Meine Reiseapotheke für Kinder. Der 3-Fragen-Check.

Die Urlaubszeit steht vor der Tür, und damit auch wieder einmal die Frage: was packe ich für meine Kinder in die Reiseapotheke?

Du fängst an zu überlegen, was im Urlaub alles passieren könnte und für welchen Fall der Fälle du vorbereitet sein möchtest. Die Liste wächst und wächst, und schließlich schleppst du die Reiseapotheke in einem Extrakoffer mit, den du hinterher ungeöffnet wieder mit nach Hause nimmst.

Auch gut wenn nichts passiert ist.  Aber eigentlich wollen wir doch lieber unnötigen Ballast und Kosten vermeiden…

Daher verrate ich dir hier einmal, wie ich meine Reiseapotheke verkleinert habe, worauf ich auf keinen Fall verzichten würde, und was ich inzwischen zu Hause lasse.

Das mit dem Extrakoffer war kein Witz. So sah es bei mir jahrelang aus, wenn ich in den Sommerurlaub gefahren bin (nach Frankreich, nicht etwa auf eine einsame Insel…).

Ok, als Ärztin wird man natürlich auch im Urlaub um Rat gefragt. Und so habe ich dann auch mein Stethoskop dabei und das Lämpchen mit dem ich in die Ohren gucken kann und ein Blutdruckmessgerät, und dann natürlich noch einige verschreibungspflichtige Medikamente, die ich eh zu Hause habe…wäre ja doof wenn man die jetzt ausgerechnet nicht dabei hätte…und so weiter.

Nach und nach habe ich dann immer weniger mitgenommen.

Welche Medikamente kann ich zu Hause lassen?

 

Dazu stelle ich folgende 3 Fragen:

 

1. Welche Medikamente brauche ich im Falle des Falles sofort?

Was nicht dazu gehört, kann ich auch zu Hause lassen oder bei Bedarf noch im Urlaub besorgen.

Das betrifft zum Beispiel Medikamente für Kinder gegen Durchfall. Durchfall ist unangenehm, klar, und kann im Verlauf auch gerade bei kleineren Kindern eine ernstere Sache werden. Aber Durchfall ist kein Notfall. Das bedeutet: Ich muss meinem Kind nicht beim ersten Durchfall direkt ein Medikament verabreichen. Wenn es schlimmer wird, kann ich im Zweifel noch immer (in Ruhe) zum Arzt oder zur Apotheke fahren.

Bei Säuglingen oder Kleinkindern sowieso. Hier würde ich nicht einfach ein Medikament geben, sondern lieber einmal einen Arzt draufschauen lassen.

Damit komme ich direkt zur zweiten Frage, die ich stellen würde:

2. Welche Medikamente sollte ich nicht einfach „blind“ geben (also ohne Untersuchung)?

Dazu zähle ich zum Beispiel „Hustensäfte“. Husten bei einer „normalen“ Erkältung ist kein Notfall, und du brauchst hier auch nicht unbedingt einen Hustensaft.

Und wenn es sich bei dem Husten um eine ernstere Erkrankung handelt (Lungenentzündung, Asthma usw…) sind Medikamente nötig, die verschreibungspflichtig sind und wo ohnehin ein Arzt die Lunge abhören sollte. (Ausführlichere Infos dazu findest du hier: „So lange Husten,…“ und „Gibt es ein Zaubermittel gegen Husten?„.)

Ein anderes Beispiel zu „nicht blind verabreichen“ sind Fieberzäpfchen für Säuglinge. Auch im Urlaub gilt: wenn ein Baby Fieber hat, sollte es untersucht werden.

„Fieberzäpfchen“ würde ich immer mitnehmen, besonders aber weil sie gegen Schmerzen helfen (man könnte sie auch Schmerzzäpfchen nennen…). Wenn es sich nicht um Schmerzen handelt sondern um Fieber, und dein Kind ist ansonsten in gutem Zustand, brauchst du nicht direkt ein Zäpfchen zu geben, sondern hast genug Zeit, um in Ruhe zum Arzt zu fahren.

Und schließlich die Frage:

3. Muss ich bei Beschwerden unbedingt ein bestimmtes Medikament nehmen, oder gibt es eine Alternative, zum Beispiel ein Hausmittel, das mir gut hilft?

Oft hilft schon wärmen (z.B. leichtere Ohrenschmerzen) oder kühlen (z.B. Insektenstiche), man braucht auch nicht für jedes Körperteil ein eigenes Schmerzmittel, und Erkältungen und Co. gehen auch ohne spezielle Medikamente weg.

Anhand der drei Fragen kannst du deine Reiseapotheke überprüfen.

Vielleicht kannst du so schon ein paar Dinge aussortieren. Betrachte die Fragen dabei bitte nur als Entscheidungshilfen.

