Impfung gegen Schweinegrippe – Jetzt sind alle verwirrt


Jetzt ist es raus und ganz offiziell: Der Impfstoff gegen Schweinegrippe, den die Bundesregierung eingekauft hat, ist nicht so gut verträglich.
Er enthält einen bisher unbekannten Immun-Verstärker. Impfen mit diesem Verstärker bedeutet: Kann gut gehen, kann aber auch zu Nebenwirkungen führen, die man bisher noch nicht kannte.

Wir haben darüber hier bereits berichtet.

Die amtierende Ministerin für Gesundheit, Frau Ulla Schmidt, hat heute noch einmal erklärt, dass alle Impfstoffe völlig unbedenklich seien.

Schwanger

Aber für Schwangere sollte doch der Impfstoff ohne Verstärker verwendet werden, sagt Frau Schmidt. Und deutsche Soldaten werden ebenfalls ohne Verstärker geimpft, genau so wie alle Bürger der USA.

Soldaten sind nichts Besseres, sondern was Anderes

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte dazu: „Um ihre Gesundheit zu schützen und die Durchhaltefähigkeit sicherzustellen, erhalten Angehörige der Streitkräfte einen sehr umfassenden Impfschutz, der weit über die Erfordernisse im Inland hinausgeht. Dabei ist es erforderlich, auf die wechselseitige Verträglichkeit mit anderen Impfstoffen zu achten. Wären zum Beispiel überall Zusatzstoffe enthalten, und die kumulieren sich und vertragen sich nicht miteinander, wird es problematisch“. Und: „Wir sind nicht was Besseres, sondern wir sind was Anderes“.

Virologe Kekulé: Bund hat falschen Impfstoff gekauft

Der Virologe Kekulé von der Universität in Halle erklärte in einem Interview mit dem MDR, die Bundesregierung habe den falschen Impfstoff eingekauft. Man sollte doch einfach den verdächtigen Verstärker weglassen.

Gute Idee, aber ob die (geheimen) Verträge der Bundesregierung mit dem Impfstoffhersteller dies zulassen? Außerdem müsste dieser verstärkerfreie Impfstoff ganz schnell eine (neue) Zulassung bekommen.

Fazit: Besser mit der Impfung gegen Schweinegrippe abwarten. Bisher infizierten sich über 20.000 Menschen in Deutschland mit der Schweinegrippe. Gestorben ist eine Patientin. Verglichen mit der „normalen“ Grippe scheint die „neue Influenza“ wirklich harmlos. Auf jeden Fall bisher so harmlos, dass niemand unbekannte Risiken eingehen sollte.

Allerdings: Der Impfstoff, der Soldaten, Schwangeren und US-Bürgern empfohlen wird, scheint nicht so riskant zu sein.

Ach so, noch was vergessen: Die Nachrichtensendung „heute“ meldet gerade auf ihrer Internetseite, dass auch die Mitglieder der Bundesregierung sich mit dem Soldatenimpfstoff impfen lassen will.

Quellen

Deutsches Ärzteblatt: Schmidt: Keine Bevorzugung von Soldaten bei Schweinegrippe

MDR: Interview mit Alexander Kekulé: Bund hat falschen Impfstoff gekauft

Was geht ab im Körper? Teil 2-Alkohol

Wie siehts denn nun beim Genuss von hochprozentigen Substanzen im Körper aus? Welche Organe sind beteiligt, wer ist die treibende Kraft hinter dem ganzen? Beim 2.Teil des grossen Ratgebers werde ich mich einfach mal in die laufende physiologische Diskussion kommentierend einmischen.

Eine typische Szene eines Menschen in seiner Stammkneipe.

