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Zwischen Extremen: Verstehen und Bewältigen von bipolaren Störungen

Bipolare Störungen beschreiben einen Zustand, bei denen der betroffene Mensch emotional zwischen euphorischen Phasen (manische Episoden) und Zeiten tiefster Niedergeschlagenheit (depressive Phasen) pendelt. Das emotionale Hoch kann auch in eine gereizte Stimmung umschlagen, die bis zur Selbstgefährdung reichen kann. Das Schlafbedürfnis sinkt, das Redebedürfnis kann sich steigern. Treten diese Symptome zusammen mindestens über eine Woche auf, wird von einer manischen Phase gesprochen.

Die depressive Phase zeigt sich durch eine gedrückte Stimmung, Rückzugtendenzen, dem Gefühl von mangelndem Selbstwert, Schlafstörungen, Interessenverlust und wiederkehrenden Gedanken an den Tod.

Das Krankheitsbild der bipolaren Störung ist vom Wechsel dieser Stimmungen gekennzeichnet. Das Auftreten des betroffenen Menschen scheint von einem Moment auf den anderen zu kippen, was sich durch psychische Reaktionen auf die Außenwelt oder krankheitsbedingte Veränderungen des biologischen Systems erklären lässt.

Ursachen und begünstigende Faktoren

Die Ursachen bipolarer Erkrankungen sind noch nicht vollständig geklärt. Die Medizin benennt derzeit folgende auslösende Faktoren:

  • Genetische Faktoren
  • Biologische Faktoren
  • Psychosoziale Faktoren
  • Erkrankungen
  • Medikamente

Genetische Ursachen, Einflüsse der Umwelt und gesundheitliche sowie psychische Entwicklungsstrukturen tragen zum Krankheitsbild bei. Aus genetischer Sicht trägt die Betroffenheit eines oder beider Elternteile zum Ausbruch der Krankheit bei. Traten bereits in der Kindheit Depressionen auf, die nicht therapiert wurden, begünstigen diese den Ausbruch einer bipolaren Störung.

Diese ist allerdings keine klassische Erbkrankheit, da sich die Vererbung nicht über die Mendelschen Gesetze nachvollziehen lässt. Trotzdem treten in den Genen, die für die Herstellung von Noradrenalin und Serotonin verantwortlich sind, Veränderungen auf, die möglicherweise die Erkrankung begünstigen.

Auch das Gleichgewicht chemischer Botenstoffe (Neurotransmitter) ist bei einer bipolaren Erkrankung aus dem Gleichgewicht geraten. Depressive Phasen sind von einem Mangel an Noradrenalin und Serotonin gekennzeichnet, die für die Weiterleitung von Nervenimpulsen zuständig sind. Bei einer manischen Phase, bei der die erkrankte Person mit übersteigerten Hochgefühlen konfrontiert wird, steigt die Konzentration der Neurotransmitter Noradrenalin und Dopamin.

Grunderkrankungen und Lebensumstände als Ursache für bipolare Erkrankungen?

Erkrankungen der Hormonsysteme, Herz-Kreislauferkrankungen oder Bluthochdruck können ebenfalls für das Entstehen einer bipolaren Störung verantwortlich sein. Medikamente sind ebenfalls in der Lage, manisch-depressive Zustände hervorzurufen. Zu den Krankheitsbildern, die eine Bipolare Störung und deren Symptome hervorrufen, muss auch Alkoholismus gezählt werden. Sobald es zur Veränderung der Gehirnzellen kommt, kann sich das auf die Gefühlswelt und das Verhalten des Menschen auswirken.

Die Lebensumstände der Menschen werden ebenfalls immer schwieriger, sodass die psychosoziale Komponente verstärkt Aufmerksamkeit erfährt. Emotionale Vernachlässigung, die Scheidung der Eltern, der Tod von Familienangehörigen, Beziehungsprobleme, Existenzängste oder Probleme im Job können zu den Auslösern einer bipolaren Störung zählen.

Wie geht man mit dieser Erkrankung um?

Stress und ein aufregendes Leben sollten vermieden werden. Alkohol und Dinge, mit denen sich der Betroffene ablenkt, sollten ebenfalls ausgeschlossen werden. Das lässt sich jedoch nicht verordnen, sondern muss der eigenen Erkenntnis entspringen. Bei diesem Prozess hilft die Psychotherapie, bei der Verhaltensmuster und Ängste reflektiert und aufgearbeitet werden.

Manchmal hilft die Erkenntnis, dass man in der Kindheit das Opfer der Umstände war. Im Erwachsenenalter besteht die Möglichkeit, manisch-depressive Phasen zu reflektieren und mit therapeutischer Unterstützung zu handhaben. Eine vollständige Heilung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich, doch mit ärztlicher Hilfe können Betroffene ein relativ normales Leben leben.

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