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Diabetes-Apps: Wie kommen sie an, wie werden sie genutzt?
Es gibt viele Erwartungen, große Hoffnungen, wenig Gesichertes: Diabetes-Apps scheinen etwas zu bewirken, wengisten in der Kurzzeitanwendung gibt es Belege dafür. Sie können Diabetiker z. B. dazu bewegen, ihren Blutzucker häufiger zu messen (1). Wie lange der Effekt anhält, kann niemand sagen, Langzeitstudien fehlen.
Wie groß sind die Hürden in der Anwendung von Diabetes-Apps (Usability)?
- Bieten Diabetes-Apps viele verschiedene Unterstützungsfunktionen, werden sie schnell kompliziert in der Anwendung und überfordern die Nutzer, können die Apps zu wenig, dann bezweifeln die Nutzer den Wert der Apps und verlieren ebenfalls das Interesse (2). Eine Crux
Wie lange und wofür werden Diabetes-Apps genutzt?
- Nicht nur für Diabetes-Apps, sondern grundsätzlich scheint das Interesse der Nutzer an Apps schnell nachzulassen, insbesondere, wenn der Aufwand z. B. zum Führen eines Ernährungs- oder Diabetes-Tagebuch zu große wird. Mahlzeiten einfach abfotographieren, und die App analysiert die Kalorien und die Nährstoffe, das wäre eine feine Sache. Und tatsächlich wird daran mit Hochdruck gearbeitet.
- Besseren Support für die App-Nutzer – ist das die Lösung für mehr Akzeptanz in der Langzeitnutzung? Auch wenn man sich z. B. bei Senioren sehr viel Mühe gibt, eine App intensiv erklärt und für die Studiendauer eine Hotline einrichtet, bleibt es schwierig. Die App-Nutzer legen die App wieder beiseite und organsisieren ihren Alltag nach der Studie – ganz ohne App, auch wenn sie in der Nachbefragung angeben, die App sei hilfreich (3).
Was halten Diabetiker von Apps?
Um besser zu verstehen, wie Diabetiker in Deutschland Apps nutzen, bzw. was sie an der Nutzung hindert, lässt die Initiative Präventionspartner, diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und die Pädagogische Hochschule Freiburg, Gesundheitspädagogik betroffene Typ 1 und Typ 2 Diabetiker zu Wort kommen.
In einer anoymen Online-Befragung (DiMAPP = Diabtes-Management mit APPs) können Diabetiker bis zum 15. Februar 2016 ihre Erfahrungen und Erwartungen einbringen, um Verbesserungspotentiale aufzuzeigen und Verantwortlichen in Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft wertvolle Handlungsimpulse zu geben.
Die Ergebnisse der DiMAPP-Online-Befragung werden wissenschaftlich ausgewertet und sollen beim Diabeteskongress 2016 vorgestellt werden.
Alle, die als Diabetiker (Typ1 und 2) an der Studie teilnehmen und alle, die bei der Gewinnung von Teilnehmern mithelfen, z. B. durch einen Hinweis auf die Studie und einen Link auf ihrer Website, erhalten den Abschlussbericht der Befragung. Als Dankeschön gibt es neben den Ergebnissen der Befragung auch eine Übersicht unabhängiger App-Tests, z. B. von Diabetes-Tagebuch-Apps, Blutdruck-Apps, Pollen-Apps, Entspannungs-Apps, die Studienteilnehmer anfordern können.
Weiter zum Online-Fragebogen: DiMAPP für Diabetiker Typ 1/2
Hintergrundinformationen zur Befragung
Quellen:
- Goyal S, Cafazzo J. (2013). Mobile pohne Health apps for diabetes management: Current evidence and future development. QJ Med 2013, 106: 1067-1069.
- Steinert et al. (2015). Nutzerverhalten einer Gesundheitsapplikation zum Selbstmonitoring von Senioren. Präv Gesundheitsinformation. DOI: 10.1007/s11553-015-0510-5
- Scheibe M et al. (2015). Acceptance Factors of Mobile Apps for Diabetes by Patients aged 50 or oder: A qualitative study. Medicine 2.0 2015;4(1):e1 doi:10.2196/med20.3912
Wie stelle ich ein Rezept aus – Anno 1936 (7)
Aus dem Buch Rezeptierkunde – Leitfaden zum Verschreiben und Anfertigen von Rezepten von Prof. Dr. Med T. Gordonoff
Das hatten wir schon:
Wie stelle ich ein Rezept aus – anno 1936 (1) Einleitung
Wie stelle ich ein Rezept aus – anno 1936 (2) Zusammenarbeit mit Apotheken
Wie stelle ich ein Rezept aus – anno 1936 (3) – wie sieht das Rezept aus?
