Ärztekammerliche Informationsdiarrhoe

Gestern habe ich mich mal wieder geärgert. Ich saß also bei einem bekannten Frittenbräter mit schottischem Namen, welcher auch W-Lan-Zugang hat. Bei uns in Bad Dingenskirchen - also in einer sehr ländlichen Gegend - ist das mobile Internet leider sehr langsam. Und eine andere Möglichkeit von Internet-Zugang habe ich leider momentan nicht, da ein schneller Festnetz-DSL-Vertrag - bekanntlich immer 2 Jahre Mindestlaufzeit - für mich leider nicht in Frage kommt: In unserem...

Pneumothorax (da ist die Luft raus!)

Kennen wir doch alle: Arbeiten, arbeiten und nochmals arbeiten, irgendwann ist dann die Luft raus. Burn-Out, Ende. Beim sogenannten Pneumothorax ist die Luft auch raus, allerdings aus einem oder beiden Lungenflügeln. Klingt ungünstig? Ist es auch.

Ursache:

Spontan, das heisst der Lungenflügel fällt in sich zusammen und die Luft sammelt sich im Pleuraraum an (Raum zwischen Lunge […]

Blogparade: Kann denn Kaffee Sünde sein ?!

Der liebe Manuel von Vital-Genuss hat eine Blogparade ins Leben gerufen, bei der ich nicht fehlen darf…. es geht nämlich um mein Lieblings-Elixier… Kaffee: manuel: Wie bereitest Du Dir Deinen Lieblingskaffee zu und was muss für Dich in einen „perfekten“ Kaffee rein: nix, Milch(schaum), Zucker, Sirup… ? docsarah: black…. schwarz…. pur…. manuel: Achtest Du beim Kaffeekauf auf bestimmte Siegel [...]

ruf doch mal an

viele eltern haben den wunsch, nur eine kurze beratung zu bekommen, oder dinge ohne kind zu besprechen usw. nicht immer müssen sie dafür natürlich in die praxis kommen.

daher bieten die helferinnen auch gerne an, dass ich mutter/vater abends oder in der mittagspause mal anrufe. aus erfahrung wurden wir klug, daher wird immer nochmal die telefonnummer überprüft, die in der karteikarte steht, und auch eine genaue rückrufzeit vereinbaren wir immer. sonst muss mama ewig zu hause sitzen und warten.

denkste.

meine bauchstatistik sagt, dass zwei von drei zu tätigen rückrufen nicht funktioniert, weil a) ständig besetzt ist oder b) überhaupt keiner erreichbar ist und c) ein anrufbeantworter geschaltet ist, der soo unverständlich besprochen ist, dass man dort auch keine medizinischen details aufquaken will.

also habe ich mir für mich eine konsequenz zurechtgelegt: ich versuche es tatsächlich dreimal im abstand von 20 minuten, dann am folgetag nochmals zur gleichen zeit und dann … pech. menno.

dennoch: die statistik bessert sich dadurch nicht. und der hammer: von dieses 2 von drei beschwert sich dann noch einer, dass ich nicht angerufen habe. danke. 

Schäuble ohne Grenzen

Die aktuelle Politik besteht offenbar und allenthalben aus Geldverschwendern und Menschenverächtern. (Das aktuelle  Radio Interview mit Christiane Amanpour ist ein MUSS !) Hierzulande leider immer wieder aktuell: Schäuble ohne Grenzen - Vorratsdatenspeicherung und kein Ende…. “Hammer des Tages: “Die Vorratsdatenspeicherung und die Online-Durchsuchung dienen auch dem Schutz des Menschen, der Privatsphäre”. Oh, und der Menschenwürde!Im Übrigen: Krieg [...]

Das System muss zahlen

Wiedermal so ein Schockraum. Der Radiologe schallt und wartet dann auf das CT. Das aber verzögert sich. Und verzögert sich. Und verzögert sich noch mehr. Weil die Anästhesie berechtigte Probleme hat.

