quizz – die gewinnerin und ihre fragen

wie besprochen, hat insa das quizz gewonnen und hatte fünf fragen an mich frei – ich bin ebenso frei und blogge sie hiermit (insa ist einverstanden):
insa: “1) warum pädiatrie? was ist das einmalig schöne an der pädiatrie, gegen dass alle anderen fachrichtungen keine chance haben?”
ich: “ei was? die kinder. logisch. simpel. spass, lachen, […]

Sterbenhelfen, aber richtig!


Die Sache mit der Sterbehilfe gehört offenbar zu den wenigen Dingen, die man in der Schweiz ein wenig lockerer sieht als anderswo. Ansonsten sind die Schweizer ja nicht unbedingt für ihre Lockerheit bekannt, und so vollzieht sich auch das Sterbenhelfen nach klaren Regeln.
Deshalb schließt der Kanton Zürich jetzt einen Vertrag. Das berichtet das Deutsche Ärzteblatt.
In dem Vertrag steht drin, wie künftig richtig ordnungsgemäß gestorben wird:
Welches Medikament als einzig zugelassenes “Sterbemittel” verwendet werden darf.
Und daß zwei Personen anwesend sein müssen, darunter ein “Freitodbegleiter”, welcher für seine Dienste fünfhundert Fränkli berechnen darf.

Der Blutwurstwitz


Bad Dingenskirchen, morgens um halb acht. Medizynicus balanciert ein Tablet über den Krankenhausflur. Darauf befindet sich alles, was man braucht um seine Patienten zu piesacken: Ein Sortiment von Nadeln, Tupfer, Pflaster, Desinfektionsspray. Und etwa zehn Plastikbecherchen. In jedem davon stecken ein, zwei oder drei mit Namen beschriftete Plastikröhrchen.
Kenner wissen Bescheid: Medizynicus dreht seine allmorgendliche Blutabnahmerunde.
“Der Vampir ist wieder unterwegs!” grummelt Oma Tiedeböhl und humpelt schnell in ihr Zimmer.
Das war der Vampirwitz.
Geschätzte siebenhundertdreißigtausendmal gehört.
Medizynicus klopft am nächsten Krankenzimmer und tritt ein.
“Guten Morgen, die Herren…”
“Guten Morgen, Herr Doktor!” schmettert mir Herr Mühlbauer entgegen, ein stattlich gebauter Mittsechziger mit KHK und akuter Bronchitis.
Dann krempelt er sein Hemd hoch, macht eine Faust, streckt mir seinen Arm entgegen und dreht den Kopf in die andere Richtung.
“Gibts bei Euch heute wieder Blutwurst?”
Das war der Blutwurstwitz.
Geschätzte achthundertneununddreißigtausendmal gehört.

IGEL Rhetorik Seminare

Bekanntermassen langt bei den Ärzten das Geld hinten und vorne nicht mehr. Leistungen und Medikamente der gesetzlichen Krankenkassen werden zunehmend rationiert und gekürzt. Was bleibt den Medizinstudierten da anderes übrig als sogenannte IGEL (ImGemeinenEntbehrlicheLeistungen) anzubieten. Dieser Artikel ist an rhetorisch schwache Ärzte, die ihre Portokasse aufbessern wollen, und interessierte Patienten gerichtet.Um den Begriff IGEL zu […]

Michael Jackson ist tot. Na und?


Der King of Pop starb an einer Medikamenten-Überdosis. Und damit ist er in guter Gesellschaft, viele andere Größen aus dem Showbusiness haben sein Schicksal geteilt. Drogen- und Medikamentenabhängigkeit gehört in der High Society zum guten Ton.
Monsterdoc hat es auf einen Punkt gebracht: Es muss Ärzte geben, die ihm das Zeug verschrieben und besorgt haben. Ärzte, die gerne mitgespielt haben, weil es nun einmal schön ist, in dieser Glitzerwelt dabei zu sein.
Nein, zum Thema Jacko und Co ist schon viel, vielleicht zuviel, zumindest aber alles Notwendige gesagt worden.
Schön, dass das Thema Medikamentenmissbrauch wieder einmal in den Schlagzeilen ist.
Wenn es um ganz gewöhnliche Menschen geht – wie etwa meine Nachbarin dann interessiert das keine Sau…

Hausarzt Dr. Kunze kämpft mit der modernen Zeit

Am 6. Juli 2009 erscheint eine neue Kolumne aus der Reihe Dr. Kunze hört (nicht) auf. Dieses Mal hat sich der Hausarzt mit den Errungenschaften der modernen Medizin auseinanderzusetzen. Es geht um das Thema Impfungen. Dr. med Anselm Kunze hat seine persönlichen Probleme damit. Der Leser erfährt etwas zu den Gedanken eines Hausarztes, der den Neuerungen der Medizin durchaus skeptisch gegenübersteht.

