tagesplan – sommerversion

6.35 wecker klingelt
6.40 – 7.20 körperpflege, zeitung, kaffe, brot – zu schulzeiten ohne zeitung aber mit kindern
7.20 – 7.45 anfahrt
7.45 – 9.30 blutabnahmen, vorsorgeuntersuchungen, ein paar notfälle
9.30 – 12.00 der punk: akutpatienten im fünf-zehn-minuten-takt, impfungen, ungeplante gespräche, tröstungen, beruhigungen, verbandswechsel, immer gut gesteuert durch die helferinnen, stets torpediert durch die eltern
12.00 – 13.30 mittagspause
13.30 – […]

Trinkt mehr Kaffee, Kollegen!


Tag und Nacht gluckert bei uns auf Station die Kaffeemaschine. Die Plörre, welche sie ausspuckt ist nicht immer sonderlich appetitlich, vor allem dann nicht, wenn das Zeug zwei Stunden lang auf der Warmhalteplatte vor sich hin geköchelt hat weil wieder mal jemand vergessen hat, das Ding auszuschalten.
Das Zeug brennt einem Löcher in die Magenschleimhaut, aber egal, Hauptsache Koffein.
Und wir sollen mehr davon trinken, rät uns die australische Provinzregierung von Queensland.
Mindestens sechs Tassen am Tag.
Na, das sollte ja wohl locker zu schaffen sein. Und die Rechnung schicken wir dann nach Australien!

Schweinegrippe: Sinneswandel als Kehrtwende?!

Die Bundesärztekammer hat eine Massenimpfung gegen die Schweinegrippe indirekt als Ergebnis von Pharma-Lobbyismus kritisiert. Es entstehe “der Verdacht, dass die Interessen der Pharmaindustrie durch ihre Lobbyisten wieder einmal gut bedient werden”, sagte die Vizepräsidentin der Kammer, Dr. Cornelia Goesmann, nach einem Bericht der „taz“.

Diese Meldung aus der taz wird so auf der website www.hausarzt.de verbreitet, eine homepage für den interessierten Hausarzt. Hat da etwa jemand jemandem auf die Füße getreten, dass es zu so vernünftigen Ansichten kommt, ohne Rücksicht auf Bundesregierung und Pharmaindustrie?
Einerlei wie und warum - Hauptsache ist, wir Ärzte kommen in diesem Punkt langsam zur Vernunft.
Ganz im Gegensatz zur BILD-Zeitung, deren BALKENÜBERSCHRIFT wiedermal vor der tödlichen Gefahr der Schweinegrippe warnt.

iPhoneApps: File Sharing

Eine im Apple Appstore erhältliche App, um all das im vorhergehenden Post beschriebene zu tun, ist File Sharing: Einfach und übersichtlich zu bedienen, kann man damit via WLAN Dateien vom heimischen Computer auf das Iphone laden. Dabei erscheint das Iphone sozusagen als Laufwerk im WindowsExplorer oder im Finder auf dem Mac. Es lassen sich auch […]

Dämonen II

»Alle strengen sich so an. Alles müsste gut sein. Ist es aber nicht.

Ich weiß, dass ich rausgehen sollte. Also will ich rausgehen. Ich muss mich darauf vorbereiten, wie das draußen sein wird. Ich könnte jemanden treffen. Jemand Fremdes oder jemand Bekanntes. Zum Beispiel meinen Nachbar. Ich würde mich in meinem Zustand wahrscheinlich merkwürdig verhalten. Würde ihm ausweichen. Wegkucken. Dann denke ich darüber nach, wie es wohl für meinen Nachbar sein wird. Er wird sich wundern. Und dann frage ich mich, wie er sich mein Verhalten erklären wird. Denn er wird es sich erklären wollen.

