Bewertungen – Arzt gegen Patient

Die gegenseitigen Bewertungen nehmen also ihren Lauf. Vorgeschichtlich wurden ja bereits schon die Äusserlichkeiten an Arzt(praxis) und Patient in den beiden vorhergehenden Artikeln geschildert. Jetzt geht es in medias res: Gegenseitige persönliche Bewertungen.Beispiel eines normalen Arztbesuches in einer fiktiven orthopädischen Praxis:
Teil 1: Aus Sicht des Patienten
Der (männliche) Patient betritt die Praxis. Da er einen Termin […]

Der Nutzen der Telemedizin für Patienten, Gesundheitssysteme und die Gesellschaft

Telemedizin – die Erbringung von medizinischen Diensten über größere Entfernungen hinweg – kann dazu beitragen, die Lebensqualität vieler europäischer Bürger, von Patienten wie auch Angehörigen von Gesundheitsberufen, zu verbessern und die sich in den Gesundheitssystemen stellenden Probleme zu lösen. Die europäischen Bürger werden immer älter und leiden zunehmend an chronischen Krankheiten. Ihr Bedarf an medizinischer […]

Bewertungsplage: Auch unser Krankenhaus wird bewertet…


Im Netz und anderswo grassiert das Bewertungsfieber, seit Neuestem auch bei uns im Krankenhaus.
Jeder Patient bekommt bei uns vor Entlassung einen Feedback-Bogen.
Keine Ahnung, wer das beschlossen hat, hat wahrscheinlich etwas mit Qualitätsmanagement oder so zu tun.
Tatsache ist, daß die Schwester jetzt jedem zur Entlassung anstehenden Patienten diesen Wisch aushändigen muss.
Das Ding ist eng beschrieben, in kleiner Schrifttype und strotzt vor wunderschön-behördendeutschen Stilblüten.
Auf einer Skala von eins bis zehn soll der sehr geehrte, liebe Patient da bewerten wie ihm der Aufenthalt in unserem Hause gefallen hat.
Letztens bin ich deswegen mal in die Verwaltung zitiert worden.
Mit eisigem Blick wies unser Oberverwalter mich an, Platz zu nehmen.
Dann sagte er erstmal nichts.
Und dann schob er mir wortlos einen dieser Zettel über den Schreibtisch.
“Der war doch bei Ihnen, nicht?”
Ich brauche eine Sekunde.
“Freundlichkeit und Qualität der Aufnahmeuntersuchung: Null von zehn Punkten. Ärztliche Betreuung auf Station: Null von zehn Punkten. Alles andere hat gute Noten bekommen. Sogar das Essen.”
Ich brauche eine Sekunde, um zu begreifen.
Der Patient war eigentlich ein netter Kerl, ich bin gut mit ihm klargekommen. Allerdings war er ein Nörgler, das ist richtig. Ein ziemlicher Nörgler. Über den Chef hat er sich aufgeregt, über die Schwestern, und am allermeisten über das Essen. Kein Tag, an dem er nicht über das Essen gemeckert hat. Und trotzdem zehn Punkte? Und acht Punkte für die Sauberkeit im Zimmer, obwohl er ständig darüber geklagt hat, wie dreckig es hier sei?
Das kann ich nicht glauben.
“Herr Direktor… ich glaube, das muss ein Irrtum sein… vielleicht hat er es genau andersherum angekreuzt?”
Der Direktor schüttelt den Kopf.
Seit der Sache bin ich vorsichtig geworden.
Bei der letzten Visite am Entlassungstag helfe ich den Patienten ein wenig beim Ausfüllen der Bögen.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Darf man anonym bloggen? Verklagt mich doch, wenn Ihr wollt!


Seit gestern oder vorgestern tobt beim Kinderdok eine heiße Debatte darüber, ob man denn nun in Deutschland anonym bloggen darf oder nicht. Irgendein Troll hat behauptet, er wolle ihn verklagen.
Hintergrund der Geschichte:
Es wird behauptet, jeder Blogger sei “gesetzlich verpflichtet”, auf seinem Blog ein “gültiges” Impressum mit vollem Namen und voller Adresse anzugeben.
Wer anonym bloggen möchte, kann und wird das natürlich nicht tun.
Macht man sich nun damit strafbar?
Das behaupten einige, aber niemand weiss es wirklich.
Einen der derzeit 19 Kommentare möchte ich im Volltext zitieren:

Lieber Kinderdoc mit c oder k,
Wir kennen uns – auch ich betreibe ein Blog und bin – aus den selben Gründen wie Du – anonym. Um diesem Kerl keine Steilvorlage zu geben poste ich hier mal nicht unter meinem gewöhnlichen Nick (anhand meiner IP-Nummer beim Freischalten dieses Kommentars kannst Du aber rauskriegen, wer ich bin).

Also, halten wir fest:

1.) Wenn man wirklich alles hundertprozentig richtig machen will, müsste man wahrscheinlich ein Impressum schalten. Denn Blogs gelten möglicherweise als “journalistische Machwerke” oder so ähnlich und auch eine einzige Bannerwerbung reicht möglicherweise aus um ein “geschäftliches Interesse zu unterstellen”. Kann sein, kann auch nicht sein.
2.) Aus meiner Formulierung von Punkt 1 folgt, dass ich mich da auch nicht so richtig auskenne. Ich bin halt kein Jurist und kann nur mutmaßen.
3.) Damit bin ich nicht allein. Die meisten Menschen, die hier lesen, sind keine Juristen und haben von Gesetzesdingen nur begrenzt Ahnung.
4.) Rein moralisch gesehen finde ich es richtig, dass Du und ich anonym bloggen. Sowohl Dein als auch mein Blog werden viel und gerne gelesen sind eine Bereicherung der deutschsprachigen Medienlandschaft. Und sowohl Du als auch ich haben unsere Gründe dafür, anonym zu bleiben.
5.) Aus Punkt 4 folgt: Moralisch sind anonyme Blogger im Recht – sofern sie auf ihren Blogs nicht zu strafbaren Handlungen aufrufen.
6.) Die nicht nur in Deutschland verbreitete Haltung, im Vorauseilenden Gehorsam lieber klein beizugeben weil “man könnte ja irgendwelche Gesetze verletzen,” die man aber gar nicht kennt finde ich zum Erbrechen. Das hat schon Franz Kafka seinerzeit so gesehen – der konnte es schöner ausdrücken. Diktatorische Staaten haben es immer wieder geschafft, gezielt so eine Stimmung zu schüren und damit die Bürger respektive Untertanen dazu zu bringen, das Maul zu halten.
7.) Wir alle verletzen irgendwann mal irgendwo irgendwelche Gesetze. Welcher Autofahrer hat noch nie irgendwann irgendwo ein Knöllchen wegen Falschparkten bekommen? Wer hält sich immer überall an die Geschwindigkeitsbegrenzung? Gut, wenn ich weiß, daß irgendwo ein Blitzer steht halte ich mich in der Regel schon daran. Aber wenn Du zum Beispiel notfallmäßig zu einem Hausbesuch musst und es wirklich um Leben und Tod geht – absolute Ausnahme, ich weiß, auch etwas konstruiert der Fall – dann sollte es einem egal sein, ob man mal kurzzeitig schneller fährt als erlaubt. Dafür hätte möglicherweise sogar ein Polizei-Blitzer Verständnis (zumindest damals in der guten alten Zeit, als es noch einen Dorfpolizisten gab, mit dem man reden konnte).
8.) Aus Punkt 7 folgt: Es gibt verschiedene “Rechtsgüter”, die man gegeneinander abwägen muss. Und hieraus folgt – ohne daß ich Jurist wäre – meine gewagte Schlußfolgerung:
9.) DAS IM GRUNDGESETZ GARANTIERTE RECHT AUF FREIE MEINUGSÄUSSERUNG WIEGT MEHR ALS IRGENDEINE VERDAMMTE KORINTHENKACKEREI !
Howgh. Ich habe gesprochen.

Dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen.
Was meinen die anderen die anderen Anonymblogger dazu?
Oder ist es Zeit für eine große Kampagne, analog der Internet-Zenzur-Aktion?

Woran erkennen Sie einen guten Patienten?

Ziemlich in den Schlagzeilen momentan: Bewertungsportale für Ärzte, Lehrer und ähnliche Berufsgruppen. Folgen nun bald Piloten, Busfahrer oder gar Schüler und Patienten? Höchste Zeit also im Gegenzug den Ärzten einen Leitfaden in die Hand zu geben, wie eine medizinisch-sinnvolle Bewertung für Patienten auszusehen hat. Hier gehts weiter zum Bewertungsportal für Patienten.
Liebe Ärzte und Kollegen, achten […]

quizz

nach den unerfreulichen dingen aus der reihe “blogtrolle unter uns” heute zur auflockerung ein kleines quiz unter freunden. monsterdoc, physioblogger, pharmama und zig andere haben es auf ihrem gebiet schon vorgemacht.
da die quizwelle etwas abgeebbt ist, kommt hier das meine:

welche krankheit umschreibt die konstellation enanthem, exanthem, himbeerzunge? (1.reihe links)
was ist das hier? (1.reihe rechts)
was unterscheidet […]

Gefangen im Dschungel

Im Februar 2002 entführten FARC-Rebellen (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) Clara Rojas und ihre Freundin und Kollegin Ingrid Betancourt und hielten beide sechs Jahre im kolumbianischen Dschungel gefangen. Die beiden Frauen waren auf der Reise in den unsicheren Süden Kolumbiens, um für ihre Partei Oxigeno Verde Wahlkampf zu machen. Sie kamen nie dort an. ... weiter


Rezension zu „Ich überlebte für meinen Sohn“ von Clara Rojas (2009) München: Blanvalet Verlag, 285 Seiten. 

Liebe und zwischen Arzt und Patientin: Eine Postkarte aus Timbuktu


Heute habe ich eine Postkarte bekommen. Von irgendwo weit weg, wo ich immer schon einmal hin wollte.
Schnief.
Als Stewardess hat man es leichter, an alle schönen Orte dieser Welt zu kommen. Ja richtig, genau diese Stewardess hat mir geschrieben, die nette junge Dame, die vor einer Weile mit einem gebrochenen Fuß hier in unseren Haus stationär behandelt worden war und die mir am letzten Abend ihre Handynummer gegeben hat.
Sie ist demnächst mal wieder hier in der Gegend, schreibt sie, vielleicht können wir ja mal nen Kaffee trinken gehen.
Also gut, um mal Klartext zu reden: Mit ihr ins Bett steigen werde ich nicht. Aber Kaffee trinken gehen?
Leute, jetzt erzählt mir nix von wegen wenn ein Mann mit einer schönen Frau Kaffee trinken geht dann ist es nicht weit… weiß ich selbst Leute, ich bin ja auch nicht von vorgestern!
Also: Ich will nur mit ihr Kaffee trinken gehen, und sonst nichts. Basta.
Darf ich das?


Hier noch einmal die ganze Geschichte zum Nachlesen (in chronologischer Reihenfolge):

Juli von born-to-be-continued.de hat mein Buch gelesen!


Juli hat mein Buch gelesen und schreibt:

Medizynicus lernt und Leser lacht (…)

Trotzdem dürfte sich so mancher Pfleger- und Arztkollege im Buch wiederfinden, aber auch Leser fernab des heilberuflichen Alltags werden viel Spaß beim “…Leben retten und so…” haben. Eigentlich müsste man ja über die bittere Realität heulen… aber wer rettet dann noch? Medizynicus bleibt tapfer und ich kann sein Buch, sowie auch seinen Blog, wärmstens empfehlen.

…und dann verrät sie, so ganz nebenbei, dass sie auch schon an Büchern mitgeschrieben hat. Wer sich für Altenpflege interessiert und dafür, wie Altenpflegeschüler ihre Ausbildung überstehen, sollte dort einmal reinschauen! Am letzten Wochenende stand Juli übrigens zum ersten Mal auf der Bühne. Musikerin ist sie nämlich auch, so ganz nebenbei. Schade, dass ich nicht dabei war!

Was heißt eigentlich…Glykämischer Index?