Alkoholiker gibts nicht. Nicht beim Arzt und nicht im Krankenhaus.


Visite. Zwei Ärzte stehen vorm Krankenbett, über die Akte gebeugt und unterhalten sich halblaut.
Nuschelnuschelnuschel.
Der Patient bemüht sich, etwas zu verstehen.
“Hä?”
“Kurzen Moment noch!”
“Könnt Ihr mir vielleicht sagen, was mit mir los ist?”
“Gleich. Sofort.2
Und es wird weitergenuschelt.
Der Patient spitzt seine Ohren und kann ein paar Worte auffangen:
Von “Zeh-Zwo” ist da die Rede oder von “Zeh-Zwo-Abusus”, und dann von “alimentär bedingter Gastritis” und “äthyltoxischen Leberveränderungen”.
Manche Dinge sind halt kompliziert, denkt der Patient, die Ärzte haben ja schließlich studiert.
Der Patient weiß nicht, daß “Zeh-Zwo” die Kurzform für “ZehZwoHaFünfOhHah” ist, wohinter sich C2H5OH verbirgt, die chemische Formel für Alkohol.
Würde man dieses Wort aussprechen, dann wäre der Patient im Bilde.
Er weiß, daß er ein Problem damit hat. Er weiß, dass er zuviel trinkt und deswegen etwas tun muß.
Aber da redet man ja nicht drüber. Auch nicht im Krankenhaus.
Der eine der beiden Weißkittel blickt auf.
“…und bei der Aufnahme, da bestand erheblicher Foetor…”
“Foetor aethylicus ex Ore?” fragt der Andere.
Der Kollege nickt.
Foetor bedeutet “Gestank.”
Und “Foetor aethylicus ex Ore” bedeutet: Der Patient stank aus dem Hals nach Alk.
Aber so etwas sagt man ja nicht.
Dazu ist man zu höflich.
Die beiden Ärzte grinsen den Patienten an.
“So, Herr Maier, wie gehts uns denn heute?”

verhandlungen

ok, da haben wir diese viereinhalbjährige, die einen enormen offenen überbiss hat.
ich: “hat sie denn noch einen schnuller?”
mutter: “wie haben sie das jetzt gesehen … äh, ja?”
ich: “den müssen sie dringend loswerden.”
mutter: “ja, ich wollte auch noch wegen des lispelns fragen.”
ich: “naja, ein isoliertes lispeln ist nicht so schlimm und gibt sich meist mit dem […]

Ärzte als Drogendealer?

Michael Jackson ist gestorben. Woran? Möglicherweise an einer Medikamentenüberdosis? Andere Stars sind bereits bekanntermassen wegen den Nebenwirkungen von verschreibungspflichtigen Medikamenten ums Leben gekommen. Ärzte haben diese Medikamente verordnet. Trifft sie also die alleinige Schuld?In der Bild-Zeitung von heute, dem 28.06.09 wird berichtet, welche verstorbenen Stars von welchen Medikamenten abhängig waren. Hier nur zwei Beispiele:

Elvis Presley […]

Die Funktionen der eGK im Überblick

1. Pflichtfunktionen:
Zu den gesetzlich vorgeschriebenen Anwendungen der eGK zählen
• Stammdaten des Krankenversicherten, also Name, Anschrift, Geburtsdatum, Krankenversicherung, Geschlecht
• ein Passbild der/des Versicherten, das die Identifizierung erleichtert und Missbrauch erschwert
• die Funktion des elektronischen Rezepts
• die Europäische Krankenversicherungskarte, also der Berechtigungsausweis für eine Behandlung im Ausland, der auf der Rückseite der eGK angebracht wird
2. Freiwillige Daten:
Folgende […]

Die Bundesärztekammer will die Praxisgebühr abschaffen…


…das schreibt das Deutsche Ärzteblatt. Wogegen ich nichts einzuwenden hätte – vor allem weil es extrem nervig ist, nachts im Dienst in der Ambulanz einem Patienten zu erklären, daß er jetzt eigentlich zehn Euro löhnen müsste, weswegen er demnächst vom Krankenhaus eine Rechnung bekommen wird.
Die einen fangen nämlich an zu diskutieren. Und die anderen, die braven ehrlichen Patienten wedeln gleich mit ihrem Zehner, worauf ich ihnen erklären muss, dass ich ihnen das Geld leider nicht abknöpfen kann da ich erstens kein Wechselgeld und zweitens keinen Zugang zur Kasse habe und ihm drittens auch keine Quittung geben kann.

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Technorati Profile

Gedanken zur elektronischen Patientenakte

Bild von flikr, creative commons. Autor: myguerrilla
Internetdienste wie Google und Microsoft planen, digitale Patientenakten auch in Deutschland einzuführen. Ihre Serviceangebote GoogleHealth und HealthVault sind in den Vereinigten Staaten bereits am Start. Die Nutzer können damit ihre medizinischen Daten in einem passwortgeschützten Bereich online verwalten und Angaben über Krankheiten, eingenommene Medikamente und Behandlungen hinterlegen. Die Inhalte […]

Mal im ernst: Weshalb man sich beim Arzt ausziehen muss…


Meist zu Anfang des fünften Semesters – also im dritten Studienjahr – beginnt für den Medizinstudenten der Ernst des Lebens. Nach viel Theorie wird man nun zum ersten Mal auf Patienten losgelassen und lernt, wie man einen Menschen richtig untersucht.
Mit Stethoskop, Taschenlampe und Reflexhammer ausgerüstet will man sich ein Bild über den Patienten machen. Die Untersuchungstechniken sind teilweise Jahrhunderte alt und – und werden, in modifizierter Form immer noch genau so angewandt. Manches davon wirkt ein wenig wie ein Ritual (zum Beispiel das berühmte Zunge herausstrecken und “A-Sagen”). In vielen Ländern wird auch im Abschlussexamen das Beherrschen dieser Techniken überpfüft: Der angehende Arzt muss unter Beobachtung einen Patienten untersuchen.
Das A und O ist die Sorgfalt – und die Übung. Gerade am Anfang ist es wichtig, dass man sich an ein festes Schema hält, um nichts zu übersehen.
Dazu gehört, daß man den Patienten vollständig untersucht.
Ich kenne Chefs “der Alten Schule” welche darauf bestanden, daß jeder, grundsätzlich jeder Patient im Krankenhaus bei der Aufnahmeuntersuchung auch “rektal” untersucht wird, also Finger in den Hintern um im Enddarm nach Hämorrhoiden oder Tumoren zu suchen.
Das ist nicht schön.
Aber auf diese Weise habe ich einmal bei einer Patientin einen bislang unbekannten Darmtumor entdeckt. Der Dame hat es nichts genutzt – sie ist trotzdem verstorben. Aber hätte ein Kollege vielleicht ein paar Jahre zuvor ein anderer Kollege daran gedacht und den Widerwillen der Patientin – und seinen eigenen Widerwillen überwunden, dann wäre die Patientin vielleicht noch am Leben.
Und was die Brustuntersuchung angeht:
Ich habe schon einige – nicht viele, aber immerhin mehrere – junge Frauen – noch keine dreißig Jahre alt – an Brustkrebs sterben sehen.

kritische oder nachträgliche Sportberichterstattung?

Eine Reiterin hat ihr Pferd eventuell gedopt. Aha. Das wird nun berichtet. Und ausführlich diskutiert. Von kritischen Top-Sportjournalisten. Und nun erfahren wir, dass Doping im Pferdesport vielleicht ganz einfach ist, weil es ja gar keine Trainingskontrollen gibt. Soso, interessant.

Ist das kritischer Sportjournalismus? Oder einfach nur nachträgliche Berichterstattung?

Erwarte ich nicht von einem guten Journalisten, dass er solche Zustände schon früh erkennt? Und dass er dann frühzeitig kritisch darüber berichtet? Jetzt haben es ja angeblich schon viele längst gewusst. Nachträglich.

Im Schwimmsport werden nun Weltrekorde produziert. Und natürlich liegt das an den unglaublichen neuen Schwimmanzügen. Die werden zwar irgendwann mal verboten, bis dahin aber ist jede neue Fabelzeit so einfach mit dem Material erklärt. Die Frage nach Doping stellt sich solange eher selten. Wie schön und beschaulich wird doch diese Zeit der Materialschlacht.

Und was tun unsere kritischen Top-Reporter? Sie berichten natürlich über die neuen Schwimmanzüge. Aber erklären sie uns, welche Zeitgewinne die eigentlich bringen könnten? Und ob die neuen Top-Zeiten allein mit dem Top-Material erklärbar sind?

Nur mal angenommen, im Schwimmsport würde gedopt. Und in der Deckung der neuen Anzüge noch mal erst recht. Und mal angenommen, jemand würde bald erwischt. Würden sich dann wohl Meldungen häufen, dass die neuen Anzüge allein den Leistungszuwachs zuletzt gar nicht erklären konnten?

