal mit finanziellen Verbindungen zur Medienaufsicht eher erwarten. Allerdings gibt’s solcherart CDs für den Anbieter des angepriesenen Produkts dort üblicherweise nicht umsonst.

Update 29: Auch der Deutsche Psoriasis Bund (DPB) meldet sich zu Wort und fordert eine Entschuldigung von der ARD:

„Dieser ARD-Bericht ist barer Unsinn“, erbost sich PD Dr. Thomas Rosenbach, Sprecher des Wissenschaftlichen Beirats des Deutschen Psoriasis Bundes e. V. „Die Psoriasis ist wissenschaftlich unbestritten eine multigenetische chronische System-Erkrankung. Nach dem derzeitig weltweit verfügbaren medizinischen Wissen ist eine Psoriasis nicht heilbar. Es gibt auch keinen medizinischen Goldstandard zur äußerlichen Kortison-Behandlung einer Psoriasis, wie der Autor behauptet.“
[…]
Der DPB hat den Vorsitzenden der ARD-Intendanten aufgefordert, sich mediengerecht, öffentlich für die Missachtung publizistischer Grundsätze bei den Menschen mit Schuppenflechte zu entschuldigen und den Deutschen Presserat angerufen.

Update 30, 23.10.: Eine recht nette Zusammenfassung der Ereignisse. Auszug:

Und nicht nur dieser Anfang wäre geschafft, nicht nur das kleine Schweizer Unternehmen hat sich aufgeopfert. Auch der Kölner “Feuchtgebiete”-Verlag DuMont beugt sich der gesellschaftlichen Notwendigkeit und bringt – mein Gott, was sein muss, muss sein – das “Buch zur ARD-Sendung” gleichen Namens, gleichen Autors auf den Markt. Das erscheint zwar erst am 11. November, nimmt aber bei Amazon bereits jetzt den Verkaufsrang “Nr. 11 in Bücher” (Stand: Freitag, 8 Uhr) ein.

Update 31: Es wird noch besser:

Denn Autor Klaus Martens hatte vergangenes Jahr beim Verband um eine Bereitstellung von Probanden für die Creme Regividerm gebeten, so Pfeifer. “Wir haben ihm alle Wege geöffnet, hätten ihm 100 Probanden zur Verfügung gestellt – natürlich nicht ohne die Salbe vorher auf ihren Inhalt hin getestet zu haben”, sagt der Bundesgeschäftsführer gegenüber unserer Zeitung. Doch dann habe man nie wieder etwas von Herrn Martens gehört. “Anscheinend wollte man dies gar nicht.”

Update 32: Der WDR dokumentiert einige “kritische Reaktionen”. Vom Eingeständnis des eigenen Versagens keine Rede.

Update 33: Ein Betroffener berichtet, wie er die Kampagne erlebt hat.

Es wird Menschen geben die es kaufen und das kann ich nach der nun gesehenen Berichterstattung gut nachvollziehen, doch wer klärt sie vorher auf, dass es Fehlinformationen waren? Dass es nur eine rosa Creme ist? Und warum sollten sie es nun noch glauben.

Update 34: Einen schönen Überblick über den Fall mit lehrreichen Hinweisen für angehende Medizinjournalisten gibt es übrigens bei den Kollegen vom Esowatch-Blog.

Update 35: Die Kollegen von den ScienceBlogs haben sich die dürre Studienlage zu Gemüte geführt. Eine weitere Einschätzung hatten wir schon bei Update 9.

Update 36 Die Kollegen von Esowatch haben in kurzer Zeit einen beeindruckenden Artikel zum Stichwort Regividerm auf die Beine gestellt, der die bislang bekannten Fakten in klarer Sprache zusammenstellt. (Wenn man das jetzt mit dem vergleicht, was der preisgekrönte Starjournalist Klaus Martens nach “einem Jahr Recherche” herausgefunden hat…)

Update 37: Löscht der WDR kritische Kommentare zum Regividerm-Märchen?

Update 38, 24.10., 11:15: Spiegel Online rudert endlich zurück, hält es aber bislang nicht für notwendig, seine erste Version des Märchens wenigstens mit einem entsprechenden Hinweis zu versehen. (vgl. Update 12)

Update 39, 18:45 Danke.