Grosshirn: Boah, es ist Wochenende, ich brauche was […]

Artikel von: Monsterdoc

Was geht ab im Körper? Teil 2-Alkohol

doctr.com TV-Tip

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Unser Tip für den heutigen späten Nachmittag:

WunderWelten: Hebammen in Bengalen:

"..Die bengalischen Hebammen besitzen ein uraltes, von Generation zu Generation überliefertes Wissen. "Hebammen in Bengalen" ermöglicht Einblicke in das wenig bekannte Leben der Frauen im ländlichen Indien. Die Dokumentation enthüllt dabei das ansonsten verborgene Zusammenspiel von Hebammen, gebärenden Frauen und Neugeborenen." (arte.de)

arte, Montag, den 12. Oktober 2009, 17.35 Uhr

Homecomingfrust


Es regnete, als der Regionalzug endlich mit gehöriger Verspätung im Bahnhof Bad Dingenskirchen zum Stehen kam.
Ich schlug den Jackenkragen hoch, schulterte mein Gepäck und stapfte durch den Regen nach Hause, ein einsamer Cowboy in einem schlechten Western. Natürlich nichts zu Essen im Haus, woher denn auch, hab vergessen, vorzusorgen. Dafür ein paar Briefe im Kasten: Ausschließlich Rechnungen und Mahnungen und rot gedruckte Drohungen, dass man mir die Mafia auf den Hals schickt, wenn ich nicht sofort zahle. Hab ich wenigstens ein Bier im Haus? Auf dem Balkon steht ein ganzer Kasten, aber alle Flaschen sind leer.
Und in acht Stunden klingelt der Wecker und dann hat das Kreiskrankenhaus Bad Dingenskirchen mich wieder und ich weiß jetzt schon, welche Kollegen mir morgen erzählen werden wie heldenhaft sie während meiner Abwesenheit den Laden am Laufen gehalten haben…
Aber gut.
Und trotzdem hat mir dieser Graue Kasten in den letzten Tagen irgendwie gefehlt.

Was geht ab im Körper? Teil 1-Rauchen

Inspiriert durch meine Suchanfragen, möchte ich eine neue Serie starten: Die Körperphysiologie ist hochinteressant, aber sehr kompliziert zu verstehen. Daher vereinfache ich diese komplexen Vorgänge und stelle einmal die Abläufe im Körper da, wie sie wirklich sind … Heute Thema: Rauchen

Ein normaler Tag im Leben eines Rauchers stellt sich folgendermassen dar: Der ständige Kampf zwischen […]

Artikel von: Monsterdoc

Was geht ab im Körper? Teil 1-Rauchen

Ikea Besta Planer

Ikea hat eine sehr flexible Schrank- und Regalserie - Besta. Und Ikea bietet einen 3D-Raum-Planer (http://www.ikea.com/ms/de_DE/rooms_ideas/splashplanners.html), mit dem Ikea-Möbel angeordnet und die Optik und Wirkung getestet werden können.

Leider aber bietet die Planer-Software keine Besta-Möbel an.

Auf der Schweizer Ikea-Seite aber gibt es einen Online-Besta-Planer, der auch hilfreich sein kann: http://www.ikea.com/ms/de_CH/rooms_ideas/planner_besta/index.html

Suchbegriffe für Oktober (2)

Die Suchmaschinen sollen ja irgendwann einmal intelligenter werden. Gewisse semantische Ansätze sind schon vorhanden. Aber solange dies noch nicht Realität ist gibts weiterhin ganz dolle Suchanfragen und … lustig … Ehrlich, diesen Zeiten werden Blogger nachtrauern, wetten?

krankheiten alter einfach erklärt: Hey Alter, isch erklär Dir allet janz einfach
dürfen ärzte blog betreiben: Nein, das ist strikt […]

Artikel von: Monsterdoc

Suchbegriffe für Oktober (2)

Interview mit Dr. med. Hans Barop: Neuraltherapie wird zukünftig an der Charité wissenschaftlich erforscht

Dr. med. Hans Barop studierte 1968 in Kiel Medizin, promovierte 1974 und war von 1981 bis 1999 in der Endo-Klinik Hamburg (Chirurgische Spezialklinik für Knochen und Gelenkchirurgie) als Facharzt bzw. zuletzt als Oberarzt tätig. 1985 baute er innerhalb der Endo-Klinik eine neuraltherapeutische Ambulanz auf. Seit zehn Jahren ist Barop in seiner eigenen neuraltherapeutischen Spezialpraxis in […]

privates

vater: „ja, ich brauch da heute noch einen termin. mein sohn ist krank.“
medizinische fachangestellte: „was hat er denn?“
vater: „ist doch egal. ich brauch einen termin.“
medizinische fachangestellte: „ok. in einer stunde könnten sie kommen.“ (es war 11 uhr, die vormittagssprechstunde ist bei uns regulär um 12 uhr beendet.)
vater: „aha. und gleich geht´s nicht?“
medizinische fachangestellte: „…?“
vater: „… […]