Nur mal so nachträglich kritisch kommentiert. Doping gehört eh legalisiert oder verfolgt, bestraft und verboten wie Drogenhandel.

Gesundheitskarte: Wer darf auf welche Daten zugreifen?

Der Datenschutz bei klassischen Rezepten ist deutlich geringer als bei den zukünftigen eRezepten
Foto: flickr creative commons. Autor: Just Sarah.
Bei der Diskussion um die Datensicherheit der eGK wird häufig nicht beachtet, dass mit Hilfe der Karte künftig unterschiedliche Datenkategorien erfasst und verwaltet werden, für die es auch unterschiedliche Zugriffsregelungen gibt. Ihr Pflichtteil enthält, wie schon die […]

Ich habs getan!

Ich habe mir den schmucken hüschen flotten unvernünftigen spektakulären Cabrio-Zweisitzer gekauft! Hurra!
Schade dass es regnet
Aber ich freue mich schon, wenn ich nach meinem nächsten Dienst das Verdeck aufklappe und nach Hause cruise, das wird toll. Ich kanns kaum abwarten. Es sei denn der Dienst am Montag wird so belastend wie die letzten beiden, […]

Der Zweck und die Mittel

Die wichtigste Voraussetzung, um Menschen zu erreichen, ist Aufmerksamkeit. Da Lebewesen in der Regel sehr sensibel auf Gefahren reagieren, spielen Marketing-Kampagnen gern mit unseren Ängsten. Das Spiel mit der Angst des Publikums entfaltet sich nur dann wirksam, wenn es überzeugen kann, dass die negativen Konsequenzen tatsächlich eintreffen werden. Außerdem muss die Botschaft die Zielperson persönlich betreffen. Klassisch werden daher Reminders wie „Das könnte DIR passieren“ eingebaut.

Provoziert ein Spot aber zu viel Angst, schaltet das Publikum ab. Bedrohliche Informationen, die zu überwältigen drohen, fallen selbstschützenden Abwehrmechanismen zum Opfer. Denn Angst produziert Stress und beeinflusst so...

Ausziehen beim Arzt… Mythos und Wirklichkeit


Also, diese eine Sache möchte ich gerne ein für alle Male klarstellen: Wir Ärzte geilen uns nicht daran auf, unsere Patientinnen anzuglotzen. Das haben wir nämlich gar nicht nötig. Zumindest die Meisten von uns nicht. Also:
Wenn wir eine Patientin untersuchen – egal ob atemberaubend schöne junge Frau oder altes Großmütterchen, dann sind gewisse Teile unseres Hirns routinemäßig abgeschaltet. Anders würde es gar nicht gehen. Wir Ärzte leben davon, daß ihr Patienten und Patientinnen Vertrauen zu uns habt. Gewisse Dinge sind uns übrugens genauso unangenehm wie Euch. Und dann gibt es noch Dinge, die Euch unangenehm sind, über die wir aber mit einer gewissen professionellen Nonchanance hinweggehen: Dinge, vor denen Ihr Euch vielleicht ekelt: Körperausscheidungen aller Art, verdreckte und infizierte Wunden, Blut in jeder Form und schrecklich zugerichtete menschliche Körper, die Details erspare ich Euch hier. Auch damit haben wir gelernt, zu leben, weil wir nämlich, wie schon erwähnt, gewisse Teile unseres Hirns manchmal routinemässig ausschalten. Und trotzdem sind wir Menschen geblieben.
Jedenfalls die meisten von uns.

Übergewichtige leben länger

Abnehmwahn, Diäten, sinnvolle Ernährungsumstellung, Sport, alle Menschen drängt es zum Normalgewicht. Mit Adipositas sammeln sich die Risikofaktoren, wie Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, und viele andere, die ungünstig für die Lebenserwartung sind. Doch jetzt wird das alles in einer aktuellen Studie widerlegt (Das deutsche Ärzteblatt berichtet). Alle Mühe also umsonst?

