Ziemlich viele Leichen – oder: wie anno dazumal belästigt wurde

Es war einmal eine schöne junge Frau.
Oh wie appetitlich und lecker, dachte sich der Fürst, die würde ich gerne mal vernaschen! Nicht gleich heiraten: nur mal so einfach so zwischendurch vernaschen!
Natürlich wollte sie nicht. Also, nicht, dass er sie gefragt hätte, er wusste ja, was sie gesagt hätte, und unnötige Worte mit Frauen sind sowieso überflüssig.
Aber der Fürst war schließlich Fürst und hatte also seine Mittel und Wege. Das Mittel war Herr Fiesewicht, der Mann fürs Grobe und der Weg war… naja, und der hat das dann mal so geregelt, also, es wurde halt ein wenig herumgeballert (Moment, damals gab es ja noch gar keine Schusswaffen!) und nachher waren ziemlich viele Menschen tot.
Die schöne Frau wollte immer noch nicht, aber der Fürst war jetzt kurz vorm Ziel. Doch er hatte die Rechnung ohne den Herrn Papa gemacht: Niemals wirst Du es schaffen, die Ehre meiner Tochter…. und so weiter, sagte der und erdolchte sein Kind. Dankeschön fürs Erdolchen, sagte die Kleine noch vorm Erdolchtwerden, ist besser so, denn auf dem Heiratsmarkt hätte ich eh keine Chance mehr gehabt!
….das ist, kurz zusammengefasst, der Inhalt der Verginia-Legende, die man sich schon vor über zweitausend Jahren bei den alten Römern erzählte. Im 18. Jahrhundert hat Lessing die Story zu seinem Drama “Emilia Galotti” verarbeitet.
Dass da irgendwas schief gelaufen ist, hat man schon vor zweitausend Jahren kapiert:
Die unschuldige Frau tot, der Vater zwar lebendig, aber mit einer furchtbaren Schuld (ziemlich bald wird er vor einem Gericht stehen und die waren damals ja nicht gerade zimperlich!) und der fiesewichtigste Fiesewicht ist lebendig.
Wie würde die Geschichte wohl heutzutage hierzulande ausgehen?
Vermutlich wäre nacher niemand tot und der Fiesewicht hätte sich zu Recht eine dicke Backpfeife eingefangen.
Aber wenn er er lieb gefragt, ein bisschen charmant geflirtet und ein dickes Auto gefahren hätte, dann wäre die schöne Frau ja vielleicht sogar mitgegangen. Aber möglicherweise hätte sie ihm dann am nächsten Morgen den Laufpass gegeben, wer weiß…

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