Händewaschen kann nie schaden…

In dem am 4. Oktober in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschienenen Interview mit dem Virologen Albert Osterhaus äußerte dieser sich noch einmal über das Ausmaß und den richtigen Umgang mit der bisher noch relativ moderat verlaufenden Schweinegrippe. Osterhaus` Team entdeckte unter anderem den H5N1 Virus als neuen Grippevirus und den Sars-Erreger. Zu Beginn der letzten Woche – am Tag der Freigabe der Grippe-Impfstoffe- hielt Osterhaus einen Vortrag über das H1N1-Virus an der Berliner Charité.

Auszüge aus dem Interview:

FAZ: Ist es also sinnvoll, große Vorräte an Antigrippemitteln anzulegen?

Osterhaus: Ja. Und außerdem einen flexiblen Ansatz für Pandemie-Impfstoffe zu verfolgen, die in Europa jetzt mit sogenannten Adjuvantien vorhanden sind….Ungünstig ist…dass jeder der 27 EU-Staaten anders vorgeht.

…Unwahrscheinlich ist, dass sich H1N1 einfach in Luft auflöst. Es gibt 3 mögliche Szenarien. Zum einen könnte H1N1 in Europa…die anderen Grippeviren verdrängen. Ob es dann seine milde Form behält ist nicht sicher. ..Das..Virus muriert vielleicht, wird aggressiver …oder entwickelt Resistenzen gegen die Medikamente. Auch kann ein Reassortment auftreten..

Zu den Risiken des Impfens:

Ich…halte diese Vakzine für effektiv und sicher. Das sind registrierte Wirkstoffe, sie befinden sich nicht mehr im Experimentierstadium. Typische Impfreaktionen sind nichts im Vergleich zu einer Influenza.
… Wer dann rückblickend die Wahl hätte, würde sich impfen lassen.

FAZ: Gegenüber der Molekularmedizin wirkt die Empfehlung "Händewaschen fast hilflos veraltet.

Osterhaus: Tatsächlich sind die genauen Infektionswege nicht völlig bekannt. Wir wissen, dass sich die Influenza beim Händeschütteln übertragen kann, wie auch mein Schnupfen. Gegen diesen Rat ist also nichts einzuwenden, obwohl ich das nicht für einen sehr wichtigen Aspekt halte…

Das Computerspiel The Great Flu auf der Webseite des Virologen simuliert Konsequenzen bestimmter Entscheidungen:

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Quellen:

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 4. Oktober 2009: Händewaschen kann nie schaden. Ein Gespräch mit dem Virologen Albert Osterhaus über Schweinegrippe und andere Infektionen.

www.thegreatflu.nl

www.virology.nl

Die doctr.com Tips fürs Wochenende

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Hier in Potsdam verabschiedet sich die Woche mit Sonnenschein…da sich das morgen ändern soll, hier ein paar Dinge, die Ihnen am Wochenende die verregnete Langeweile vertreiben können:

1. Trotzdem rausgehen!

2. Kartenspiel: Welt in Zahlen- Gesundheit

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3. Und noch ein Spiel- diesmal wirds orthopädisch.

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4. Deutschlandfunk Hintergrund -Visionen für eine bessere Welt -Friedensnobelpreis für Barack Obama

Deutschlandfunk, Freitag, den 09.10.2009, 18:40 Uhr

5. Marktcheck – Thema unter anderem: Arzneimittel – Rabattverträge der Krankenkassen

EinsExtra, Freitag, den 09.10.2009, 22.02 – 22.45

Ein wunderschönes Wochenende wünscht Ihnen

Ihr doctr.com Team

Friedensnobelpreis

Oh Mann, so eine Scheiße. So mit das letzte, was meine Welt braucht, ist ein weiterer amerikanischer Präsident, der glaubt, sich für das Gute in der Welt einsetzen zu müssen. Das endet nur jedesmal in einem neuen Krieg irgendwo.