Vielleicht denkt er, die findet mich doch scheiße und die tut immer nur so nett. Und dann bereite...

au

eine au – arbeitsunfähigkeitsbescheinigung – gibts für kinder ja nicht. aber es gibt die „bescheinigung zum bezug von krankengeld bei erkrankung eines kindes“ – und die gibts, wenn das kind erkrankt ist.
mutter: „hallo, ja, ich brauche diese bescheinigung, dass ich zuhause bleibe. wegen meinem kind.“
medizinische fachangestellte: „äh, was hat der denn? wir können die bescheinigung […]

Computer-Crash in Bad Dingenskirchen


Nach dem Frühstück schlurft Medizynicus gemächlich hinunter in die Notaufnahme um einen Zugang aufzunehmen. Also,
Eigentlich alles wie üblich: Anamnese, Untersuchung, Blut abnehmen, dann den Schreibkram in den Computer hacken.
„Nee, iss nich!“ sagt Schwester Anna.
„Was heißt hier ist nicht?“
„Das, was Du da gerade vorhast, das geht heute nicht.“
„Aber ich will doch bloß das Labor…“
„Was auch immer Du vorhast, falls es irgend etwas mit Computern zu tun hat, dann geht es heute nicht.“
Tatsächlich, alle Bildschirme sind schwarz.
Mein Gesicht wird ziemlich lang.
Kein Labor anordnen? Und auch keine Untersuchungen?
Okay, man kann die Zettel auch per Hand ausfüllen, wie Anno Dazumal. Aber was ist mit den Vorbefunden?
Schwester Anna stöhnt.
„Natürlich könnte jemand die alte Akte aus dem Archiv holen… wenn jemand Zeit hat…“
Aber zunächst sind alle Jemande damit beschäftigt, die handgeschriebenen Anordnungen und Zettel ins Telefon zu diktieren oder Ergebnisse entgegenzunehmen und per Hand in die alten Formulare einzutragen.
Und irgendwann taucht Frau Schröder auf. Frau Schröder ist eine etwas rundliche Dame mit dicker Hornbrille und ihres Zeichens EDV-Beauftragte. Allerdings sieht man ihr an der Nasenspitze an, dass sie von Computern so ziemlich gar keine Ahnung hat. Aber sie hat schon die Helpleine angerufen und die versprachen, das Problem umgehend zu lösen.
Aber umgehend dauert. Und bis dahin dauern Dinge, die man bislang in zwei Minuten erledigt hat plötzlich Stunden. Wie Anno dazumal.
Und unsereins wundert sich wieder einmal, wie abhängig wir uns doch von diesen kleinen Kisten gemacht haben…

HPV-Impfung in Deutschland besonders teuer


schutz

Kostendämpfung im Gesundheitswesen ist in aller Munde. Wir sollen sparen. So sollen die Krankenkassenbeiträge niedrig gehalten werden.

Ein Artikel auf Spiegel online bringt mich auf einen neuen Spargedanken. Die „Impfung gegen Gebärmuterhalskrebs“, also die Impfung gegen die Humanen Papillomviren bei jungen Mädchen kostete im letzten Jahr 244 Millionen Euro, pro Person waren das 477 Euro, über 500.00 junge Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren haben sich gegen das Virus impfen lassen.

Impfung in der Schweiz und in den USA kostet fast nur die Hälfte

In anderen Ländern ist das Impfen deutlich preiswerter. Die Schweiz zahlt 244 und die USA 257 Euro.

Bald sind Wahlen. Bitte, fragen Sie die Kandidaten in Ihrem Wahlkreis, warum Schweizer und Amerikaner mit der Pharmaindustrie über Preise verhandeln, in Deutschland jedoch jeder geforderte Preis bezahlt wird.

Quellen

Spiegel online: HPV-Impfung in Deutschland besonders teuer

Deutsches Ärzteblatt: HPV-Impfung in Deutschland besonders teuer

kurze Information zur Bundestagswahl

Man kennt ja nur wenige Parteien, die zur Bundestagswahl zugelassen sind. Und auch die natürlich nicht immer bis ins letzte Detail.

