“Hilfe, ich habe eine Zecke!”


Ein wunderschöner milder Sommerabend.
Medizynicus hat das Fenster sperrangelweit geöffnet, schaut seufzend hinaus über das Bad Dingenskirchener Häusermeer und lässt seinen Blick dann über den beachtlichen Stapel Krankenakten auf seinem Schreibtisch wandern.
Ein bislangruhiger Dienst-Abend, wie geschaffen um endlich mal all die Briefe zu diktieren. Medizynicus seufzt nochmal und nimmt dann schweren Herzens das Diktiergerät zur Hand. Halt, erstmal noch rüber ins Schwesternzimmer, vielleicht gibts frischen Kaffee.
Gibts! Und sogar Kuchen dazu, von der Schülerin, die heute ihren letzten Tag hatte. Ob die Mädels sich damit eine gute Beurteilung erkaufen wollen? Egal. Die hier hätte eine Eins verdient. Medizynicus kaut gerade mit vollen Backen, als der Piepser geht. Die Ambulanz.
“Wir hätten einen Notfall für Sie, Herr Doktor!”
Schwestern, die mich siezen und mit Herr Doktor anreden, sind mir schonmal aus Prinzip unsympathisch. “Was denn?”
“Zeckenbiss!”
Das Herz rutscht mir in die Hose. Auf der Stelle würde ich jetzt gerne alle Gesundheitsredakteure von Bildzeitung und “Goldenem Blatt” in einen Raum sperren und…. nee, das sag ich lieber nicht. “Und?”
“Die Zecke ist noch drin.”
“Dann mach sie doch raus.”
Zögern am anderen Ende.
“Ähem…. das darf ich nicht”
“W arum nicht?”
“Weil es ärztliche Aufgabe ist!”
Wie bitte?
Jede Mama sollte in der Lage sein, bei ihren Sprösslingen eine Zeck-Ektomie durchzuführen, sowas gehört zur Allgemeinbildung.
Und nein, man muss nicht bei jedem Zeckenbiss sofort in die Notaufnahme, und schon gar nicht sollte man den Notarzt rausklingeln.
Wenn man sich wirklich Sorgen macht, dann reicht es auch, am nächsten Morgen zum Hausarzt zu gehen.

reiseapotheke

“… und dann brauche ich noch für die reise … “
bekommt man im moment viel zu hören und dann muss ich unterscheiden zwischen a) der normalen beratung zu diesem thema (was übrigens keine krankenkassenleistung ist) und b) den tatsächlichen medikamenten (die übrigens auch keine krankenkassenleistungen sind).
das ist oft schwer zu vermitteln: krankenkassen sind nunmal […]

Nachtrag zum Volksfest


tja, jetzt ist das Bad Dingenskirchener Volksfest vorbei. Wie wars?
Ja, ich bin dann am frühen Abend da mal so hingetigert, einfach mal schaun, was da so alles los ist… Ja, da war schwer was los… es gab Blasmusik und Bratwurst und Bratwurst und Blasmusik und Bier aus Plastikbechern für zwofuffzich der halbe Liter, aber ich glaube, das erwähnte ich schon.
Von den attraktiven jüngeren Schwestern war keine da.
Von weniger attraktiven älteren auch nicht.
Anstatt fünf Euro in die Schowiekasse zu zahlen holte ich mir ein Bier und schritt das Gelände einmal ab, von vorn nach hinten, von hinten nach vorn und positionierte mich dann an allen vier Ecken. Natürlich nacheinander.
Ja, noch nicht einmal Patienten sah ich, weder aktuelle noch ehemalige, die müssen sich wohl alle gut vor mir versteckt haben.
Wenigstens die Musik wurde mit einsetzender Dämmerung besser. Statt Blasmusik gab es jetzt ne Band. Die Sängerin sah ganz lecker aus, aber das tun Sängerinnen ja heutzutage meistens, dafür brauchen sie nicht singen zu könnnen. Singen konnte die hier nämlich auch nicht.
Okeh, dachte ich mir, für den Gedanken wäre jetzt nochmal fünf Euro in die Schowieh-Kasse fällig, respektive ein weiteres Bier und wie ich da so an der Bar stehe…
…da vernehme ich aus der Ferne eine schrille Stimme…
“Herr Doktor!”
Beim Umdrehen verschütte ich vor Schreck das halbe Bier.
“Huhu, Herr Doktor!”
Und wen sehe ich da, an der in ganz rosa gehaltenden Sektbar gegenüber?
Meine fünfundsechzigjährige Nachbarin, ja genau Diese, diejenige welche mir letzens ein Benzo-Rezept aus der Tasche leiern wollte.
Ich grinse ihr freundlich zu, verschwinde unauffällig im Getümmel, trinke den Rest meines Plastikbieres aus und mache mich fluchtartig vom Acker.
Zweiundzwanzig Uhr dreißig. Fertig mit Sau rauslassen für dieses Wochenende.