Also warten alle. Die Chirurgen, die Radiologen und wer sonst noch so rumsteht. Und die gesamte übrige Arbeit verzögert sich auch. Der Radiologe z.B. muss noch etliche Sonographien auf Stationen erledigen. Aber das muss alles warten. Man kann jetzt nicht einfach gehen. Es sollte ja jeden Moment weitergehen mit der Untersuchung dieses absoluten Notfalls.

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Bald kommen die Weihnachtskrankheiten

Jedes Jahr zu Weihnachten häufen sich bestimmte Erkrankungen. Diese stehen offensichtlich im direkten Zusammenhang mit dem feiertagstypischen Verhalten bezüglich innerlich angewendeter Nahrungsmittel und Flüssigkeiten. Klingt der Sachverhalt zu kompliziert? Lassen Sie sich aufklären!

Gastroenteritis (Magen-Darm-Entzündung): Hier wendet sich das Darmrohr gegen den Rest des Körpers mittels vorwärtigem und rückwärtigem Ausschütten von, wie soll ich sagen …, […]

was ich eltern zu weihnachten wünsche IV

… oder eigentlich den kindern, dieses buch – damit auch den eltern, wenn die kids glücklich. stellvertretend für alle bücher von axel scheffler, der leider in england lebt und dort zuerst veröffentlicht. hier also wieder mit dem text von julia donaldson (grüffelo), ordentlich übersetzt von wiglaf droste — roooarh, welches team für ein kinderbuch.

der stockmann – ein super buch zu weihnachten (lt. amazon grad nicht lieferbar, ich habe es aber beim freundlichen buchhändler um die ecke schon gesehen.)

zum lachen, zum weinen, der weihnachtsmann kommt auch vor – was will man mehr. wer anglophil ist, darf den "oh stickman, oh stickman" auch im original lesen – oder wer weiß hier genau, wie man "pooh-stick" übersetzt? enjoy! 

Shortcut: Glück, Selbst, Spiel

Glück und gute Laune sind ansteckend: "Clusters of happy and unhappy people are visible in the network, and the relationship between people’s happiness extends up to three degrees of separation (for example, to the friends of one’s friends’ friends). People who are surrounded by many happy people and those who are central in the network are more likely to become happy in the future." (via Karrierebibel)

Außerkörperliche Erfahrungen im Experiment: "Wie schon im...

Varikosis (Krampfadern)

Ein weiteres echtes Volksleiden neben Rückenschmerzen und anderen Erkrankungen sind die sogenannten Krampfadern (Venenleiden). Momentan kein wirkliches (Besen-)Reiser-Thema, da im Winter die Hosen lang sind und die Stempelbeine somit verhüllt bleiben. Wie aber entstehen diese unschönen Gefässe, und wie kann man sie bekämpfen?

Im weiteren werden hier nur die Varizen an den Haxen besprochen, es gibt […]

Sie sind ja immer noch hier?!

So begrüßte mich der Ehemann einer Patientin auf dem Gang, heute abend, es war schon etliche Stunden dunkel und ich hatte eindeutig im hellen Tageslicht meinen Dienst begonnen.

Die Frage hat mich überrascht und direkt einige Gegenfragen provoziert, die ich mir stellen musste.

a) Kennen wir uns eigentlich?
Schnell den Mann (älter, machte einen gesunden Eindruck, mir freundlich gesonnen) und die Frau (älter, nicht ganz so gesund wirkend, an UAG) gescannt. Nicht direkt erkannt. Aber die kennen mich, so tun sie zumindest.

b) UAG, die Lösung?
Da bleiben zwei Möglichkeiten, chirurgisch oder orthopädisch, Freund oder Feind. Letztendlich am Gangbild nicht zu eruieren. Ich hoffe, ich habe sie nicht selber operiert. Nein, unwahrscheinlich, hatte in letzter Zeit keine derartigen OPs. Oder doch. Nein, kann nicht sein. Tippe auf Orthopädie.

