Kann ein IT-basiertes AMTS – Systeme die Patientensicherheit im Krankenhaus erhöhen?

Ein Beitrag von Jürgen Bieberstein, Director Access Hospital, Pfizer Deutschland GmbH, Berlin.

Jürgen Bieberstein

Jürgen Bieberstein
Director Access Hospital der Pfizer Deutschland GmbH, Berlin

Fehler bei der Arzneimitteltherapie sind nach Infektionsgefahren für Patienten im Krankenhaus das größte Risiko. Dabei hat die Arzneimitteltherapie eine hohe Relevanz, da fast jeder Patient im Krankenhaus innerhalb seiner Therapie Medikamente erhält. Etwa 35% aller patientenschädigenden Ereignisse im Krankenhaus sind Fehler bei der Arzneimitteltherapie.

Hinzu kommt, dass in den Industriestaaten, laut WHO, bis zu 10% aller Krankenhausaufnahmen auf unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen zurück zu führen sind. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) schätzt, dass rund 300.000 Krankenhausaufenthalte pro Jahr durch Wechselwirkungen von Arzneimitteln bedingt sind.

Es stellt sich die Frage, wie diese Fehler vermieden bzw. reduziert werden können.

Der erste Schritt zur Fehlerbeseitigung ist  die Ursachenanalyse. Die Ursachen für Fehler bei der Arzneimitteltherapie sind allerdings sehr vielfältig und komplex. Beispielsweise erhöht der medizinische Fortschritt die Komplexität der Diagnostik und Therapie. Dies ist unter anderem an der Zunahme multimorbider Patienten, die häufig mit einer hohen Anzahl verschiedener Medikamente versorgt werden, zu erkennen. Hinzu kommt die Leistungsverdichtung in den Kliniken in Kombination mit dem Mangel an Fachkräften. Einerseits  wurden bereits in den letzten Jahren in vielen Kliniken Systeme wie CIRS (Critical Incident Reporting System) zur Fehlervermeidung implementiert. Anderseits muss im Zuge dessen auch an einer entsprechenden Fehler- bzw.  Sicherheitskultur gearbeitet werden.

Insgesamt ist der Arzneimittelversorgungsprozess im Krankenhaus sehr umfangreich. Häufig agieren die Beteiligten nicht im Gesamtprozess sondern in Einzelstrukturen. Deswegen können z.B.   Versorgungsbrüche an Schnittstellen innerhalb des Klinikums und auch an den Sektorengrenzen auftreten. Daher wäre ein koordiniertes Prozessmanagement, im besten Falle sektorenübergreifend, als zielführend anzusehen.

Wir setzen uns dafür ein, Systeme zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Kliniken zu entwickeln und zu etablieren. Im Zuge dessen haben wir das Projekt „Prozessorientiertes Arzneimittelmanagement im Krankenhaus“ ins Leben gerufen. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen zwei spezialisierten IT-Anbietern, einem Krankenhaus  und Pfizer. Es soll dazu beitragen, die Qualität der Versorgung zu optimieren und im Speziellen die Patientensicherheit bzw. Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen. Dies wird beispielsweise erreicht durch die Reduzierung bzw. Vermeidung von:
•    Doppelverordnungen
•    Dosierungsfehlern oder
•    Applikationsfehlern

Wie kann das Projekt „Prozessorientiertes Arzneimittelmanagement im Krankenhaus“ zur Fehlerreduzierung beitragen?

Die Ansätze zur Verringerung von Fehlern sind genauso komplex wie die Ursachen für deren Entstehung. Studien aus dem Ausland belegen, dass beispielsweise der Einsatz der elektronischen Patientenakte, die Nutzung einer Verordnungssoftware sowie die Versorgung mit Unit-Dose die Sicherheit in der Arzneimittelversorgung erhöhen. In dem Projekt werden  die elektronische Patientenakte, eine Verordnungssoftware und die Entwicklung von elektronischen Arzneimitteltherapieschemata  in ein Computersystem integriert, in der Praxis getestet und weiterentwickelt.

Wir sind optimistisch, dass wir mit diesem Prozessmanagement-Tool einen weiteren Schritt zu mehr Patientensicherheit gehen und damit die Qualität  im Krankenhaus und an den Schnittstellen erhöhen werden.

Ihr Jürgen Bieberstein

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