Nette Weihnachtspost von der Kassenärztlichen Vereinigung, die ja immer noch als „Standesvertretung der Ärzte“ bezeichnet wird. Auch von manchen Kommentatoren hier im Blog.
Medikamentenregress zum Teil im 6-stelligen Bereich
Die KV Baden Württemberg legte insgesamt 87 Hausärzte in ihrem Bereich zum Teil horrende Regressforderungen unter den Weihnachtsbauch. So soll ein Bopfinger Allgemeinarzt allein für 2007 an die Kassen […]
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Mehr Sauerstoff!
„Glober!“; rief Herr Dr. Glober auch sofort in den Apparat.
„Äh, Klinikum Beteigeuze hier Zorgcooperations, es scheint hier ja einige Probleme mit diesem Sauerstoffgerät für Herrn Beissfuß zu geben.“
„JA!“ rief Herr Dr. Glober, „das ist gegen die Leitlinien!“ und führte eine längere angeregte Diskussion mit mir, an deren Ende ich mit meinem Oberarzt drohte und Herr Glober sagte, er warte dann auf den Rückruf.
Ich setzte mich also wieder ins Arztzimmer, dachte darüber nach wie ich mich hier vermutlich mal wieder bei meinem Oberarzt unbeliebt gemacht hatte und ob es jetzt wirklich nötig wäre Herrn Dr. Glober nochmals anzurufen um ihm den aktuellen Stand der Dinge nahezubringen. Hm nein, entschied ich mich hier und begann den wichtigen Arztbrief für Herrn Beissfuß umzubauen.
Anmerkungen zum "Koma-Saufen" Jugendlicher
Die Jugend säuft ab. Und findet sich auf dem Boden der Tatsachen in dicht gedrängter Gesellschaft wieder: von Jung bis Alt, getrunken wird immer und überall, in den USA genau so wie in England und Schottland, in Finnland, Schweden und Norwegen ebenso wie in Russland, Dänemark, Österreich und Deutschland, die Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen.
Es ist schon ein Kreuz mit den Erwachsenen: da wird immer allgemein beklagt, die Jugend würde sich die Älteren nicht zum Vorbild nehmen, aber tut sie es, ist es auch wieder nicht recht. Die Techniker-Krankenkasse hatte im letzten April die aktuellen Zahlen hochgerechnet und sich erschrocken, weil demnach rund 20.000 Jugendliche jährlich allein in Deutschland wegen Alkoholfolgen im Krankenhaus landen. Der pro-Kopf-Konsum reinen Alkohols liegt bei rund 10 Liter/Jahr, Tendenz leicht sinkend. Die Gmünder Ersatzkasse kommt in ihrem "GEK-Report Krankenhaus 2009" zu sehr ähnlichen Ergebnissen.
Um die Zahlen etwas handhabbarer zu machen: sie bedeuten den Konsum von über 200 Litern Bier oder über 100 Litern Wein oder über 20 Litern Whisky im Jahr.
Wem das gar nicht mal so viel vorkommt – Recht hat er. Denn es gibt in der Bevölkerung auch Menschen, die keinen Alkohol trinken, Babys beispielsweise, Anti-Alkoholiker und viele andere. Deshalb werden die genannten rund 10 Liter reinen Alkohols gar nicht von der Gesamtbevölkerung verkonsumiert, sondern von noch nicht einmal der Hälfte. Man kann die Trinkmengen des Einzelnen also getrost verdoppeln.
Das sind dann doch unsympathisch große Zahlen und so etwas verleitet gerne zum Aktionismus. „Anständige junge Leute haben nach 20 Uhr nichts mehr in der Öffentlichkeit zu suchen, schon gar nicht in Gruppen mit dem einzigen Zweck: Vandalismus und Komabesäufnis.“ schreibt ein User als Online-Kommentar in der Konstanzer Internet- Ausgabe des Südkurier am 16. April 2009.
Auch Politiker und Fachleute reagieren reflexartig: Preise rauf, Steuern rauf, Kontrollen verschärfen, Gesetze verschärfen, höhere Strafen. Als ob wir das nicht alles schon gehabt hätten und zwar mehrfach.
Dann doch mal etwas Neues: Mitte 2009 schlägt Sabine Bätzing, Jahrgang 1975, gelernte Diplom-Verwaltungswirtin im gehobenen nichttechnischen Dienst, mithin hinreichend qualifiziert für die Tätigkeit der damaligen Bundesdrogenbeauftragten, vor, mit Hilfe eines flächendeckenden Schulunterrichtsfaches für gesundes Leben den Alkoholkonsum Jugendlicher einzudämmen. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert daraufhin, zunächst den Lehrern den Umgang mit Drogen- und Alkoholmissbrauch bei Schülern beizubringen.
Es gibt den Begriff des "besonnenen Nachdenkens". Er ist momentan nicht so opportun, Reaktionsschnelligkeit wird heute favorisiert. Merkwürdigerweise wird im gleichen Atemzug stetig wachsende Zeitnot moniert.
Manche Probleme sind über Jahre und Jahrzehnte, manche sogar über Jahrhunderte gewachsen. Sie sind ein Standbein der Volkswirtschaften geworden.
Viele haben daran gut und sehr gut verdient, Andere haben dafür viel und sehr viel bezahlt, mitunter mit ihrem Leben.
Der sozial tolerierte und auch geförderte Alkoholkonsum in eigentlich allen modernen Gesellschaften gehört zu diesen Langzeitentwicklungen sicher dazu. Es ist schon eine ulkige Idee, diesen integrierten Kultur- und Wirtschaftsbestandteil hoppla-hopp entsorgen zu wollen.
Ich habe auch keine Lösung, schon gar nicht eine, die auf 10 Zeilen plausibel erklärbar wäre.
Ich habe aber die Vorstellung, es könnte nützlich sein, den Focus ein wenig zu verändern. Bleiben wir deshalb noch einmal kurz bei Wirtschaft und Volkswirtschaft, also bei den heute maßgeblichen Bereichen.
Es gibt fundierte und anerkannte Berechnungen, nach denen der Mensch aus volkswirtschaftlicher Sicht unrentabel ist: Ein Neugeborenes kostet den Staat im Laufe seines Lebens rund 58.000 Euro.
Ich glaube nicht, dass viele Menschen diese Berechnungen kennen. Ich glaube aber, dass viele Menschen ein sehr gutes Gespür dafür haben, dass sie viel zu oft einer simplen Kosten-Nutzen-Rechnung unterworfen werden.
Vielleicht wäre es jetzt eine gute Aktion, statt der Rendite den Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen.