Online sein

Sebastian 23 ist einer der bekanntesten deutschen Poetry Slammer. Poetry Slam? Erstmal bei Wikipedia nachschauen. Aha. Ein literarischer Vortragswettbewerb. Ein Poetry Slammer ist also eine Art moderner Poet, Wortfechter, Autor wie die Suche bei google ergab. So so. Wer es ganz genau wissen will, schaut sich einige Beispiele der Darbietungen auf youtube an oder klickt sich durch ein paar, viele, massenhaft Foren, Homepages, Internet. Ha! Von wegen online sein. Entdeckt habe ich Poetry Slam zufällig bei der Meisterschaft 2007 in Berlin, und kann die Veranstaltungen als amüsantes Abendprogramm offline wärmstens empfehlen. Ein Beispiel aus aktuellem Anlass: "Online sein" von

GOOD LIFE !

Aktuelle Ansage aus Avalon ( Lautstärkeregler bitte hochfahren ): Good Life - ist hier voll angesagt - nothing else counts… leben wir´s also !!! Trotz Morbi-RSA (der lässt uns ja nix anderes übrig) und Buntes-Regierung (die die e-card erzwang)… Mir fiel hitzebedingt nix zum Bloggen ein, so wie dem lieben Michael in seinem Rentnerparadies, dem dann aber doch [...]

Geilomat!

Normalerweise neige ich ja nicht zu derart vulgär-krassen Superlativen oder Kraftausdrücken, aber manchmal muss ich auch mal in dieser Schublade zulangen. Was ist passiert? Plötzliche Beförderung zum OA meinerseits? Chef hat endlich meine schlummernden immensen Fähigkeiten und Qualitäten erkannt? Lottogewinn? Nein, nichts dergleichen. Im Gegenteil, absolut profan, aber für mich trotzdem seit langem ein Highlight. Das heutige Essen... Ja, man sollte es nicht meinen (so waren auch die Stimmen in der Mensa, und zwar einhellig, nach dem Motto: Sowas gibt es bei uns?!), aber manchmal (das zweite Mal seit ich dem Haus bin) gibt es sogar bei uns im KH was Gescheites zu futtern. Aber das meine ich noch nicht einmal unbedingt (obwohl dies das Highlight nooch besser macht), sondern mein persönliches selbstkreiiertes Abendessen, zu dem ich mich nach einigem Hin und Her durchringen konnte. In Erinnerung an Jugendtage und Urlaub habe ich mir Brot, Schinken kross, Käse und Spiegeleier gebraten, lecker angerichtet und ganz kross gebraten gegessen. Himmlisch. Bestimmt Jahre/Jahrzehnte (?) nicht mehr gehabt, aber der erste Bissen war super, hat Erinnerungen hochgebracht. War sehr sehr lecker. Leider sowas von ungesund (da war aller Sport umsonst), allen was ich da an Olivenöl im wahrsten Sinne des Wortes verbraten habe. Aber bereuen tue ich nix :-) Und beruflich? Naja, durfte operieren (nach gestrigen Protest, als alle außer mir durften), lief ok, der OA wollte mir was demonstrieren, hatte aber nicht so geklappt. Egal, dem Pat. ging es ja gut. Ein weiterer Kollege hat gekündigt. Alle scheinen sich in letzter Zeit beruflich weiterentwickeln zu wollen und schwirren in andere medizinische Bereiche (und Städte) ab. Und nur weil ich mich nicht losreissen kann, bin ich immer noch hier. Egal, hatte heute ein Superabendessen und nur das zählt (momentan). Doc Blog

Ohne sie wäre die Chirurgie nur die Hälfte wert…

Nein, ich meine nicht die emsig arbeitenden Rettungsassis, die Pflegerinnen und Pfleger oder das OP-Personal und natürlich auch nicht die ewig knechtende Garde der Chirurgen.

Sondern die Gattung Patient, die bei jahrelang bestehenden chronischen Beschwerden, nachts, meist so um Mitternacht rum, häufig dann doch etwas später, notfallmäßig das Krankenhaus aufsucht und natürlich in meiner chirurgischen Notaufnahme aufschlägt.

"Guten Morgen, was führt Sie denn heute zu uns?" (Keine Einweisung, Überweisung oder ähnliches)
"Ich hab' Rückenschmerzen!"
"Ach, ok, und wann haben die angefangen?"
"Na, so vor 6 Wochen!"
"Ehm, achja, und jetzt sind sie schlimmer geworden, nehme ich an?" (Die Uhr zeigt 12.09 a.m.)
"Nee, nur mein Hausarzt macht da nie was gegen und meinte, ich solle mal zum Orthopäden."
"Aha, ja, ok, und was sagt der Orthopäde?"
"Orthopäde? Da war ich noch nicht, da kriegt man doch nie einen Termin! Deswegen bin ich doch hier, hier ist immer jemand da!"
"?! Aber warum kommen sie dann nach Mitternacht??°
"Ich habe es vorher eben nicht geschafft und so muss ich hier auch nicht warten."

So oder so ähnlich ist es mir schon viele, viele Male passiert. Neulich erst. Versteht mich nicht falsch, ich sympathisiere absolut mit Patienten, die des nachts plötzlich starke Schmerzen bekommen (möchte fast schon sagen, damit kenne ich mich ja mittlerweile auch aus), und sich dann ins nächste KH schleppen. Die meine ich damit natürlich nicht.

Nein, ich meine die Garde der Bananenbieger, die mitten in der Nacht auf die Idee kommen, hmm, ich hab' ja jetzt nix zu tun, der Krimi ist auch zu Ende, warum nicht ins KH gehen? Und dann noch dreist sagen, daß man um diese Uhrzeit nicht warten muss (was ja zum Glück für mich meistens stimmt). Hatte sogar mal einen Spezi, dem hatte das angeblich der HA geraten, sich notfallmäßig zu später Stunde ins KH zu begeben, weil man da sicher mit wenig Wartezeit drankommt.

Ich reagiere in dieser Situation immer etwas aufbrausend und wasche den Pat. den Kopf. Was letztendlich kontraproduktiv ist, weil die's a) nicht einsehen und b) die Prozedur noch verlängert. Oft beschweren die sich dann noch, daß ich auch keine anständige Diagnostik mache ("Ich glaube Ihnen jetzt nicht, daß Ihr CT jetzt nicht mehr läuft!"), verweigern die Aufnahme ("Ich will nur 'ne Spritze, nicht hier übernachten!" - "Ach, und ich will Diagnostik vor der Spritze!") und kosten mich wertvolle Stunden nicht nur meines eh eher kargen Nachtschlafes, sondern auch meiner Lebenszeit.

Was wäre die Chirurgie ohne die Bananenbieger?