Und jetzt kriegt dieser Obama oder wie der US-Präsi auch grad mal heißen mag schon wieder die Alleinverantwortung für die Welt aus allen Rohren zugeschoben. Das kann nicht gut enden.

Lasst die Amis doch bittebitte möglichst weit raus aus dem Weltgeschehen. Die wollen nicht nur spielen, die schießen meist auch.

Medizinklimaindex: Psychotherapeuten überraschend optimistisch

Überraschungen kann man nicht voraussehen, das haben sie eben so an sich. Und wenn wir den Medizinklimaindex (MKI) abfragen, sind wir mittlerweile auf einiges vorbereitet. Wir befragen die niedergelassenen Ärzte, Zahnärzte und Psychologischen Psychotherapeuten nach ihrer Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage und den Erwartungen für die kommenden sechs Monate – analog zum IFO-Geschäftsklimaindex.
Und während die […]

Artikel Psychiatrische Praxis

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In einer Pro und Kontra Debatte in der Fachzeitschrift Psychiatrische Praxis argumentiert doctr.com Geschäftsführer Dr. med. Kai v. Harbou zum Pro der Online-Sprechstunde. Die Kontra Seite wird von Dr. Hans Kordy von der Forschungsstelle Psychotherapie am Universitätsklinikum Heidelberg vertreten. Eine interessante Gegenüberstellung, die verdeutlicht, wie sehr Meinungen in Sachen Innovationen im Gesundheitswesen auseinandergehen können…

Quelle:

Psychiatrische Praxis: Debatte: Pro & Kontra Psychiatrische Sprechstunde im Internet

Kammer gibt Widerstand gegen eGK auf

Die Ärztekammer Nordrhein will das Projekt der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) nicht länger bremsen: Noch im März hatte die Kammer den Ärzten öffentlich empfohlen, keine Lesegeräte für die neue Karte anzuschaffen – während ihrer gestrigen Sitzung zogen die Vorstandsmitglieder diese Empfehlung jedoch zurück.
Gegen diesen Antrag hatten sich die Vertreter der Freien Ärzteschaft und der Fraktion Freie […]

Aktion: Zeigt her Euren Feedreader

Ich liebe Aktionen in der Bloggerszene. “Gegenseitig immer wieder vernetzen und schätzen lernen”. Daher möchte ich mal selbst wieder eine starten. Draussen regnet es und ich starte erst einmal meinen Feedreader. Da rattert dann ne Menge Futter in meine supranasalen Windungen. Und nicht nur medizinisches. Was sind derzeit meine Top 5 Feeds?

Vokalanästhesie
Medizynicus
DrGeldgier
Nerdcore
Krangewarefahrer

Natürlich geht diese Liste […]

Artikel von: Monsterdoc

Aktion: Zeigt her Euren Feedreader

Interview mit Dr. med. Michael Teut von der Charité. 2. Europäischer Kongress für Integrative Medizin (ECIM) in Berlin.

Ärzte, Wissenschaftler, Patienten, Gesundheitspolitiker sowie Mitarbeiter von Krankenkassen treffen sich am 20. und 21. November 2009 zum 2. Europäischen Kongress für Integrative Medizin (ECIM) in Berlin. Renommierte Experten beschäftigen sich hier mit der Frage, wie sich die Stärken von moderner Schulmedizin und Komplementärmedizin in einer Integrativen Medizin zum Wohle des einzelnen Patienten aber auch zum […]