Ärzte auf Rädern

Da habe ich Frau Schmidt aber Unrecht getan: die Idee mit den umherziehenden Wanderärzten ist ja gar nicht von ihr:

facharzt.de [ Hoppe: KVen sollen rollende Arztpraxen gegen Ärztemangel bereitstellen ]
Der Medizinermangel in Ostdeutschland kö…

Notarzteinsatz: Der Patient fand mich zum Erbrechen

Nachts um halb drei dringt die sanfte Stimme des Notarztpiepsers in meine Ohren. Nun, was soll ich machen? Ich stehe also auf und renne in Richtung Akademikertaxi hinaus ins Freie. Ab geht die Post, dezente Blaulichttöne färben alle grauen Katzen der Nacht.Mit drei Männern der Rettungsanaphylaxie rase ich in die Wohnung des Erkrankten. Was war […]

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Schwanger vom Planschen im Pool…


An einem regnerischen Sonntagnachmittag sitzt Medizynicus also ein wenig gelangweilit in seiner Wohnung – der Kater vom Volksfest gestern hält sich in Grenzen, aber davon später – und surft bei Kaffee und Keksen ein wenig in der Gegend herum, zum Beispiel auf die Seite vom Blick, das ist wohl das Schweizer-Äquivalent zur Bild-Zeitung:

Eine Dreizehnjährige ist schwanger aus dem Urlaub zurückgekommen.

Sie habe nur im Pool geplanscht, hat sie Mama erzählt.
Und Mama glaubt die Story.
Nun haben wir heute erstens nicht den ersten April und zweitens hab ich schon bessere Aprilscherze gehört. Aber immerhin ist Saure-Gurken-Zeit. Es lohnt sich also, der Geschichte mal ein paar Gedanken zu widmen:
Also, wenn ein Junge und ein Mädchen in einem Pool…. nun ja, ähem, unter anderem auch planschen, dann…. ja, dann sind halt gewisse Dinge nicht auszuschließen.
Aber die Kleine hat ja angeblich steif und fest behauptet, sie hätte eben nicht… sondern wirklich nur geplanscht.
Das führt uns zu der alten Bravo-Dr.-Sommer-Frage: Kann man vom Petting schwanger werden? Und die Antwort ist in der Tat ein relativ klares “Jein”, wie jeder Bravo-Leser weiß.
Nun ist das mit dem Bravo-Lesen bei mir zugegebenermaßen schon eine ganze Weile her… aber die Frage wäre wirklich mal interessant: Wie lange können Spermien eigentlich ausserhalb des menschlichen Körpers überleben und befruchtungsfähig bleiben (z.b. im Chlorwasser eines Plansch-Pools)?
Gute Frage. Nächste Frage…

Datenverlust bei D-Trust führt zu möglichen Problemen mit eGK Testkarten

Für den Betrieb der eGK wird eine Public-Key-Infrastruktur aufgebaut. Wie bekannt handelt es sich dabei um ein asymmetrisches Krypotsystem. Laut Wikipedia wird dies so definiert:
Ein asymmetrisches Kryptosystem ist ein Kryptosystem, bei dem jede der kommunizierenden Parteien ein Schlüsselpaar besitzt, das aus einem geheimen Teil (privater Schlüssel) und einem nicht geheimen Teil (öffentlicher Schlüssel) besteht. Der […]

wer suchet

interessanter sucheintrag, der auf meinen blog führt: “lispeln nach zeckenbiss“.
was es alles geben soll… “entschuldigung, mein kind hatte vor drei wochen einen zeckenbiss, und ich glaube am tag danach hat er´s lispeln angefangen…” oder wie?
unter wordpress werden in den statistiken auch die suchanfragen ausgewertet. manchmal spannend, was da so reinkommt.
[…]

Stil beweisen im Krankenhaus (Teil 1)

Kalkweisse Gestalten, vom Nachtdienst gezeichnet. Verschwitzte Klamotten, alte ausgelatschte Gesundheitstreter? Verkeimte Krawatten? So oder ähnlich stellt sich die Realität in deutschen Kliniken dar, ganz im Gegenteil zu den Arztserien, bei denen wir regelmässig vor der Flimmerkiste einnicken (Warum man Ärzte-Serien gucken sollte). Dies muss nicht sein, auch im Krankenhaus können Ärzte und Schwestern/Pfleger Stil beweisen. […]