Update 40 Wahrheit unerwünscht: WDR löscht kritische Kommentare zu Regividerm

Update 41, 25.10., Das Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” hat in seiner morgigen Ausgabe auf S. 105 ein Stück mit dem Titel Übler Nachgeschmack: In einer Dokumentation und bei “Hart aber fair” propagierte die ARD eine Paste, die gegen Neurodermitis helfen soll. Doch wem nutzt die wirklich? Den Artikel habe ich noch nicht gelesen. Es ist jedoch absehbar, was uns erwartet. Zum einen räumt Plasberg Fehler ein und Martens zeigt sich verkatert, aber uneinsichtig. Das kann bei Spiegel Online nachgelesen werden. Zum anderen haben die Hamburger gewohnt knallhart recherchiert. Mit neuen Fakten ist daher eher nicht zu rechnen:

Den Informationen des Nachrichtenmagazins zufolge war die Markteinführung des Produkts “Regividerm” bereits vor der Ausstrahlung des Dokumentarfilms geplant. So sei eine sogenannte Pharmazentralnummer beantragt worden, die bereits am 15. Oktober gewährt worden sei.

Das hatten wir schon am Donnerstag (bei Update 16) wesentlich genauer.

Die ARD macht bislang keine Anstalten, auf die bevorstehenden Ausstrahlungen der Wundersalben-Werbesendung am 30.10. und 4.11. zu verzichten, warnt aber in ihrem Videotext-Angebot seit Samstag vor Regividerm.

Update 42, 26.10.: Noch einmal Stefan Niggemeier: Das Wundersalbenmassaker

Update 43.: Und gleich noch einmal:

Martens Hauptfehler war es zu glauben, dass sein Film überzeugender würde, wenn er alle Widersprüche wegließe, alles, was nicht seiner These von der bösen Pharmaindustrie entsprach, die ein wirkungsvolles Mittel aus schlechten Gründen verhindere. Falls diese Strategie je funktioniert hat, ist sie im Internetzeitalter jedenfalls vorbei, wo sich jeder selbst auf die Suche nach Quellen und Widersprüchen machen kann.

Sogar Journalisten.

Update 44:: Ebenfalls in der FAZ ein ordentlich recherchierter Beitrag zum Thema mit Schwerpunkt auf den medizinischen Hintergründen:

Ein Verkaufsstart im November ist damit zweifelhaft. „Nach den Informationen, die wir aus den Medien haben, sieht es auf den ersten Blick nach einer pharmakologischen Wirkung des Vitamins B12 aus“, erklärt Paul. Das würde bedeuten, dass Regividerm nun am Ende doch eine Zulassung als Arzneimittel samt der zugehörigen klinischen Studien benötigt.

Update 45: Ein offenkundig in Biochemie bewanderter Kommentator auf der Seite Psoriasis-Netz.de hält die Salbe für gefährlich und potentiell krebserregend und begründet dies im Detail. Seine Vermutung ist, dass es aufgrund der speziellen Absorptionseigenschaften von Vitamin B12 im Zusammenwirken mit Tageslicht zur Bildung von hoch reaktivem Singulettsauerstoff kommt, der auf der Haut zur Schädigung von Zellen führt. Die in einer der Studien beschriebenen Nebenwirkungen könnten durch diesen Effekt zu erklären sein. (Seine Aussagen zum Singulettsauerstoff sind nach meinem Kenntnisstand korrekt; das Thema hat mich in einem anderen Zusammenhang schon einmal interessiert. Wir würden uns über eine Kontaktaufnahme freuen.)

Update 46: Chemiker und Wissenschaftsblogger Lars Fischer hält den beschriebenen Mechanismus für plausibel. Ich würde lieber erst einmal abwarten, bevor ich die Salbe nach der ARD-Rezeptur anrühren lasse und einem Kind auf die Haut schmiere. Die Redaktion des Arzneitelegramms habe ich um eine Einschätzung gebeten.

Update 47: Überraschung: Dr. Dr. Michael Kroll, der in der Dokumentation einen absurden Laienspiel-Auftritt als “Hautarzt” hat (wie mehrfach betont wird), dem die Vorräte an der Wundercreme zur Neige gehen, und der deshalb vor laufender Kamera den Regividerm-Vermarkter telefonisch kontaktiert und im fahrenden Auto erwischt, wo durch viel Glück gerade ein zweites Kamerateam seinen Gesprächspartner im Bild hat, ist gar kein Hautarzt, sondern Chemiker und Allgemeinarzt.