Menschen mit (leichtem) Übergewicht (BMI 25-30) haben also […]

bayrische kinder sind besser versorgt

nun ist er tatsächlich unter dach und fach, unterschrieben, in trockenen tüchern: der erste vertrag zwischen einer krankenkasse und den kinder- und jugendärzten, der klar festlegt, dass die primärversorgung eines minderjährigen in die hand des spezialisten gehört: eben den kinderarzt.
ich hatte schon einmal davon berichtet: die bayrische aok hat nach langen verhandlungen mit dem berufsverband […]

Aktuelle Krankenversicherten- und Ärztebefragung zur elektronischen Gesundheitskarte: Erwartungen und Chancen

Foto: flickr creative commons, Autor: Okko Pyykkö
Unter diesem etwas komplizierten Titel veröffentlichte das F.A.Z.-Institut für Management-, Markt und Medieninformationen GmbH die Ergebnisse einer aktuellen Befragung zum Thema elektronische Gesundheitskarte. Mit dem „Branchenbarometer E-Health“ untersuchen die Herausgeber F.A.Z.-Institut und Techniker Krankenkasse auf der Basis einer aktuellen Bevölkerungsbefragung, welche Erwartungen die Deutschen an die elektronische Gesundheitskarte haben. […]

Zecken, Borreliose, FSME und Co. (3)

Stadieneinteilung und Blutergebnisse der Borreliose
Vorbemerkung
Um es gleich vorweg zusagen: Dies wird kein üblicher Artikel über die Stadieneinteilung und Laboruntersuchung im Falle der Lyme-Erkrankung. So ist die komplette Serie auf Der andere Hausarzt nicht gestrickt. Hier geht es um wesentliche Einsichten, die jenseits der üblichen Information stehen. (Denn nur eine einzige Aussage bezüglich der Borreliose ist hundertprozentig zutreffend: Niemand kennt bis heute der Weisheit letzten Schluss.)
Die Stadieneinteilung der Borreliose ist nicht so einfach, wie sie zunächst erscheint. Sie wird meiner Meinung nach vor allem von medizinischen Laien überbewertet. Diese Einteilung ist nicht viel mehr als eine Hilfskonstruktion. Die klare Einstufung von Stadium I, II und III trifft oft nicht die Realität. Deswegen wird es manchen Leser überraschen, dass ich die Stadieneinteilung hier nur erwähne. Wer sich genauer interessiert, ist auf Wikipedia oder beispielsweise der Seite von Privat-Dozent Dr. med. Wolfgang Hübel, Wien besser aufgehoben.
Stadieneinteilung der Borreliose kann nur Orientierung sein.
Die Verlässlichkeit der Stadieneinteilung ist aus mehreren Gründen eingeschränkt:
1. bei Weitem nicht immer werden die Stadien von I nach III klassisch durchlaufen (Beispiel: Stadium I “wandernde Röte” tritt nur in 50-60% der Fälle auf)
2. eine Borreliose kann in jedem Stadium spontan oder durch medizinischen Einsatz, der nur wenig stadienabhängig ist, ausheilen
3. der Verlauf einzelner Stadien ist ausgesprochen unterschiedlich in Bedeutung und Schwere
4. die handfesten diagnostischen Mittel, wie die Labordiagnostik (Blutuntersuchung), sind eingeschränkter verwertbar als selbsternannte Borreliose-Spezialisten uns das einreden wollen. Deswegen wird bisher
5. ein Screening (Reihenuntersuchung) per Blutuntersuchung nicht für praktikabel gehalten, schon gar nicht, um ein bestimmtes Stadium zu ermitteln
6. ist die chronische Verlaufsform der Lyme-Erkrankung sehr selten (mir ist klar, dass den Betroffenen diese Seltenheit nichts nützt)
7. eine strikte Stadieneinteilung fördert das Geschäft mit der Angst

Labordiagnostik der Borreliose
Dieses komplexe Thema lässt sich im Wesentlichen auf drei Aussagen reduzieren:
1. Krankheitsgeschichte und Krankheitszeichen stehen vor der Blutentnahme. Will heißen: Ohne Zeckenkontakt und ohne typische Krankheitssymptome einer Lyme-Erkrankung ist auch eine Blutuntersuchung relativ nutzlos. Diese Tatsache entspricht auch der Feststellung, dass ein Screening nicht praktikabel ist
Hier sei ein kleiner Exkurs erlaubt, der auch übersprungen werden kann: Es wird heutzutage von Patienten- und Arztseite immer üblicher, sich auf technische Ergebnisse zu verlassen. Ich will das anhand der Bandverletzung am Knie -oder Sprunggelenk erklären:
Bei dem Verdacht auf eine solche Bandverletzung ist nicht die Röntgenaufnahme die wesentliche Untersuchung. So ist eine Bandverletzung meist nicht erkennbar. Auch das MRT ist nicht die Untersuchung der ersten Wahl, zumal häufig viel zu viel Zeit vergeht, bis die „Röhre“ bereit steht. Die wesentlichen Dinge bei Verdacht auf eine Bandverletzung sind die Frage nach Unfallhergang und Verletzungsmechanismus, das Abtasten des Gelenkes und die Überprüfung der Funktion. Röntgen und MRT sind dann eher verzichtbar. Die moderne Medizin stellt sich, was dies betrifft, zunehmend von den Füßen auf den Kopf
2. verwertbare Blutergebnisse beziehen sich im Wesentlichen auf die Verlaufsbeobachtung. Ein einziger Antikörper-Wert sagt wenig bis nichts aus über das Vorhandensein einer Lyme-Krankheit.
3. unabhängige Fachleute sind der Meinung, dass Spezial-Blutuntersuchungen, wie LTT, CCS, PCR und wie sie alle heißen eher von zweifelhafter Bedeutung sind.

