In Südostasien spielt sich zur Zeit eine der größten Umweltkatastrophen ab. Gewaltige Rauchschwaden machen den Menschen dort das Atmen schwer. Die Bilder in den Nachrichten mit ihren in gelblichen Smog getauchten Stadtsilhouetten sprechen Bände, aber so richtig deutlich wird das Ausmaß der Sache erst aus einer höheren Perspektive.
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Artikel von: Monsterdoc
Rezension: Notfallversorgung in Deutschland

Mit diesem Text möchte ich bei den Rezensionen etwas Neuland betreten, handelt es sich doch nicht nur um das erste bei nofame4u rezensierte Printmedium, sondern zudem auch noch um eine
wissenschaftliche (Promotions-)Arbeit.
Weder jetzt noch in Zukunft plane ich, die Bewertung von medizinischen Lehrbüchern oder Dissertationen, aber diesem Medium konnte ich mich nicht entziehen und ausserdem handelt es sich im
strengen Sinne auch nicht um ein medizinisches Werk, sondern um nicht weniger als den Versuch die Notfallversorgung in Deutschland interdisziplinär zu analysieren und sinnvolle
Änderungsvorschläge anzuregen.
Der Autor Dr. Christopher Niehues verfügt mit seiner wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung und Lehrtätigkeit auf der einen Seite und reichhaltiger persönlicher Erfahrung im
Rettungsdienst und Notaufnahmen über einen ungeschönten und multidimensionalen Blick auf die deutsche Notfallversorgungslandschaft. Traditionell herrscht eine allein medizinzentrische Sicht
weniger Meinungsbildner, die zum Teil auch recht vehement von diesen vertreten und nicht notwendigerweise immer mit ausreichender Evidenz untermauert wird. Soviel zum Hintergrund.
In den ersten Kapiteln findet sich eine doktorarbeitstypische Einleitungsstruktur, jedoch ergeben sich auch hier für den Mediziner mit Interesse an der Materie bereits interessante neue
Aspekte durch Erklärung wirtschaftswissenschaftlicher Grundlagenbegriffe wie zum Bespiel “Effizienz” oder zu juristischen Wechselbeziehungen zwischen Recht und Ressourcenknappheit.
Kernfrage der Arbeit ist, ob der gegenwärtige Nutzen der durch unsere Notfallversorgung erreicht wird, die maximale Effizienz darstellt, die mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen zu
erreichen ist, oder ob es Möglichkeiten gäbe, Teile dieser Ressourcen mit grösserem Effekt einzusetzen.
So mutet es tatsächlich etwas seltsam an, dass ein Feld, welches sicher enorme Potentiale zur Outcomeoptimierung hat, nämlich die Laienhilfe nur geringgradig bezuschusst wird, obwohl die
Erkenntnis des korrelierenden Zusammenhangs zwischen kurzen Zeiten bis zu einer Laienreanimation und einer positiven Überlebenswahrscheinlichkeit evidenzbasiert und gesichert ist. Auf der
anderen Seite werden immense Mengen institutionellen Geldes in die Aufrechterhaltung eines flächendeckenden Notarztsystems gesteckt, welches offensichtlich schon lange personalmässig nicht oder
nur unter grösster Mühe aufrechterhalten werden kann, dies alles um regional gewählte Hilfsfristen einzuhalten, die zuvor niemals evidenzgeprüft wurden.
Die Notaufnahmen werden in diesem System als zweite Stelle der systematischen Vernachlässigung identifiziert, ein Platz für den trotz steigenden Patientenzahlen bislang keine einheitlichen
strukturellen Mindeststandards und schon gar keine beruflichen Mindestanforderungen vorliegen.
Überhaupt kommt nach Lektüre der Arbeit der Eindruck auf, dass sowohl die präklinische als auch die klinische Notfallmedizin ein Gebiet ist, bei dem die Entscheidungsbefugten auf zu viele
unterschiedliche Bereiche verteilt sind und die sogenannten Experten in den aufgesplitterten Untergebieten erhebliche Partikularinteressen haben, es fehlt eindeutig die ordnende Hand von oben,
welche die Gestaltung mit unabhängigem medizinischem aber auch ökonomischen Sachverstand vornimmt.
Die Frage wie das staatliche Geld für die Notfallversorgung zu verwenden ist ist untrennbar verknüpft auch mit der Frage nach Qualifikation und Weiterbildung von ärztlichem und
nicht-ärztlichem Personal. Der Status quo mit 80-Stundenkurs für die präklinischen Notärzte wird ebenso zur Diskussion gestellt, wie die noch weit geringeren Qualifikationen im
Notaufnahmebereich, womit sich Deutschland im innereuropäischen Vergleich zunehmend selbst disqualifiziert.
Der Beruf des Rettungsassistenten gehört seiner Meinung nach durch intensivierte Ausbildung und weiterreichende Kompetenzen berufspolitisch aufgewertet und damit zukunftsfähig
gemacht.
In einigen Teilen des Textes wird auch die Verantwortlichkeit der Ärzteschaft selbst für den gegenwärtigen Status deutlich, die Fortschritte vor allem im klinischen Notfallmedizinbereich
durch Protektionismus “etablierter” Strukturen, wie zum Beispiel der Verhinderung einer eigenen Facharztanerkennung für die Notfallmedizin, verhindert.
Ziel der Denkanstösse sollte es nach Dr. Niehues’ Meinung sein, die Notfallversorgung vor allem dort zu stärken, wo mit vergleichsweise geringerem Aufwand eine grösstmögliche
Verbesserung des Outputs erzielt werden kann.
Alles in allem ist das Buch ein gelungenes Werk zum Thema mit erfrischenden fachübergreifenden Sichtweisen und schlüssigen Ratschlägen, welches sicher noch einiges an Diskussionen in der
heraufbeschwören wird. Bei einigen, der als notwendig erachteten Massnahmen (Facharzt Notfallmedizin, mehr Kompetenzen für Rettungsassistenten) ist es jedoch wohl nur noch mehr eine Frage wann
diese realisiert werden, und schon lange nicht mehr ob.
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