(Screenshot aus der ARD-Dokumentation “Heilung unerwünscht”)

Dafür findet sich im Internet-Archiv der Auftritt einer “Klifo-Med Dr. Dr. Kroll GmbH”, die sich folgendermaßen beschreibt:

KLIFO-MED ist Ihr Ansprechpartner bei der Organisation und Durchführung klinischer und präklinischer Prüfungen sowie bei der Erstellung klinisch-pharmazeutischer Gutachten zur Erlangung der Zulassung für pharmazeutische Präparate entsprechend den nationalen und internationalen Gesetzen und Vorschriften.

Die Auftritt von Kroll in der Dokumentation ist ganz großes Kino, nur noch bei Youtube zu sehen, ab ca. 6:41.

Update 48: Post vom Arzneitelegramm zu der Hypothese, dass Regividerm aufgrund der photochemischen Eigenschaften von Vitamin B12 krebserregend sein könnte (vgl. Update 45 u. 46):

eine interessante Hypothese, die Denkanstöße liefert – quasi eine Art Umkehr der Hypothese zum beanspruchten Wirkmechanismus – der im Übrigen nach unserer Einschätzung möglicherweise nicht mit dem Status als Medizinprodukt zu vereinbaren ist. Die angebliche Unbedenklichkeit beziehungsweise Nebenwirkungsfreiheit der überwiegend als harmlos erachteten vitaminisierten Fettcreme wird ohnehin bereits durch die erwähnte Veröffentlichung von STÜCKER, M. et al. aus dem British Journal of Dermatology 2004; 150: 977-83 widerlegt mit erfassten unerwünschten Wirkungen wie Brennen, Juckreiz, Rötungen, Kribbelgefühl und Überwärmung. Solche Nebenwirkungen sind auffällig, können jedoch nicht als klinischer Beleg der Schädigungshypothese mit potenzieller Kanzerogenität gewertet werden.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang BECKER-BRÜSER (Arzt und Apotheker)
Redaktion arznei-telegramm

Update 49: Phiola reicht gerade ein aufschlussreiches Impressum aus dem Internet-Archiv herein:

Kroll kennen wir schon aus Update 47, das ist der Herr, der in der besagten Szene den um das Wohlergehen seines Patienten besorgten Hautarzt mimt. Merges ist sein Gesprächspartner am Handy, der, bei dem Martens Kamerateam just im rechten Moment im Auto sitzt.


(Screenshot aus der ARD-Dokumentation “Heilung unerwünscht”)

Mehr über die Firma auf ihrem aktuellen Web-Auftritt www.mit-gesundheit.com.

Starjournalist Martens kommt aus meiner Sicht allmählich in Erklärungsnot.

Update 50, 29.10.: NDR Zapp hat gestern abend über den Fall berichtet. Die Sendung bleibt eher an der Oberfläche und vermeidet es, dahin zu gehen, wo es richtig weh tut (vgl. Update 47, 49). Immerhin steuert sie ein paar neue Erkenntnisse bei, die die Sache immer wahnsinniger erscheinen lassen. “Hart aber Fair” spricht auf einmal von sechs (!) Studien (“valide”, “seriös”!). Und der WDR hatte schon vor einiger Zeit mit dem Bremer Pharmakologen Peter Schönhofer Kontakt aufgenommen. (Nach meiner Vermutung deshalb, weil dieser als scharfer Kritiker der Pharmaindustrie bekannt ist und somit in den Augen des WDR-Redakteurs vielleicht zur Unterfütterung der Verschwörungstheorie hätte beitragen können.) Schönhofer warnte den WDR-Redakteur jedoch statt dessen vor der Salbengeschichte, weil die Datenlage dazu vollkommend unzureichend sei, worauf er in der Sache nie wieder etwas vom WDR hörte. Dazu die Diskussion bei uns in den Kommentaren.

Update 51: Nach der “Augsburger Allgemeinen” riskiert jetzt auch “Zeit Online” einen Link auf uns: Medien-Kontrolle:
Internet prangert allzu unkritischen WDR-Bericht an
.