Zum Thema der nicht ganz einfachen menschlichen Ernährung liegt mir als Hausarzt das Verständnis der Leser, die nicht vom Fach sind, besonders am Herzen. Es gibt reichlich gute wissenschaftliche Erläuterungen im Internet, deswegen wird die Erklärung auf dieser website teilweise eher umgangssprachlich. Das Prinzip bleibt richtig, wird aber nicht allumfassend dargestellt. Die Leute vom Fach können ja derweil eine Geschichte von Dr. Kunze lesen, davon sind zwölf unter dem Thema Kolumne des Monats vorhanden.
Der Glykämische Index (GI oder auch Glyx) zeigt an, wie sich der Verzehr eines Kohlenhydrats (Zucker, Stärke) auf den Blutzuckerspiegel bzw. den Insulinspiegel auswirkt.  Als Referenzsubstanz, sprich Vergleichssubstanz, dient reiner Traubenzucker, dessen Glykämischer Index auf 100 festgelegt wurde (die einzelnen Berechnungen sind uninteressant und verwirren nur). Alle anderen Kohlenhydrate messen sich nun am Traubenzucker. Die Stärke in Weißmehl-Spaghetti, die letztlich aus zusammengesetzten Zuckermolekülen besteht, hat nur einen GI von um die 50, je nachdem wie lange man sie kocht, al dente ist es eher weniger.
Vorarbeit wie bei der Stärke (Glykogen)…
Dieser deutlich geringe Einfluss von Spaghetti auf Blutzucker und Insulin liegt daran, dass der Kohlenhydratanteil in den Nudeln erst durch Verdauung aufbereitet werden muss. Kohlenhydrate liegen im Falle der Spaghetti als Stärke vor, nicht als Zucker. Der menschliche Körper kann nicht einfach Stärkemoleküle ins Blut aufnehmen, diese müssen erst zu Zuckern „zerhackt“ werden. Dazu müssen Verdauungssäfte fließen, Enzyme bereitgestellt werden, die dieses “Zerhacken” übernehmen. Nach und nach werden dann aus den Spaghetti Zuckermoleküle, die in die Blutbahn aufgenommen werden können.
…ist beim Einfachzucker nicht notwendig
Beim Traubenzucker ist das ganz anders, dessen Kohlenhydratanteil besteht von vornherein aus nichts anderem als Zuckermolekülen. Traubenzucker kann also ruckzuck in die Blutbahn überführt werden. Er wird so schnell vom Körper aufgenommen, dass ein Teil nicht einmal im Magen ankommt. Schon die Mundschleimhaut nimmt den Zucker auf, weil es nichts zu verdauen (aufzubereiten) gibt.
Zuckertransport in die Zelle
Die Aufnahme in die Blutbahn ist aber nur ein Punkt in der Zucker- und Kohlenhydratverwertung des menschlichen Körpers. Der zweite Punkt ist, dass der Zucker nicht einfach in der Blutbahn bleiben kann. Im Blut selbst nützt der Zucker wenig. Im Gegenteil, wenn er dort bliebe, richtete er mit zu hohen Blutwerten Schaden an (Diabetes mellitus). Wir brauchen den Zucker in den Muskelzellen, in den Nervenzellen und in allen anderen Zellen, die Energie für ihre Aufgaben und für ihr Überleben benötigen. Nicht zu vergessen die Leberzellen, die als Zuckerspeicher dienen können. Für den Eintritt in die Zelle bedarf es aber eines Türöffners. Diesen Portier spielt das Insulin. Ist der Zucker dann in der Zelle verschwunden, ist er im Blut auch nicht mehr nachzuweisen. Wir messen ja nicht den Zellzucker, sondern den Blutzucker.
“Nebeneffekte” durch Insulin
Bei Nahrungsmitteln mit hohem GI fällt geht der Zucker plötzlicher ins Blut über, also reagiert auch das Insulin plötzlich. Es hat ja die Aufgabe unseren Zuckerspiegel so um die 70 – 100 mg/dl (Milligramm pro Deziliter, tausendstel Gramm pro Zehntelliter)  zu halten. Wenn wir mit „Gewalt“ dagegen arbeiten, das heißt unseren Zuckerspiegel unbedingt auf 300 treiben wollen, weil wir gerade ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte mit einem Stück Eierlikörkuchen hinunterspülen, dann kann das Insulin schon mal überreagieren. Auf Grund des hektischen Insulinauftritts kann nun wieder eine Unterzuckerung drohen (reaktive Hypoglykämie im Fachausdruck). Der gesunde Körper ist zwar in der Lage diese Nachschwankung auszugleichen, aber es bleiben zwei unangenehme Eigenschaften des hohen Insulinspiegels:
1. stoppt Insulin für die Zeit der eigenen Arbeit, die Abteilung von der Fettverbrennung. Gleichzeitig aufgenommenes Fett wird also eher erst einmal abgespeichert (für schlechte Zeiten), statt verbrannt. Ich erinnere in dem Zusammenhang an die zwei Stückchen Kuchen von eben, die neben reichlich Zucker auch das ein oder andere Tröpfchen Fett enthalten.
2. löst Insulin mit seiner Überreaktion gern Hunger aus. Was tun wir also am liebsten 20 Minuten nach dem Verzehr von zwei Riegeln Vollmilchschokolade? Richtig – aller guten Dinge sind drei!
In diesem Teufelskreis verbringen wir gern die Weihnachtstage (immer wieder ein schönes Beispiel). Nach einem gewaltigen Mittagsmahl, schwören wir uns, dass wir erst am nächsten Tag wieder etwas essen. Das schwören wir uns nach einer gewaltigen Kaffeetafel drei Stunden später gleich nochmal. Nur um ein bis zwei Stunden später um die Bunten Teller zu kreisen und nur mal so nebenbei zu fragen, was eigentlich so fürs Abendbrot geplant ist.
Der Wert des Glykämischen Index ist zwar umstritten, aber unbestritten ist, dass Nahrungsmittel mit hohem GI solche Teufelskreise eher auslösen als die mit niedrigem.

Im nächsten Artikel unter dieser Rubrik geht’s weiter. Dann wird der Begriff der Glykämischen Last erklärt. Außerdem wird zusammenfassend zum Thema Stellung genommen. Denn leider, leider, man kann so richtig essen wie man will, es kann trotzdem zu viel sein.

…ist doch alles nur psychisch (Teil 2)


Tja, jetzt sitze ich da an meinem Schreibtisch, vor mir eine Tasse kaltgewordener Kaffee, das Diktiergerät und die Krankenakte.
Ich blätter die Akte durch, schüttel den Kopf, schaue seufzend aus dem Fenster, nippe an dem Kaffee, schüttel abermals den Kopf und lege dann endlich los mit dem Diktat:
“…Diagnose: funktionelle Magen-Darm Beschwerden…”
Wieder so ein Unwort. Aber die Diagnose gibts wirklich. Man kann es auch anders ausdrücken: Sie hatte Magen-Darm Beschwerden, aber wir haben keine Ahnung, weshalb. Ein Grund oder eine Ursache konnte nicht gefunden werden. Halt irgendwie psychisch oder so.
“…Nebendiagnosen: akute Anpassungsstörung, psychovegetativer Erschöpfungszustand…”
Man könnte auch sagen: Die Frau war einfach nur fertig. Fertig mit sich und der Welt. Hat ne Menge mitmachen müssen.
“Anamnese: Die Patientin wurde unter dem Bild akuter Abdominalbeschwerden mit Rettungswagen zu uns eingewiesen…”
Sollte ich erwähnen, was da sonst noch alles abgegangen ist? Die Trennung und der damit verbundene Schmerz?
Ein Arztbrief ist zunächst einmal ein bürokratisches Dokument. Der Hausarzt, an den der Brief ja zunächst einmal gerichtet ist, wird seine Patientin ja wohl kennen und Bescheid wissen. Ich sollte also lieber fortfahren mit den Untersuchungsergebnissen und brav alle Ergebnisse abdiktieren.
“…die weitere Diagnostik verlief unauffällig, so daß wir die Patientin bei weitgehender Beschwerdefreiheit in Ihre hausärztliche Betreuung entlassen können.”
Diese wunderschöne Standardfloskel ist einfach herrlich nichtssagend.
Ich zögere einen Moment.
“…Wir empfehlen eine psychosomatische Weiterbehandlung…”
Will sagen: Lieber Hausarzt, jetzt bist Du wieder am Ball.

Woran erkennen Sie einen guten Arzt?