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Häng’ mal eben Blut an…

Wie schwer es ist, dieser eigentlich einfachen Forderung zu folgen, habe ich neulich erst wieder erfahren müssen.

Der Patient, der das Blut erhalten sollte, lag auf einer Station, mit der ich fast nie was zu tun habe (Dienst eben). Als ich ankam, lag das Blut da, mit Bedsidetest und Anschlußdongle. Zuerst fehlte mir eine Schere, da konnte der Kollege noch helfen.
Beim Umschauen musste ich mit Erstaunen feststellen, daß es auf der ganzen Arbeitsfläche oder in den Schubladen/Schränken/Ablagen keine Spritzen, Kanülen etc. gab. Von Handschuhen ganz zu schweigen (vielleicht (ge)braucht die da keiner?).
Also in den Lagerraum am Ende der Station getigert und jeweils zwei geholt.
Zurück am Arbeitsplatz angefangen zu kreuzen, getropft, shit, keine Tupfer ?!?! Also wiederum zum Lagerraum gelaufen, Tupfer mitgenommen.
Bedsidetest des Patienten zufriedenstellend beendet.
Beim Bedsidetest der Konserve Krise, die Blutgruppe scheint nicht zu stimmen? Das hatte ich ja noch nie. Ergo, wieder testen, brauche wieder die Schere (Kollege aber schon weg, Schwester hilft, als ich sie endlich gefunden habe). Achja, brauche ja wieder meine Kanüle und Spitze, also ab in den Lagerraum. Zurückgekommen fehlt mir vorm Blutpanschen auf, daß mir persönlich Handschuche doch sehr genehm wären, also Weg zurück.
Zweimal den Bedsidetest gemacht, Rücksprache mit dem Labor gehalten, alles ok.
Blut angehangen (nachdem ich wiederum zum Lager für ein paar Tupfer musste) und es lief mehr schlecht als recht. Aber es lief. Patienten beobachtet, instruiert und gegangen.
Wenig überraschend, eine Stunde später der Anruf, die Braunüle läuft nicht mehr...
Ich muss wohl nicht eigens erklären, daß das Legen einer neuen ein ziemlicher Akt war ?!
Aber wie gesagt, häng' doch mal eben Blut an...

Dieses mich persönlich sehr nervende Erlebnis mag für andere nicht so wild erscheinen, ich persönlich fand es total unnötig und hat mich ziemlich auf 180 gebracht. Weiß nicht, was ich tun soll, wenn ich jemals auf diese "Station" versetzt werden sollte. Frage mich auch, wie die Kollegen, dies tagtäglich aushalten. Naja, im Endeffekt dramatisiere ich ja wahrscheinlich eh nur wieder.

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Bei Plus werden AEDs verkauft

Bei LVEF.de stolpert man über eine überraschenden Ausschnitt eines PLUS-Werbekatalogs. Dort zu sehen, ein AED, Kurzform für Automatisierter Externer Defibrillator für 799 Euro. Man darf gespannt sein, wie viele Geräte in einem normalen Supermarkt verkauft werden. Ich könnte mir aber vorstellen, dass eher Firmen und Vereine zuschlagen, vielleicht noch der eine oder andere Lebensretter mit zuviel Geld und Platz im Kofferraum. Bereits im Frühling des letzten Jahres wurde solch ein Gerät, damals für 1000 Euro bei Plus verkauft, wie eine kurze Google-Suche ergibt. Verkaufszahlen finden sich dazu nicht. Im Ärzteblatt von April diesen Jahres findet sich dazu eine Studie, die im NEJM veröffentlicht wurde und keine Verringerung der Todesfälle bei einem “Heim-AED” feststellte.
Obwohl drei von vier plötzlichen Herzstillständen in der häuslichen Umgebung auftreten, scheint die Ausstattung der Wohnung von Risiko-Patienten mit automatischen externen Defibrillatoren (AED) wenig sinnvoll zu sein. In einer randomisierten Studie im New England Journal of Medicine (2008; doi: 10.1056/NEJMoa0801651) wurde die Zahl der Todesfälle nicht vermindert.
Das Originalbild stammt von LVEF.de:

Einer für alle – Behandlung ohne Symptombezug?

Es zeigt sich ein neuer Trend: vermehrt werden nicht mehr Einzelkrankheiten oder Einzelsymptome, sondern komplexe Krankheiten und Risikokonstellationen, wie Typ-2 Diabetes oder kardiovaskuläres Hochrisiko behandelt. Beispiele sind aktuelle Studien wie ONTARGET oder ADVANCE. Hier werden Patienten mit Wirkstoffen oder fixen Wirkstoffkombinastionen behandelt, die traditionell gezielt und kontrolliert gegen einzelne Krankheiten bzw. Symptome – hier den […]

Probleme mit iPhone 3G Aktivierung

Heute kam mein iPhone endlich per Post. Leider lässt es sich nocht nicht als Telefon nutzen, da die SIM-Karten noch freigeschaltet werden müssen. Nach dem Registrieren unter iTunes kam oben links nur die Anzeige “kein Dienst”, auch seine Nummer kennt man noch nicht. Da die Hotline hoffnngslos überlastet ist, habe ich mal ein wenig gegoogelt und diverse Foren- und Blogeinträge dazu gefunden. Also, iPhone ganz normal registrieren und Ausschalten oder in den Flugmodus versetzen. Dann muss nur noch bis zu 24 Stunden gewartet werden, bis die SIM-Karte freigeschaltet wird. Erst dann bekommt man auch seine Telefonnummer. Diese kleine Infomation hätte man durchaus prominent in einem der Briefe vermerken können…
Wie wird meine T-Mobile Karte freigeschaltet?
Ganz einfach: Sobald Ihnen ihr Handy mit der zugehörigen T-Mobile Karte ausgehändigt wurde, schalten wir Ihnen Anschluss innerhalb von 24 Stunden automatisch frei.
Bitte beachten Sie, dass die Aktivierung der Karte nur bei ausgeschaltetem Handy möglich ist. Wo finde ich meine Rufnummer?
Für Vertragskunden: Sobald Ihre T-Mobile Karte freigeschaltet ist, wird Ihnen per Post ein Begrüßungsschreiben mit Ihrer persönlichen T-Mobile Rufnummer zugesandt. Darüber hinaus können Sie sich Ihre T-Mobile Rufnummer auf dem Handy anzeigen lassen.
Geben Sie dazu bitte die Tastenkombination *135# ein und drücken Sie die Ruftaste. Ihre T-Mobile Rufnummer erscheint dann im Display.