Update 52: Übrigens ist auch der angebliche Hautarzt Januchowski allem Anschein nach kein Hautarzt. Die Kollegen von Esowatch schreiben dazu:

Eine weitere Untersuchung zum Thema B12 Salbe Regividerm vom August 2009 erschien in einer fragwürdigen Publikation (The Journal of Alternative and Complementary Medicine). Der hier berichtende amerikanische Behandler Januchowski ist als D. O., also ein Doctor of Osteopathy ausgewiesen (eine US-amerikanische Spezialität, ein Studium mit verminderten Ansprüchen) und hatte lediglich 21 Kinder behandelt. Im Film wird er als “Hautarzt” benannt (31:50) und auch im Untertitel als “Hautarzt” (32:02) bezeichnet. Im Verzeichnis der Klinik, in der er angestellt ist, wird er jedoch als Leiter der “Family medicine” geführt,[21] was der deutschen “Allgemeinmedizin” entspricht.

Update 53: Zur Vorlage bei der ARD: Auszüge aus dem Heilmittelwerbegesetz

Wenn sie das Stück morgen und am 4.11. noch einmal senden, dürfte sich das vor Gericht nicht unbedingt positiv auf die Prognose auswirken. Herr Martens selbst kann die Summe nötigenfalls sicher aus seinen Tantiemen bestreiten.

Update 54: Der WDR hat nach eigenen Angaben ein journalistisches Selbstverständnis. Mehr noch, dieses sei mit einer Beteiligung an einer PR-Aktion nicht vereinbar. Deshalb kann der WDR diese Möglichkeit überzeugend ausschließen:

Dieser Vorwurf trifft nicht zu. Wir haben uns selbstverständlich nicht an einer PR-Aktion beteiligt. Dies würde auch unserem journalistischen Selbstverständnis widersprechen“, teilt der WDR auf Anfrage von ÖKO-TEST mit.

Update 55, 31.10.: Ich habe diesem Artikel, der bis gerade eben schlicht “Frage” hieß, einen etwas aussagekräftigeren Titel gegeben.

Update 56, 1.11.: Die österreichische Tageszeitung “Der Standard” erlaubt sich in ihrer morgigen Ausgabe als erstes “Mainstream-Medium”, die Rolle von “Hautarzt” Dr. Kroll anzusprechen:

Nachdem anfangs auch seriöse Medien Martens’ Geschichte übernahmen, gilt sein Film mittlerweile als mies recherchierter Schandfleck öffentlich-rechtlichen Fernsehens und PR-Coup für ein Produkt ohne durch Studien erwiesenen Nutzen. Angeführt wurde die Demontage des Beitrags von dem Medizinblog “Stationäre Aufnahme”. In mehr als fünfzig Aktualisierungen ist unter anderem enthüllt, dass der von Martens als Kronzeuge bemühte Hautarzt in Wahrheit Allgemeinmediziner mit zweitem Standbein als Pharmaberater ist und eine im Film gezeigte Patientin dessen Arzthelferin verblüffend ähnlich sieht.

Update 57: Der Kommentator, der auf Psoriasis-Netz.de vor möglichen schwerwiegenden Gesundheitsschäden durch auf die Haut aufgetragenes Vitamin B12 unter dem Einfluss von Tageslicht gewarnt hat, hat seine Theorie in einem weiteren Kommentar zurückgezogen:

Vtamin B12 und Singulettsauerstoff: Entwarnung
geschrieben von Biochemiker48 , 28.102009
Nach weiteren Nachforschungen und Rücksprache mit einem weltweit führenden Experten kann ich Entwarnung geben:
Vitamin B12 scheint bei Belichten die Ausbildung von Singulettsauerstoff nur in einem sehr geringen, insignifikanten Ausmass zu bewirken.

Dennoch bleibt zu beachten, dass in der zweiten klinischen Studie bei 5 von 45 Patienten, die Behandlung mit Revigiderm wegen gravierender Nebenwirkungen abgebrochen werden musste.

Zu diesem Thema gibt es auch einen weiteren Artikel auf Psoriasis-Netz.de.

Update 58, 2.11.: Hinweis an den Tagesspiegel und andere: Die weitere, vielleicht auch betont kritische Beschäftigung der Medien mit einer wissenschaftstheoretisch nicht auszuschließenden begrenzten Wirksamkeit der rosa Salbe, die feige darauf verzichtet, die Manipulationen, handfesten Lügen und Widersprüche in Martens’ Stück aufzudecken, spielt alleine den Profiteuren der Kampagne in die Hände und hat mit Journalismus nichts zu tun. Es gibt vermutlich hunderte, wenn nicht tausende von windigen Präparaten und Heilmethoden, zu denen es bessere Ministudien gibt als zu Regividerm, über die aus guten Gründen trotzdem nicht in der Tagespresse berichtet wird.