Ärzte müssen sich warm anziehen, denn alle ihre (Un)Taten werden nun online bewertet und registriert (siehe Bewertungsportal für Ärzte). Höchste Zeit also einmal den Patienten einen Leitfaden in die Hand zu geben, wie eine medizinisch-sinnvolle Bewertung auszusehen hat.Bewerten können Sie momentan nur niedergelassene Ärzte. Vereinbaren Sie also gleich morgen einen Sprechstunden-Termin bei Ihrem Hausarzt. Achten […]

Wadenkrämpfe


8331_R_K_B_by_Dietmar-Meinert_pixelio.de Foto: © Dietmar Meinert auf pixelio.de

Wadenkrämpfe sind schmerzhaft, rauben vielen Menschen den Schlaf, sind gar nicht nicht so selten (jeder dritte über 60 hatte schon welche) und ihre Ursache bleibt meistens im Dunkeln.

Wadenkrämpfe entstehen, weil sich die der große Wadenmuskel urplötzlich und kräftig schmerzhaft zusammenzieht, ohne dass man irgend etwas dagegen tun kann. Das dauert einige Sekunden oder Minuten, bis von selbst oder nach Dehnung der Muskeln der Krampf wieder vorbeigeht. (Der große Wadenmuskel, der Musculus gastrocnemius wird gedehnt, indem man die Zehen in Richtung Nasenspitze zieht.) Bisweilen ist es nicht die Wade, die krampft, sondern die Muskeln im Oberschenkel oder im Fuß.

Die Wade der Nation

Dummerweise zieht sich der Wadenmuskulatur gerade dann zusammen, wenn man noch im Bett liegt. Entweder passiert das nachts beim Umdrehen oder morgens, wenn man sich gerade so richtig schön strecken und recken will. Aber auch bei und nach körperlichen Anstrengungen, vor allem in großer Hitze, kommt es häufig zu Wadenkrämpfen. (Erst letztes Jahr war Ballacks Wade Thema der ganzen Nation.)

Schwangerschaft, Mangel an Wasser und Mineralien als Ursache

Fast jede dritte Frau leidet im letzten Drittel der Schwangerschaft unter Wadenkrämpfen, nach der Geburt ist in der Regel Schluss damit. Wadenkrämpfe werden begünstigt durch eine Schildrüsenunter- oder Überfunktion, eine Leberzirrhose sowie chronische Nierenerkrankungen. Der Verlust von Wasser oder verschiedenen für den Körper wichtigen Mineralstoffen (Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium etc.) z.B. durch Erbrechen und Durchfall sind ebenfalls häufige Ursachen.

Mehrere Medikamente können die Entstehung dieser schmerzhaften Plage begünstigen, dazu zählen die das Cholesterin senkenden Statine, Wasser treibende Mittel, einige Betablocker und bestimmte Mittel gegen Asthma bronchiale: Die sogenannten Betasympathomimetika wie Salbutamol und ähnliche. Zuviel Alkohol am Vorabend macht oft am nächsten Tag die Wade schmerzhaft hart.

Wann zum Arzt ?

Der Gang zum Arzt wird fällig, wenn Wadenkrämpfe nicht nur hin und wieder auftreten, sondern mit einer gewissen Regelmäßigkeit die Lebensqualität empfindlich stören. Neben einer Blutuntersuchung wird der Arzt eine körperliche Untersuchung durchführen, z.B. die Pulse am Fuß prüfen, um eine Durchblutungsstörung auszuschließen. Ist die „Sensibilität“ gestört, also empfindet der Patient Berührungen, Vibrationen oder Kälte schlecht, dann ist dies ein Hinweis auf Nervenerkrankungen als Ursache der Krämpfe im Bein. Das gleiche gilt, wenn die Reflexe, z.B. am Knie oder an der Ferse abgeschwächt oder gesteigert auslösbar sind. Auch Erkrankungen des Kniegelenks äußern sich mitunter in hartnäckigen Wadenkrämpfen.

Der Ausdruck Krampfadern hingegen hat nichts mit Krämpfen zu tun, das Wort kommt vom Althochdeutschen „krimpfan“ für „krümmen“, auf neudeutsch übersetzt müssten sie also eigentlich „Krummadern“ heißen.

Was hilft?

Magnesium soll vor allem in der Schwangerschaft helfen, es ist auch in allen anderen Fällen einen Versuch wert.

Dehnen beugt vor

Dehnungsübungen helfen nicht nur im akuten Anfall, sondern sind auch vorbeugend wirksam. (Ca. 1 Meter entfernt vor einer Wand aufstellen, die Arme nach vorne ausstrecken. Gegen die Wand fallen lassen, mit den Armen abstützen und die Ellenbogen so weit beugen, bis ein leichtes Ziehen die Waden erfasst, dabei die Fersen nicht vom Boden abheben! Diese Übung mehrfach täglich, nach einer Woche tritt Besserung ein.)

Aufpassen, dass die Zehen im Bett nicht nach unten zeigen können! Ein Kissen am Fußende kann da Wunder wirken.

Chinin: Wirksam, aber nicht immer unbedenklich

Chinin ist gut wirksam und in Deutschland frei verkäuflich. In den USA wurde es wieder der Rezeptpflicht unterstellt, weil seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen durch unkontrollierten Chiningebrauch zunahmen. Dazu gehören Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Blutbildveränderungen, Erbechen, Kopfschmerzen und Schwindel. Chinin hilft nach einer aussagekräftigen Studie in 80 % der Fälle verglichen mit 50 % nach Placebo. Bei langfristigem Gebrauch empfehle ich EKG- und Laborkontrollen, um Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Quellen

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, AWMF online, Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Crampi/Muskelkrampf

Neuro24.de: „Wadenkrämpfe und andere Krampi“

Clinical Knowledge Summaries: Scenario: Leg cramps – unknown cause

suing the kinderdok?

liebe gemeinde!
ich darf euch auf mein gästebuch lotsen – eintrag eines/r Igerdes am heutigen 22.6. — und bitte um statements eurerseits.

suing = verklagen — ich durfte inzwischen lernen, dass man das ohne e schreibt = sueing suing

Harnstauungsniere

Aus gegebenem Anlass frage ich mich, ob die o. g. Diagnose womöglich sogar eine BG-lich anerkannte Erkrankung bei Chirurgen ist. Hatte heute nämlich tatsächlich dieses Problem, obwohl ich nicht einmal im OP war...

Es begann um 7:58, als wir uns gemeinsam (ja, wir sind Chirurgen, die noch essen gehen, heißt das jetzt, wir jammern auf hohem Niveau?) Richtung Frühstück aufmachten. Leichter Harndrang, aber man will ja den Anschluss nicht verpassen. Peer pressure siegt über den anderen Druck.

8.13 Ich treffe einen Kollegen auf dem Gang (Rückweg vom Frühstück) und wir bereden eine
Patientin.

8.15 Einige Stationen und Stockwerke höher wartet schon der Oberarzt auf mich und meine
Visite.

8:45 Kurze Unterbrechung der Visite, die ich mit Telefonaten bestreite (komplett!)