Und wieder ein Traum…

Die Tatsache, daß ich in meiner Freizeit tatsächlich jetzt schon mehrmals (!) von der Klinik geträumt habe, zeigt mir nicht nur eine pathologische Affinität mit der ganzen Sache auf, sondern auch, daß es noch viel viel schlimmer kommen kann. So geschehen in meinem Traum...
Insofern ist es wohl so, daß ich doch tatsächlich auf hohem Niveau jammere.

Nochwas zum Jammern? Die House-Folge heute ist doch eine Wiederholung, oder? Warum kenne ich die eigentlich alle schon in letzter Zeit. Schade. Irgendwie.

Habe Geld via paypal verschickt (und diesmal eine richtig erhebliche Summe), das noch nicht angekommen ist, das macht mir Sorgen. Ist ja nicht so, als würde ich wie'n Chefarzt verdienen und das wären peanuts für mich. Naja, nachdem ich die privatärztlichen Abrechnungen meiner Ärzte gesehen habe, sollte ich vielleicht doch über eine Niederlassung nachdenken, lol.

Anyhow, in der Klinik ist alles weiterhin der gleiche Irrsinn, wenn sich da von selbst nix ändert, muß ich was ändern, aber das ist ja die alte bekannte Leier. Ich sollte weg, kann aber nicht, wegen der Familie etc pp.

Und da dieser Post sowohl inhalts- als auch ergebnislos ist, wird er nun ad acta gelegt.

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Bluthochdruck-Spirale

Ein häufiger Anblick, eine typische Konstellation: Gepflegte Wohnung, ältere Dame, alleinstehend. Auf dem Tisch: Ein elektronisches Blutdruckmessgerät, einige Schachteln mit Blutdruckmedikamenten und ein akribisch geführtes Blutdruckprotokoll, eng beschrieben in den letzten Stunden.

Die ältere Dame ist beunruhigt, aufgeregt. Gerötetes Gesicht, schnelles Atmen, nervöses Umherlaufen. Der Grund: Ihr Blutdruck ist ausser Rand und Band. Erschreckend hohe Werte hat sie in den letzten Stunden gemessen und aufgeschrieben. Und mit jeder Messung waren die Werte gestiegen. Da half weder Nifedipin noch Nitro-Spray.

Ob das Messgerät vielleicht kaputt ist? Nein, der Arzt misst ganz ähnlich hohe Werte mit seinem alten Riva-Rocci-Blutdruck-Messer.

Das Messgerät ist nicht kaputt. Aber es trägt zu dieser “Bluthochdruck-Spirale” wesentliches bei: Jeder hohe Messwert steigert die Angst der Patientin. Jede Angststeigerung der Patientin steigert den Blutdruck. Und wieder von vorne.

Der Arzt verordnet einen Blutdrucksenker und verbietet das Blutdruckmessen, zumindest für die nächsten Stunden. Er beruhigt und entdramatisiert. Klare Anweisungen, eindeutige Uhrzeiten und zur Beruhigung Einweisung und Transportschein dalassen. Und siehe: Es wirkt.

Fazit: Nicht für alle Patienten sind diese modernen, präzisen, einfachen und preiswerten Messgeräte zu Hause wirklich von Nutzen.

(siehe auch “If you don’t take a temperature you can’t find a fever”)

Bluthochdruck-Spirale

Ein häufiger Anblick, eine typische Konstellation: Gepflegte Wohnung, ältere Dame, alleinstehend. Auf dem Tisch: Ein elektronisches Blutdruckmessgerät, einige Schachteln mit Blutdruckmedikamenten und ein akribisch geführtes Blutdruckprotokoll, eng beschrieben in den letzten Stunden.

Die ältere Dame ist beunruhigt, aufgeregt. Gerötetes Gesicht, schnelles Atmen, nervöses Umherlaufen. Der Grund: Ihr Blutdruck ist ausser Rand und Band. Erschreckend hohe Werte hat sie in den letzten Stunden gemessen und aufgeschrieben. Und mit jeder Messung waren die Werte gestiegen. Da half weder Nifedipin noch Nitro-Spray.

Ob das Messgerät vielleicht kaputt ist? Nein, der Arzt misst ganz ähnlich hohe Werte mit seinem alten Riva-Rocci-Blutdruck-Messer.

Das Messgerät ist nicht kaputt. Aber es trägt zu dieser “Bluthochdruck-Spirale” wesentliches bei: Jeder hohe Messwert steigert die Angst der Patientin. Jede Angststeigerung der Patientin steigert den Blutdruck. Und wieder von vorne.

Der Arzt verordnet einen Blutdrucksenker und verbietet das Blutdruckmessen, zumindest für die nächsten Stunden. Er beruhigt und entdramatisiert. Klare Anweisungen, eindeutige Uhrzeiten und zur Beruhigung Einweisung und Transportschein dalassen. Und siehe: Es wirkt.

Fazit: Nicht für alle Patienten sind diese modernen, präzisen, einfachen und preiswerten Messgeräte zu Hause wirklich von Nutzen.

(siehe auch “If you don’t take a temperature you can’t find a fever”)

Fieber?

“If you don’t take a temperature you can’t find a fever” (Rule #10, “House of God” by Samuel Shem).

Dieses zehnte Gesetz aus Shems Klassiker ist so einfach wie wahr: Wenn Du keine Temperatur misst, wirst Du kein Fieber feststellen. Hierzulande kann man es auch folgendermaßen formulieren: “Ein gesunder Mensch ist auch nur ein Mensch, der nicht gründlich genug untersucht wurde”.

Natürlich ist das Fieber-Gesetz im übertragenen Sinne gemeint: Als Arzt steht man, gerade zu Beginn der Weiterbildung, häufig vor der Frage, welche Untersuchungen denn bei welchen Beschwerden und Konstellationen wirklich sinnvoll sind. Je unsicherer der Berufsanfänger desto mehr apparative Untersuchungen wird er einleiten. Schrotschuß-Diagnostik: Irgendwo wird sich schon irgendwas zeigen. Anderenfalls fühlt sich der junge Arzt auf der sicheren Seite und darf in seinem Entlassungsbrief all die aufwendigen Proceduren aufzählen die ohne Ergebnis blieben. Zuguterletzt dient dieses Vorgehen auch der juristischen Absicherung. Schließlich stehen wir alle immer “mit einem Fuß im Knast”.

Der erfahrene Arzt hingegen wird Untersuchungen sparsamer und gezielter einsetzen. Nicht nur, weil ihn seine Erfahrung viele Differentialdiagnosen ausschliessen läßt. Sondern auch weil er weiß, daß viele Untersuchungsergebnisse im individuellen Fall gar keine Konsequenzen hätten.