Update 59, 4.11.: Es geht “überraschend früh” los. Auch Österreich darf sich auf die Supersalbe freuen:

Die Auslieferung der ersten 25000 Tuben an den Großhandel in Deutschland und in der Schweiz habe am Mittwoch begonnen, Österreich folge rasch, sagte der Sprecher der Vertriebsfirma Mavena Health Care, Marc Tenbücken.

Update 60: So richtig scheint das Selberanrühren auf Basis des veröffentlichten Rezepts nicht zu funktionieren:

Apotheker Dr. Gerd Wolf aus Grafschaft-Ringen hat sich die Rezeptur näher angeschaut und gravierende Mängel festgestellt. So erfordert die Licht- und damit Oxidationsempfindlichkeit des Wirkstoffs Vitamin B12 gerade in wässriger Lösung einen Oxidationsschutz, der jedoch in der Rezeptur fehlt. Zudem enthält die Rezeptur ungewöhnlich viel Avocado-Öl, eine Emulgator-Konzentration des Zuckertensids TegoCare PS, die mit 8% deutlich über den Empfehlungen des Herstellers liegt sowie zu hohe Kaliumsorbat- und Citronensäure-Konzentrationen.

In eigenen Versuchen ist es Wolf nicht gelungen, mit der vom Hersteller publizierten Rezeptur eine stabile hydrophile Creme herzustellen.

Das wäre bestimmt ein quotenträchtiges Thema für eine Kochsendung mit Kerner und seinen Fernsehköchen. Vielleicht hilft noch ein wenig frisches Basilikum?

Update 61: Ob das für die Trittbrettfahrer mit ihren “Startersets” ein Grund ist, nachzubessern (z.B. www.suppenkoechin.de/pflegeprodukte/starterset.php)? (via)

Update 62, 5.11.: Die Dr. August Wolff GmbH ist eines der 16 Unternehmen, dessen Desinteresse an der Salbe in der vom WDR veröffentlichten pdf-DateiListe von Absagen von Pharmakontakten zur Untermauerung von Martens’ Verschwörungstheorie herhalten musste. Vermittler in Diensten der Regeneratio-Salber war dem Dokument zufolge auch hier Dr. Merges (vgl. Update 49). Der knappe Kommentar zu dem Wolff-Kontakt in der Liste beschränkt sich auf das Ergebnis: “28.07.05 Absage”. Christoph Abels, der als habilitierter Hautarzt und medizinischer Direktor bei Wolff tätig ist, erklärt nun gegenüber der “Neuen Westfälischen”, warum er die Salbe nicht für erfolgversprechend gehalten hat:

“Erstens, weil die Qualität der vorgelegten Wirksamkeitsstudien zu wünschen übrig ließ.” Und, was für den Forschungsleiter viel wichtiger ist: Schon die physiochemischen Eigenschaften des Hauptwirkstoffs Vitamin B 12 sprächen gegen eine Wirksamkeit. Das Vitamin, Name Cobalamin, könne nämlich überhaupt nicht in die Haut eindringen, zu groß sei sein Molekulargewicht. Dieser Frage sei in den Studien überhaupt nicht nachgegangen worden. “Wir würden bei einem neuen Wirkstoff aber als Erstes sehen wollen”, erklärt Abels, “dass er durch die Haut durchgeht.” Entsprechende experimentelle Versuche seien nicht teuer, ein Ergebnis bekomme man für 25.000 Euro.

(Nachtrag: Ein Leser weist darauf hin, dass eigentlich nicht das Molekulargewicht, sondern die räumliche Struktur des Moleküls dafür entscheidend sei, ob es in die Haut eindringen könne oder nicht, und wundert sich, dass Abels hier so ungenau argumentiert.)

Update 63: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Noch immer traut sich kein deutscher Journalist, die Lügen, Widersprüche und Manipulationen in Martens’ Film offen anzusprechen. Eines von vielen Beispielen der zwar kritische, aber in der Sache windelweiche Artikel von Werner Bartens in der SZ.