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In der Provinz gehts ab…


Nach dem letzten Dienst ist Medizynicus wie ein Stein ins Bett gefallen. Merkwürdige Träume haben ihn heimgesucht, irgendwie kamen da immer wieder Trommeln drin vor und Pauken und Trompeten.
Als Medizynicus wach wurde, vernahm er durch die Schallschutzdoppelverglasten Fenster hindurch den Klang von Blasmusik. Beim Aufstehen dämmerte es ihm: dieses Wochenende findet ja das Bad Dingenskirchener Volksfest statt. Das einmalig berühmte Volksfest, welches daran erinnert, dass vor zweihundertsiebenundfünfzig Jahren der Fürst von und zu Dingenskirchen seinem Widersacher erfolgreich eins auf die Nuss gegeben hat, oder auch andersrum, so genau weiss ich das nicht.
Jedenfalls veranstaltet das Bad Dingenskirchener Blasmusikensemble zusammen mit dem Männergesangsverein “Liedertafel” bereits in aller Herrgottsfrühe einen ohrenbetäubenden Lärm, so dass ich nicht anders kann als mich aus meinem Loch hervorzuwagen und mir die Sache aus der Nähe anzuschaun. Tja, was gibts da zu berichten?
Es duftet nach Bratwurst und Pommes, womit sich zumindest schonmal die Frage des Mittagessens erübrigt hat.
Die Sängerknaben singen, die Bläser blasen und ein viele Leute rennen in albernen Kostümen herum und tun alberne Sachen. Radio und Fernsehen sind auch da.
In der hintersten Ecke des Festplatzes steht das Sanitätszelt. Ich grinse hinüber und zwei Kollegen vom Rettungsdienst grinsen gequält zurück. Ich gehe wieder heim.
Heute Abend soll ne Band auftreten, Eintritt frei, der halbe Liter Bier im Plastikbecher zwofuffzich. Ach, und wie schön, dass der Kollege Fred Fiesling heute Dienst hat. Nicht etwa, dass ich ihm Böses gönnen würde…

„Nocebo“ – „Ich werde Dir schaden!“


„Nocebo“ ist lateinisch und bedeutet: „Ich werde Dir schaden!“. Ein Nocebo wirkt ähnlich wie der Placebo -Effekt, nur mit anderem, negativen Vorzeichen.

noc

Ein Nocebo-Effekt tritt bei vielen Medikamenten, Behandlungen und vor allem nach ärztlichen Gesprächen auf, oft ohne dass die Beteiligten – Arzt und Patient – sich dessen bewusst werden.

Der Nocebo-Effekt ist schlecht erforscht. Dies hat im wesentlichen zwei Gründe: Zum einen erscheint es vielen Ärzten nicht plausibel, dass Erwartungshaltungen, also seelische Phänomene, körperliche Auswirkungen bis hin zum Tod haben sollen. Zum anderen werden an klinische Studien heute (zum Glück) hohe ethische Anforderungen gestellt – die vorsätzliche Schädigung von Versuchspersonen erscheint nicht akzeptabel.

Es gibt aber eine Reihe von klinischen Versuchen, die teilweise schon lange zurückliegen, die den Nocebo-Effekt eindrücklich belegen.

34 Collegestudenten wurde erzählt, dass elektrische Ströme Kopfschmerzen erzeugen können. Anschließend wurden Elektroden an ihrem Kopf angebracht und angeblich Kopfschmerz erzeugender Strom durch ihr Gehirn geleitet. Zwei Drittel der Studenten klagten anschließend tatsächlich über Kopfweh, obwohl in Wirklichkeit gar kein Strom geflossen war.

In der Framingham Herzstudie, eine der umfassendsten und längsten Studie über die Risikofaktoren von Herzinfarkt und Schlaganfall, zeigte sich, dass der Herztod auch von der persönlichen Erwartung abhängt. Frauen, die von sich selber glaubten, anfällig für Herzerkrankungen zu sein, starben vier mal häufiger an Herzerkrankungen als andere, vergleichbare Teilnehmerinnen, die diesen Glauben nicht teilten. Eine viermal höhere Sterblichkeit an Herzleiden und dieses nur wegen des persönlichen Glaubens!