Mir fehlt eine knappe undobjektive Übersicht über alle zugelassenen Parteien, was deren Schwerpunkte und wichtigste Ziele sind. Dann könnte man sich bei Gefallen ja genauer mit denen beschäftigen.

Ein buchartiges Wahlprogramm von allen über 20 Parteien jedoch kann man sicherlich nicht lesen, man benötigt also eine gute Vorauswahl.

Wie kann man jetzt noch schnell einen Überblick gewinnen, um sich diese Vorauswahl zu schaffen?

Weiterlesen

Praxisdaten speichern: einmal signiert und abgelegt reicht nicht aus

unter diesem Titel ist in der aktuellen Printausgabe von „ArztOnline“ ein interessanter Bericht zum Thema Datensicherheit erschienen. Er wird hier auszugsweise zitiert.
Arztpraxen sollen und wollen vielfach weg vom Papier. Doch dabei ergibt sich für Ärzte ein Problem: Sie müssen Patientendaten, Röntgenbilder etc. zehn oder gar 30 Jahre aufbewahren – und zwar beweissicher. Technisch ist das […]

Dr. Kunze hört (nicht) auf 15

Der Leser der letzten Kolumne „Dr. Kunze ganz privat“ wird sich erinnern, dass der Hausarzt für einen kleinen Einkaufsauftrag seiner am Fuß verletzten Ehefrau über zwei Stunden benötigte. In der heutigen Geschichte wird – wie angekündigt – der Grund für dieses Schneckentempo nachgereicht.
September 2009
Dr. Kunze kauft ein
Als Dr. Kunze den Käseladen betrat, wäre er am liebsten sofort auf dem Absatz umgekehrt. Ausgerechnet Frau Pfaff. Erst vor wenigen Tagen war die letzte Gewichtskontrolle wiedermal desaströs ausgefallen. Was würde er sich in den nächsten Minuten alles anhören müssen – wenn es Minuten blieben. Der Doktor ahnte es: Der sechzig-prozentige Brie, der für sie abgewogen wurde, war ausschließlich für den Besuch gedacht, den Vollfett-Camembert und den Streichkäse auf Mascarpone-Basis sollte Frau Pfaff gewiss der Nachbarin mitbringen und die anderen fetten Kleinigkeiten waren nicht der Rede wert. Aber bei derlei Kommentaren zum eigenen Einkauf würde es nicht bleiben. Sicher würde Frau Pfaff, nach abgeschlossenem Einkauf, noch dieses und jenes in den Auslagen des Spezialitätenladens zu betrachten haben. Das Warenangebot des kleinen Ladens würde sie in diesem Falle weniger interessieren, eher die Besorgungen des Hausarztes. So ein hausärztlicher Einkauf war doch zu spannend und bot eine wunderbare Neuigkeit für das nächste Kaffeekränzchen! Und ganz bestimmt, da war sich Anselm Kunze sicher, würde Frau Pfaff die Chance nutzen, um die eine oder andere Befindlichkeitsstörung anzusprechen. In so einem heimeligen Geschäft ging das ja ganz ohne Wartezeit.
Nein, Hausarzt Kunze ging nicht gern einkaufen. Und dies war erst der Anfang. Die Metzgerei wartete noch auf ihn, dazu der Supermarkt am Ortsrand.
Die Türglocke läutete. Der Hausarzt sah sich um und hinter ihm betrat Patient Hermann Walter den Laden. Dieser schlug sich seit einigen Monaten mit einem hartnäckigen Husten herum. Genau genommen, so wurde Herr Walter nicht müde zu betonen, hustete er, seit er in der Kunzeschen Praxis über eine halbe Stunde halbnackt auf dem Fahrrad-Ergometer auf den Arzt hatte warten müssen. Der Husten war nicht nur für Herrn Walter lästig. Der Neuankömmling grüßte in die Runde und hüstelte verhalten.