Update 64: In unseren Kommentaren haben schon mehrere Leser über das “Buch zum Film” berichtet. Die Begeisterung über das Werk hält sich bislang eher in Grenzen. Exemplarisch ein Zitat von Kommentator “hema”:

Das Buch ist ja so übel. Noch Typos drin, stilistisch wie vom unbegabten Abiturienten geschrieben, hingekleistert.

Also, selbst wenn die Geschichte nicht so zusammengeklebt wäre UND nicht so reißerisch UND nicht so unwahr in etlichen Aspekten UND etliche Dinge nicht verschwiegen würden, hätte sich Martens mit diesem Buch keinen Gefallen getan. Einfach zu schlecht nach meiner Meinung.

Das bestätigt ungefähr den Eindruck, den mir die offizielle pdf-DateiLeseprobe vermittelt hat.

Update 65: Wie schon den Begriff “Hautarzt” legt Martens auch den Begriff “Pharmaunternehmen” sehr weit aus, damit seine Verschwörungstheorie nicht schon im Ansatz zusammenfällt. Das erste, angeblich unter höchst konspirativen Bedingungen telefonisch eingegangene Angebot eines “großen Pharmaunternehmens” und “Pharmaherstellers”, das Klingelhöller per Telefon erhalten haben will, kann – glaubt man der Beschreibung in Martens’ Buch – wohl nur aus den Reihen des Kosmetik- und Konsumgüterkonzerns Beiersdorf (u.a. “Tesa”, “Nivea”) gekommen sein (vgl. auch Pharmaunternehmen).

[Nachtrag: Im Film wird der Name “Beiersdorf”, anders als im Buch, in diesem Zusammenhang sogar explizit genannt. ]

Unter dem Titel “Die Nivea-Connection” wäre der Film vielleicht nicht so ein Reißer gewesen.

Und: Die Beiersdorf-Salbe “Laceran”, derentwegen das Regividerm-Patent vom bösen “großen Pharmaunternehmen” nach Martens’ Theorie gekauft und unterdrückt werden sollte, um sich die damit erzielten horrenden Gewinne auf Kosten der Patienten rücksichtslos für alle Zukunft zu sichern, erhält man beim gut sortierten Online-Versand seines Vertrauens nicht für 25,10 Euro, sondern – seit 1998 unter Namen wie “Eucerin Urea” – bereits zu Preisen zwischen 5,44 und 12,38 Euro.

[Anmerkung: Die hier ursprünglich genannte noch niedrigere Preisangabe von 1,93 Euro beruhte auf einem Datenbankproblem von “medvergleich.de”, das dazu führt, dass die “Laceran-Salbe UREA, 150ml” einem Proteinpülverchen eines anderen Herstellers zugeordnet wird. Dank an “lostinnl”.]

Update 66: Das Eso-Blog veröffentlicht eine Medienbetrachtung zum Regividerm-Skandal:

Die Wochenmagazine, die für sich “Fakten, Fakten, Fakten” oder besondere Gründlichkeit in Anspruch nehmen, haben diese im Fall Regividerm vermissen lassen. So ist im Spiegel-online am 21.10. im Wesentlichen eine etwas ausgeschmückte WDR-Fassung zu lesen, während der Focus am 20.10. gar einen neuen Medizinskandal sieht. Erst am 24.10 sieht der Spiegel Merkwürdigkeiten und der Focus meldet erst am 27.10., dass die Creme erneut überprüft werde. Damit gebührt dem Focus die rote Laterne in dieser Hinsicht, knapp vor dem Schweizer Tagesanzeiger, dessen Wissenschaftsredakteurin Juliane Lutz anscheinend eine Woche in den Bergen war.

Update 67, 7.11.: Die Fachpublikationen “Laborjournal” und “arznei-telegramm” thematisieren in ihren November-Ausgaben die rosa Salbe und nennen dabei die Dinge beim Namen. Im “Laborjournal” heißt der Artikel “Schleichwerbung für Quacksalber und Wunderbuch” (im Inhaltsverzeichnis “Verschwörungstheorien: Schleichwerbung für eine Quacksalbe”), eine Zusammenfassung findet sich bereits in der Wikipedia. Im “arznei-telegramm” heißt der Artikel “Vorsicht Desinformation – Regividerm: ARD als Marketinghelfer”. Eine Zusammenfassung dieses Artikels folgt.