Noch ein drittes Beispiel: Asthmapatienten inhalierten eine Kochsalzlösung. Ihnen wurde erzählt, es handele sich dabei um eine Mischung aus Allergenen und chemischen Substanzen, die einen schädlichen Effekt auf die Bronchien ausüben. Tatsächlich entwickelte jeder zweite Patient Luftnot. Sofort setzte die Behandlung mit einer vermeintlich die Bronchien erweiternden Lösung ein, die auch bei den meisten sofortige Besserung erbrachte. Bei der hilfreichen Inhalation handelte es sich jedoch um die gleiche Kochsalzlösung, die vorher so massive Beschwerden verursachte!

Der Beipackzettel als Nocebo

Meine Patientin nimmt seit vielen Jahren zeitweilig Hustentropfen mit dem Wirkstoff Noscapin ein. Noscapin wirkt ähnlich wie Codein, es dämpft den Hustenreiz, soll aber nicht die Atmung dämpfen und erweitert die Bronchien. Meine Patientin vertrug dieses Mittel immer gut bis zu dem Tag, an dem die Hustentropfen einen neuen Beipackzettel verpasst bekamen.

Ich konnte es kaum glauben, aber die Patientin belehrte mich eines besseren. Bis vor einigen Wochen noch führte der Beipackzettel keine Nebenwirkungen auf, jetzt stand da klar und deutlich: Die Hustentropfen können krampfartige Oberbauchbeschwerden auslösen. Und unter genau diesen Oberbauchbeschwerden litt jetzt meine Patientin. Ich solle ihr doch bitte wieder die alten Tropfen aufschreiben!

Den Gefallen konnte ich ihr aber beim besten Willen nicht tun. Die Firma hatte gewechselt, vermutlich war die alte Firma aufgekauft worden, und die altbewährten, gut verträglichen Hustentropfen hatten jetzt eine frische Verpackung und einen außerordentlich schädlichen Beipackzettel erhalten.

Alle meine Versicherungen, dass die vermeintlich andersartigen Tropfen identisch mit dem alten Medikament sind, ja sogar vermutlich von den gleichen Menschen in der gleichen Fabrik hergestellt wurden, konnten meine Patientin nicht umstimmen. Diese neuen Tropfen machen Bauchschmerzen und die alten nicht, ich könne es ja selber nachlesen!

Vorfälle dieser Art sind nicht selten in einer durchschnittlichen Allgemeinarztpraxis. Beipackzettel führen Nebenwirkungen auf, ohne dass irgend wie bewiesen oder auch nur anzunehmen ist, dass das Medikament die Ursache ist.

Es reicht, wenn diese „Nebenwirkung“ bei der klinischen Erprobung von einer gewissen Zahl von Versuchspersonen gemeldet wurde.

Vor mehr als zwanzig Jahren wurde in dem USA eine Studie zu Aspirin durchgeführt. An drei Herzzentren wollte man die Schutzwirkung des Aspirins vor einem Herzinfarkt erforschen. Ein Ergebnis dieser Studie war sehr verblüffend: In einem Zentrum äußerten die Teilnehmer der Studie drei mal so viel Magenbeschwerden nach Aspirin als in den anderen beiden Krankenhäusern. Das Rätsel war schnell aufgeklärt: In dem Krankenhaus, in dem Aspirin so ungewöhnlich schlecht vertragen wurde, waren die Probanden zuvor über mögliche Nebenwirkungen am Magen informiert worden, in den beiden anderen hatte man dies unterlassen.

Wenn Worte töten

Bernhard Lown ist ein berühmter amerikanischer Kardiologe, als Erfinder der elektrischen Defibrillation hat er sicherlich Tausenden von Menschen das Leben gerettet. Lown erzählt in seinem Buch: Die verlorene Kunst des Heilens von einer denkwürdigen Begebenheit aus seiner Zeit als Krankenhausarzt.

Der Chefarzt hatte auf der Visite nach der Untersuchung der Patientin beiläufig die Bemerkung fallen lassen: „Klarer Fall von TS“. Er meinte damit: „Trikuspidalstenose“, eine Veränderung an einer Herzklappe, die keineswegs unmittelbar und zwingend zum Tode führt. Die Patientin legte „TS“ aber als Kürzel für „Terminale Situation“ aus und war überzeugt davon, dass sie bald sterben müsse. Lown konnte sie von ihrem Irrglauben nicht abbringen. Der Chef, den Lown schließlich hinzu gebeten hatte, kam zu spät, um die Patientin von ihrem Irrtum abzubringen. Plötzlich und unerwartet war sie an einem Herzversagen gestorben.