„Nehmen Sie den Herrn Doktor ruhig vor, der hat’s bestimmt eilig. Nicht wahr, Herr Doktor?“
Das war also Frau Pfaffs Taktik, sie ließ ihren Hausarzt einfach vor, obwohl ihr Einkauf so gut wie erledigt sein musste, jedenfalls wenn er die Käsemassen auf der Arbeitsplatte der Verkäuferin richtig deutete. Apropos Verkäuferin: Er war sich sicher, dass er die junge Frau kannte, aber ein Name und eine Geschichte wollte ihm zu dem Gesicht nicht einfallen.
„Also, schön!“ Die Verkäuferin schien wenig begeistert. Sie wusste genau, worum es Frau Pfaff mit ihrer zuvorkommenden Aktion ging. „Herr Doktor, was darf’s sein?“
„Haben Sie noch von diesem würzigen Ziegenkäse, den meine Frau letztens gekauft hat?“
„Aber, Herr Doktor, seit wann siezen Sie mich denn? Ich habe doch schon auf Ihrem Schoß gesessen und Ihnen in die Ohren geschaut, als ich selbst eine Mittelohrentzündung hatte und mich nicht untersuchen lassen wollte. Sie kennen mich von klein auf. Nein, so weit kommt das noch. Ich möchte zeitlebens für Sie die Anni bleiben.“
Dr. Kunze lächelte verlegen und nickte. Wenn er sich erinnert hätte, dass diese junge Dame, die kleine, freche Anni von damals war, hätte er sie bestimmt nicht gesiezt. Duzen-Siezen-Gedächtnis – sein altes Problem. Doch Frau Pfaff ließ ihn nicht weiter seinen Gedanken nachhängen.
„Dieser Ziegenkäse aus Griechenland ist wirklich ein Gedicht. Leider gönne ich ihn mir viel zu selten. Sie wissen ja…“ Sie verstummte vielsagend und legte beide Hände auf ihren Bauch. Sie wirkten verloren auf der enormen Vorwölbung ihrer Strickjacke.
Anselm Kunze nickte beiläufig in die Richtung seiner übergewichtigen Patientin und bestellte vom Kräuterstreichkäse mit Schnittlauch und Zwiebeln, ein vom Inhaber des Käseladens selbst komponiertes Rezept.
„Ein herrlich würziger Käse,“ Frau Pfaff reckte sich verschwörerisch in Richtung Hausarzt-Ohr und flüsterte vernehmlich, „aber leider hat man hinterher immer etwas mit Blähungen zu tun.“
Herr Walter hustete und Anni mahnte die Kundin milde, den Doktor doch in Ruhe seine Einkäufe erledigen zu lassen. Anselm Kunze wünschte noch zehn Scheiben Tilsiter, aber vom pikanten.
„Och, den mochte mein verstorbener Mann auch immer so gern. Und was habe ich immer gesagt? Schatz, iss nicht immer so viel fetten Käse, das schlägt dir aufs Herz. Und was ist passiert? Na, ja, Sie wissen es ja am besten. Der liebe Gott hat ihn viel zu früh zu sich geholt. Herzinfarkt – bums – aus die Maus! Sieben Jahre werden das jetzt schon. Apropos Herz, Herr Doktor, hier habe ich neuerdings immer so ein Stechen.“
Frau Pfaff hob ungeniert ihren gewaltigen linken Busen an und strich über die darunterliegenden Rippen mit der flachen Hand. Die Massen kamen in Schwung. Herr Walter hustete anfallartig und studierte mit plötzlichem Interesse das Gewürzregal.
„Hat das vielleicht mit meinen Krampfadern zu tun? Die ärgern mich in letzter Zeit auch. Sind aber auch schlimm geworden.“
Frau Pfaff hob ihren Rock und wies auf ihre linke Kniekehle. Die dünnen Nylonstrümpfe verdeckten die wulstigen Venen kaum. Angesichts dieses Anblicks erwachte Dr. Kunze zum Leben.
„Warum verschreibe ich Ihnen eigentlich zwei Paar Kompressionsstrumpfhosen pro Jahr, Frau Pfaff, wenn Sie doch in diesen dünnen Dingern rumlaufen? So geht das aber nicht. – Das wär’s.“