Dr. Kunze hört (nicht) auf 16

Zuletzt waren Leser und Schreiber während Hausarzt Dr. Kunzes Einkaufstour unterbrochen worden. Ihnen erging es damit ähnlich wie dem Doktor selbst.
Hier nun der Rest der Geschichte, die ihren Ursprung in Dr. Kunze ganz privat nahm und mit Dr. Kunze kauft ein fortgesetzt wurde. Der Leser muss nicht jede dieser drei Episoden kennen, jede einzelne steht für sich. Aber es gibt da schon ein paar lesenswerte Einzelheiten … Nun denn, zum Einstieg seien ein paar Zeilen der Vorgeschichte wiederholt.
Oktober 2009
Dr. Kunze kauft weiter ein und macht sich Gedanken
Anselm Kunze hatte den Wurst- und Schinkenladen fast erreicht, als ein Elternpaar mit einem kleinen Jungen an ihm vorbeistürmte.  Das Kind schrie auf dem Arm des Vaters. Noch bevor der Hausarzt reagieren konnte, rief eine ältere Frau den dreien hinterher:
„Jens, Ute, bleibt stehen. Hier ist Dr. Kunze, der kann vielleicht helfen.“
Die ältere Frau, seine Patientin Borger, erklärte, der Junge sei ihr Enkel. Ihre Kinder seien mit ihm zu Besuch und… Bevor sie weiterreden konnte, standen die Eltern mit dem weinenden kleinen Tommi vor Dr. Kunze und berichteten, was geschehen war. Bis vor wenigen Minuten hatten sie den Kleinen an den Händen gefasst und in die Luft geschwungen. Plötzlich habe er furchtbar geschrien und geweint. Seitdem war er nicht mehr zu beruhigen, hielt sich den rechten Arm und schrie nur immer lauter, wenn jemand seine Hand oder seinen Arm berührte.
Nach dieser Vorgeschichte bedurfte es beinahe keiner Untersuchung mehr. Der Fall war für jeden halbwegs erfahrenen Arzt eindeutig. Ein klassischer Chassignac. Pronation doloreuse. Alles klar. Eine Verrenkung des Speichenköpfchens. 
Dr. med. Anselm Kunze wies den Vater an, sich mit seinem Sohn auf die nahestehende Bank zu setzen. Dann tat er das Wichtigste, was in so einem Fall seiner Meinung nach zu tun war. Er sprach beruhigend mit der Mutter und  empfahl dem Vater, seinen Blick Richtung Auslagen im Schaufenster zu wenden. Mütter sorgten sich und hatten Angst um ihren Nachwuchs, Vätern wurde gern übel und schwummerig zumute. Nach derlei Vorbereitungen wandte er sich an das weinende Kind.
„Ich will deinen Arm nur mal anschauen. Und jetzt helfe ich dir, ihn zu tragen. Der ist ja bestimmt ganz schwer, dein Arm.“
Das Kind weinte lauter. Die Finger der linken Hand hingen schlaff herunter, wie gelähmt. Ganz vorsichtig nahm der Arzt die kleine Hand. Das Kind schrie. Der Vater blinzelte in Richtung seines Sohnes, schaute aber gleich wieder weg. Die Mutter hatte den fremden Arzt genau im Auge. Wehe, der tat ihrem Liebling etwas an.
Ruhig fuhr Dr. Kunze fort, nahm die kleine Hand in seine, hielt mit der anderen den Oberarm des Jungen und legte seinen Daumen sanft unterhalb des Ellenbogengelenkes ab. Noch bevor Mutter, Vater oder Sohn begriffen, was geschah, drehte und drückte Dr. Kunze den kleinen Unterarm plötzlich. Unter seinem rechten Daumen verspürte der Arzt ein leichtes Rucken. Das Knochenköpfchen der Speiche war wieder eingerenkt. Das Kind schrie auf und drückte sich, vom Arzt freigelassen, an die Brust der Mutter. Dr. Kunze erklärte kurz, was geschehen war und schloss mit den Worten:
„Sie bleiben am besten hier sitzen und beruhigen Ihr Kind. Und ich gehe dort kurz einkaufen.“ Hausarzt Dr. Kunze wies auf die Metzgerei und fügte im Stillen hinzu, so man mich lässt. 
„Sie warten bitte mit dem Kleinen. Ich komme dann noch einmal zu Ihnen und kontrolliere, ob Ihr Junge noch weiter untersucht werden muss oder nicht.“
Die Eltern nickten stumm und verstört, ihr Junge schluchzte tief und nahm ein paar Atemzüge, so als ginge das Weinen dem Ende zu. Alle drei warteten auf der Bank.