„Ein Arzt, der schwarzen Trauerflor aushängt, ist entweder ein Handelsvertreter oder ein Scharlatan, der niemals seinen infantilen Wunsch überwunden hat, den lieben Gott zu spielen“, so charakterisiert Lown diejenigen unter seinen Kollegen, die alle Krankheiten dramatisieren müssen, um sich selbst zu überhöhen.

Natürlich kann ein Arzt nicht alles schön reden, er muss stets bei der Wahrheit bleiben. Nur: Vorsätzliche oder unbedachte Äußerungen des Arztes, die eine Krankheit unnötig dramatisieren, wirken als mächtiges Nocebo, im schlimmsten Fall sind sie unmittelbar tödlich, wie das Beispiel der Patientin mit dem Herzklappenfehler deutlich zeigt.

Quellen

„The Nocebo Effect: Placebo’s Evil Twin“, The Washington Post, 30.4.2002

Family Practice & Pediatrics of Celebration: “ Nocebo Effect’ May Explain Some Drug Side Effects“

JAMA: „Nonspecific Medication Side Effects and the Nocebo Phenomenon“ (2002;287:622-627. )

Süddeutsche Zeitung; „Der Schaden ist enorm“

The Straight Dope: „Is there an „anti-placebo“ effect?“

B. Lown: „DIe verlorene Kunst des Heilens“, Kapitel: „Worte die vernichtend sein können“

skepdic.com: „Nocebo“

Spartipps für Ärzte

Die Gürtel müssen enger geschnallt werden, auch bei den Halbgöttern in Weiss. Die Zeiten von Villen und Sportwägen sind leider vorbei. Ich gebe zu, dass ich in dem Artikel Der anstrengende Alltag eines Hausarztes etwas geflunkert habe. Willkommen in der knallharten Realität. Daher möchte ich allen niedergelassenen Ärzten einen kleinen Ratgeber fürs Sparen an die […]

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Was heißt eigentlich…Glykämische Last?