„Wie, das wär’s? Wollen Sie mir jetzt keine Strumpfhosen mehr aufschreiben? Ich bin doch nur kurz…“
Frau Pfaff kam nicht weiter.
„Das wär’s heißt, ich möchte keinen weiteren Käse mehr.“ Was mit Käse gemeint war, blieb eine Sekunde lang unklar, dann sagte Dr. Kunze: „Danke Anni, stimmt so. Der Rest ist für die Kaffeekasse.“
Anni hob den Daumen zum Abschied, ob der pfiffigen Doppeldeutigkeit des Doktors, die Frau Pfaff verstummen ließ und Herr Walter lächelte – ohne zu husten.
Bis zum Metzger waren es nur wenige Schritte, vielleicht fünfzig, sechzig Meter durch die kleine Fußgängerzone. Der Hausarzt grüßte in Richtung einer Gruppe Bauarbeiter, die an einem Stehtisch Kaffee tranken.
„Morgen, Herr Doktor! Heute mal höchstpersönlich unterwegs? Ist Ihnen die Frau weggelaufen?“
Fröhliches Gelächter begleitete den Arzt, der mit winkender Hand anzeigte, dass er den Witz keineswegs übelnahm. Die Männer ahnten ja nicht, wie sehr sie danebenlagen. Von weglaufen konnte bei seiner Frau im Moment nicht die Rede sein.
Hechelnder Atem im Nacken riss Dr. Kunze wieder aus seinen Gedanken.
„Ach, Herr Doktor, gut, dass ich Sie treffe! Ich bin so in Not! Die Krankenkasse will mir mein Krankengeld nicht zahlen. Die sagen, der Gutachter hätte gesagt, ich hätte arbeiten können, aber ich konnte doch letzte Woche wirklich noch nicht. Sie haben mich doch auch weiter krankgeschrieben. Erst diese Woche geht es wieder so langsam, aber die ersten Tage haben mich ganz schön erschöpft. Aber keine Angst, ich will lieber durchhalten, als noch mehr Ärger haben mit der Krankenkasse.“
Während die Frau mittleren Alters nach Luft japste, ging sie von drei Voraussetzungen aus:
1. Der Hausarzt wusste, wer sie war.
2. Der Hausarzt hatte ihren persönlichen Fall im Gedächtnis.
3. Der Hausarzt kannte ihre finanziellen Verhältnisse und ahnte, wie sehr sie ohne das ausstehende Krankengeld in Not war.
Dr. Anselm Kunze hörte der Frau im hellblauen Kittel einer Verkäuferin ruhig zu. Aus ihr sprudelten die Sorgen nur so heraus. So viel Zeit musste sein und lange dauerte so ein Sprudeln meist nicht, allenfalls zwei oder drei Minuten. Die wirkten lang und sie ließen einer Menge Sorgen freien Lauf. So ein Redefluss schaffte Erleichterung, und auf diese Weise ging es viel schneller, als wenn man als Arzt versuchte, ihn zu unterbrechen.
Nur was, wenn er am Ende dieses Schwalls fragen müsste: Wie ist ihr Name? Worum geht es? Welche Ernüchterung. Welche Enttäuschung. Wie viel verlorene Hoffnung auf Hilfe! Aber wie sollte er all die Krankengeschichten behalten? Alles in allem genommen hatte er zwischen achtzig bis hundert Patientenkontakte pro Tag. Die Leute machten sich ja keine Vorstellung davon, wie ein Praxisalltag ablief:
Sprechzimmer 1: Kleinkind mit Fieber; danach Sprechzimmer 2: alte Dame mit Knochenschmerzen; Sprechzimmer 3: junge Frau mit Krebs, wieder Sprechzimmer 1: Handwerker mit vereiterter Schnittwunde; Sprechzimmer 2: Schüler mit akuter Unlust; dann drei Telefonate wegen Blutergebnissen, Krankenhauseinweisung und Problemen mit der Apotheke; Sprechzimmer 3: eine alte Frau möchte sterben; wieder Sprechzimmer 1: Ehesorgen einer guten Bekannten verbunden mit Magenschmerzen … und, und, und.
