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Verwirrung um heute beginnende Schweinegrippe-Impfung in Berlin
In Berlin und und Brandenburg soll ab heute flächendeckend gegen Schweinegrippe geimpft werden. Doch scheinbar ist in Berlin nicht alles so gut organsiert , wie man vielleicht annehmen (hoffen) möchte… . So erscheinen etwa auf der Webseite der Senatsverwaltung für Gesundheit Berlin 200 Ärzte, die Imfungen vornehmen – tatsächlich können aber erst 100 Ärzte ab heute impfen, da der Impfstoff noch nicht in allen Praxen angekommen ist. Bis zum Wochenende sollen dann jedoch alle 200 Ärzte impfen können. Anders als in anderen Bundesländern (ausgenommen Rheinland-Pfalz) wird die Organisation der A/H1N1-Imfung in Berlin nicht durch die Kassenärztliche Vereinigung, sondern durch die Senatsverwaltung für Gesundheit durchgeführt – nachdem die Vertreterversammlung der KV Berlin Anfang Oktober "einem Eckpunkte-Papier der Berliner Senatsgesundheitsverwaltung zur Umsetzung der für Ende Oktober anvisierten Impfaktion nach intensiver Diskussion nicht zugestimmt." [hat] Kritisiert wurde von den Ärzten u.a. "die unzureichende Vergütung der Impfung, die unterhalb der Honorierung für eine Einfach-Impfung von 7,10 Euro nach der bestehenden Impfvereinbarung zwischen KV Berlin und den Berliner Krankenkassenverbänden liegt." (Pressemitteilung KV Berlin). Den Grund dafür, dass die Vergütung für die Impfung so gering sei, vermutet Dr. Angelika Prehn, Vorstandsvorsitzende der KV-Berlin darin, dass der Impfstoff vom Land Berlin zu teuer eingekauft wurde. Müssen Ärzte und Patienten diesen überteuerten Einkauf nun ausbaden? :
"Eine vom Bundeskabinett im August beschlossene Rechtsverordnung gibt einen Orientierungswert in Höhe von 28,- Euro für die gesamten Kosten einer Schweinegrippen-Impfung vor. „Die finanziellen Mittel für eine bessere Vergütung der ärztlichen Leistung wären somit vorhanden“, so Prehn „So wird beispielsweise in Hessen die Impfung mit 6,50 vergütet.“ Die Frage sei hier vielmehr, ob das Land Berlin nicht den Impfstoff beim Hersteller zu teuer eingekauft habe und dies nun durch niedrigere Entlohnung der Ärzte ausgeglichen werden solle. Während der Senat Berlin die Impfdosen für je rund 7,00 Euro beim Hersteller GlaxoSmithKline eingekauft habe, hätten andere Länder wie die Schweiz nur rund 5,00 Euro bezahlt. Hier solle offenbar das Geld bei den Ärzten eingespart werden, das der Pharma-Industrie geschenkt worden sei." (Pressemitteilung der KV-Berlin)
An anderer Stelle (nämlich von Seiten der Senatsverwaltung) klingt es wiederum so, als sei es überhaupt erst durch den Senat möglich, dass so viele – nämlich 200 (Im Impfkonzept war noch die Rede von 2000!) Ärzte überhaupt impfen:
"Dass in Berlin nun doch über 200 Ärzte impfen ist den Extra-Verträgen zu verdanken, die die Senatsgesundheitsverwaltung mit ihnen abschließen konnte. Im Lauf der Woche sollen es laut Senatsverwaltung noch mehr werden." (berlin.de)
bzw.:
"In Berlin gibt es rund 6500 Arztpraxen. Davon werden ab Montag, den 9. November rund 100 Impfungen gegen Schweinegrippe durchführen. In Berlin weigert sich ein Großteil der Ärzte immer noch, die Impfungen wegen ihrer Meinung nach zu niedrigen Kostenerstattungen durchzuführen." (berlin.de)
Ich selbst würde mich übrigens auch gern impfen lassen – und zwar nicht in Berlin, sondern hier in Potsdam. Eine Liste der impfenden Praxen sei – so lese ich heute in den Potsdamer Neuesten Nachrichten unter www.kvbb.de abrufbar…irgendwann:
Quellen:
www.kvberlin.de Pressemitteilung vom 22.10.2009:Honorierung der Impfung gegen Neue Grippe: KV Berlin weist Vorwürfe zurück
www.berlin.de Berliner Impfkonzept: So sollen die Impfungen gegen Schweinegrippe ablaufen
www.berlin.de Startseite der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz
www.morgenpost.de Interview Katrin Lompscher "100 Praxen starten am Montag mit Impfungen"
24 Schmerz-Apps für 23 Millionen Schmerzpatienten in Deutschland
Millionenfaches Leid erleben Schmerzpatienten täglich, weil sie viel zu spät qualifizierte Schmerzmediziner finden, weil ihnen bei akuten Verschlechterungen aufgrund langer Wartezeiten kompetente und rasche Hilfe verwehrt bleibt, weil sie es aus eigener Kraft häufig nicht schaffen, die erforderlichen Bewegungs- oder Entspannungsübungen zur besseren Schmerzbewältigung im Alltag konsequent einzubauen. Die Versorgung in Deutschland ist defizitär (1). Können Schmerz-Apps Hilfe bieten für diese Probleme von Schmerzpatienten? Die Initiative Präventionspartner hat im November 2015 das derzeitige App-Angebot analysiert.