Die Glykämische Last (GL) ist ein Wert, der dem bereits beschriebenen Glykämischen Index (GI, Glyx) eine praktische Bedeutung gibt. Dieser Beitrag baut auf dem vom 23. Juni 2009 auf Der andere Hausarzt auf.
Qualität und Quantität von Kohlenhydraten
Im Alltagsleben hilft es nicht viel weiter, wenn man weiß, dass eine bestimmte Sorte Kohlenhydrate (Einfach-Zucker, Doppel-Zucker, Stärke) eine bestimmte Blutzuckerreaktion auslöst. Sich nur darum zu kümmern, hieße nur die Qualität der Kohlenhydrate zu berücksichtigen. Mindestens ebenso wichtig ist im Zusammenhang mit der täglichen Nahrungsaufnahme, wie einem der normale Menschenverstand bereits sagen kann, die Menge der Kohlenhydrate. Es zählen also Qualität die Quantität.
Kohlenhydrate sind es nicht allein
Darüber hinaus ist ein weiterer Gesichtspunkt von Bedeutung: Unsere Ernährung besteht nicht ausschließlich aus Kohlenhydraten (KH), hinzu kommen Fette, Proteine und Ballaststoffe. Somit geht es weder ausschließlich um Quantität und Qualität der Kohlenhydrate (KH), sondern darüber hinaus um deren Anteil in einem Nahrungsmittel. Der Wert der Glykämischen Last berücksichtigt all das und hat deswegen eine wesentlich höhere praktische Bedeutung als der Glykämischen Index.
Dazu ein Beispiel:
Sie essen eine Portion Spaghetti und ihr Tischnachbar ein Schälchen Kiwi. Der Glykämische Index (GI) von Spaghetti schwankt zwischen Werten um 40 – 60, je nach dem, ob sie al dente oder weich gekocht sind. Nehmen wir an, die Nudeln seien weder hart noch ganz weich, besäßen also einen Glykämischen Index von etwa 50. Das entspricht exakt dem GI der Kiwis. Setzen wir überdies voraus, dass beide Esser am Tisch 100 g verspeisen. Zwei wichtige Nahrungswerte dieser Mahlzeiten wären also gleich: der Glykämische Index und die Menge. Trotzdem beeinflussen die Kiwis unseren Blutzucker weitaus weniger als die Spaghetti. Warum?
Wichtig ist der Kohlenhydratanteil
Weil nicht nur der Glykämische Index und die Nahrungsmenge entscheidend ist, sondern auch ihr Kohlenhydratanteil. Die Spaghetti enthalten 75g KH pro 100g. In unserem Fall nimmt der Spaghetti-Esser also 75g Kohlenhydrate auf, während er seinen Teller leert. Die Kiwis enthalten 10g KH pro 100g. Der Kiwi-Esser nimmt also nur 10g Kohlenhydrate auf. Es sind ausschließlich die Kohlenhydrate, die unseren Blutzuckerspiegel direkt beeinflussen, nicht die Ballaststoffe der Kiwis, nicht der geringe Eiweiß- oder Fettanteil in den Spaghetti.
Der Rechenweg
Die Glykämische Last errechnet sich nun wie folgt: Der Wert für den GI wird durch 100 geteilt (auf 100g Nahrungsmittel bezogen) und mit dem Kohlenhydratanteil pro 100g Nahrungsmittel multipliziert.
Berechnung Glykämische Last der Spaghetti:
GI=50 geteilt durch 100 = 0.5 x 75 (KH-Anteil)  ergibt ungefähr 40 GL
Der Kiwis
GI=50 geteilt durch 100 = 0,5 x 10 (KH-Anteil) ~ 5 GL
Die Spaghetti besitzen also einen etwa 8-fach höheren Einfluss auf unseren Blutzucker als die Kiwis, bei gleichem Glykämischen Index und gleicher Menge. Diese Rechnerei muss man sich nicht merken. Wissen muss man nur, dass, je höher die Glykämische Last ist, umso höher ist die Last für unseren Zuckerhaushalt.
Kohlenhydrate sind nicht alles
Leider ist das noch immer nicht alles, was beim Essen berücksichtigt werden muss, wenn man sich so ausführlich darüber Gedanken macht. Denn Nahrung ist mehr als nur Kohlenhydrataufnahme. Speisen wie Butter, Soja oder Fleisch besitzen so gut wie keine Glykämische Last, weil sie einen sehr geringen bis fehlenden Kohlenhydratanteil haben. Sie beeinflussen unseren Blutzucker allenfalls indirekt. Das heißt aber nicht, dass man sie bedenkenlos in jeder Menge essen kann. Das wird jedem klar sein. Denn Nahrungsmittel haben nicht nur eine mehr oder weniger hohe Glykämische Last, sondern sie haben auch Kalorien. Eine Diät nach den Gesichtspunkten der Glykämischen Last reicht also nicht zum Gewichtsabbau. Sie kann die Gewichtsabnahme nur unterstützen.
Fazit
Letztlich sagen all diese Berechnungen nichts anderes, als dass wir den gesunden Menschenverstand bei der Nahrungsaufnahme einschalten sollten. Jedenfalls überwiegend. Insofern helfen uns die Werte wie Glykämischer Index, Glykämische Last oder Kaloriengehalt. Sie erweitern den gesunden Menschenverstand.
Ein abschließender Tipp: Bewegung und Sport kann etliche Ernährungssünden wettmachen.
Siehe auch Artikel 11 der Serie Heilkraft der Bewegung

Jacko und kein Ende: Wurde er von seinen Ärzten umgebracht?


Natürlich sind jetzt erst einmal die Ärzte schuld!
Willkommen in der Welt der Verschwörungstherorien: Die geldgierige, skrupellose Medizinerzunft hat diesem unschuldigen jungenhaften, engelsgleichen Sängerknaben das Licht ausgeblasen.
Zunächst haben sie ihn gegen seinen Willen zu kosmetischen Operationen überredet. Dann haben sie sich an seiner schönen schwarzen Haut vergangen. Und zuletzt haben sie ihn von Schmerz- und Betäubungsmitteln abhängig gemacht… (Wie und weshalb sich jemand freiwillig Propofol reinpfeifen kann wird mir ein Rätsel bleiben).
Ja, und als das alles noch nicht reichte, da haben sie ihn umgebracht, die bösen Ärzte.
Was lernen wir davon?
Lass Dich von deinen Patienten weder bestechen noch überreden noch auf andere Weise dazu verleiten, etwas zu tun, was Du nicht tun würdest, wenn Du Dein Gehirn eingeschaltet hast!