9.00 Weiterführung der Visite (und zunehmendes Druckgefühl)

9.15 Ende der Visite und Auftrag, eine Patientin notfallmäßig zur OP heute noch aufzuklären

9.20 Patient gefunden und mit ihr gesprochen

9.30 Aufklärung und weiterer Papierkram fertig, zurück zur Patientin, Anästhesist da, argh
auf dem Weg zum WC von der Aufnahmestation angefordert

9.31 Erste Aufnahme in ca. 30 Minuten incl. Aufklärung durchgezogen

10.01 Aufklärung der Notfallpatientin bis etwa 10.20

10.21 als ich die Unterlagen in die Akte lege, ist die nächste Aufnahme da

10.30 während der Aufnahme werde ich in die Ambulanz gerufen, was ich aber vertage

10.45 Zweite Aufnahme halbfertig, breche ich ab, um in die Ambulanz zu gehen

11.00 Ambulanzpatient gesehen, muss noch auf den Oberarzt warten, gleichzeitig ruft meine
Station an, meine eigene Aufnahme wäre da

11.10 Patient demonstriert

11.15 Brief diktiert

11.19 auf meiner Station, hundert Fragen, die meisten können beantwortet werden, Blick auf die
Uhr, meine Aufnahme will ich vor 12 fertig haben

11.45 Aufnahme fertig, all inclusive, aber deutlich zunehmendes Druckgefühl

11.46 Anruf der Aufnahmestation, die notfallmäßige Dame sei vom Röntgen zurück, wie denn
jetzt weiter zu verfahren sei

11.50 Oberarzt gefunden, Demo der Röntgen-Bilder an ihn

11.58 er schickt mich in den OP zur Demo der Bilder an Chef

12.07 kurzer Weg über die Station, Briefen

12.12 im OP, suche den Chef, es heißt er wäre schon raus

12.13 vor einem kompletten Schwächeanfall nutze ich die Chance, mein Krea zu senken, meine Nieren vor dem Exitus und mich vor der Urämie zu bewahren

Rein rechnerisch war meine Blase gute 4 Stunden ordentlich bzw. zunehmend gefüllt, gesund kann das doch nicht sein. Natürlich hätte ich zwischendurch gehen können, klar, aber man will ja "mal eben" was abarbeiten und heute kam ständig was neues. So geht's. Aber nicht nur heute.

War das nicht so, daß die Balkenmuskulatur (oder wie war das in der Blase) "ausleiern" kann? Muss man dann mehr oder weniger oder wird man inkontinent? Urologen hier anwesend? Habe ja sowas von gar nicht aufegpaßt in Uro...

Doc Blog

Harnstauungsniere

Aus gegebenem Anlass frage ich mich, ob die o. g. Diagnose womöglich sogar eine BG-lich anerkannte Erkrankung bei Chirurgen ist. Hatte heute nämlich tatsächlich dieses Problem, obwohl ich nicht einmal im OP war...

Es begann um 7:58, als wir uns gemeinsam (ja, wir sind Chirurgen, die noch essen gehen, heißt das jetzt, wir jammern auf hohem Niveau?) Richtung Frühstück aufmachten. Leichter Harndrang, aber man will ja den Anschluss nicht verpassen. Peer pressure siegt über den anderen Druck.

8.13 Ich treffe einen Kollegen auf dem Gang (Rückweg vom Frühstück) und wir bereden eine
Patientin.

8.15 Einige Stationen und Stockwerke höher wartet schon der Oberarzt auf mich und meine
Visite.

8:45 Kurze Unterbrechung der Visite, die ich mit Telefonaten bestreite (komplett!)

9.00 Weiterführung der Visite (und zunehmendes Druckgefühl)

9.15 Ende der Visite und Auftrag, eine Patientin notfallmäßig zur OP heute noch aufzuklären

9.20 Patient gefunden und mit ihr gesprochen

9.30 Aufklärung und weiterer Papierkram fertig, zurück zur Patientin, Anästhesist da, argh
auf dem Weg zum WC von der Aufnahmestation angefordert

9.31 Erste Aufnahme in ca. 30 Minuten incl. Aufklärung durchgezogen

10.01 Aufklärung der Notfallpatientin bis etwa 10.20

10.21 als ich die Unterlagen in die Akte lege, ist die nächste Aufnahme da

10.30 während der Aufnahme werde ich in die Ambulanz gerufen, was ich aber vertage

10.45 Zweite Aufnahme halbfertig, breche ich ab, um in die Ambulanz zu gehen

11.00 Ambulanzpatient gesehen, muss noch auf den Oberarzt warten, gleichzeitig ruft meine
Station an, meine eigene Aufnahme wäre da

11.10 Patient demonstriert

11.15 Brief diktiert

11.19 auf meiner Station, hundert Fragen, die meisten können beantwortet werden, Blick auf die
Uhr, meine Aufnahme will ich vor 12 fertig haben

11.45 Aufnahme fertig, all inclusive, aber deutlich zunehmendes Druckgefühl

11.46 Anruf der Aufnahmestation, die notfallmäßige Dame sei vom Röntgen zurück, wie denn
jetzt weiter zu verfahren sei

11.50 Oberarzt gefunden, Demo der Röntgen-Bilder an ihn

11.58 er schickt mich in den OP zur Demo der Bilder an Chef

12.07 kurzer Weg über die Station, Briefen

12.12 im OP, suche den Chef, es heißt er wäre schon raus

12.13 vor einem kompletten Schwächeanfall nutze ich die Chance, mein Krea zu senken, meine Nieren vor dem Exitus und mich vor der Urämie zu bewahren

Rein rechnerisch war meine Blase gute 4 Stunden ordentlich bzw. zunehmend gefüllt, gesund kann das doch nicht sein. Natürlich hätte ich zwischendurch gehen können, klar, aber man will ja "mal eben" was abarbeiten und heute kam ständig was neues. So geht's. Aber nicht nur heute.

War das nicht so, daß die Balkenmuskulatur (oder wie war das in der Blase) "ausleiern" kann? Muss man dann mehr oder weniger oder wird man inkontinent? Urologen hier anwesend? Habe ja sowas von gar nicht aufegpaßt in Uro...

Doc Blog

KV Nordrhein: BVA informiert falsch über eGK

Unter diesem Titel erschien in “Arzt am Abend” soeben ein Artikel. Es geht hierbei um eine Auseinandersetzung zwischen dem Verband der Augenärzte und der KV Nordrhein, im Kern um den Nutzen und die angebliche Teilnahmeverpflichtung an der sog. Onlinephase des eGK rollouts.
Hierzu heißt es in dem Artikel:
Die KV Nordrhein hat dem Berufsverband der Augenärzte (BVA) […]

Bewerte Deinen Arzt!