Aber das Fieber-Gesetz hat auch eine wortwörtliche Richtigkeit: Wie oft wurde der Arzt schon in Alten- oder Pflegeheime gerufen weil es einem Bewohner “nicht gut ging”? Irgendwie. Ganz diffus. Kein Appetit, große Müdigkeit, wollte gar nicht aufstehen. Oder noch krasser: Erbrechen, Unruhe, Delirium. Manchmal sogar Zittern am ganzen Körper, Zähneklappern. Das wird gelegentlich sogar als “Krampfanfall” interpretiert.

Pflegerinnen messen dann meist Blutdruck und Blutzucker, mit verheerenden Ergebnissen. Spätestens dann wird der Notarzt gerufen. Ihm werden ein Wust an Beobachtungen und einige Messwerte geschildert. “Dem Bewohner gehts nicht gut.” “Hat der Bewohner vielleicht Fieber?” (Fühlt mit dem Handrücken an der Wange des Betroffenen) “Nein.” “Haben Sie gemessen?” “Nein.” Oder “Da muss ich in der Kurve nachsehen.”

Seit kurzem hat der Arzt ein Schläfenthermometer im Koffer (10 Euro bei Aldi). Und siehe da: Der Bewohner hat doch Fieber. Oft sogar richtig hohes. Das erklärt dann all die Auffälligkeiten der letzten Tage. Jetzt nur noch die Fieber-Ursache abklären (meist Bronchien oder Harnwege) und schon kann eine kausale Therapie beginnen.

Vor zwölf Jahren, als der Arzt mit seinen Notdiensten anfing, hoffte er, daß das Fiebermessen VOR dem Notarztrufen bald zur Selbstverständlichkeit werden würde. Viel zu oft ist der Besuch im Pflegeheim seither nach dem oben geschilderten Muster abgelaufen. Heute hofft der Arzt nichts mehr.

Aber auch im häuslichen Bereich ist das Fiebermessen in Vergessenheit geraten. Gerade männliche Kranke aus südöstlichen Ländern verweigern das rektale Fiebermessen (Goldstandart) oft mit Empörung. Abgesehen davon ist in vielen Haushalten auch kein Fieberthermometer mehr vorhanden, selbst wenn dort mehrere kleine Kinder leben.

Und das Fazit? Unklare Verschlechterungen des Allgemeinzustandes gehen oft mit Fieber einher. Und Fieber kann man eben nur feststellen, wenn man die Temperatur misst.

Fieber?

“If you don’t take a temperature you can’t find a fever” (Rule #10, “House of God” by Samuel Shem).

Dieses zehnte Gesetz aus Shems Klassiker ist so einfach wie wahr: Wenn Du keine Temperatur misst, wirst Du kein Fieber feststellen. Hierzulande kann man es auch folgendermaßen formulieren: “Ein gesunder Mensch ist auch nur ein Mensch, der nicht gründlich genug untersucht wurde”.

Natürlich ist das Fieber-Gesetz im übertragenen Sinne gemeint: Als Arzt steht man, gerade zu Beginn der Weiterbildung, häufig vor der Frage, welche Untersuchungen denn bei welchen Beschwerden und Konstellationen wirklich sinnvoll sind. Je unsicherer der Berufsanfänger desto mehr apparative Untersuchungen wird er einleiten. Schrotschuß-Diagnostik: Irgendwo wird sich schon irgendwas zeigen. Anderenfalls fühlt sich der junge Arzt auf der sicheren Seite und darf in seinem Entlassungsbrief all die aufwendigen Proceduren aufzählen die ohne Ergebnis blieben. Zuguterletzt dient dieses Vorgehen auch der juristischen Absicherung. Schließlich stehen wir alle immer “mit einem Fuß im Knast”.

Der erfahrene Arzt hingegen wird Untersuchungen sparsamer und gezielter einsetzen. Nicht nur, weil ihn seine Erfahrung viele Differentialdiagnosen ausschliessen läßt. Sondern auch weil er weiß, daß viele Untersuchungsergebnisse im individuellen Fall gar keine Konsequenzen hätten.

Aber das Fieber-Gesetz hat auch eine wortwörtliche Richtigkeit: Wie oft wurde der Arzt schon in Alten- oder Pflegeheime gerufen weil es einem Bewohner “nicht gut ging”? Irgendwie. Ganz diffus. Kein Appetit, große Müdigkeit, wollte gar nicht aufstehen. Oder noch krasser: Erbrechen, Unruhe, Delirium. Manchmal sogar Zittern am ganzen Körper, Zähneklappern. Das wird gelegentlich sogar als “Krampfanfall” interpretiert.

Pflegerinnen messen dann meist Blutdruck und Blutzucker, mit verheerenden Ergebnissen. Spätestens dann wird der Notarzt gerufen. Ihm werden ein Wust an Beobachtungen und einige Messwerte geschildert. “Dem Bewohner gehts nicht gut.” “Hat der Bewohner vielleicht Fieber?” (Fühlt mit dem Handrücken an der Wange des Betroffenen) “Nein.” “Haben Sie gemessen?” “Nein.” Oder “Da muss ich in der Kurve nachsehen.”

Seit kurzem hat der Arzt ein Schläfenthermometer im Koffer (10 Euro bei Aldi). Und siehe da: Der Bewohner hat doch Fieber. Oft sogar richtig hohes. Das erklärt dann all die Auffälligkeiten der letzten Tage. Jetzt nur noch die Fieber-Ursache abklären (meist Bronchien oder Harnwege) und schon kann eine kausale Therapie beginnen.

Vor zwölf Jahren, als der Arzt mit seinen Notdiensten anfing, hoffte er, daß das Fiebermessen VOR dem Notarztrufen bald zur Selbstverständlichkeit werden würde. Viel zu oft ist der Besuch im Pflegeheim seither nach dem oben geschilderten Muster abgelaufen. Heute hofft der Arzt nichts mehr.

Aber auch im häuslichen Bereich ist das Fiebermessen in Vergessenheit geraten. Gerade männliche Kranke aus südöstlichen Ländern verweigern das rektale Fiebermessen (Goldstandart) oft mit Empörung. Abgesehen davon ist in vielen Haushalten auch kein Fieberthermometer mehr vorhanden, selbst wenn dort mehrere kleine Kinder leben.

Und das Fazit? Unklare Verschlechterungen des Allgemeinzustandes gehen oft mit Fieber einher. Und Fieber kann man eben nur feststellen, wenn man die Temperatur misst.