In dem Spezialitätenladen ging das weiter, was Dr. Kunze für eine Einkaufstour nicht anders erwartete – Patiententreff. In dem kleinen Geschäft drängten sich sechs Kunden, der Arzt war der siebte. Die Hälfte waren seine Patienten, die andere Hälfte nicht – seines Wissens. Zu der Hälfte der Nicht-Patienten gehörte auch Frau Jander, bis vor ein, zwei Jahren eine treue Patientin. Jetzt stand sie hier und Dr. Kunze fiel auf, dass Frau Jander den Hausarzt gewechselt haben musste. Sie litt an Alterszucker, deshalb war eine derart lange Zeit ohne hausärztliche Betreuung unwahrscheinlich. Das gab ihm einen kleinen Stich, den er nicht gern zugab und den er in der Praxis, in Anwesenheit seiner Helferinnen, gern mit einer lässigen oder derben Bemerkung überspielte. Reisende soll man nicht aufhalten, hieß es dann. Oder: Soll sich der Kollege mit ihr herumschlagen. Oder: Wir können froh sein, dass wir die los sind. Nur selten, wenn es ihn wirklich überraschend traf und ihm wehtat, ließ er etwas von dem spüren, was er eigentlich immer in solchen Fällen dachte: Da müssen wir uns Gedanken machen.
Da er zu warten hatte und einige der Frauen noch untereinander tuschelten, machte er sich Gedanken. Was hatte Frau Jander wohl vertrieben? War er selbst es gewesen? Manchmal konnte er verletzend offen sein. Waren es seine Helferinnen gewesen? Die gingen gelegentlich wenig behutsam mit seinen Patienten um. Oder war ein jüngerer Kollege einfach besser als er und hatte auf Anhieb etwas diagnostiziert, was er selbst wochenlang übersehen hatte? Leider erfuhr man als Hausarzt so etwas zu selten. Wenn man überhaupt etwas in dieser Richtung mitbekam, stand man meist vor vollendeten Tatsachen, so wie er jetzt mit Frau Jander. Ein einziges Mal hatte er es erlebt, dass ein Patient sich einen Termin bei ihm hatte geben lassen, um über das Ende ihres Arzt-Patienten-Verhältnisses zu sprechen.
Damals war Anselm Kunze tief beeindruckt gewesen, überdies musste er dem Patienten Recht geben. Er war in seinem Fall fahrig gewesen, hatte dem Patienten die Beschwerden nicht recht geglaubt, war irgendwann vom Wunsch des Patienten nach Krankschreibung ausgegangen. Die Beschwerden wechselten ständig, begannen im Rücken, waren dann doch wieder Kopfschmerzen, später Schmerzen im rechten Bein, beim nächsten Termin war es das linke. Ein Wechsel, der einen Bandscheibenschaden quasi ausschloss und der danach roch, dass der Patient sich nicht gemerkt hatte, welches Bein wehtat. Ein Röntgentermin hatte nichts erbracht und bestätigte den Hausarzt in seiner inzwischen gefestigten Voreingenommenheit, dass der Mann simulierte. Bevor weitere Untersuchungen vom Hausarzt in Gang gesetzt werden konnten – an die er zugegebenermaßen nur zögerlich dachte – war der Patient verschwunden. Aus der Sicht von Hausarzt Dr. med. Anselm Kunze war der Mann wieder gesund und arbeitsfähig.
Bis Herr Kerber vor ihm saß und von dem operierten Rückenmarkstumor berichtete. Seitdem gehe es ihm wieder gut. Das hatte gesessen und das tat weh, in diesem Falle auch dem Hausarzt selbst. Dr. Kunze hatte sich erhoben, dem Mann die Hand ausgestreckt und sich entschuldigt. Er suchte keine Ausflüchte, redete nicht drum herum, behauptete nicht, letztlich doch alles richtig gemacht zu haben. Er hatte sich einfach entschuldigt. Das war das mindeste. Gott sei Dank hatte Herr Kerber die angebotene Hand angenommen.