c) Woher kennen die mich dann?
Mal Konsil gemacht, Blut abgenommen, in der Physio gesehen? Kennen die mich wirklich oder reagieren die nur auf den weißen Kittel?
Außerdem habe ich in dem Moment gerade Blut fürs Labor in der Hand gehabt, vielleicht verwechseln die mich, trotz Kittel?
Vielleicht auch Dauergast, kennen mich vom letzten Aufenthalt.

d) Und was heißt das "noch"?
Haben wir uns heute schon gesehen? Kann mich nicht erinnern. Wer weiß, wen ich in den langen Stunden heute schon gesehen habe. Vielleicht haben wir uns ja sogar schon gesprochen? Hmm, also vielleicht doch chirurgisch. Nein, irgendwie nicht in der Visite heute gesehen. Vielleicht die Dame, die nicht auf dem Zimmer war? Aber woher kennt sie mich dann?
Somit komme ich zurück zum Dauergast, aber dann müsste ich sie ja auch kennen.

e) Wieso bestätigen mir in den letzten zwei Wochen (immerhin post Urlaub) fast alle Patienten, ich würde zuviele Stunden und Tage arbeiten ("Sie haben aber auch nie frei, wa?") und ich würde so schlecht aussehen?
Naja, wahrscheinlich, weil das der Wahrheit entspricht?! Zumindest meiner gefühlten Wahrheit. Wieso sehen sich die Patienten genötg, daß - unabhängig voneinander - zu betonen. Ist es so offensichtlich? Ich brauche Urlaub. Keine Frage. Zielte diese Eingangsfrage auch darauf?
Liegt es daran, daß ich die Patientin (oder war es ein Trick und der eigentliche Patient war der Mann) nicht richtig einordnen konnte?

f) Wieso mache ich mir eigentlich soviele Gedanken, wenn die beiden einfach nur nett und freundlich einen Angestellten des Krankenhauses grüßen, dem sie abends zum ersten Mal in ihrem Leben über den Weg laufen und dem sie noch eine - vermeintlich - netten Spruch sagen?
Wenn sie wüßten, was sie damit angestellt haben...

Doc Blog

Und ich denke doch, daß ich sie kenne...

Workload

To ensure patient safety and resident education, the IOM (Institue of Medicine) recommends a maximum workload of 80 hours per week, averaged over 4 weeks, with a maximum of 16 hours per shift admitting patients. According to the IOM and the ACGME (Accredition Council for Graduate Medical Education), this recommendation is intended to ensure patient […]

6 unwichtige Sachen, die Monsterdoc glücklich machen

Gerade wurde ich vom ExRettungszivi mit einem Baumstamm beworfen. Neben der Behandlung der erfolgten Gehirnerschütterung muss ich nun auch noch 6 unwichtige Dinge auflisten. Nun gut, hier meine Hitliste:

Unwichtiges von einer Mücke in einen Elefanten zu verwandeln. Sprich: Nahezu alle Artikel in diesem Blog.
Unwichtiges Blaulichthupen, als ob es kein Morgen mehr gibt. Hey, ich lasse […]

H.M. ist gestorben

Henry Gustav Molaison, dessen Schicksal seit Jahrzehnten in Fachbüchern Studierenden die anterograde Amnesie veranschaulicht, ist im Alter von 82 Jahren vergangenen Dienstag verstorben.

H.M. wurden im Alter von 27 Jahren die medialen Strukturen beider Temporallappen (2/3 des Hippocampus, Teil der Amygdala, Anteile der angrenzenden Rindenfelder) entfernt, um seine schweren epileptischen Anfälle zu lindern. Nach der Operation war H.M. dann auch größtenteils anfallsfrei. Der Eingriff führte jedoch auch zu einer anterograden Amnesie. H.M. wurde quasi in dem Moment vor seiner Operation eingefroren. Er war nicht mehr in der Lage neue Informationen zu speichern. Jahrzehnte später zum Beispiel bezeichnete er sich als jungen Mann und erschrak...