Ärztliche Kunstwerke

Qualitätsmanagement ist das Schlagwort des Jahres in deutschen Kliniken und Arztpraxen. Viele Abläufe werden kategorisiert und standardisiert. Doch wie kann man das Ergebnis eines operativen Eingriffes ins qualitativ-rechte Licht rücken?  Die Ärztezeitung berichtet heute über einen chirurgischen Chefarzt aus Frankfurt, der die entfernten krankhaften Operationspräparate fotografisch stilvoll als Kunst interpretiert und seinen Patienten präsentiert.Thomas Kraus […]

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Willkommen in der Provinz


Endlich mal ein wenig Sommer!
Medizynicus will seinen wohlverdienten Feierabend in einem netten Ausflugslokal im Dingenskirchener Wald verbringen, welches er letztens entdeckt hat. “Schön, Sie wieder zu sehen!” sagt die Bedienung, als sie ihm das Bier bringt. Er war hier bislang genau ein einziges Mal.
“Mahlzeit!”
Das grinsende Gesicht, welches da gerade an ihm vorbei läuft gehört Frau T., welche letztens mit einer gesalzenen Lungenentzündung auf Zimmer 211 gelegen hat. Medizynicus lässt seinen Blick durch das Lokal schweifen.
“Prost Herr Doktor!”
Das war Herr K., die äthyltoxische Pankreatitis von Zimmer siebzehn!


Weitere Artikel zum Thema:

Ich hasse Cyberchonder!


Was ein Cyberchonder ist? Der Spiegel erklärt es ganz gut: Das sind Leute, welchen zwei Dinge zu eigen sind:
a.) eine gewisse hypochondrische Neigung und
b.) einen Internetanschluss mit Flatrate
In der Praxis geht das dann so:
Mr. Cyberchonder hat Kopfschmerzen, weil er in der letzten Nacht wieder neun Stunden lang Counter Strike gespielt hat. Es kann auch Half Life sein oder ein anderer Ego-Shooter oder von mir aus auch World of Warcraft, jedenfalls hat er neun Stunden lang vor der Glotze gesessen und Terroristen, Aliens oder Monster abgeballert. Und jetzt hat er Kopfschmerzen.
Was kann das wohl sein?
Wozu gibts schließlich Google? Also flix nachgeschaut. Kopfschmerzen… natürlich gibts da die langweiligen Sachen, Spannunngskopfschmerzen zum Beispiel, weil man zu lange vor der Glotze gehockt hat, aber das wollen wir ja nicht lesen.
Aber sieh mal einer an…. Kopfschmerzen können auch von einer Meningigitis oder einer Hirnhautentzündung herkommen… Hirnhautentzündung… Zecken…. Bin ich letztens von einer Zecke gestochen worden? Nee, aber sieh mal dort, dreißig Prozent aller Zeckenstiche verlaufen unbemerkt, also schnell noch vorher die entsprechenden Seiten ausgedruckt und dann nix wie hin ins Krankenhaus, auch wenn es gerade drei Uhr früh ist.

Überlebt – Ironman Germany 2009

Ich melde mich zurück aus Frankfurt, nach dem längsten Tag des Jahres. Beim Ironman in Äppelwoi-City fanden ja bekanntlich am 5.Juli die Europameisterschaften im Dreikampf statt. Ja, was soll ich sagen, es war ganz doll, ich bin bei Tageslicht ins Ziel gekommen und ausserdem war es unmenschlich heiss. Über die medizinischen und sportlichen Einzelheiten berichte […]

Phrasen in der Chirurgie III

Es ist schon wieder etwas her, daß ich doe klugen Sprüche meiner werten Kollegen gepostet habe, deshalb habe ich in den letzten Wochen nochmal die Ohren gespitzt...
Mögliche Redundanz bitte ich zu entschuldigen.


Da haben Sie aber am Bedarf vorbeioperiert!

Das sieht kosmetisch komplett beschissen aus!

Laß mich kokeln!

Die Grille bitte! (gemeint war der Kauter)

Diese Frage hat Sie jetzt komplett disqualifiziert.

Kollabieren Sie hier und jetzt, noch ist ein Arzt anwesend.

Jag' da mal den Internisten drauf.

Haben Sie eigentlich ein Konzept bei dieser OP?

Abschneiden! Aber nicht den Knoten!

Der Patient hat mich geschlagen.

Machen wir jetzt die Knubbelektomie.

Hast Du im Sterilium gebadet oder warum hat das so lange gedauert?

Schnütt!!!

Saugen Sie den Dampf weg, bevor ich hier noch Krebs kriege oder ohnmächtig werde.

Anästhesie... Hallo? Hallo... Jemand da...?

Operiert ruhig weiter, die Suppe heute lohnt sich nicht.

Der schweißt aber aus allen Löchern.

Der Kollege ist Z. n. Dienst, dem ist nicht mehr zu trauen.



... to be continued.

Doc Blog

Phrasen in der Chirurgie III

Es ist schon wieder etwas her, daß ich doe klugen Sprüche meiner werten Kollegen gepostet habe, deshalb habe ich in den letzten Wochen nochmal die Ohren gespitzt...
Mögliche Redundanz bitte ich zu entschuldigen.


