Ein Bericht von Nina Elsner über ihren Einsatz in Buda auf den Philippinen
Diese Woche begann mit einem Festumzug durch Buda, gefeiert wurde der 26. Jahrestag der Gründung Budas. Auf Empfehlung unserer einheimischen Mitarbeiter standen wir morgens um 7 Uhr vor Dienstbeginn an der Hauptstraße. Zu sehen gab es erst mal nicht viel, alles schien noch recht verschlafen zu sein. Aber nach und nach kamen immer mehr festlich gekleidete Kinder auf die Straße, einige mit Nikolausmützen, andere in glitzernden Cheerleader-Kostümen. Um 8 Uhr gab es schließlich den Startbefehl und eine Art Schützenumzug setzte sich in Bewegung, einmal die Hauptstraße hinunter quer durch Buda. Auch das Team des German Doctors Krankenhauses war mit ein paar Kollegen vertreten. Da alle Einwohner Budas auf der Straße und niemand im Krankenhaus war, konnten wir auch noch einen Moment an diesem Festumzug teilnehmen. Am Nachmittag gab es Musikprogramm am Covered Court, jede Menge Karaoke, die laut und teilweise recht schräg zu uns in die Klinik schallte.
Der Arbeitsalltag läuft mittlerweile recht routiniert, die englischen Fachbegriffe sitzen, ich weiß, bei welchen Anordnungen ich persönlich hinterher sein muss und was von alleine funktioniert. Neben den weiterhin üblichen 50 Luftwegsinfekten pro Tag, bei denen ich deutlich häufiger als zu Hause ein Antibiotikum verordne, gab es diese Woche auch ein paar Herausforderungen. Einem erst zwei Monate alten Baby mit Schnupfen hatte die Mutter zu Hause eine Dampfinhalation über einem Wasserkessel angedeihen lassen wollen, dabei war der Kessel umgekippt und hatte dem Baby das Gesicht verbrüht. Statt mit kaltem Wasser zu kühlen, hatte die Mutter Zahnpasta auf die Verbrühung geschmiert und kam mit der ziemlich verschmutzten Wunde in die Notaufnahme. Nach Reinigung in Kurznarkose und regelmäßigem Verbandwechseln heilt die Wunde mittlerweile erstaunlich gut.
Bei notwendigen Verlegungen oder Überweisungen zur Diagnostik nach Davao wird immer wieder die große Armut unserer Patienten deutlich. Ein elfjähriges Mädchen mit lautem Herzgeräusch und Leistungsschwäche braucht eine Echokardiographie, die Mutter verweigert unter Tränen die Verlegung, da sie das Geld für die Verpflegung dort nicht aufbringen kann… Es braucht einige Telefonate und Organisation bis wir schließlich doch eine gute Lösung finden. Ein anderes Kind, erst neun Monate alt, kam heute früh in kritischem Zustand mit schwerer Lungenentzündung, Anämie und einem komplizierten Fieberkrampf in die Notaufnahme. Nach intensiver Primärversorgung bleibt meine Einschätzung der Situation bedrohlich. Ich möchte das Kind lieber auf einer Intensivstation sehen, aber die Eltern lehnen ab. Bevor sie nach Davao gehen, wollen sie lieber wieder nach Hause. Schließlich nehmen wir das Kind hier bei uns auf und versuchen alles, was technisch möglich ist. Die Eltern wollen beten, dass wir es schaffen… Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihre Einstellung zu akzeptieren.
Fazit nach Woche zwei: Ich werde nie wieder glauben, ich hätte viele Patienten im Dienst gesehen, wenn die Zahl nicht deutlich über 80 geht. Niemand sollte meinen, ein Einsatz mit den German Doctors hätte irgendwie etwas mit Urlaub zu tun…
Einsortiert unter:Allgemein Tagged: Buda, Kinder, Krankenhaus, Lebensbedingungen, Philippinen