Die Top 10 des Monats Juni

Im Monat Juni wurden 27 Artikel geschrieben, 1388 Leser besuchten diese Seite mit einem Höchstwert von 280 am 24. Juni und hinterließen 24 Kommentare. Die Top 10 Beiträge
  1. Ärzteblogs - Eine Sammlung
  2. Update: Die neuen T-Mobile Tarife fürs iPhone
  3. Update: Das iPhone 3G
  4. Mikrokosmos OP
  5. Mit Sicherheit Gesundheitskarte
  6. Best Medical Blog
  7. Radio-G: Interview mit Doc Sarah
  8. Verletzungen beim Fußball
  9. Ärztebewertung im Internet
Top 10 Suchbegriffe
  1. doctorsblog
  2. elektronische gesundheitskarte
  3. diagnose kapselriß sprunggelenk
  4. meisten verletzungen beim fußball
  5. blog sportverletzungen
  6. iphone medizin
  7. gelbe liste iphone
  8. koloskopie
  9. genitaluntersuchung durch Ärztin
  10. allgemeinmedizin feed

Grandi catastrofi…

Da kommt man nach einiger (wohlverdienter und hoffentlich auch -investierter) Zeit wieder zurück zur Arbeit und - PENG- ist man auch zurück in der Realität. Da jagt eine Katastophe die andere, es gibt kein Licht am Ende des Horizonts (oder wie heißt das jetzt genau) und prinzipiell fühle ich mich innert weniger Minuten wieder, wie, ja wie...
Ich habe das Gefühl, was auch immer ich tue, es ist nie genug, was ich auch anfasse, es läuft suboptimal, unsere Bemühungen, den Laden am Laufen zu erhalte, werden entweder tatsächlich nicht gesehen oder ignoriert etc. pp.

Einige Beispiele?

Während 30 Minuten Gespräch mit der Pat. fragte sie mich mehrfach, was denn ihr Problem sei (Gute Frau, so richtig wissen tut das bei Ihnen wohl keiner, ich denke aber es liegt zwischen den Augen...) und was dagegen zu tun sei und ich habe diese Fragen auch immer wieder beantwortet. Habe ihr die Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt, die konservative Schiene angeleiert und ihr alles ausführlich erklärt. Quintessenz? Eine Stunde später beschwert sie sich bei der Schwester, es würde sich "keine Sau" um sie kümmern, sie wäre vollkommen verlassen, hat keine Ahnung, was nicht stimmt und Schmerzmittel kriegt sie ebensowenig wie eine Diagnose. Ja nee, ist klar...

Nach drei Überstunden meinerseits (und tatsächlich nicht des betreffenden Oberarztes) habe ich im OP wegen einer zugegegben nichtigen Frage angerufen. Ich wurde dem OA ans Ohr durchgestellt und bevor ich irgendetwas sagen konnte, meinte er nur: "Nein!". -"Äh? Ja, aber..."
"Nein!" Gut, ok, wenn er es nicht wissen will, dann lege ich eben einfach unverrichteter Dinge wieder auf. Ts...

Die vier Überstunden heute sind auch nur zustande gekommen, weil sich ein Kollege (praktischerweise der Spätdienst) ultra kurzfristig krankgemeldet hat, und ich deshalb seinen Dienst absitzen konnte. Und dann nach der 3. Überszunden nach gutgelaut sein? Nee, ist nicht. Nicht mit Doc Blog Da hilft auch keine Schoki.

Zusammenfassend komme ich mir vor wie Don Quixote, der verzweifelt gegen die Windmühlen kämpft, aber schon vor Beginn seiner Schlacht zum Scheitern verurteilt ist. Was dem wackeren Adeligen die vermeintlichen Riesen sind mir/uns die Unmengen an Pat. und Akten, die, während uns die Oberen im Nacken sitzen, zu aller Zufriedenheit abgearbeitet werden müssen.
Fast schon eine Catch22-Situation.

Fazit, nach 13 Stunden Arbeit nach etwas prolongierter Ruhephase: Ich bin schon wieder am Ende, müde, unzufrieden und fühle mich krank (was nicht nur damit zu tun hat, daß ein fachfremder OA mir heute eine OP nahegelegt hat) und sehe zur Zeit wieder mal/immer noch keine Perspektiven in diesem Haus.

Was wiederum dazu geführt hat, daß ich mich in meiner Zeit der Abwesenheit "umgesehen" habe. Und wer guckt, der findet. Nur leider bin ich weiterhin lethargisch und aufgrund familiärer Beziehungen doch etwas sehr gebunden. È molto complicato!

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6. Schritt der Evidenz-basierten klinischen Medizin?

Die klassischen Schritte der EbM zur Lösung eines klinischen Problems sind (stark verkürzt) wie folgt: Formulierung einer suchtauglichen Frage Suche nach der besten Evidenz Kritische Wertschätzung der gefundenen Evidenz Anwendung in der Praxis Evaluation (nach dem EbM-Tutorial, Uni Witten/Herdecke) Nun schlagen D. Keister und J. Tilson in der Zeitschrift EBM 2008;13(3):69 als weiteren Schritt “proactive […]

