Paracetamol

Paracetamol? Ist ein Schmerzmittel. Viele Schmerzpatienten glauben allerdings nicht an seine Wirkung. An irgendeine Wirkung. “Fieberzäpfchen für Kinder?” sagen sie ungläubig “das soll mir helfen?”

Aber Paracetamol wirkt. Manchmal wirkt es sogar tödlich.

Sie war Krankenschwester, jung, Anfang 20. Sie hatte Unterbauchschmerzen. Wie jeden Monat. Dagegen nahm sie eine Paracetamol-Tablette. Bald wurde ihr übel und schwindelig. Sie kollabierte, als der Notarzt an der Tür klingelte. Bevor Sie das Bewußtsein verlor, konnte sie noch erklären. Der Blutdruck sackte ab. Anaphylaktischer Schock. Beatmung, Herzdruckmassage, Katecholamine, Kortison. Von ihrer Wohnungstür bis zur Ambulanz. Sie war so instabil, daß die Reanimation im RTW fortgeführt wurde. Fast drei Stunden lang. Erfolglos. Sie starb am späten Nachmittag, vier Stunden nach der Paracetamol-Einnahme.

Was sie dem Notarzt erklärt hatte? Daß sie allergisch gegen Paracetamol war. Das stand sogar in ihrem Allergieausweis. Vor ein paar Monaten war es ihr schon mal so ähnlich gegangen, nach einer Paracetamol. Da hatte sie es testen lassen. Hatte sie gehofft, die Tablette trotzdem gut zu vertragen?

Seither verordnet der Arzt Medikamente noch ein bisschen zurückhaltender.

Auch Paracetamol.

Montag früh um neun

Montag früh um neun: “Nicht ansprechbare Person auf Baustelle!” Der Notarzt fand einen älteren Bau-Arbeiter am Boden einer Baugrube: Zitterig, verwirrt, verängstigt, offensichtlich postiktal. Was war passiert?

Der Mann war monatelang arbeitslos gewesen und hatte heute morgen endlich wieder einen Job auf der Baustelle begonnen. Nüchtern. Denn in den Monaten der Arbeitslosigkeit hatte er anscheinend durchgehend getrunken. Auch morgens.
Den neuen Job nüchtern angetreten, in den Alkoholentzug gerutscht, gekrampft. Alkohol-Entzugs-Krampf nennt man so was. Jetzt benommen aber unruhig nach dem Krampfanfall. Der Notarztwagen brachte den armen Kerl in die Neurologie.

Keine zwei Stunden später: PKW-Unfall im selben Stadtteil. PKW vor Laterne, auf gerader Strecke. Ursache nicht ersichtlich, Fahrer nicht ansprechbar. Aber bekannt. Und postiktal. Wieder. Die Braunüle steckte noch im Handrücken. Was war passiert?
Der Mann war schnurstracks aus der Neurologie entfleucht und hatte versucht, den Heimweg mit seinem Auto zu meistern. Zweiter Krampanfall. Diesmal Chirurgie.

Solche Dinge kommen vor, Montag früh um neun.