5 Gründe sich nicht in einen Arzt zu verlieben

Lassen Sie sich nicht durch die TV-Parallelwelt täuschen, Ärzte sind anders als die amerikanischen Stars in den Klinik-Soaps. Die Realität läuft gegenteilig ab, lassen Sie sich aufklären, um nicht auf einen Arzt liebestechnisch hereinzufallen.

5 Gründe für ein gesünderes Weiterleben ohne Arzt:

Kein Geld! Ein noch relativ hohes berufliches Ansehen in der Bevölkerung geniessen Ärzte weiterhin zusammen […]

Verbündete: der Oberarzt

Der zuständige Oberarzt kann ein Segen oder eine Pest sein. Gerade die ersten Oberärzte in der Karriere eines Assistenzarztes haben nicht unerheblichen Einfluss auf die Art und Weise wie er später denkt und arbeitet, welche Strategien er anwendet. Wie sehr man von dieser Arbeitsbeziehung, die mit ein bisschen Glück auch etwas von der von Meister […]

Extreme Einstellung

Hatte letztens eine Patientin, nicht in der Ambulanz als Notfall, sondern in unserer Indikationssprechstunde.
Nix dramatisches, aber eine Sache, die sich gut operieren läßt. Kleine OP, die aber, wie alle, auch Risiken und Nebenwirkungen hat, klar.
Der Patientin geht es momentan gut, weil sie sich nicht belastet. Seit mehr als einem halben Jahr ist sie wegen dieser Geschichte jetzt krankgeschrieben.
Sie meinte, sie käme ja so auch zurecht, und bräuchte keine OP. Soweit so gut, aber was ist mit ihrer Arbeit und Arbeitsfähigkeit?

Darauf fing sie an loszupoltern.
Was das denn solle, daß man sie in eine OP drängen wolle, solange sie sich nicht belaste, habe sie ja keinerlei Beschwerden.
Ja, aber wie jetzt? Wollen Sie sich die nächsten 10 Jahre deswegen krankschreiben lassen?

Antwort: Natürlich! Denn wenn ich nichts tue, habe ich auch keine Beschwerden!
Doc Blog: Aber Sie können doch zumindest einen Arbeitsversuch starten und sehen, wie sich die Schmerzen entwickeln.
A: Auf gar keinen Fall! Dann werden meine Beschwerden ja wieder schlimmer. Nur, wenn ich mich nicht belaste, geht das so.
DB: Ja, aber wie jetzt? Gar nichts machen, die nächsten Jahre/Jahrzehnte?
A: Nein, so normal für mich arbeiten geht ja, aber nicht in meinem Beruf.
DB: Wie lange ist es denn noch bis zur Rente?
A: 8 Jahre.
DB: Und Sie wollen wirklich nicht doch nochmal einen Arbeitsversuch starten? Oder innerhalb des Unternehmens eine Umversetzung beantragen?
A: Nein, dann kommen meine Schmerzen direkt wieder.

Hallo? Ich glaube es hackt? Ganz abgesehen davon, daß die Dame wohl keinerlei Bock hat, nach der sehr wahrscheinlich erfolgreichen OP in ihren Job zurückzukehren. Wie kann man so dreist sagen, daß man lieber auf Staatskosten leben will?
Aber anderseits, sie ist ja eh bald ausgesteuert und wird sehen, was sie davon hat.

Und beschwert sich bei mir (hallo, ich bin zumindest dem Namen nach Chirurg) dann noch, daß wir ihr eine OP anbieten und keine konservative Behandlung.

Mann Mann Mann!
Sowas stößt bei mir echt auf Unverständnis.
Würde mir nie einfallen, so zu handeln. Gut, noch geht es meinen vorgeschädigten Gelenken ja einigermaßen, das mag irgendwann mal anders aussehen. Aber selbst dann würde ich doch zumindest die OP VERSUCHEN, in der Hoffnung, dann wieder/weiter Geld für mich und meine Familie verdienen zu können.

Also wirklich, da kann ich nur mit dem Kopf schütteln.