Dazu noch eine grundsätzliche Bemerkung: Hausärzte, wie andere behandelnde Ärzte auch, verlassen sich in Sachen medizinischer Spezialthemen auf Ergebnisse und Veröffentlichungen von unabhängigen und seriösen Spezialisten - nicht auf die Meinungen von Gurus, die sich gern ihr “Spezialwissen” vorrangig von den Betroffenen bezahlen lassen. Ich würde behaupten, und damit setze ich mich wahrscheinlich wieder einem Sturm der Entrüstung aus: In Bezug auf die Borreliose gibt es nichts Wichtiges an Diagnostik und Therapie, was der Patient aus eigener Tasche bezahlen müsste. Im Gegenzug heißt das: Das, was wichtig und richtig ist, übernehmen die Krankenkassen.

Die Magie der großen Zahlen

Kleine Jungs haben irgendwann noch vor der Pubertät eine Phase, in der sie von großen Zahlen begeistert sind. Ein ähnliches Phänomen zeigt sich nun auch bei Startup-Portalen und sogar bei einzelnen ganz alten Hasen. Junge Portale wie auch die steinalten Adresshändler brüsten und übertrumpfen sich, wer mehr Arztadressen hat als der andere.
Dabei steht die Zahl […]

Zwei komma sieben Promille oder: mit einem Bein im Knast


Freitag Abend, kurz nach zehn, es ist mal wieder so weit. Unten in der Ambulanz stehen zwei Herren in Grün mit einem ertapptem Sünder im Schlepptau. Er ist ihnen aufgefallen, als er beim Ausparken zunächst die beiden Fahrzeuge links und rechts angerempelt hat bevor er mit Kavalierstart losgebraust ist, dann in leichten Schlangenlinien auf die Kreuzung zu und als er dann wohl im Rückspiegel den Streifenwagen hinter sich entdeckte ist er noch schnell bei Rot über die Ampel.
Genützt hat es ihm trotzdem nichts.
“Tja, ist wohl ein ziemlich klarer Fall von Lappen weg…” meinte der Pfleger Marvin vorhin am Telefon.
Er könnte Recht haben.
Die beiden Gesetzeshüter wirken etwas genervt. Einer von ihnen reicht mir ein Formular und ein kleines Päckchen mit einem speziellen Blutabnahme-Set: Das Desinfektionsmittel darf natürlich keinen Alkohol enthalten, sonst könnte die Messung verfälsch werden.
“…Tach Herr Dokta… nen verdammt schönen Abend wünsch ich Ihnen!” lallt der Patient.
Aber dann ist es mit der Freundlichkeit vorbei.
Als ich ihm die üblichen Fragen stelle, schüttelt er vehement den Kopf.
“Ich sage…. nix!” beschließt er und unterstreicht das Statement mit einer entschiedenen Handbewegung.
“Nix ohne meinen Anwalt! Und eure lächerlichen Turnübungen, die mache ich schon gar nicht!”
Na schön. Dann kreuze ich halt “Untersuchung verweigert” an.
“Also gut. Dann würde ich Ihnen gerne einmal Blut abnehmen…”
“Haaalt! Nix da! Das ist Körperverletzung!”
Kurzer Blick zu den beiden Gesetzeshütern. Die verdrehen die Augen.
“Guter Mann, Sie haben jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder Sie sind mit der Blutentnahme einverstanden…”
“Bin ich nicht…”
“…oder Sie kommen jetzt mit zur Wache…”
“Ich komme nirgendwohin mit!”
“Wenn Sie sich jetzt Blut abnehmen lassen würden, wäre es für alle Seiten besser…”
“Ihr Scheißbullen könnt mich mal…”
Der eine Polizist atmet hörbar ein.
“Guter Mann, wenn Sie sich jetzt Blut abnehmen lassen, dann haben wir den letzten Satz nicht gehört!”
Das wirkt.
Der Betrunkene nuschelt etwas Unverständliches, setzt sich immerhin und streckt seinen Arm aus, ohne mich dabei anzuschaun. Immerhin hat er gute Venen. Die meisten Besoffenen für Polizei-Blutproben haben gute Venen.
“Sie sind also einverstanden?” frage ich.
Keine Antwort.
Kurzer Blickkontakt zu den beiden Polizisten, dann lege ich los.
“Auuuutsch!”
Er zieht seinen Arm weg, die Kanüle fliegt auf den Boden und das Blut spritzt durch die Gegend. Der Patientl aufspringen, aber die beiden Polizisten haben darauf schon gewartet, einer drückt ihn auf den Stuhl, der andere biegt seinen Arm gerade. Ich steche zum zweiten Mal zu, kriege mein Blut, schnell ein Pflaster drauf und fertig.
“Ihr Schweine! Ihr verfluchten Drecksschweine!” brüllt er noch, während er abgeführt wird, “Ich verklage Euch! Jawohl, ich verklage Euch alle! Das war Körperverletzung!”
“Wo er Recht hat, hat er Recht!” sagt Pfleger Marvin leise zu mir.