Wie stelle ich ein Rezept aus – anno 1936 (4) – Anwendung und lateinische Formulierung
Wie stelle ich ein Rezept aus – anno 1936 (5) – Dosierungsangaben und Aufschreiben von Arzneistoffen / Spezialitäten
Wie stelle ich ein Rezept aus – Anno 1936 (6) – wie finde ich die richtige Dosierung
und heute: Spezielle Dosierung bei Schwangeren und Kindern
Bei schwangeren Frauen denke man daran, dass die meisten Arzneien auch auf den Fötus übergehen. Auch bei stillenden Frauen ist es besser, tunlichst jede Arzneimedikation zu vermeiden, denn viele Arzneien gehen in die Milch über.
Bei Frauen und Greisen pflegt man überhaupt mit der Dosis herunterzugehen.Durch die Einnahme der Arznei in verzettelter Dosis (dosis refracta) kann die Wirkung gesteigert werden (Bürgi), so dass man zuweilen mit kleineren Mengen auskommen kann …
Prof. Dr. Med T. Gordonoff
Aus heutiger Sicht ist das nur mehr als logisch. Wirkstoffe haben pharmakologisch gesehen 2 „Grenzen“, die man beachten muss – gemessen im Blutspiegel. Die untere Grenze ist der für die Wirkung benötigte Mindestspiegel, die obere Grenze ist der Spiegel ab dem es für den Körper giftig wird. Um zwischen diesen Grenzen zu bleiben ist es tatsächlich sinnvoll, Medikamente in mehreren (teils kleineren) Dosen zu verabreichen als einmal am Tag eine Riesen-Menge zu geben – je nach Stoff schiesst man da nämlich erst mal oben über die Toxizitätsgrenze und fällt dann – je nachdem, wie schnell das abgebaut wird – mehr oder weniger rasch wieder unter die Wirkgrenze.
Dann folgt ein längerer Exkurs über Die Dosierung in der Kinderpraxis.
Das Problem hier besteht noch heute: Man weiss noch immer bei vielen Medikamenten nicht wirklich, wie man die Dosieren soll – es gibt zuwenig Tests und wenig Erfahrensberichte bei den meisten.
So hinterlässt mich das Kapitel nicht viel weiser ..
Leider gibt es keinen richtigen, allgemein befriedigenden Schemata für die Arzneidosierung in der Pädiatrie. Einen gewissen Anhaltspunkt bietet das Körpergewicht …
Jung hat eine Formel aufgestellt, nach der die Menge folgendermassen berechnet werden kann:
Alter des Kindes /Alter des Kindes + 12D.h. Ist das Kind 2 Jahre alt, dann ist seine Dosis: 2/2+12 = 2/14 = 1/7
= somit 1/7 der Dosis des ErwachsenenOder man gibt dem Kind soviel Zwanzigstel von der Dosis vom Erwachsenen als das Kind Jahre zählt.
Ein 2 jähriges Kind bekommt 2/20 = 1/10 der Dosis des Erwachsenen.
Prof. Dr. Med T. Gordonoff
Man sieht schon: ein ziemlicher Unterschied. Viel mehr bringen auch die Tabellen, die er danach bringt nicht – verschiedene Ansätze, verschiedene Ergebnisse.
Von 1/8 bis 3/10 bis 1/5 der Erwachsenendosierung … alles Daten für 2 Jährige.
Und er warnt auch.
Bei der Anwendung dieser Formeln darf man aber nicht vergessen, dass das Körpergewicht und das Alter des Kindes keineswegs genügende Kriterien für die Dosierung sein können. Manche Arzneien werden vom Kinde besser vertragen als vom Erwachsenen in der entsprechenden Dosierung
…
Die folgenden Arzneien werden dem Kinde in entsprechend grösseren Dosen gegeben als dem Erwachsenen: Sulfanilamide, Avertin, Antipyrin, Natriumcacodylat, Belladonna, Bromide, Vitamin K, Vitamin D2 (Vaille Presse Medicale 1943)
Prof. Dr. Med T. Gordonoff
Es gbt aber durchaus auch das Gegenteil, auch wenn er da hier nicht darauf eingeht. Die Aufnahme und Verteilung ist beim Säugling nämlich auch anders als beim Kind und beim Erwachsenen. Der Darm ist noch anders aufgebaut, die Enzymaktivität im Körper ändert, Wasser-und Fettverteilung des Körpergewebes … es ist unglaublich komplex.
Am besten wäre es, wenn man in der Säuglings- und Kleinkinderbehandlung stets in refracta dosi ordinieren könnte. D.h. in wiederholten, tastenden kleinen Gaben bis zum Eintritt der Wirkung. Eine grosse Vorsicht ist auf alle Fälle bei der Säuglingsdosierung am Platze.
Prof. Dr. Med T. Gordonoff
Und das kann ich unterschreiben. Damit beenden wir das heutige Kapitel Rezeptierende 🙂