Da haben Sie aber am Bedarf vorbeioperiert!

Das sieht kosmetisch komplett beschissen aus!

Laß mich kokeln!

Die Grille bitte! (gemeint war der Kauter)

Diese Frage hat Sie jetzt komplett disqualifiziert.

Kollabieren Sie hier und jetzt, noch ist ein Arzt anwesend.

Jag' da mal den Internisten drauf.

Haben Sie eigentlich ein Konzept bei dieser OP?

Abschneiden! Aber nicht den Knoten!

Der Patient hat mich geschlagen.

Machen wir jetzt die Knubbelektomie.

Hast Du im Sterilium gebadet oder warum hat das so lange gedauert?

Schnütt!!!

Saugen Sie den Dampf weg, bevor ich hier noch Krebs kriege oder ohnmächtig werde.

Anästhesie... Hallo? Hallo... Jemand da...?

Operiert ruhig weiter, die Suppe heute lohnt sich nicht.

Der schweißt aber aus allen Löchern.

Der Kollege ist Z. n. Dienst, dem ist nicht mehr zu trauen.



... to be continued.

Doc Blog

Nachträge und Neuigkeiten

Zwei Sachen noch zu meinem letzten Eintrag:
1. Ich habe mir keine Skates gekauft, sondern eingesehen, dass ich nicht einfach die Zeit um 10 Jahre zurückdrehen kann, als wir Dorfmädels angstlos und fohlenbeinig anmutig über den Dorfplatz fuhren. Äh. Habe eine Runde mit geliehenen Skates gedreht und war danach beinahe reanimationspflichtig. Weia. Vielleicht kaufe ich mir […]

kevin allein zu hause

ich: “oh, da hat sich aber jemand nicht richtig den popo abgeputzt. geht der denn schon alleine aufs klo?” ich bin gerade bei der untersuchung. kevin-levin-marvin ist knappe vier jahre alt. über den weiteren befund am gesäss schweige ich hier lieber.
vater: “jaja. das macht er schon, aber normalerweise gehen wir zum abwischen nochmal dazu. gerade […]

Die Gute Fee besucht heute die Angehenden Allgemeinmediziner…


Glaubt man den Medien, dann werden Hausärzte in Deutschland derzeit dringend gesucht. In vielen Gebieten droht angeblich der Versorgungsnotstand.
Aber ist der Hausarzt-Beruf für Studierende und junge Ärzte noch attraktiv?
Die Gute Fee möchte heute deswegen einmal ganz besonders die angehenden Allgemeinmediziner besuchen und nach ihren Wünschen fragen.
Also:
Morgen früh, kurz nach dem Weckerklingeln und vor dem Aufstehen, da macht es plötzlich “wusch” und dann steht da eine gute Fee.
Und wie bei guten Feen üblich, gewährt sie Dir drei Wünsche.
Was würdest Du Dir wünschen?

Übrigens gibt es hier noch eine ausführlichere und richtig wissenschaftliche Umfrage zu dem Thema.
Und auf dem Neuen Hippokrates hat auch eine allgemeine Umfrage zum deutschen Gesundheitswesen gestartet.

fieber und schule

geniale frage: “bei wieviel fieber darf mein kind nicht in die schule?”
einfache antwort: “bei fieber? gar nicht.”
klar gehts hier eigentlich um die genaue temperatur. aber wenn ein kind auch nur 38,0 hat, bleibt es erstmal zu hause. das sollte selbstverständlich sein. aber das ist immer die erste frage: wann ist das kind wieder funktionabel.
[…]

Jon Stewart trifft Oliver Sacks

Sehr sympathisch, der Herr Sacks. Er sagt in diesem Gespräch, dass der Mensch das einzige Tier sei, dass tanzen kann. Er scheint sich zu irren.

...

Gastbeitrag: Bauchschnitt – quer oder längs?

(Uniklinik Heidelberg)

Hast Du Dich in der Bauchchirurgie beim Hakenhalten nicht auch schon mal gefragt: warum hat der Operateur den Bauch nun quer und nicht längs eröffnet? Quer-Laparotomie bei Whipple-OP, Längs-Lap bei Kolonkarzinom?
Heidelberger Viszeralchirurgen sind dieser Frage nachgegangen und haben Quer- und Längslaparotomien in einer doppelblinden Studie hinsichtlich des Outcomes der Patienten verglichen. Aber wie kann […]

The Daily Show With Jon Stewart Mon - Thurs 11p / 10c