“So, dann machen Sie sich schon mal frei…” – über das Ausziehen beim Arzt


“…So, und dann machen Sie sich mal frei…”
Der Satz gehört zu den Standardfloskeln, mit denen man beim Arzt- oder Krankenhausbesuch rechnet.
Ein Arzt muss, wenn er seinen Job anständig machen will, den Patienten untersuchen. Nicht unbedingt immer, aber halt imme wieder mal.
Nun liegt es in der Natur der meisten Menschen, daß man sich nicht gerne auszieht im Beisein eines fremden Menschen – von bestimmten Berufsgruppen einmal ausgenommen, auf die ich aber hier nicht näher eingehen will.
Die Frage ist also: Wie frei muss und sollte man sich eigentlich machen? Wo liegt die Grenze? Muss man als Frau den BH ausziehen?
Das kommt natürlich auf die Krankheit – oder vielmehr auf den Untersuchungsanlass an.
Wenn es um Husten, Bronchitis oder Asthma geht, dann möchte ich natürlich die Lunge abhören.
“Dazu braucht man sich doch nicht auszuziehen!” meinte ein Kollege, “Gerade bei etwas tüddeligen älteren Damen… die sollen ihre Bluse von mir aus an behalten…” meinte ein Kollege.
Das Problem ist: Durch eine Bluse oder im Winter womöglich noch verschiedene Schichten Kleidung kann man mit dem Stethoskop nicht viel hören. Dann kann man die Untersuchung auch gleich sein lassen.
“Bei mir muss sich jeder Patient ausziehen!” sagte ein anderer Kollege, “…und dazu gehört auch, daß jede Frau den BH ablegt. Kann bei jungen Frauen ja auch ein ganz hübscher Anblick sein…”
Nun ja, dieser Kollege sollte sich sehr genau überlegen, ob er sein Vorgehen medizinisch rechtfertigen kann. Und er kann von Glück sagen, dass ihn noch niemand angezeigt hat.
Der Kollege wurde ein wenig rot.
“…immer wieder kommt es vor, dass Frauen an Brustkrebs sterben, weil sie sich nie getraut hat, ihre Brust untersuchen zu lassen!” fügte er schnell hinzu.
Womit er allerdings Recht hat.

Blogroll-Update (5)


Hinter der sperrigen Bezeichnung “Tagebuch eines Studienplatzbewerbers” versteckt sich der sympathische Der Zivi Frank, welcher über seinen Weg zum Studium bloggt. Eigentlich mag ich diese Medi-Learn Blogs ja nicht: Da gibt es ziemlich viele von, alle im identischen langweiligen Design (Wobei ein minimalistisches Design ja eigentlich ein Vorteil ist) und sie verlinken sich auschließlich untereinander, sind quasi ein Klübchen für sich. Vor allem aber sind die meisten inhaltlich immer gleich: Hast Du eins gelesen, kennst du alle.
Frank ist eine herzerfrischende Ausnahme.
Sein Blog ist wirklich witzig geschrieben – es geht natürlich um den Stationsalltag aus der Sicht eines Zivi, garniert mit Photos.
(Und Dank an den Herrn Pfleger für den Tipp!)