Ja, die Bewertomanie greift um sich. Keine Woche, in welcher man nicht in der Bildzeitung (oder ähnlich hochqualifizierten Fachzeitschriften) irgendwelche Hitlisten der “besten” Ärzte oder Kliniken findet. Monsterdoc hat schon drüber geschrieben und die Assistenzärztin.
Bewertungsportale gibts an jeder Ecke, und jetzt will auch die AOK noch auf den Zug aufspringen.
Schnapsidee? Saure Gurken Zeit?
Die Reaktion in der Ärzteschaft ist wie zu erwarten: die einen jammern, die anderen jammern nicht und versuchen, wie sie das System für sich nutzen können. Natürlich kann das System missbraucht werden. Wenn es anonym funktioniert, kann man sich mehrfach anmelden und den Nachbarkollegen mies machen. Der kann natürlich mit gleicher Münze zurückzahlen.
Oder er versucht es mit Bestechung: Du kriegst Deine Massagen verschrieben, wenn du mir eine Eins gibtst, vorn an der Rezeption gibts zu diesem Zweck einen PC, die Eingabe wird von der Arzthelferin überwacht.
Aber gut: Angenommen, das System würde wirklich funktionieren, was würde passieren?
Die Ärzte würden das verschreiben, was bei den Patienten populär ist und nicht das, was medizinisch sinnvoll ist. Also: Dem Patienten mit Rückenschmerzen nicht sagen, daß er mehr Sport machen soll, sondern Massagen verschreiben. Oder gleich eine Kur. Oder großzügig sein mit gelben Urlaubsscheinen. Oder… oder… oder.
Aber man soll ja nicht immer alles schwarz malen, oder?

Lust auf eine eigene Praxis?

Einem User mit dem bezeichnenden Namen Hallodri haben wir es zu verdanken, dass wir Euch auf einen weiteren schönen Film auf youtube aufmerksam machen können.

Vielen Dank Hallodri, vielen Dank Assistenzarzt: Trotz des fiesen Wetters ist meine Laune nun gen Zenit gestiegen! Da sag noch mal einer, Ärzte hätten keinen Humor.
(Melanie)

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Stammkunden: wie zum Beispiel Fusel-Franze


Die Kranke Schwester hat mich darauf gebracht: Jedes Krankenhaus hat so seine Stammkunden, die immer wieder kommen, aus den verschiedensten Gründen.
Einer unser treuesten Stammkunden in der Notaufnahme war Fusel-Franze.
Fusel-Franze war ein Berber. Ein Bankier von der Parkbank, ein Nichtsesshafter.
Im Sommer sehen wir ihn eher selten, im Winter dafür um so häufiger und eine zeitlang stand er echt jeden Abend bei uns auf der Matte.
Wegen irgendwelchen Kleinigkeiten, jeden Abend etwas Anderes, da war er schon recht erfinderisch. Aber er war nicht unfreundlich dabei, wurde niemals ausfallend, hat sich nie beklagt und niemanden belästigt. Okay, er roch halt nicht immer ganz frisch.
Wir brauchten eine Weile, bis wir kapiert haben, daß es ihm hauptsächlich darauf ankam, im Warzezimmer eine Runde pennen zu können, also je voller das Wartezimmer und je länger die Wartezeit um so wohler hat er sich gefühlt. Ein paar mal, wenn wir nett waren und es geregnet hat habe wir ihn auch die halbe (nicht die ganze) nacht einfach pennen lassen. Ab und zu, wenn wir genügend freie Betten hatten und es draußen wirklich bitterkalt war haben wir ihn auch stationär aufgenommen, zur Balneotherapie sozusagen. Will sagen: um ihm einmal ein Bad zu ermöglichen.
Aber meistens blieb es dabei: Hier und dort eine Platzwunde genäht oder einen Salbenverband um einen angeblich verstauchten Fuß gewickelt.
Ja, und einmal habe ich ihn dann wiedergetroffen.
Am Wochenende, draußen in der Stadt. Ich hatte frei und habe mit ein paar Freunden gefeiert, und das nicht zu knapp. Mit gefühlten dreieinhalb Promille bin ich schließlich nachts um halb vier heimwärts getorkelt, als mir in der Fußgängerzone ein Obdachloser einen Pappbecher entgegenstreckte.
Er hat mich nicht erkannt. Und ich hin anfangs auch nicht: Bis ich das Pflaster an seiner linken Schläfe bemerkte, welches ich ihm höchstpersönlich dorthin geklebt hatte, ziemlich genau vierundzwanzig Stunden zuvor.

Erkrankungen beim Triathlon

Über Triathlon hatte ich schon bei Sommersportarten aus ärztlicher Sicht berichtet. Ich möchte hier noch etwas ausführlicher auf diesen mittlerweile schon über 30 Jahre alten Dreikampf eingehen.Wer ist der beste Ausdauerathlet? Der Schwimmer, der Radfahrer oder der Läufer? Diese Frage konnte 1978 offensichtlich nicht ausreichend geklärt werden, darum fand in diesem Jahr der erste sogenannte […]

Post from: Monsterdoc

…und nochmal ein paar Suchbegriffe


Tja, der Monat geht zu Ende und irgendwie ist es so eine gute Tradition, dass sich um diese Zeit alle Blogger gegenseitig ihre Suchbegriffe erzählen, zur allgemeinen Belustigung. In diesem Sinne besonderen Dank an Krangewarefahrer und Monsterdoc. Also, was hätte ich zu bieten?

  • www.leistenbruch-operation.de – nicht bei mir, Jungs, leider falsche Baustelle
  • überbringen schlechter nachrichten – ja, das Thema hatten wir hier diskutiert. Seufz.
  • facharztprüfung durchgefallen – tja, tut mir leid, Kollege. Kann passieren. Nächstes Mal, neues Spiel, neues Glück!
  • oberarzt verliebt sich in patientin – tja, tut mir leid, Kollege. Kann passieren. Daß Du von ihr tunlichst die Finger wegläßt hast Du ja bei Medizynicus gelesen
  • Sex im Krankenhausbett – ist manchmal weder was zum Aufgeilen noch zum sich drüber lustigmachen. Falls Du das jetzt nicht verstehst, musst Du nochmal bei Medizynicus nachlesen.
  • wann darf der arzt sein schweigepflicht – Ja, Junge, ne Tüte Deutsch täte Dir auch nicht schlecht, aber abgesehen davon: interessantes Thema, wird sich Medizynicus sicher noch öfter mit beschäftigen
  • medizinisches gutachten ethik richtlinie – Na, das wird ja immer interessanter. Mit ethischen Richtlinien hatten wir es hier öfters mal – aber mit Gutachten?

…in diesem Sinne, noch einen schönen Sonntagabend allerseits!

EU-Import

Ich sag ja, ich könnte den Qashqai fast schon selbst verkaufen. Sehr bald steht hier wahrscheinlich tatsächlich ein zweiter in der Nachbarschaft zum Spielen.

Obwohl ich durchaus kritisch über das Auto als Kompromiss berichte, ist der Bekannte nicht zu stoppen und durchsucht alle Händler in der Umgebung nach einem passenden Qashqai, der abholbereit gerade rumsteht. Und da er bisher keinen finden konnte, aber auch nicht monatelang auf eine Bestellung warten will, haben wir nun wieder das Netz durchsucht.

Gefunden haben wir einen EU-Importeur bei Flensburg, der wohl viele Lagerfahrzeuge vorhält. Da wird man nun mal nachfragen. Über diesen Händler http://www.euro-nissen.de/ findet man kaum negative Berichte im Netz, dafür aber einen Artikel im Stern: http://www.stern.de/auto/service/:EU-Importe-Multikulti-Autos-Schn%E4ppc.... Dort ist auch beschrieben, warum ein Import-Wagen günstiger sein kann und auf welche Unterschiede man gefasst sein sollte.