Hier die Ergebnisse (2):
- Für die 23 Millionen Menschen, die in Deutschland an chronischen Schmerzen leiden und Hilfe brauchen, stehen derzeit 24 Schmerz-Apps (kostenlos, deutschsprachig, Google Play) zur Verfügung.
- Innerhalb eines Jahres ist das Angebot von 22 auf 24 Schmerz-Apps angestiegen, 3 Apps sind weggefallen, fünf neue Apps sind hinzugekommen.
- Die Zahl der Downloads dieser 24 Apps beläuft sich derzeit auf ca. 1 Million (min 373.00, max. 1.5 Mio)
- Die untersuchten Schmerz-Apps richten sich an Betroffene mit Kopfschmerz/Migräne (34%), Rückschmerzen (25%), Rheuma und Arthrose. Jede dritte Schmerz-App (29%) bietet Unterstützung beim Schmerzmanagement, ohne einen speziellen Anwendungsschwerpunkt zu benennen.
Schmerz-Apps geben vor, den Alltag der Betroffenen zu unterstützen und Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten. Was können diese Apps tatsächlich (2)?
- Knapp die Hälfte der Apps bietet die Möglichkeit, Schmerzstärke und -lokalisation in einem Schmerztagebuch festzuhalten (11 von 24; 46%).
- Mit jeder zweiten App (13 von 24; 54%) lassen sich Tagebucheinträge oder die Auswertung von Schmerztests graphisch auswerten sowie mit Dritten teilen, z. B. auch mit dem behandelnden Arzt.
- Knapp die Hälfte aller Apps (42%) arbeiten mit Videos, um z. B. die Durchführung von Übungen zu unterstützen.
- Mit vielen Schmerz-Apps können sich Nutzer erinnern lassen (42%), z. B. an das Führen des Schmerztagebuchs oder die Durchführung von Übungen.
- Mehr als jede dritte App (38%) generiert interaktiv nutzerbezogene Informationen, z. B. die Auswertung von Schmerztests, die durchschnittliche Schmerzstärke oder -dauer, sowie Statistiken zur Anzahl der Tagebucheinträge
Qualität & Transparenz der gesundheitsbezogenen Inforamtionen in Schmerz-Apps, Schutz der Nutzerdaten:
- Obwohl die Hälfte aller Schmerz-Apps die Aufzeichnung von personenbezogenen Gesundheitsdaten in einem digitalen Schmerztagebuch ermöglichen, informieren lediglich 3 Apps (13%) in einer Datenschutzerklärung, wie diese Daten geschützt werden.
- Der Großteil der Schmerz-Apps ist offensichtlich werbefrei (71%)
- Keine der untersuchten Schmerz-Apps macht explizit Angaben zur Finanzierung. Bei den meisten Apps (67%) lassen sich durch Sponsorenhinweise oder Werbeeinblendungen Rückschlüsse auf die Finanzierung ziehen.
- Quellen- oder Autorenangaben, anhand derer die Fundiertheit und Sachverständigkeit der Inforamtionen oder Berechnungen eingeschätzt werden könnten, fehlen in den allermeisten Schmerz-Apps.
- Im Zeitraum von einem Jahr hat sich an den Basisangaben der Hersteller (Healthon Ehrenkodex Kriterien), die Verbrauchern die Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit ermöglichen, nur wenig verbessert.
Fazit: Keine der untersuchten Schmerz-Apps unterstützt die Nutzer bisher durch ein umfassendes, individualisiertes Hilfeangebot, das eingebettet ist in ein therapeutisches Gesamtkonzept. Das mag die Zurückhaltung von Seiten der Nutzer und damit die vergleichsweise niedrige Anzahl der Downloads erklären. Schmerzpatienten brauchen offensichtlich mehr als ein digitales Schmerztagebuch, sondern umfassende Unterstützung, z. B. bei der Suche nach qualifizierten Schmerztherapeuten, bei der Überbrückung langer Wartzeiten für einen Arzttermin, bei der Stärkung ihrer Selbstbefähigung zur dauerhaften Bewältigung ihrer Schmerzen. Eine Schmerz-App, die dieses Leistungsprofil abdecken kann, stößt sehr wahrscheinlich auf größere Akzeptanz bei Schmerzpatienten.
(1) Nationales Versorgungsforum Schmerz “Schmerzmedizinische Versorgung ambulant und wohnortnah”, 12.11.2015, Berlin. Deutsche Schmerzliga e. V. (DSL), Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e. V. (BVSD), Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS)
(2) Schmerz-Apps für Patienten zum Management chronischer Schmerzen: Screening 11/2015. Initiative Präventionspartner