Ärzteblogs – Eine Sammlung

Bei Basic Thinking stolperte ich vor längerem über einen sehr interessanten Artikel der Wissenswerkstatt mit dem vielsagenden Titel “Hippokrates 2.0 » Die Szene der Medizin- und Arztblogs”. Es gibt zwar bloggende Anwälte, Supermarktleiter oder Bestatter, aber Ärzte haben es noch nicht in die Blogosphäre geschafft, wie es scheint. Marc aus der Wissenswerkstatt schien die Neugier gepackt zu haben, Geschichten aus Wartezimmer, Praxis und Klinik müssen doch interessant genug sein, um in einem Weblog veröffentlicht zu werden. Zwischen Überstunden und Alltagsstress müsste man einfach Zeit für den ein oder anderen Beitrag pro Woche haben, Kurioses oder Frustverarbeitung lohnen sich, sie zu veröffentlichen. Marc begab sich also auf die Suche nach dem Stethoskop im Datennetz und zog einige Medizinerblogs aus dem Schatten des Arztkittels. Und, oh Wunder, es gibt sie, die bloggenden Heiler, die Zeit finden zwischen Notaufnahme und Geriatrie den ein oder anderen Text niederzuschreiben. Mit ein wenig diagnostischer Fertigkeit finden sich sogar Sammlungen von Arztblogs, die es durchaus Wert sind, ihren Platz in dem ein oder anderen RSS-Feed-Reader zu finden. Blogmed listet Links auf, die Assistenzärztin begrüßt jeden jungen Medizinblogger persönlich und krimi0krimi versucht gleich ihre Meinung zu dem jeweiligen Blog unterzubringen. Ob man das Blog nun anonym oder mit aussagekräftigem Impressum betreibt, dazu fand sich in den Kommentaren der Wissenswerkstatt eine interessante Diskussion. Bedenken wurden geäußert, vor allem in kleinen Häusern und Dörfern scheint die Gefahr sehr groß, die Schweigepflicht zu verletzten. Außerdem ist die Rechtslage bei privaten Interentauftritten alles andere als eindeutig. So finde sich viele Blogs zwar mit Kontakt aber ohne ausführlichen Daten, in meinen Augen alles andere als ein negatives Bewertungskriterium sondern durchaus nachzuvollziehen. Aber genug davon, im folgenden Liste ich einige lesenswerte Ärzte- und Medizinblogs auf und werde versuchen, diese Liste in Zukunft zu ergänzen… Assistenzarzt - Alltägliches aus dem Ärzteleben Seit dem Juli 2007 wird hier interessant, fachbezogen und humorvoll über den Klinikalltag berichtet. Fachliches zu Masern findet man genauso wie Humorvolles zur Alkoholintoxikation. In den letzten drei Monaten wurden 18 Artikel verfasst. Landarzt - Nachrichten vom anderen Ende der Welt Der Landarzt Dr. Günter Schütte ist Allgemeinmediziner in Ostfriesland und berichtet seit Januar 2007 leider weniger aus seinem Praxisalltag, sondern hat sich in seinem Blog darauf spezialisiert, Krankheiten (z.B. Hautkrebs, Röteln, Cannabis) für Patienten verständlich und durchaus interessant zu beschreiben. In den letzten drei Monaten wurden 21 Beiträge geschrieben. Doctors Blog - Dieses private Weblog aus der Klinik
Dieses Weblog erblickte Anfang Juni das Licht der Welt. Hier wird zur Zeit eher weniger über den klinischen Alltag geschrieben (so ist das wenn man frei hat und kurz vor eine neuen Job steht), neben medizinischen Themen greife ich immer wieder Themen aus Technik und Politik aus. Das Leben besteht ja nicht nur aus Arbeit. Im ersten Monat war aufgrund von Urlaub genug Zeit und Motivation um 20-30 Beiträge zu verfassen. leicht beeinflusst von der Euro 2008. Hypnosekröte - Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen Die Hypnosekröte ist ein junger Medizinstudent, der gerade sein Praktisches Jahr (kurz: PJ, klinische Tätigkeit im letzten Jahr des Studiums, notwendig zum Akten sortieren, Blut abnehmen, Fäden ziehen und Haken halten) durchläuft. Humorvolles, gepaart mit anästhesiologischer Aufmerksamkeit und jugendlichem Leitsinn, paramedizinische Erfahrungsberichte oder einfach nur Scrubs auf deutsch. Zur Zeit leider keine großeBeitragsfrequenz, in den letzten drei Monaten wurden 9 Artikel geschrieben. Doc Sarah Schons - Doc Blog Doc Sarah, Allgemeinmedizinerin aus Düsseldorf betreibt eine Internetpräsenz für ihre Praxis und bloggt seit März 2007 über ihre Erfahrungen aus ihrer Praxistätigkeit. Wer noch mehr erfahren möchte, dem sei ein Interview mit ihr von Radio-G empfohlen. Aus den letzten drei Monaten finden sich rund 20 Beiträge. Ärzte ohne Grenzen - Markus Fritz schreibt aus Kenia Leider ist dieses Blog nicht aktuell aber dennoch sehr interessant. Bis November 2007 schrieb der Arzt Markus Fritz aus Kenia. Dort arbeitete er für Ärzte ohne Grenzen als Mental Health Officer. Wer sich über die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen informieren möchte oder subjektive Eindrücke der Arbeit sucht, findet in diesem Blog sicher einiges Interessantes. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja bald Beiträge über einen neuen Einsatz. Dr. Zehnle - Mediblog Ähnlich wie das Landarzt-Blog, schreibt die Allgemeinmedizinerin Dr. Sieglind Zehnle hauptsächlich über Krankheiten und interessante medizinische Themen für Patienten wie z.B. über Bluthochdruck, Wadenkrämpfe, Tinnitus oder Anzeichen eines Schlaganfalls. Online ist dieses Blog neben der Praxiswebseite seit Dezember 2007. In den letzten drei Monaten wurden 17 Artikel geschrieben. Dr. Ewald Proll - Die Krankheitskarte Bereits seit 2006 schreibt Dr. Ewald Proll an seinem Blog “Die Krankheitskarte” und sammelt hier alles Wissenswertes über das zweifelhafte Mammutprojekt “Elektronische Gesundheitskarte” (eGK) der Bundesregierung. Jegliche Lügen werden sconungslos veröffentlicht, jede Kritik auseinandergepflückt und niedergeschrieben. Wert gelegt wird auf Privatsphäre, Finanzierung und wahrheitsarme Propaganda der Regierung. Ein Spartenthema, dass in den nächsten Monaten immer wichtiger werden wird. lvef.de - all things cardiology Der Mac-affine Dr. Robert Radke arbeitet als Assistenzarzt in der Kardiologie und berichtet über Humorvolles, Allägliches und Medizinisches. Das Blog ist seit April 2008 online, bisher wurden rund 20 Beiträge verfasst. (kurz zu dem Namen, lvef ist ein internistisch-kardiologischer Fetisch und bedeutet linksventrikuläre Ejektionsfraktion, also die Menge Blut, die vom linken Herzen in den Körper ausgeworfen wird)

…to be continued…

Gerne nehme ich hier auch Blogs aus der Kranken- und Altenpflege, aus dem Rettungsdienst oder von Apothekern etc. auf. Quelle der Bilder:
[1] http://www.pixelio.de/details.php?image_id=273696
[2] http://www.pixelio.de/details.php?image_id=48631

Sportverletzung – PECH gehabt!

In einem anderen Artikel über Sportverletzungen beim Fußball wurde ich in den Kommentaren nach Erster Hilfe, also Sofortmaßnahmen gefragt. Gerade bei den Sportverletzungen durch “Umknicken”, stumpfer Gewalt etc. (nicht bei Blutungen o.ä.) gibt es seit vielen Jahren eine sehr einfach zu merkende Regel, die sogenannte P.E.C.H.-Regel. Jeder Buchstabe steht hierbei für eine Maßnahme.
(Quelle:Pixelio) P = Pause Als erstes gilt es sofort mit dem Sport aufzuhören und das entsprechende Körperteil ruhigzustellen. E = Eis Entscheidend für den weiteren Verlauf ist, die verletze Stelle sofort zu kühlen. Durch die Kälte wird die Durchblutung und somit eine Schwellung/Hämatom vermindert. Außerdem wirkt Kälte schmerzmindernd. Es ist durchaus sinnvoll mehrere Stunden zu kühlen. Aber auch hierbei kann man einiges falsch machen. Eis oder Coolpacks sollten nie direkt auf die Haut gelegt werden, am besten in ein Handtuch eingewickelt werden. Kältesprays sind nicht sehr tiefenwirksam. C = Compression Auch ein Kompressionsverband soll die Schwellung reduzieren. H = Hochlagerung Schließlich gehört das Hochlagern des betroffenen Körperteils auch dazu, Schwellungen zu vermindern. Danach sollte zur genauen Diagnose ein Arzt aufgesucht werden. Häufigkeiten Fußball verursacht in Deutschland die häufigsten Verletzungen, was sicher an der großen Verbreitung liegt. Die häufigsten Verletzungen beim Fußball betreffen die untere Extremität. Prellungen gibt es bis zu 50 %, danach kommen bei ca. 20 % Verstauchungen vor, 10 % betreffen Muskelverletzungen. Das am häufigsten verletzte Gelenk ist das Sprunggelenk, danach folgt das Gelenk des Knies. 50 % der Verletzungen werden durch eine gegnerische Einwirkung ausgelöst. Mehr Informationen finden sich in folgendem Artikel aus dem Ärzteblatt:

Online leben?