Das war eine Stunde Praxisleben – mehr nicht. So ging es tagein, tagaus. Aber das war kein Problem, Anselm Kunze arbeitete gern. Er mochte seine Patienten und seine Patienten mochten ihn. Er hätte sich, genauso wie sie, hie und da mehr Zeit gewünscht. Er konnte nur lachen über Artikel in der Presse oder Kommentare im Fernsehen, wenn es hieß, Patienten verlieren Vertrauen zu ihren Ärzten. Er hatte eher das Gefühl, Patienten und Hausarzt waren oft eine verschworene Gemeinschaft, und damit war er sicher keine Ausnahme.
Die Frau auf der Straße und ihr Hausarzt hatten Glück. Den eingestickten Namen auf dem Kittel der Frau konnte er ohne Brille nicht lesen und auch sonst hatte er keine Ahnung, um welchen Fall es ging, aber Anselm Kunze konnte ohne großes Risiko so tun, als ob ihm alles klar war.
„Machen Sie sich keine Sorgen, ich kümmere mich gleich morgen darum. Ich rufe den Filialleiter der Krankenkasse höchstpersönlich an und lasse nicht locker, bis ich die Kopie Ihrer Geldanweisung per Fax erhalten habe. Vertrauen Sie mir! Seien Sie ganz beruhigt.“
Das war kein leeres Versprechen. Die Frau kannte ihren Arzt und war erleichtert. Sie dankte, entschuldigte sich für den „Überfall“, grüßte zum Abschied, drehte sich noch einmal, winkte lächelnd und verschwand im Bäckerladen. Sie war ganz sicher, dass die Angelegenheit damit geregelt war. Sie vertraute ihrem Hausarzt. Und sie konnte ganz sicher sein.
Dr. Kunze zog sein Handy aus dem Jackett, trat etwas beiseite in einen Hauseingang und aktivierte die Diktierfunktion:
„Notiz: Frau, etwa vierzig Jahre alt, Verkäuferin bei Bäcker Martens, bis letzte Woche für längere Zeit krankgeschrieben, Problem mit dem Krankengeld.“
Das waren mehr als genug Informationen für Christine, seine beste Kraft, um die entsprechende Karteikarte zu ziehen. Seine Helferin war schon mit wesentlich weniger Information ausgekommen, um komplexere Zusammenhänge aufzudecken. Das war eine leichte Aufgabe. Auf dem Display seines Handys verfolgte der Arzt, wie das kurze Diktat in Bruchteilen einer Sekunde gespeichert wurde. Erst sein Sohn hatte ihn auf diese Funktion hingewiesen, als er den Vater wieder einmal in einem Wust von Zetteln und Schnipseln nach einer wichtigen Telefonnummer suchen sah.
„Tach, Herr Doktor, immer im Einsatz, was? Unglück schläft nie. Gut, dass es Handys gibt. Einen schönen Tag noch.“
Das war Herr Lamprecht, pensionierter Briefträger, immer freundlich, immer eine fröhliche Plattitüde auf den Lippen, immer mit dem Rad unterwegs. Ganz so, als stünde er noch in Lohn und Brot. Das Wissen um den Namen dieses Mannes reichte für eine freundliche Replik, die Anselm Kunze bereits hinterher rufen musste.
„Na, Herr Lamprecht, immer noch wie ein geölter Blitz unterwegs. Gleichfalls, gleichfalls.“
Anselm Kunze hatte den Metzgerladen fast erreicht, als ein Elternpaar mit einem kleinen Jungen an ihm vorbeistürmte. Das Kind schrie auf dem Arm des Vaters. Noch bevor der Hausarzt reagieren konnte, rief eine ältere Frau den dreien hinterher:
„Jens, Ute, bleibt stehen. Hier ist Dr. Kunze, der kann vielleicht helfen.“