Doc Blog

Warum ich in meiner Freizeit mehr Notarzteinsätze habe als im Dienst!

Jetzt tute ich doch schon etliche Jährchen martinshornmässig durch die Landen. Die Einsatzzahlen dürften sich fast im vierstelligen Bereich bewegen. Doch eins ist mir bislang unklar geblieben. Warum habe ich in meiner Freizeit mehr Einsätze als im Dienst? Kaum vergeht eine Woche ohne Erste ärztliche Hilfe.

Hier einige Hightlights der Privatbehandlungen:

Autobahn, schwerer Massenunfall, Schwerverletzte, Tote. Ich […]

Der Kunze hört (nicht) auf 6

Dezember 2008
Der tägliche Patient
Hausarzt Dr. Kunze konnte seine Praxis gar nicht aufgeben. Was würde Herr Vogelsang dann tun? Vielleicht würde er sich umbringen. Nicht, weil Dr. Kunze sich selbst für einen besonders guten Hausarzt hielt, dachte er so, sondern weil Herr Vogelsang jeden Tag zu ihm kam. Jeden Tag, von Montag bis Freitag. Der Arztbesuch am Ende des späten Nachmittags gab dem Leben dieses Patienten einen Sinn. So mager dieser Lebensinhalt auch sein mochte, Herr Vogelsang hing am täglichen Arztbesuch wie andere an ihrer Familie oder an der Arbeit. Dr. Kunze hatte einiges versucht, um das zu ändern. Er hatte Herrn Vogelsang einen Termin mit einer Woche Abstand gegeben, tags drauf saß der Patient mit Darmkoliken in seinem Sprechzimmer. Der Versuch mit drei Tagen Praxispause führte zu einer Verbrennungswunde, die Einbestellung für den übernächsten Tag zum Hexenschuss.
Herr Vogelsang kam jeden Tag, seit vierzehn Jahren.
Warum? Hausarzt Dr. Anselm Kunze ahnte es.
Eines Tages hatte er Herrn Vogelsang gefragt, ob er eigentlich wieder heiraten wollte. Bernhard Vogelsang war gut zwei Jahre zuvor Witwer geworden und kam seitdem, anfangs wöchentlich, mit teils fadenscheinigen Argumenten in die Sprechstunde. Weil Dr. Kunze den Patienten mochte, auch wenn er eine Spur zu häufig in der Praxis erschien, hatte er zu Herrn Vogelsang gesagt:
„Warum heiraten Sie nicht wieder! Sie sind doch ein toller Mann. Ledige, ältere Frauen gibt es genug, die sich nach Zweisamkeit sehnen.“
Seit diesem Tag kam Herr Vogelsang täglich zu ihm. Der Arztbesuch machte sein Leben lebenswert, wie er seinem Hausarzt gestand.
Mit der Zeit ahnte Dr. Kunze, was in seinem Patienten vorging. Vierzehn Jahre täglicher Kontakt öffneten ihm nun die Augen. Manche über die Jahre verteilte Anmerkung Vogelsangs bestätigte Dr. Kunze in seinem Verdacht: Der Mann war im Grunde seines Herzens homosexuell. Und sein Patient war verliebt. Nicht nur verliebt in den Hausarzt, sondern auch überzeugt von dessen Gegenliebe, wenn der auch die eigene Neigung nicht wahrhaben wollte. Noch nicht.
Wie oft hatte Dr. Kunze seine Formulierung Sie sind doch ein toller Mann! bedauert. Und wie oft hatte Herr Vogelsang genau diese Passage zitiert – ungezählte Male in vierzehn Jahren.
Für den Arzt war Herr Vogelsang ein etwas einfältiger, immer netter, eher traurig gestimmter Mensch. Dr. Kunze sah sich nicht im Stande, ihm zu sagen, er solle sich einen anderen Hausarzt suchen. Gebot nicht gar die ärztliche Moral, den anhänglichen Patienten jeden Tag zu empfangen? Denn das war die Therapie, die Herr Vogelsang brauchte und in Anspruch nahm. Er erwartete nichts  – keine Tests, keine Pille, keine Operation. Er kam mit einer Schramme, Bauchweh, Kopfschmerzen, einem kaum sichtbaren Ekzem, Schwindel, wollte gelegentlich kurz untersucht werden, ein knappes Gespräch, das war’s. Dann verschwand er wieder. Manchmal dauerte der Arztkontakt kaum drei Minuten, selten mehr als fünf oder sechs.
Was würde Herr Vogelsang tun, wenn Dr. Kunze seine Praxis tatsächlich abgäbe? Ganz bestimmt konnte ein Arzt den Zeitpunkt seines Ruhestandes nicht nach den Patienten richten, aber was würde mit seinem täglichen Patienten geschehen? Dr. Kunze wusste, wie es mit den anderen Patienten sein würde: Eine Zeit des Bedauerns, eine sehr kurze in den meisten Fällen, einen Tag, eine Woche, vielleicht einen Monat Klage um den Verlust des geliebten Hausarztes, dann Alltagsleben mit einem neuen Arzt des Vertrauens. Der König ist tot, es lebe der König. Aber Herr Vogelsang? Gerade am Tag zuvor hatte Dr. Kunze wieder einmal einen Anlauf genommen, die Häufigkeit der Konsultationen auf jeden zweiten Tag zu beschränken, um damit Bernhard Vogelsang quasi zu entwöhnen. Der Patient hatte mit Enttäuschung reagiert. Aber diesmal hatte der Hausarzt sich nicht erweichen lassen.