Vor allem ältere Generationen (Wann ist man eigentlich “alte Generation”?) reduzieren das Internet auf von der Presse vorgegebenes. Da gibt es Artikel über Onlinesucht, über jugendliche Musikdiebe und rechtsradikale Propaganda. Das man in jedem Winkel des “Internets” (Kinder-)Pornographie findet, ja quasi unausweichlich davon beworfen wird, ist sowieso klar. Auch unsere Volksvertreter stehen diesem Medium eher kritisch entgegen und lassen sich ihre Mails und Texte lieber ausdrucken.
(Quelle:Pixelio) Nach der älteren Generation (Wie alt man auch immer dafür sein muß) kommt die noch nicht ganz so alte Generation, Menschen die mit der neuen Technik ausgewachsen sind und die Gefahren verstehen und täglich an die Jugend bringt. Social Community Services sind böse, überwachen dich und zerstören dein Real Life. Hinterlasse keine persönlichen Daten im Netz. Google Health verkauft deine Krankheiten. Natürlich haben sie nicht ganz unrecht, teilweise, zumindest ein Bewußtsein dafür sollte man entwickeln, die Folgen versuchen abzuschätzen. Malte Welding hat vor kurzem in der Netzzeitung einen schönen Artikel über “Persönliche Daten im Netz” geschrieben. Auch wenn man die heutige Jugend mit ihrem Partybilder-MySpace-Plazes-Wahn nicht ganz verstehen kann… das ist die Zukunft.
Wir haben eine neue Jugendbewegung. Und diese Jugend muss sich dafür nicht einmal bewegen. Lassen wir sie einfach mal machen. Denn die Chefs, die sie mal haben werden, wenn die heutigen Entscheider den Weg alles Irdischen, Nicht-Digitalen, gegangen sind, waren auch alle mal jung und zwar mit ihnen zusammen. Die Politiker, die sie wählen, waren bei StudiVZ oder haben so getan, als würden sie auf die deutsche Fahne urinieren.(Netzzeitung)
Und mal ehrlich, auch die noch nicht ganz so alte Generation bewegt sich täglich viele Stunden im Netz, liest, schreibt, recherchiert, schaut, sucht, findet, kommuniziert und vertrödelt. Auch hier gibt es wiederum Menschen, die kritisieren, die fordern, dass Leben da draußen zu genießen… Das Leben da draußen? Unter freiem Himmel, mit Menschen, mit oder ohne Handy oder Laptop? Im Kino oder Cafe? Was genau ist dieses Leben? Dies stellt Malte Welding in einem weiteren Artikel auf Spreeblick zur Diskussion.
wenn das leben „draussen“ ist, empfielt es sich dann zeitungen, zeitschriften oder bücher unter freiem himmel zu konsumieren? oder bekommt man für den konsum von qualitätsjournalismus oder literatur nochmal je 30 minuten aus thilo baums empfehlungsmanufaktur zugestanden? was ist mit kunst, mit bildung? die werden ja meistens in weltfernen elfenbeintürmen betrieben und ganz selten, draussen, in der mitte der gesellschaft. überhaupt, wo ist dieses „draussen“? unter freiem himmel, unter menschen oder genau da, wo thilo baum sich befindet? (Spreeblick)

Mein Traum

I had a dream. I had a dream that every doctor is created equal...

Quatsch, naürlich war mein Traum heute Nacht viel profaner. Habe geträumt, ich hätte mit zwei Oberärzten gleichzeitig operiert, bzw. ich war der Operateur und die beiden die Assistenten. Und beide haben mich aber sowas von total gelobt, wie toll ich das alles machen würde. Dabei war ich in dem Moment, als einer der beiden das sagte, doch nur beim Koagulieren ?! Was will mir dieser Traum sagen? Außer, daß ich tief in meinem Innern doch noch die Hoffnung hege, vielleicht mal ein Großer zu werden?
Fact ist, die OP, für die ich heute extra gekommen bin, lief gar nicht mal so optimal. War ein anderer OA als die letzten Male, der hatte bei der Visite auf Station vorher schon so einen massiven Druck gemacht. Stand eigentlich der andere drauf, keine Ahnung, warum das mal wieder geändert wurde. Naja, der OP-Plan ist ja eh nur grober Anhaltspunkt.

Der OA war trotz allem aber recht geduldig, zumindest hat er sich merklich zusammengerissen. Am liebsten hätte er mir alles aus der Hand genommen, ach was, gerissen (aber er hat sich beherrscht, zumindest teilweise).
Kann ich ja fast verstehen, bei mir dauert das eben etwas länger. Aber was soll ich machen? Das ärgert mich ja selber. Bin immer noch sowas von unsicher, fange ungern alleine an (obwohl ich das alles ja nun wirklich hunderte von Malen gesehen habe und in der Theorie ja ALLES weiß! Jeden einzelnen Schritt!), aber alleine? Uiuiui, das ist ja dann doch ein ganz anderes Kaliber.
Stelle mir immer vorher vor, das alles super souverän zu machen, aber das klappt dann gar nicht. Heute war es eine minimalst (!) veränderte Anatomie, die mich ein wenig off track geworfen hat. Und dann war der OA auch schon da. Nix mit Glänzen und souverän und "ach, klasse, daß Du schon so weit bist". Das führt alles nur dazu, daß ich mir selber total im Halse stehe. Habe im Endeffekt auch nur 50% der OP machen dürfen, bis zur Subkutannaht hat er mir dann noch auf die Finger geschaut (um dann wohl recht zufrieden abzudampfen). Und dieser blöde Faszienfaden, Mann, das die Dinger immer so in die Finger schneiden. Habe ich auch schon lange nicht mehr gehabt. Sehe das jetzt mal als Zeichen an, daß die Faszie tatsächlich zu ist.