Was ist mit dem Kind? Wie geht es weiter beim Metzger? Der geneigte Leser muss sich ein wenig gedulden. Die Einkaufstour eines Hausarztes in einer Kleinstadt kann sich in die Länge ziehen. Das ist wie im richtigen Leben. Da bedarf es schon mal eines zweiten Anlaufs, um die Geschichte zu Ende zu erzählen. Ein paar überraschende Wendungen wird es geben, so viel kann ich sagen.

Hirn auslagern leicht gemacht

Der Durchschnittsarzt weiss vermutlich nur zweimal im Leben all das, was man ihm unterstellt zu wissen: nach dem Examen und nach der Facharztprüfung. Ansonsten sind nur die Fakten schnell und unkompliziert parat, die im Berufsalltag eine Rolle spielen. Das medizinische Wissen soll sich angeblich alle zweieinhalb Jahre verdoppeln (keine Ahnung wer das wo und wie […]

Enttäuscht vom Wahl-O-Mat

Die Bundeszentrale für politische Bildung (http://www.bpb.de) hat mit dem Wahl-O-Mat (http://www.wahl-o-mat.de) einen Fragebogen ausgearbeitet, der dem Teilnehmer helfen soll, eine Partei zu finden, die seinen Interessen am besten entspricht.

Natürlich haben wir da schon mitgemacht. Und siehe da: die größten Übereinstimmungen hat man durchgängig mit den Antworten der kleineren Parteien. Kleiner meint hier kleiner als FDP, Grüne oder Linke.

Der Wahl-O-Mat enttäuscht aber auch.

Denn bei der Auswertung werden nicht automatisch alle zur Bundestagswahl zugelassenen Parteien berücksichtigt. Man kann nur 8 von 25 Parteien auswählen und sich die Ergebnisse des Fragebogens anzeigen lassen. Hervorgehoben bei der Auswahl sind die großen fünf. Das führt dazu, dass sicher viele Teilnehmer die Ergebnisse der anderen Parteien nicht sehen werden. Denn dazu müssten sie mehrmals hin- und herklicken, um jede kleine Partei mal anzuwählen.

Für eine Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung finde ich diesen Aufbau nicht objektiv genug.

Die Parteien Volksabstimmung und CM stehen nicht zur Auswahl, da sie den Fragebogen nicht beantworteten und somit keine Vergleichs-Antworten zur Verfügung stellten.

her mit meinem geld

… ach übrigens, da fällt mir ja noch ein, dass ich mir noch eine sturmmaske mit augenschlitzen, einen revolver und einen ausländischen akzent zulegen wollte. damit ich endlich in die hiesige kinderklinik marschieren kann, um die mir zustehenden millionen zu erpressen.
isch kriech doch noch geld wegen der eingewiesenen meningitis von neulich und des blinddarms von […]

Schocktherapie – Simsen am Steuer kommt nicht gut… echt nicht


Jedem, der immer noch glaubt, Handys am Steuer seien harmlos, sei dieses Filmchen empfohlen. Aber seid gewarnt: Das Ding ist ziemlich heftig!
Interessanterweise handelt es sich um einen Trailer für einen geplanten Kinofilm… also ich weiss nicht… Dokumentarfilm OK, aber ein Spielfilm? Ist das Thema nicht dafür etwas zu ernst?