Am folgenden Morgen betrat Dr. Kunze den Praxisflur. Helferin Christine winkte mit einer Kopfbewegung Richtung Kabuff. Kabuff nannten sie das enge Behelfssprechzimmer, in dem Spritzen verabreicht, Pharmavertreter empfangen oder Rezeptwünsche besprochen wurden. Der Hausarzt öffnete die Tür und sah zwei Polizisten. Der dickere von beiden sagte ernst:
„Herr Doktor, wir müssen Sie bitten mitzukommen.“
Der Arzt reagierte betroffen. War er zu schnell gefahren? Hatte er eine rote Ampel übersehen? Seine Fahrten mit dem Auto litten in letzter Zeit unter mangelnder Konzentration.
Der andere Polizist lächelte.
„Warum so schuldbewusst, Herr Doktor!“
Dann räusperte er sich und wurde sehr ernst. Es ging doch um eine traurige Angelegenheit.
„Wir haben einen Ihrer Patienten tot in dessen Wohnung aufgefunden. Offenbar Selbstmord. Wir wollten Sie fragen, ob das mit dem vereinbar ist, was Sie von dem Patienten wissen. Und wir wollten Sie bitten den Totenschein auszustellen.“
Dr. Kunze durchfuhr Kälte.
„Um wen handelt es sich?“
Er hatte einige Suizide in seiner Zeit als Hausarzt erlebt. Alle waren eine Tragödie gewesen, manche erschienen verständlich, andere waren nur schockierend.
„Ein Herr Bernhard Vogelsang.“

Sie suchten … und fanden Monsterdoc

Immer wieder findet man in Blogs Artikel über lustige Suchbegriffe, die schliesslich zum Besuch der eigenen Website führten. Ich möchte mich hier anschliessen. Bei Monsterdoc haben wir jedoch besonders unsinnigen Schwachsinn an Suchbegriffen zu verzeichnen. Also hinsetzen, anschnallen, los gehts.

Hier die Hitliste der Suchbegriffe (Nov-Dez 2008)

gallenkolik hefeweizen – Wahnsinn, da ist jemand auf den Artikel […]

Die Krise in “vernünftig”…

Eigentlich wollte ich ja Christiane Amanpour, einer meiner persönlichen Heroinen, hier noch ein paar Blogtage länger die Aufwartung machen. Aber aus aktuellem Anlass kann ich jetzt gar nicht anders, als auf den via Robert Basic im basicthinking blog gefundenen Artikel aus der Zeit hinweisen, der bitte im Kontext mit Stresstoys Appell “Geh Einkaufen” zu sehen ist. Sagt [...]