Denn vielleicht sagst du: ich kenne mein Kind gut, ich weiß was ich ihm gebe und habe lieber alles dabei. Ich habe genug Platz, um alles mitzunehmen was ich brauche. Es macht mir nichts aus, Geld für Medikamente auszugeben, die ich vielleicht nicht brauche. Mir ist lieber, wenn ich alles da habe, wenn ich meine vertrauten Medikamente bei mir habe und ich nicht extra in eine Apotheke fahren muss.

Kann ich auch verstehen.

Ich persölich finde es immer schön, möglichst wenig Ballast mitzunehmen.

Und so kommt die Gegenfrage, wenn ich alles aussortiert habe, was für mich unnötig ist:

Was nehme ich denn nun mit?

Welche Dinge in die Reiseapotheke für meine Kinder gehören, liste ich dir hier einmal auf. Dabei gehe ich einmal von unserem „ganz normalen“ Frankreich-Sommerurlaub aus (keine Tropen etc…) und ich zähle jetzt nicht die Dinge auf, die ich als Ärztin extra dabei habe.

  • Schmerzmittel (auch gegen Fieber wirksam, also Paracetamol oder Ibuprofen)! (Überleg dir hier gut in welcher Form: akzeptiert dein Kind noch Zäpfchen? Achtung: die vertragen keine Hitze!)
  • Fieberthermometer
  • Desinfektionsmittel für Wunden
  • Pinzette (zur Entfernung von Splittern oder Zecken)
  • Verbandmaterial (Pflaster, Wundkompressen, elastische Binden usw.)
  • Nasentropfen (Schnupfen ist zwar auch kein wirklicher Notfall, aber wenn mein Kind nachts ankommt und wegen verstopfter Nase nicht schlafen kann, fahre ich ungern noch in die Apotheke… Außerdem würde ich Nasentropfen empfehlen, wenn du mit dem Flugzeug unterwegs bist, denn bei verstopfter Nase kann es Probleme mit dem Druckausgleich geben)
  • Mittel zum Schutz vor Insekten(stichen) (ein Mückennetz für die Nacht kann auch sehr hilfreich sein)
  • Mittel gegen Juckreiz/allergische Reaktionen (z.B. Stiche) zum Einreiben und zum Schlucken
  • Mittel gegen Übelkeit (sonst übersteht mein Sohn die 12-stündige Autofahrt nicht…)
  • Sonnenschutz (falls man das unter „Apotheke“ fassen möchte… ich erwähne es einfach mal)

Worauf ich gerne verzichte:

Mittel gegen Durchfall oder Verstopfung, Hustensaft, Halsschmerztabletten, Erkältungsmittel, Ohrentropfen und sicher noch einiges, das mir gerade nicht einfällt.

Schließlich noch weitere allgemeine Tipps für die Kinder-Reiseapotheke:

 

  • Wenn ein Kind wegen chronischer Erkrankung ständig Medikamente einnehmen muss, dürfte es selbstverständlich sein, dass diese in die Reiseapotheke (und zwar ins Handgepäck) gehören.
  • Kinder, die zu Fieberkrämpfen oder zu Pseudokrupp neigen, haben üblicherweise auch Medikamente dagegen zu Hause, die mitgenommen werden sollten.
  • Einpacken würde ich auch Impfausweis und andere medizinische Informationen, die wichtig sein könnten, falls das Kind ärztlich versorgt werden muss (Vorsorgeheft/Entlassbriefe nach stationärem Aufenthalt usw.).
  • Vor der Reise noch einmal überprüfen, ob für das Reiseland bestimmte Impfungen oder andere Vorbeugemaßnahmen gegen Erkrankungen empfohlen werden.
  • Bei Säuglingen ist die Reiseapotheke eher klein – für viele verwirrend klein. Denn hier gilt wie gesagt: lieber eher ärztlich untersuchen lassen. Schmerz-/Fieberzäpfchen und Nasentropfen kann man einpacken (Nasentropfen aber bitte sehr zurückhaltend verwenden, z.B. bei verstopfter Nase vor dem Fliegen), Cremes gegen wunden Po (evtl. auch gegen Pilz) sind sicher auch sinnvoll.
  • Im Flugzeug kann es hilfreich sein, das Baby beim Starten und Landen zu stillen (so wie größere Kinder Kaugummi kauen können, um den Druckausgleich zu erleichtern)

Ich merke gerade, dass ich diesen Artikel noch seitenweise weiterschreiben könnte. Ich könnte auf jede Erkrankung einzeln noch genauer eingehen (schon allein das Thema Durchfall bzw. Magen-Darm-Infekt wäre noch einmal eine Extraseite)…

Aber das würde dann doch den Rahmen sprengen. Das Thema ist ja auch nur „Reiseapotheke“. Zu einigen der Punkte wie Fieber, Zecken und Ohrenschmerzen findest du bei mir eigene Artikel. Weitere folgen.

Bis dahin wünsche ich jetzt erst einmal einen schönen Urlaub und eine Rückkehr mit unbenutzter Reiseapotheke.

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