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Traumberuf Medizinjournalist (XVIII)
In Österreich gilt die Apotheker Krone als Print-Medium der ersten Wahl, wenn das Marketing Apotheker erreichen will. Laut Homepage “versorgt die Apotheker Krone alle ApothekerInnen Österreichs mit aktuellem pharmazeutischen Wissen auf hohem Niveau”. Qualitätsjournalismus könnte man interpretieren.
In der Ausgabe 1/2010 hat sich eine Doppelseite mit “probiotilka” befasst.
Sieht aus wie eine üblicher Aufmachung. Artikel, Infokästen Literaturliste. Für den Bericht zeichnet sich eine Redakteurin persönlich verantwortlich. Am Ende eine Werbeanzeige – der Verlag muss auch von etwas leben. Nicht sofort fällt auf, dass der Aufhänger ein Symposium einer Fachgesellschaft ist, die sich mit probiotischer Medizin beschäftigt. Gründerin und Präsidentin ist die Dame auf dem Foto in der Anzeige. Beim Medienpartner “Krone Gesund” schreibt sie Kolumnen als Expertin für Darmgesundheit.
Der Inhalt ist eine Sammlung von Erkenntnisse z.B. aus einer Anwendungsbeobachtung von dem zufällig in der Anzeige beworbenen Produkt oder den Resultaten eines Tagungsbeitrags zu einer Studie für ein in der Entwicklung befindliches Produkt des Herstellers des zufällig in der Anzeige beworbenen Produkts.
Beim näheren Hinsehen fällt rechts unten ein kleiner quer gesetzter Schriftzug auf.
Mit gesunden Augen oder angepasster Sehhilfe lässt sich entziffern: “Entgeltliche Einschaltung”.
Glück gehabt, doch Qualitätsjournalismus.
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Bei Krone Gesund sieht das dann so aus:
Ist ja auch keine Qualitätspresse.
“Psycho?Logisch!”
Dr. Volker Kitz & Dr. Manuel Tusch, “Psycho?Logisch!”, ISBN 3453601793, Heyne Verlag, 288S., 8,99 € Wie ticken Menschen? Das wissen Sie nicht wirklich? Nützliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie trägt hier das Autorenpaar Kitz/Tusch in einem sehr vergnüglich zu lesenden Band zusammen. Dr. Kitz und Dr. Tusch haben beide Psychologie studiert, Dr. Kitz arbeitet auch noch als […]
Bei medizinischen Informationen gibt es NIX umsonst
Der Druck der Pharmaindustrie auf die Fachverlage, bei Veröffentlichungen die Interessen der Anzeigenkunden zu berücksichtigen ist bekannt. Jedoch fehlte bisher in Deutschland eine strukturierte Analyse des Problems. Zwei Wissenschaftlerinnen der Uni Göttingen haben sich in einer noch unveröffentlichten Dissertation des Themas angenommen und erste Ergebnisse im Septemer bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) vorgestellt.
Die Journalistin Rosemarie Stein berichtet in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift der Berliner Ärztekammer “Berliner Ärzte” von dem Vortrag.
Die Forschungsfrage war: Beeinflusst die Finanzbasis einer Zeitschrift die inhaltliche Tendenz von Empfehlungen zu Pharmaka im redaktionellen Teil? Sie kann wohl mit “ja” beantwortet werden.
Die Autorinnen hatten Artikel und Anzeigen medizinischer Zeitschriften anonymisiert erfassen und von zwei unabhängigen Gutachtern, Zahnmedizinern ohne besondere Meinung zu den Arzneimitteln, bewerten lassen. Die meisten Beiträge und Anzeigen erschienen zu Sartanen und Antidiabetika. In Gratisblättern, wie der Ärzte Zeitung war war die Tendenz zu sehen, dass einseitig beschönigend berichtet wird. In keinem Beitrag wurde von irgendeinem dieser Mittel
abgeraten.