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Darmspiegelung

Der Doktor wird’s schon richten Wer, wenn nicht er?Wer zu einem Arzt geht, der geht zu einem Dienstleister, der ein bestimmtes Produkt anbietet. Dieses Produkt - so weit es die Schulmedizin betrifft - kämpft oft mit harten Bandagen: Die Medikamente für die schlimmsten Krankheiten haben oft die schlimmsten Nebenwirkungen. Weiterhin gibt der Kunde (Patient) an der Eingangstür einen großen Teil seiner Eigenverantwortung ab. Denn das Wissen, das man braucht um schulmedizinisch diagnostizieren und therapieren zu können, ist einfach zu umfangreich für einen Laien. Wenn der Patient, der ja auch Kunde ist, zum Arzt geht, muss er sich eben genau über diesen Verantwortungsverlust im klaren sein. Und auch dann, wenn er gesund ist und eine schlimme Krankheit in weiter Ferne scheint, zählt er zu den potentiellen Kunden des Anbieters, der die Bedürnisse der großen Masse bedient: die Schulmedizin. Doch hat er die Wahl, sich ein Wissen über seinen Körper und die Einwirkungen anzueignen, die zu teils schweren Erkrankungen führen können. So wird es ihm in einer bedrängenden Situationen leichter fallen, sich für ein Produkt (Therapie) eines beliebigen Anbieters zu entscheiden. Was gut ist, muss viel kosten? Außerdem sollte sich der Kunde (Patient) bewusst sein, dass hinter der Dienstleistung des Arztes nicht nur das persönliche Wohlergehen des Patienten steht, sondern eben auch eine riesige Maschinerie an Produktionsstätten und Unternehmen für technische Geräte, Diagnostik und nicht zuletzt Arzneimittel. Ein Milliardengeschäft! Wie jeder andere Anbieter auch, kämpft die (Schul-)Medizin um ihre Kunden (Naturheilkunde und Homöopathie machen da keine Ausnahme). So herrscht zum Beispiel ein großer Wettkampf unter den Herstellern von Blutzuckermessgeräten, ihre Produkte an die Kliniken und Ärzte zu bringen. Denn wer nach der Erstdiagnose Diabetes ganz vorn im Regal im Arztzimmer steht, bindet den Patienten oft  sein Lebenlang an das entsprechende Produkt. Die zehn größten Pharmaunternehmen erwirtschafteten im Jahr 2007 einen Gesamtumsatz von über 300 Milliarden Dollar (!)1. Und das betrifft nur rezeptpflichtige Medikamente zu Abgabepreisen. Dieser Artikel soll keine Verschwörungstheorie werden, doch es ist klar, dass überall dort wo viel Geld im Spiel ist, hin und wieder auch Schindluder betrieben wird: Unwirksame Medikamente werden verkauft, die Forschung wird vornehmlich für jene Produkte gefördert, die viel Umsatz bringen (im Gegensatz zu denen, die tatsächlich wirken), und dass dabei auch Menschen sterben können, ist im Businessplan vorgesehen. Der Patient macht die Medizin Die Schulmedizin eine bittere Pille?Dem unwissenden Patienten bleibt lediglich ein Achselzucken. Was soll er schon ausrichten? Er hat doch keine Ahnung von Medizin und den hoch komplizierten Vorgängen in seinem (!) Körper. Außerdem hat er ja viel zu wenig Zeit und Geld, sich das notwendige Wissen anzueignen, während er noch vor Gesundheit strahlt und strotzt.
Sind wir ehrlich: in der Medizin ist es genauso wie überall auf dem Markt: Es wird dem Kunden (Patienten) das angeboten, für das er bezahlt und was er verlangt. Gibt er die Verantwortung für seinen eigenen Körper und dessen Gesundung vornehmlich in die Hände der Ärzte (und somit auch in die Hände großer, profitorientierter Konzerne), darf er sich nicht wundern, wenn diese Hände mit ihm machen, was sie für richtig halten - sei es Sinne des Patienten oder im Sinne der Aktionäre. So viel zur Eigenverantwortung. Natürlich sind die meisten Ärzte mitfühlende Wesen und um das Wohl ihrer Patienten besorgt, doch sind sie eben in vielen Fällen Einzelhändler, die Produkte für Firmen aufgrund von Studien versch(t)reiben, die nicht selten von eben jenen Firmen in Auftrag gegeben und unterstützt wurden. Die Medizin hat großes geleistet und die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte sind beeindruckend. Doch ist die Medizin eben ein System, das die meisten Menschen nicht verstehen und das sie lieber einigen auserwählten Experten überlassen. Dabei geht es doch um den eigenen Körper, um die eigene Gesundheit. Wohin mit der Verantwortung? Die Fortschritte in unserer Welt gehen so schnell vonstatten, dass wir oft keine andere Wahl haben, als zahlreiche Lebensbereiche von Fachleuten betreuen zu lassen. Sei es unser Auto, das wir in die Werkstatt fahren oder der Computer, den wir vom technisch versierten Nachbarjungen wieder in Ordnung bringen lassen. Und so bekommen wir, wenn wir nicht aufpassen, auch in lebenswichtigen Bereichen wie der medizinischen Versorgung, unserer Ernährung oder unserem Denken und Fühlen (geprägt durch die Medien) eben genau das, was wir verlangen und wofür wir bereit sind zu zahlen. Momentan sieht es so aus, als lehnten wir uns lieber zurück und ließen auch hier schön die Experten machen. Doch diese arbeiten oft für große Konzerne, welche wiederum sehr viel mehr Wert auf die schwarzen Zahlen legen, als auf unser Wohl. Sicher hat auch der "große" Markt - in diesem Fall die Schulmedizin - einiges zu bieten, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Doch lohnt ein Blick über den Tellerrand, gerade dann, wenn unser Leben von unseren Entscheidungen abhängt. Wenn mir ein System die Heilung bringen kann, schön und gut, wenn es mir jedoch den Tod voraussagt und lediglich eine Therapie anbietet, die mich unter starken Nebenwirkungen noch einige Monate am Leben hält, dann sollte ich schnellstens (mindestens) einen Teil der Verantwortung übernehmen und mich nach möglichen Alternativen und/oder unterstützenden Maßnahmen umschauen. Auch sonst sollten wir uns immer fragen: Wähle ich diesen oder jenen Anbieter, weil ich wirklich von ihm überzeugt bin? Oder bin ich einfach zu bequem, mich nach möglichen, vielleicht besseren Alternativen umzuschauen? Oft, da bin ich sicher und mache auch bei mir keine Ausnahme, trifft letzteres zu. Dann dürfen wir uns aber nicht wundern, wenn wir weiterhin das bekommen, was wir verlangen: nämlich, dass man uns die Verantwortung abnimmt. Quellen Bildquellen Via stock.xchng.  
  1. interpharma.ch, Weltweiter Medikamentenumsatz 2007 (PDF)

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“Achim Hauff (Name geändert) erinnert sich mit Grauen an die Schreie seiner Patienten, die bis Ende der neunziger Jahre bei jeder Endoskopie durch seine Praxis hallten”, schreibt die Stuttgarter Zeitung auf ihrer Medizin-Seite am 10. März.  Dass der Münchner Gastroenterologe nicht mit richtigem Namen genannt werden will, kann ich verstehen, auch wenn der Artikel in der Zeitung der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt erschienen ist. Das könnte sich auch bis München herums

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