Wie kommt es zu dem günstigen Preis?

Prinzipiell funktioniert der EU-Import so: Man sucht ein Land, in dem Neuwagen hoch besteuert werden, z.B. Dänemark. Da die Bewohner dort trotzdem Autos kaufen können sollen, sind die Neuwagen-Grundpreise sehr niegrig, was mitsamt der hohen Steuer dann zu einem ähnlichen Endpreis wie in Deutschland führt. Der Importeur aber kauft den Wagen zum niedrigen Preis ohne Steuern und bringt ihn nach Deutschland. Im Endpreis für deutsche Käufer ist dann die geringere deutsche Steuer enthalten und ein Aufschlag, der den Gewinn des Importeurs darstellt. Der Endpreis wird aber immer noch niedrig sein.

Welche Unterschiede sind zu beachten?

Andererseits muss man sehr genau die Ausstattung des Wagens ansehen. Hier gilt das Sprichwort andere Länder, andere Sitten. Was in Deutschland beliebt ist, kann in den Nachbarländern als überflüssig angesehen werden und umgekehrt. Während man in Deutschland unter einer Top-Ausstattung wie selbstverständlich Ledersitze und Xenonscheinwerfer versteht, kann das im Ausland durchaus fehlen. Umgekehrt kann man man dort schon in mittleren Modellvarianten Merkmale wie Sitzheizungen oder getönte Scheiben finden, die hierzulande wiederum nicht zwingend erwartet werden. Autos werden für verschiedene Märkte also in unterschiedlicher Ausstattung gebaut - ganz nach Vorliebe der Kunden. Das muss man vor einem Kauf genau beachten!

Wusste ich es doch… Wissenschaft ist Nonsense… Nonsense ist Wissenschaft… Oder wie war das nochmal?


Wir Ärzte sind kluge Menschen. Darum lesen wir nicht nur die Bildzeitung und den Spiegel, sondern außerdem noch regelmäßig sieben vierschiedene wissenschaftliche Fachzeitschriften am Tag… naja, zumindest einige von uns tun das, die richtig klugen Ärzte eben.
Wer einen Artikel für den Spiegel oder die Bildzeitung schreibt, muß vor allem gut und verständlich schreiben können. Außerdem sollte er seine Geschichte gut recherchiert haben, beim Spiegel mehr, bei der Bildzeitung weniger gut. Das ist allgemein bekannt und klingt logisch, oder?
Mit wissenschaftlichen Fachzeitschriften ist das anders.
Man sollte etwas erforscht haben. Etwas neues herausgefunden haben. Das ist die höhere Form der Recherche, könnte man so sehen (im Englischen bedeutet das Wort “Research” übrigens sowohl Recherche als auch Forschung). Dann sollte man das, was man da erforscht hat, möglichst exakt darstellen können.
Journalistische Qualitäten sind da oft eher nebensächlich: Der Stil und Aufbau eines wissenschaftlichen Fachartikels ist sehr klar vorgegeben, fast wie ein Ritual.
Und dann wird der Artikel vor der Veröffentlichung in der Regel mehreren schlauen Kollegen zur Begutachtung vorgelegt. Erst wenn die ihn gelesen und für gut befunden haben, wird er gedruckt. So soll vermieden werden, daß zuviel Schrott und Papiermüll produziert wird.
Die Kontrolle klappt jedoch nicht immer.
Da haben letztens ein paar Witzbolde einen völlig sinnlosen Aufsatz formuliert – voller Fremdwörter, und in Aufbau, Struktur und Sprache auf den ersten Blick tatsächlich wie ein Fachartikel aussehend.
Aber man kapiert’s nicht, weil es auch nichts zu kapieren gibt.
Die schlauen Gutachter haben’s auch nicht gemerkt und einfach durchgewunken…
Läßt irgendwie tief blicken!
Nachzulesen im Ärzteblatt

Krankheiten bei Aliens

Wer kennt Sie nicht, die unheimlichen, sabbernden Ausserirdischen, bekannt aus Funk und Fernsehen? Aus vielen unterschiedlichen Welten stammen sie, zahlreiche Erscheinungsbilder können sie annehmen. Doch auch diese Lebensformen bieten für den interessierten Mediziner neuartige Krankheitstypen, die es zu klären gilt.Problem: Dauersabbern mittels eklig-grünem Schleim.

Ursache: Unklar, möglicherweise eine Fehlfunktion der Hirnanhangsdrüsen
Therapie: Versuch mit Atropin

Problem: Andauernder strenger […]

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Details zum neuen Arztausweis

Wie ich berichtete, wurde mein neuer HBA 4 Monate nachdem ich ihn beantragt hatte  an mich ausgeliefert. Damit er aber benutzt werden kann,  müssen die Transport-PINs (es gibt eine Karten- und eine Signatur-PIN) geändert werden. Diese wurden in getrennter Post am Folgetag geliefert zusammen mit 2 eleganten Aludosen, eine für die Installations-CD mit allen PIN […]

Patientenverfügungen werden jetzt verbindlich – aber im Klinikalltag bleibt die Unsicherheit


Im Bundestag ist es diskutiert und Beschlossen worden, das Deutsche Ärzteblatt hat drüber berichtet und der Spiegel auch.
Eine Patientenverfügung ist verbindlich. Punkt. Wenn der Patient einen schriftlichen Willen dokumentiert hat, müssen wir uns als Ärzte daran halten.
Ist jetzt alles klar?
Nicht unbedingt.
Ist jetzt alles klar?
Nicht unbedingt.
Man stelle sich Folgendes vor:
Ein junger Mann kommt in die Notaufnahme. Bewußtlos nach Medikamentenintoxikation. Irgendein Tablettencocktail, von dem wir noch nicht wissen, was es genau ist.
Und dann haben die Sanis da bei ihm so einen Zettel gefunden:
“Hiermit verfüge ich, dass keine lebensverlängernden Maßnahmen mehr durchgeführt werden!”
Mit Datum und Unterschrift.
Ist das jetzt eine gültige Patientenverfügung?
Und was wäre, wenn es sich um ein ordentliches, notariell bestätigtes Schreiben gehandelt hätte? Oder um einen dahingeschmierten Zettel in ungelenker Handschrift mit den Worten:
“Ich will sterben, lasst mich in Ruhe?”
Was sollen wir tun?
Den guten Mann in irgendeine Ecke schieben, Kaffee trinken und ab und zu mal nachschaun ob wir schon den Bestatter holen können?

Suchbegriffe im Juli

Immer wieder lustig, auf und nieder, die Suchbegriffe, die auf diesen Arzt Blog führen.