Elektronische Gesundheitskarte: Absage für USB-Sticks. Ergebnisse einer neuen Studie

Die für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) verantwortliche Projektgesellschaft Gematik hat eine Studie (PDF-Datei) zur Eignung von USB-Sticks als dezentrale Speichermedien für Gesundheitsdaten veröffentlicht. Die vom Fraunhofer FOKUS-Institut für Offene Kommunikationssysteme durchgeführte Studie erteilt der Nutzung von USB-Sticks eine klare Absage: Sie sind für IT-Laien viel zu kompliziert in der Handhabung und verstoßen damit […]

quizz – auflösungzz

liebe mitratenden!
danke für das tolle feedback – nach 48 stunden ist nun schluss – sonst wird hier nur zuviel gegoogelt .
inzwischen sind auch die comments beim quiz freigegeben, so dass ihr bei jedem einzelnen sehen könnt, wie sehr manche daneben lagen viel ihr wusstet.

welche krankheit umschreibt die konstellation enanthem (= schleimhautausschlag), exanthem (= […]

Was Patienten wirklich wollen…


Also, eigentlich ist es ja gar keine schlechte Idee, die Patienten nach ihrer Meinung zu fragen. Was wollen sie denn eigentlich wirklich?

  • Fernseher im Zimmer mit mindestens siebenundzwanzig Programmen, inklusive drei Pornokanälen?
  • Von Spitzenköchen zubereitete Drei-Sterne-Menüs oder lieber jeden Tag Schiessbörgers mit Pommes und vieel Ketschapp dreifach Majo? Oder lieber Eisbein mit Sauerkraut?
  • Vollbusige – bevorzugt blonde – Krankenschwestern, welche auch zu… na ja, also gewissen anderen Dienstleistungen zur Verfügung stehen?
  • Sofortige Aufhebung aller Rauchverbote und Zigarettenautomaten auf jeder Station? (unten im Kiosk in der Eingangshallen konnte man sich immer schon mit Zichten, Fluppen und Glimmstängeln aller Art eindecken. Mit Bier, Eierlikör und Klosterfrau Melissengeist übrigens auch)
  • Und von uns Ärzten: Routinemäßige Verordnung von Massagen (aller Art) sowie Kristall- und Aromatherapie und Psychovoodoohokuspokus?

Oder halt doch etwas ganz anderes?
Ich glaube nämlich, die meisten – nicht alle – Patienten sind in Wirklichkeit gar nicht so blöd, wie wir denken…

erwartungen

u5, kind sechs monate, quietschfidel, alles prima, imho ein normales kind. so denkt aber nicht die mutter.
mutter: “der kann aber noch nicht sitzen.”
ich: “muss er nicht, kommt erst mit sieben bis acht monaten.”
mutter: “aber krabbeln tut er auch noch nicht.”
ich: “ähnliche zeit. dauert noch.”
mutter: “laufen? – ich habe da mal so eine gehhilfe…”
ich: “äh – […]

Wer kriegt das Häuschen von Frau Obermüller?


Frau Obermüller ist eine nette Dame in den Achtzigern. Bislang lebte sie allein in einem kleinen Häuschen am Stadtrand, mit Garten und Ofenheizung. Das hat sie bislang selbst versorgt, auch wenn ihr die Nachbarn inzwischen beim Holzhacken ein wenig geholfen haben.
Jetzt ist sie beim Umgraben ihres Gemüsebeetes ausgerutscht und gestürzt: Schenkelhalsfraktur.
Sie ist also operiert worden und inzwischen eigentlich wieder ganz gut beieinander, aber sie liegt immer noch bei uns. Wir hätten sie gerne entlassen – und sie will auch heim, aber es geht nicht.
“Was soll ich denn machen? Ich habe doch niemanden!” klagte sie letztens bei der Visite.
“Also gut, dann reden Sie am besten mal mit unserer Sozialschwester.” schlug ich vor.
Unsere Sozialschwester, das ist Schwester Birgit, die macht das, was man “Pflegeüberleitung” nennt: Sie sorgt dafür, daß Patienten auch nach der Entlassung die notwendige Pflege und Betreuung bekommen.
“Ist aber nicht ganz einfach bei Frau Obermüller!” meint Schwester Birgit zu mir, “denn Frau Obermüller hat keine Pflegestufe!”
“Warum?”
“Sie ist nun einmal nicht pflegebedürftig.”
“Aber in ihrem Alter völlig allein in dem Haus…”
“Richtig. Das wird nicht mehr gehen. Was sie braucht, ist eine betreute Wohnung. So etwas gibt es und ich habe auch einen Platz gefunden.”
“Und wo ist das Problem?”
“Das kostet Geld. Von ihrer Rente wird sie das nicht bezahlen können.”
“Ich dachte…”
“Der Staat springt erst ein, wenn das private Vermögen aufgebraucht ist. Sie wird ihr Häuschen verkaufen müssen.”
Unser Oberarzt hat einen Schwager, welcher Immobilienmakler ist.
Seit einigen Tagen schlawenzelt der Oberarzt verdächtig oft in Frau Obermüllers Zimmer herum. Und auch den Schwager habe ich hier schon gesichtet.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!