Der Urologe

Allein der Name weckt schon ungute Gefühle, vor allem in uns Männern. Es ist eher selten, dass eine weibliche Person eine urologische Praxis betritt. Also hier ein Artikel endlich mal nur für uns Männer! An alle anderen: Ich kann anhand Ihrer IP-Adresse das Geschlecht, Alter und die Kontonummer einsehen. Also Obacht!

Charaktereigenschaften:
Kernig, lustig, cholerisch, männerwitzereissend, das […]

Die neue Rolle: Stationsarzt

In vielen Kliniken steigt man gleich als Stationsarzt ein. D.h. man betreut gemeinsam mit seinem Oberarzt eine Station. Dabei ist man für so ziemlich alles verantwortlich und macht alles, was andere nicht machen wollen. In einzelnen handelt es sich dabei um: Blutentnahmen, Legen venöser Zugänge, Anhängen von Erstinfusionen, tgl. Visite, Verordnungen, Anmeldung von Untersuchungen, EKG […]

Lebensbedrohliche Atemdepression nach Schmerztherapie

Berichtet wird ein Fall einer Patientin mit attackenförmigen neuropathischen Schmerzen nach Unterarmverletzungen mit wiederholter Atemdepression und Bewusstlosigkeit nach mehreren adäquat dosierten Analgetikagaben zur Anfallskupierung.
Weiteres zu diesem Fall lesen Sie im Beitrag, der in Ausgabe 6/2008 von DER SCHMERZ veröffentlicht wurde. Den vollständigen Beitrag finden Sie in der aktuellen Ausgabe von DER SCHMERZ (Heft 6/2008). Zum […]

Christiane Amanpour über Genozide

Wer kennt sie nicht - die mutige Anchor-Woman von CNN: Christiane Amanpour. Eine Frau, deren IQ/EQ, Mut, Scharfsinn und Einsatzbereitschaft ich über die letzten 25 Jahre kennen und schätzen lernen durfte. Ganz aktuell hier gibts ein wirklich gutes Interview mit ihr über Genozide in der globalisierten Welt. Wir industrialisierten Demokraturen räumen ja monetär immer ganz gern ab [...]

Der Pathologe

Jung, hübsch, weiblich, blonde Mähne, stöckelt in Designerklamotten zum Einsatzort. Stimmt, genau so sieht die Pathologin von heute aus. Kann es sein, dass Sie zuviel vor der Einschlafhilfe (TV) sitzen? Selbstverständlich ist die Realität ein wenig anders.

Hier die FAQs (ferdammt auffällige Quarktaschen) zum Pathologen:
Charaktereigenschaften?
Ruhig, meistens doch eher männlich, harte Schale, harter Kern. Kann alles und […]

was ich eltern zu weihnachten wünsche III

… vor allem auch gelassenheit. ich bin immer wieder in der praxis überrascht, mit welchen panischen sorgenvollen blicken kleine pickelchen oder eine laufende nase demonstriert werden, wie man notfallmäßig termine einfordert wegen einer warze am fuss oder einem kratzer an der backe.

nicht dass ich das verharmlosen will, und oft genug gibt es auch kinder, die man zu spät sieht – auch hier kann man manche eltern verfluchen – aber die regel ist eine andere: eltern trauen sich nicht mehr, leichte infekte geschehen zu lassen, geringe hautveränderungen mal über nacht abzuwarten oder einen einmalig dünnen stuhl auszusitzen.

gelassenheit. geduld. viele dinge geben sich von alleine. das vertrauen auf den eigenen instinkt, sich nicht zu viel von anderen einreden lassen, und dann läuft es am besten.

eltern haben keine kinderarztausbildung, da sind wir alle froh drüber, das verlangt aber auch niemand, aber ein quantum trost coolness braucht es nun einmal, wenn man eltern ist.