+gummistiefel +rauchen: Ist ziemlich gefährlich
abführmittel vogel: Damit kenne ich mich zuwenig aus.
chefarzt Lkw: Neulich habe ich gehört, dass ein Chefarzt der Herzchirurgie auf LKW-Fahrer umgesattelt hat (Ehrlich!).
kämpfende nilpferde: Wahnsinn.
Golftunier Ärzte Arzt: Ich fordere Golf für alle.
noro virus vollbad: Damit sollte man nicht […]

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gelbe kinder am fenster

neugeborenes, klassische gelbsucht nach geburt, beratung der mutter über mögliche therapie-maßnahmen.
ich: “wenn die gelbsucht zuviel wird, muß man vielleicht nochmals die blutwerte kontrollieren, eventuell muss ihre tochter dann unter die spezielle bilirubinlampe.”
mutter: “ei, dann stell ich die kleine eben vor die fensterscheibe, dann geht die gelbsucht doch auch […]

Der neue Heilberufeausweis ist angekommen – 4 Monate nach dem Antrag

Ich hatte seinerzeit über das Prozedere des Antrages für den neuen elektronischen Arztausweis (Heilberufeausweis, HBA) berichtet (link am Ende des Artikels). Mittlerweile ist mir der neue Ausweis per Postident Verfahren zugeschickt worden, 4 Monate nach dem Antrag.
Im Detail:
Antragsbearbeitung begonnen:           12.02.09
Freigabe Kammer:                             […]

Flocke von www.kroetengruen.de hat das Buch gelesen


In ihrem – übrigens sehr lesenswerten – Blog schreibt Flocke:

Ich garantiere Ihnen Vergnügen vom Feinsten, habe ich es doch nahezu im Urlaub verschlungen. “Achterbahnfahrt der Gefühle” würde ich denn auch meine Empfindungen beim Lesen nennen, denn was der medizinisch interessierte Laie hier beim Blick hinter die Kulissen erhält ist spannend, aufregend, macht nachdenklich, bestürzt und erheitert auf einmalige Art. Wir erleben nicht nur Ärzte, nein wir lernen das in den weißen Kitteln auch Menschen stecken. Menschen mit all ihren Facetten…

Danke, krötengrüne Flocke! für die schöne Rezension!

Die hat doch nix! Ist alles nur psychisch


Visite mit Oberarzt. Oberarzt blättert die Akten durch, schweigt, blättert, blättert und schweigt.
Medizynicus und Schwester stehen daneben und gähnen.
Oberarzt schaut auf.
“Und?”
Für Medizynicus das Signal, die nächste Patientin vorzustellen.
“Ja, dann hätten wir die Frau Obermayer, neununddreißig Jahre, Aufnahme mit unklarem Abdomen…”
“Und?”
Oberarzt ist ungeduldig.
“Labor, Sonographie, Endoskopie… alles unauffällig…”
“Nichts gefunden?”
“Also, anamnestisch…”
Oberarzt lacht.
“Also eher…. überlagert?”
Das Wort “überlagert” gehört zu den wunderbar schrecklichen Sprachneuschöpfungen unserer Zunft. Eigentlich heißt es “psychisch überlagert”, aber den ersten Teil spart man sich meist damit zufällig mithörende Ohren – zum Beispiel die des Patienten – nicht merken, worum es geht.
Was bedeutet das?
Die Beschwerden des Patienten sind – naja, halt “eher psychisch”. Im chirurgischen oder internistischen Klinikalltag meint man damit meist: Bei all unseren Tests und Untersuchungen haben wir nichts gefunden, also hat der Patient sich seine Beschwerden nur eingebildet.
Man könnte es auch anders ausdrücken: Die Patientin ist durch Stress und psychische Erschöpfung krank geworden.
Die Frau Obermayer jedenfalls ist krank. Oder: Als sie vor ein paar Tagen mit dem Krankenwagen eingeliefert wurde, war sie krank.
Sie klagte über schwere Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Und abgesehen davon war sie ein heulendes Nervenbündel.
“Mein Mann ist weg!” schluchzte sie, “Gestern Abend hat er mir gesagt, daß er eine andere hat… ich habe ihn angefleht, er soll bleiben, ich verzeihe ihm, schon der Kinder wegen… aber er hat gelacht, hat mich zur Seite geschubst und ist einfach gegangen…”
Jetzt sitzt sie alleine da mit drei kleinen Kindern. Und alle im Dorf machen sich lustig über sie, denkt sie wenigstens. Jedenfalls weiß das ganze Dorf Bescheid.
Die Geschichte war ziemlich kompliziert und was sie mir dann noch alles erzählt hat, das war gar nicht schön. Die Ehe muss die Hölle gewesen sein, mit regelmäßigen Schlägen und Erniedrigungen aller Art. Und jetzt konnte sie einfach nicht mehr. Ist zu Hause zusammengebrochen und die Nachbarin hat den Krankenwagen geholt.
Das war vor einer Woche.
Jetzt kann sie wieder lachen.
“Geht schon wieder!” sagt sie, als wir ihr der Reihe nach die Hand geben.
“Wie geht’s den Kindern?” frage ich.
“Denen gehts gut, die sind bei den Großeltern. Aber ich würde trotzdem gern…”
“Alles klar, Sie können nach Hause!” sagt der Oberarzt und klappt die Akte zusammen.
Die Patientin strahlt.
Oberarzt dreht sich um und wir verlassen das Zimmer.
“Die hat doch wirklich nichts!” zischt mir der Oberarzt zu, “War doch alles nur psychisch bei der…”

Im Netz gefunden: Das Weiterbildungs-Bewertungsportal facharztweb.de


Der Sinn und Zweck unsers Assistenzarzt-Daseins besteht darin, zu lernen und uns Weiterzubilden. Deswegen sind wir auch keine Assistenzärzte mehr sondern Ärzte in Weiterbildung. Nun ist das mit der Weiterbildung so eine Sache… Glücksache oftmals.
Es gibt Krankenhäuser, in denen es gut läuft: Man wird für Kurse freigestellt, bekommt diese vielleicht auch noch bezahlt und hat auch sonst im Alltag genug Möglichkeiten, die für die Facharztqualifikation notwendigen Untersuchungen zu machen. Und es gibt Krankenhäuser, in denen es besch… läuft.
Immer wieder hat es Versuche, gegeben, Krankenhäuser oder einzelne Abteilungen diesbezüglich zu bewerten – durch die Ärtzte in Weiterbildung.
facharztweb.de ist noch so ein Versuch.
Medizynicus hat sich mal probehalber registriert. Das geht angenehm unkompliziert. Unangenehm: Man muss beim ersten Einloggen, sagen, wo man arbeitet, und zwar anhand einer Liste, in welcher alle deutschen Krankenhäuser verzeichnet sind. Das soll wohl Missbrauch verhindern, aber Bad Dingenskirchen steht da natürlich nicht drin, also gibt Medizynicus irgendeinen Müll ein und viele Kollegen werden das ähnlich machen. Man will ja schließlich anonym bleiben.
Trotzdem alles in Allem ein guter Ansatz. Momentan ist auf der Seite noch nicht viel zu sehen. Allzuviele Abteilungen sind noch nicht bewertet. Aber kann ja alles noch werden…