Der Präsident des Päpstlichen Rats für die Pastoral im Krankendienst, Erzbischof Zygmunt Zimowski, bei einem Kongress des internationalen Verbandes katholischer Pharmazeuten in Poznań (Posen).
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Interessenkonflikt: Definition
Was ist ein Interessenkonflikt? Wie äussert sich ein Interessenkonflikt? Schadet ein Interessenkonflikt?
Was ist ein Interessenkonflikt?
Zu Beginn eine Definition, damit im weiteren Klarheit herrscht, was mit Interessenkonflikten gemeint ist.
Im Buch Conflict of interest in medical research, education, and practice (Lo B, Institute of Medicine, National Academies Press; 2009) wird ein Interessenkonflikt definiert (Seite 6, online einsehbar):
Interessenkonflikte sind definiert als Gegebenheiten, die ein Risiko dafür schaffen, dass professionelles Urteilsvermögen oder Handeln, welches sich auf ein primäres Interesse beziehen, durch ein sekundäres Interesse unangemessen beeinflusst werden.
Eine Erläuterung von Prof. Dr. D. Klemperer (Interessenkonflikte und Beeinflussung. Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. 2009;103(3):133-135 [PDF]) zum Begriff Interessenkonflikt:
Der Begriff Interessenkonflikt bezeichnet einen Zustand. Dieser Zustand ist gegeben, wenn materielle oder soziale Vorteile in einem Spannungsfeld zu den primären ärztlich-ethischen Zielsetzungen stehen. Entscheidend ist das Vorliegen eines Spannungsfeldes bzw. eines Konfliktes. Wie sich der Konflikt auswirkt, ist unerheblich für die Frage, ob ein Interessenkonflikt vorliegt. Auch die Meinung des Betroffenen darüber oder sein Gefühl sind bedeutungslos. Wenn also jemand meint, keinen Interessenkonflikt zu haben, spielt das keine Rolle, denn Interessenkonflikt bezeichnet einen objektiven Sachverhalt. Interessenkonflikt – dies sei noch einmal betont, weil es eine häufige Quelle für Fehleinschätzungen ist – bezeichnet einen Zustand und nicht ein Verhalten. Interessenkonflikte werden häufig nicht angegeben, weil der Betroffene zwar einen Interessenkonflikt erkennt, jedoch meint, dieser beeinflusse ihn nicht.
Interessenkonflikte können das Urteilsvermögen beeinträchtigen. Die Beeinträchtigung zeigt sich in einseitiger und verzerrender Abwägung von Argumenten und Sachverhalten, der Vermeidung wichtiger Fragen, fehlender Ernsthaftigkeit in der Suche nach Wahrheit und Unfähigkeit, die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind. Offenlegung von Interessenkonflikten bezeichnet Thompson als notwendig aber nicht hinreichend, weil die Offenlegung das Problem der möglichen Beeinflussung nicht löst.
Interessenkonflikte kommen ebenfalls im Alltag vor. Bei jeder Aufgabe, die man für jemanden anderen oder eine Gemeinschaft übernimmt, gibt es ein Spannungsfeld zu seinen persönlichen Interessen. Häufig sind die eigenen Interessen deckungsgleich, jedoch nicht immer. So kann ein Arbeitnehmer mehr für seine Karriere arbeiten als fürs Unternehmensziel.
Die verschiedenen Interessen können zu Zielkonflikten führen. Wie werden die verschiedenen Ziele gegeneinander abgewogen?
Je mehr unterschiedliche Rollen ein Person wahrnimmt, desto höher ist auch das Risiko, dass sich diese Rollen in die Quere kommen.
Besonders beachtenswert wird es, wenn jemand eine Anwaltsrolle oder Schiedsrichterrolle wahrnimmt.
So sind in der Medizin klinische Forscher, welche medizinische Studien über die Wirksamkeit von Medikamenten durchführen, in einer Schiedsrichterfunktion. Die Leute gehen bei Ärzten davon aus, dass diese das medizinische Wissen im Interesse des Patienten anwenden, als ein Anwalt in medizinischen Fragen.
In kommenden Artikeln werde ich weiter auf Interessenkonflikte eingehen, z.B. wie soll mit Interessenkonflikten umgegangen werden.
Hinweis 10.12.2011: Vor kurzem ist ein Fachbuch zum Thema veröffentlicht worden. Interessenkonflikte in der Medizin: Hintergründe und Lösungsmöglichkeiten, Klaus Lieb, David Klemperer, Wolf-Dieter Ludwig, Springer, 2011. books.ch, amazon.de*.
Unerhört verdienen
Die FTD hat unerhörte Geschäfte aufgedeckt: Gibst du mir Geld, schicke ich dir Patienten” – nach diesem Motto schanzen sich Ärzte und Hörgeräteakustiker illegal Kundschaft zu. Sehr detailliert wird beschrieben, wie bei der Hörgeräteversorgung Abhängigkeiten ausgenutzt werden und Kickback-Zahlungen fliessen.
Das kommt ein wenig spät. Das war seit Jahren bekannt für jeden, der sich ein wenig mit der Versorgung von Hörgeschädigten beschäftigt hat. So offensichtlich, dass, wie von der FTD am Ende des Artikels beschrieben, das Bundesgesundheitsministerium mit einer Gesetzesänderung ab 1. April 2009 dem Treiben ein Ende setzen will. Die Gewährung von finanziellen Vorteilen wird verboten und HNO-Ärzte, die selber Hörgeräte im “verkürzten Versorgungsweg” anbieten, müssen Einzelverträge mit den Kassen abschliessen.
Ob das langt, bleibt offen. Denn es gibt viel zu verdienen. Das eigentliche Problem wird nicht angegangen. Die Versorgung von Patienten mit Höreinschränkungen ist in Deutschland teuer und qualitativ schlecht. Selbst Verantwortliche in der Innung bestätigen im persönlichen Gespräch, dass es zu vielen Hörgeräteakustikern nur ums Geld ginge und nicht um die optimale Versorgung des Kunden. Auf der anderen Seite beklagen Funktionäre von Facharztverbänden, dass niedergelassene HNO-Ärzte und Akustiker gleichermassen nur das Interesse hätten, Hörgeräte dem Patienten zu verpassen und Behandlungsalternativen, z.B. Oto-Chirurgie-Implantate, gar nicht erst in Erwägung zögen.