Tja, und danach? OP war ja nicht der ganze Tag. Danach war ich tatsächlich nicht einsetzbar, obwohl ich ja wider Erwarten doch da war. Vor allem wider eigenes Erwarten *gequältgrins*.
Ich hatte auf meiner Station noch zwei schwierige Fälle zu besprechen und musste sie noch dem Chef vorstellen. Der hat mich dann auch runterbestellt und dann, obwohl er wußte, daß ich warte, fast 2 Stunden (von denen ich tatsächlich eine erhebliche Zeit in seinem Büro gesessen und gewartet habe! - man will ja nicht, daß Chef sonst auf einen warten müsste) hängen lassen und ist (absichtlich? denke eher nicht) einfach nicht aufgetaucht. Bin fast rasend geworden, zumal ich ja einen Termin um 15.00 (also innerhalb meiner eigentlich nicht stattfinden solltenden Dienstzeit hatte) abgemacht hatte, den ich ernsthaft in Gefahr gekommen sah.
Habe aber dann einen Kollegen instruiert und habe (ohne Pat.vorstellung) das Haus verlassen und es gerade so eben zum Termin geschafft.

Mann! Heute war doch mein freier Tag!

Doc Blog

a.-p. einmal quer durch Deutschland

Morgen habe ich eigentlich (geplant) frei oder besser gesagt, morgen hätte ich eigentlich (geplant) frei gehabt, der Irrealis ist hier die passendere Form.

Nachdem ich bis 14.30 Uhr im OP stand und dann irgendwann später einem OA über den Weg gelaufen bin, hat er mir (vorm Pat.) eröffnet, daß ich diesen ja morgen mit OA operieren würde. Soso... Ich mit OA, oder OA mit mir? Der kleine, aber feine Unterschied. Außerdem... "Ich habe morgen doch frei." Das haben alle nur schulterzuckend (wenn überhaupt) wahrgenommen.
Gut, nachdem ich dann endlich einen OP-Plan (gar nicht soo einfach in einer operativen Abteilung, wie es scheint) aufgetrieben habe, stand tatsächlich mein Name als Operateur da. Tja, was tut man dann? Einfach mal akzeptieren, daß ich dann wohl morgen kein frei haben werde. Was tut man nicht alles für operative Ausbildung. Ist ja auch nicht das erste Mal, daß ich für eine (eigene) OP in meiner Freizeit in die Klinik komme.

Dabei kann ich mich momentan was das Operieren angeht eigentlich kaum beschweren. Wenn es einen Assi gab, der in dieser Woche dran war, dann ich. Montag OP, heute assistiert, bis die Schwester bei der Verbiegung des OA über den OP-Tisch meinte: "Das kann doch auch Doc Blog machen, der steht doch viel günstiger" (vielen Dank!), und dann eben diese OP gewonnen ("Na, dann machen sie es jetzt aber auch anständig zu Ende!") und morgen schon wieder. Na, wenn das mal so weitergehen würde. Allerdings bin ich ab Do dann erstmal draußen und z. T. gar nicht im Hause. Hoffe, die haben mich bis zu meiner Rückkehr dann nicht vergessen.

Habe mich ja auch schon anderweitig "unentbehrlich" gemacht, lol, habe nämlich immense EDV-Kenntnisse unter Beweis gestellt, die alle, incl. Chef beeindruckt haben. Wurde daraufhin auch sofort für nichtmedizinische Arbeiten abgestellt. Aber wer weiß, wozu das gut war.

Und der Titel dieses Posts? Da ich mich ja etwas gen Down Under informiert habe und bei uns im Arztzimmer einer Weltkarte hängt (ungefähr mit der gleichen Message wie die Palme in der Cafeteria meines PJ-Hauses), mussten wir gleich mal die guten und interessanten Ecken unter die Lupe nehmen. Neben C. Catastrophe (C = Cap?), das wir allerdings aussortiert haben, finde ich Fraser Island und Adelaide interessant. Als wir dann auf Queensland stiessen (von dort stammte eine Stellenausschreibung mit einem Angebot von immerhin 2000 AUS$ pro Tag (!)), meinte er, die Entfernungen dort unten seien doch nicht zu unterschätzen, Queensland - Fraser Island sei einmal Deutschland a.-p.
Quod esset demonstrandum, oder?

Doc Blog

Die Generation Internet

Das “neue Internet”, ehemals Web 2.0 bringt viel Handwerkszeug für den modernen Menschen mit, VZs, WKW, MySpace, Flickr, Twitter, Soup.io, Loopt und vieles anderes. In der täglichen Presse reduzieren sich die Diskussionen aber meist auf die Gefahren, die von dem Online-Exhibitionismus ausgehen. Wer hat nicht die Geschichte über den Landesvorsitzenden der JU Hessen mitbekommen, der angeblich all zu gerne auf Ketten nach Frankreich reisen möchte? Oder die Grünen, die als Reisepissoir immer eine Deutschlandflagge mitführen? Die Konsequenz, sein Online-Profil löschen oder faken oder… einfach weiterleben, wie Malte Welding (z.B. Spreeblick) in einem schönen Artikel in der Netzzeitung beschreibt. Empfehlung: Lesenswert, Dauer: 5 Minuten.
Das Internet ist voller persönlicher Daten, vor allem von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Online-Rufschützer warnen vor den möglichen Auswirkungen, Eltern sind besorgt. Malte Welding aber sagt: Was soll’s, macht doch jeder…

Schmerzen der linken Hand mit Betonung am Ring- und Kleinfinger

Eine 53-jährige Patientin stellte sich wegen dauerhaften, stechenden und brennenden Schmerzen in der linken Hand mit Betonung am Ring- und Kleinfinger vor. Wegen dieser Beschwerden war 4 Monate zuvor eine Neurolyse am Sulcus ulnaris durchgeführt worden….
Weiteres zu diesem Fall lesen Sie im Beitrag, der in Ausgabe 5/2008 von DER SCHMERZ veröffentlicht wurde. Den vollständigen Beitrag […]

Radio-G: Interview mit Doc Sarah

Radio G, ein Podcast aus Gera hat vor kurzem ein interessantes Interview mit der Bloggerin und Allgemeinmedizinerin Doc Sarah geführt.
Wir klären den Unterschied zwischen privat und gesetzlich versicherten Patienten aus Sicht des Arztes, reden über sinnvolle Arten der Versicherung und welches Modell Sarah befürworten würde. Sarah erklärt wieso Ärzte sich kaum noch Zeit für ihre Patienten nehmen, manchmal fragwürdige Medikamente verschreiben und oft nicht in der Lage sind mit ihrem Patienten so zu kommunizieren, dass sie verstanden werden. Außerdem geht es um Naturheilmethoden und die Animositäten zwischen Naturheilern und Schulmedizinern. Schließlich reden wir über den Einfluss von Pharmaunternehmen auf Ärzte und die passive Sterbehilfe.
Link zum Podcast