Seit gestern betreut das UKE, in dem ich ja seit Wochen rumliege, einen mit Ebola infizierten Arzt aus dem Senegal, und angesichts mehr als 200 angesteckten WHO-Mitarbeitern dürfte er nicht der letzte bleiben. Was mich aber wirklich beruhigt ist, dass die behandelnden Ärzte hier die Finger von irgendwelchen ungetesteten Wundermedikamenten wie dem ominösen Antikörpermix ZMapp lassen. Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist bisher nicht so sehr ene medizinische Krise, sondern eine politische. Die Seuche könnte die betroffenen Gesellschaften um Jahre zurückwerfen und sogar neues Chaos auslösen. ZMapp und ähnliche Mittelchen sollen nicht nur die Kranken retten, sondern ganze Gesellschaften. Aber das hat mit Medizin nichts mehr zu tun, und auch therapeutisch macht ZMapp nicht so wahnsinnig viel her.
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Darf Satire? – Sie muss!
Die meisten Leser haben es richtig erkannt, der einfache Vorschlag, den ich am Nikolaustag in diesem Blog veröffentlichte, ist eine Satire. Auch nicht irgendeine, sondern meine Übersetzung aus dem Englischen des Modest Proposal, das Jonathan Swift 1729 als Reaktion auf die Walpole-Ära und die gewollte Verarmung der irischen Bevölkerung veröffentlichte. Außerdem war es ein kleines Experiment.
Ergebnisse der Umfrage zur Stigmatisierung von Pflegenden in der Psychiatrie
Erinnert Ihr Euch, dass Ihr an dieser Umfrage teilgenommen habt? Es ging um die Frage, ob Pflegekräfte, die in der Psychiatrie tätig sind, selbst gegenüber in der Somatik tätigen Pflegekräften stigmatisiert werden. Ob also praktisch etwas von dem Stigma, das psychisch Kranke immer noch gegenüber körperlich Kranken zu haben scheinen, auf die in der Psychiatrie […]
Händewaschen kann nie schaden…
In dem am 4. Oktober in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschienenen Interview mit dem Virologen Albert Osterhaus äußerte dieser sich noch einmal über das Ausmaß und den richtigen Umgang mit der bisher noch relativ moderat verlaufenden Schweinegrippe. Osterhaus` Team entdeckte unter anderem den H5N1 Virus als neuen Grippevirus und den Sars-Erreger. Zu Beginn der letzten Woche – am Tag der Freigabe der Grippe-Impfstoffe- hielt Osterhaus einen Vortrag über das H1N1-Virus an der Berliner Charité.
Auszüge aus dem Interview:
FAZ: Ist es also sinnvoll, große Vorräte an Antigrippemitteln anzulegen?
Osterhaus: Ja. Und außerdem einen flexiblen Ansatz für Pandemie-Impfstoffe zu verfolgen, die in Europa jetzt mit sogenannten Adjuvantien vorhanden sind….Ungünstig ist…dass jeder der 27 EU-Staaten anders vorgeht.
…Unwahrscheinlich ist, dass sich H1N1 einfach in Luft auflöst. Es gibt 3 mögliche Szenarien. Zum einen könnte H1N1 in Europa…die anderen Grippeviren verdrängen. Ob es dann seine milde Form behält ist nicht sicher. ..Das..Virus muriert vielleicht, wird aggressiver …oder entwickelt Resistenzen gegen die Medikamente. Auch kann ein Reassortment auftreten..
Zu den Risiken des Impfens:
Ich…halte diese Vakzine für effektiv und sicher. Das sind registrierte Wirkstoffe, sie befinden sich nicht mehr im Experimentierstadium. Typische Impfreaktionen sind nichts im Vergleich zu einer Influenza.
… Wer dann rückblickend die Wahl hätte, würde sich impfen lassen.
FAZ: Gegenüber der Molekularmedizin wirkt die Empfehlung "Händewaschen fast hilflos veraltet.
Osterhaus: Tatsächlich sind die genauen Infektionswege nicht völlig bekannt. Wir wissen, dass sich die Influenza beim Händeschütteln übertragen kann, wie auch mein Schnupfen. Gegen diesen Rat ist also nichts einzuwenden, obwohl ich das nicht für einen sehr wichtigen Aspekt halte…
Das Computerspiel The Great Flu auf der Webseite des Virologen simuliert Konsequenzen bestimmter Entscheidungen:
Quellen:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 4. Oktober 2009: Händewaschen kann nie schaden. Ein Gespräch mit dem Virologen Albert Osterhaus über Schweinegrippe und andere Infektionen.
www.thegreatflu.nl
www.virology.nl