Update 68, 8.11.: Aus dem Artikel des “arznei-telegramms” (a-t):

Die vitaminisierte Fettcreme REGIVIDERM, die gleichermaßen gegen Neurodermitis und Psoriasis wirken soll, ist tatsächlich etwas Besonderes: Noch nie zuvor ließ sich so eindrücklich miterleben, wie innerhalb weniger Tage eine Art Wundermittel flächendeckend bekannt gemacht wird.
[…]
In Blogs und auf anderen Internetseiten werden zahlreiche, zum Teil groteske Ungereimtheiten und Widersprüche der Sendung diskutiert und aufgedeckt.

Nach Einschätzung des a-t lässt sich ein Nutzen der Salbe durch die vorliegenden Studien nicht hinreichend belegen. Hinzu komme, dass die häufigen lokalen Unverträglichkeiten, entgegen der Behauptung der ARD, die Salbe habe “keine Nebenwirkungen”, in einer der Studien auffallend seien. Fazit:

Wir erachten daher ein Verbot des Vertriebs als Medizinprodukt und eine Einstufung als Arzneimittel für zwingend geboten. Für eine Zulassung durch die Arzneimittelbehörde müssten dann aussagekräftige Studien vorgelegt werden.

Update 69: Filmautor Klaus Martens möchte “zur Zeit mit niemandem mehr über dieses Projekt reden”.

Update 70, 10.11.: Der Deutsche Neurodermitis Bund veröffentlicht noch einmal (vgl. Update 25) eine Stellungnahme zu Regividerm, dieses Mal mit einem umfangreichen Überblick über zahlreiche Ungereimtheiten in der Geschichte, und tritt damit Vorwürfen entgegen, er stecke “mit den kriminellen Machenschaften der gesamten Pharmaindustrie unter einer Decke”.

Klaus Martens kann sich jedenfalls nicht mehr darauf hinausreden, ein Jahr lang nur schlecht recherchiert zu haben. Die ganze suggestive Aufbereitung des Films mit seinen bewusst manipulativen Aussagen entlarven eindeutig die dahinter steckende wirkliche Absicht: Mit aller Macht diese Salbe zu bewerben.

Update 71: Das Magazin “Focus” hatte bereits am 26.10. einen ordentlichen Artikel zum Thema.

Die verhinderte Wundercreme wird schon Mitte November zu kaufen sein gleichzeitig kommt das begleitende Buch des Doku-Autors Martens heraus. Am Tag nach der TV-Ausstrahlung war das Werk ein Amazon-Topseller, beim zukünftigen Salbenhersteller „laufen die Telefone heiß“. Also doch ein Happy End? Für Patienten, die darauf hereinfallen, wahrscheinlich nicht.

Umfrageergebnisse: Gesundheitsinformationen im Internet

Trichter_InformationenDie Umfrage des Ausschusses Dringende Probleme zeigt deutlich: Im Internet sucht die Mehrheit der Menschen nach Gesundheitsinformationen. Einzelne Portale spielen dabei jedoch nur eine kleine Rolle.

Bayer will Transparenz
Das Pharmaunternehmen Bayer Vital sieht sich ebenfalls in der Pflicht zu informieren. Geschäftsführer Hans-Joachim Rothe räumte ein, die Pharmaindustrie habe in der Vergangenheit zu wenig transparent gemacht, welche Patientengruppen sie finanziell unterstütze. Firmen müssten dazu gezwungen werden, solche Angaben offenzulegen. Sein Unternehmen werde ab dem Sommer im Internet darüber Auskunft geben, mit welchen Summen es Patientenorganisationen unterstütze und welchen Projekten das Geld gewidmet sei. Noch stärker als bisher müssten Pharmafirmen in ihren internen Abteilungen zwischen Werbung und der Vermittlung von Informationen trennen: “Man kann das nicht in einer Hand lassen. Die Gefahr des Missbrauchs ist sehr groß.”

Quelle: FTD.

Es bewegt sich was. Das wird eine lange Liste werden, ein paar Beispiele:

Deutsche Kontinenzgesellschaft.
Deutscher Diabetiker Bund.
Deutsche Lungenstiftung.
Interessengemeinschaft Hämophiler.
Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe.
Pulmonale Hypertonie e.V..
Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft.
Deutsche Herzstiftung.

—
Und wenn sich der Erfolg einstellt, gibt es Incentive-Reisen nach Südafrika und Mittelamerika für die Vertriebsmitarbeiter.

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