Was sich Anselm Kunze damals vorzuwerfen hatte, war nicht, dass er einen Rückenmarkstumor übersehen hatte. So eine Geschwulst war extrem selten und nur schwer zu diagnostizieren. Sein Fehler war, dass er dem Patienten nicht geglaubt hatte, und er hätte ihm glauben müssen. Sein Trumpf als Hausarzt war ja gerade, dass er seine Pappenheimer kannte. Herr Kerber war in all den Jahren zuvor nie jemand gewesen, der auf einen gelben Schein drängte, und schon gar nicht war er der Typ Patient, der ihm unnötig die Tür einrannte. Dr. Kunzes Fehler war gewesen, seine Trumpfkarte nicht auszuspielen.
Seit dieser Geschichte, die sich zum Glück früh genug in seinem Hausarztleben ereignet hatte, spielte er seine Trumpfkarten eher einmal zu oft, als dass er sie übersah. Einmal hatte er sich einen Rüffel von einem Facharztkollegen eingehandelt, weil er einen Patienten nur deswegen zur Herzkatheter–Untersuchung schickte, weil er ihm „komisch vorkam“, und nicht weil EKG oder Blutwerte krankhaft verändert waren. Die Fachärzte in der Umgebung hielten sich inzwischen längst mit spöttischen Bemerkungen zurück.
Aber wie war er überhaupt darauf gekommen? Ach, ja. Als Hausarzt erfuhr man viel Lob und Lobhudelei, gelegentlich auch plötzlichen Ärger. Ruhige, sachliche Kritik war etwas, was im Arzt-Patienten-Verhältnis meist fehlte. Aber waren Ärzte fähig, sie zu ertragen?
Bevor sich Dr. Kunze diese Frage beantworten konnte, hatte Frau Schrader ein Problem mit ihrem Nacken und Frau Müller wollte wissen, ob ihre Werte von der letzten Blutuntersuchung in Ordnung waren. Außerdem kündigte Frau Borchert ihren Praxisbesuch für die nächste Woche an.
„Und? Wie geht’s der werten Frau Gemahlin?“
Diese Frage erinnerte den Hausarzt daran, dass er sich sputen musste. Zwar war im Laden fast noch alles versammelt wie bei seinem Eintritt, aber er war an der Reihe. Er trug seine Wünsche vor, holte seine Geldbörse aus dem Stoffbeutel, in dem der Käse aus dem Käseladen lag, nahm Wurst und Schinken entgegen, legte alles auf eine Ablage hinter einer Gondel mit Konserven, bezahlte, packte seinen Einkauf so in die Tasche, dass nichts gedrückt wurde, was Druck nicht vertrug. Männer waren da etwas umständlich. Dr. Kunze grüßte zum Abschied – und vergaß seine Geldbörse zwischen der Dosenwurst nach Hausmacherart.
Draußen warteten die Eltern. Tommi war schon wieder fröhlich und ungeduldig. Er wollte spielen, aber die Eltern verboten es ihm, solange der Arzt nicht sein Einverständnis gegeben hatte. Nach ein paar Worten zog die junge Familie unbeschwert und dankbar davon.
Später, im Supermarkt, schob Dr. Kunze seinen Einkaufswagen hastig und zielstrebig durch die Gänge. Hier und da grüßte er flüchtig, schnell nahm er den Kopf wieder nach vorn. Das war seine Taktik, wenn er mitteilen wollte: Leute, sonst gern, aber jetzt habe ich es eilig.
An der Kasse wurde er ausgebremst, als es ans Bezahlen ging. Hektisch suchte er nach seinem Geld, aber es war nicht zu finden. Verlegen mutmaßte er, dass er sein Portemonnaie wohl beim Metzger hatte liegen lassen und wollte die Waren wieder zurück an ihren Platz stellen.
„Aber Herr Doktor. Packen Sie Ihre Sachen nur ein. Ich deponiere den Bon hier neben meiner Kasse. Sie fahren in aller Ruhe zum Metzger oder nach Hause, holen Geld und kommen hier wieder her und bezahlen. Wär‘ ja grad so, als würden Sie mich nach Hause schicken, wenn ich mit blutender Nase in Ihre Praxis käme, nur weil ich meine Versichertenkarte nicht dabei habe. Nein, nein, nehmen Sie nur.“
Anselm Kunze nahm das Angebot dankbar an und versprach noch innerhalb der nächsten Stunde wieder zu erscheinen.
Draußen überquerte er den Parkplatz und aus dem Fernsehgeschäft nebenan stürmte der Inhaber auf ihn zu. In der hoch erhobenen Hand hielt er einen Gegenstand.
„Herr Doktor, Ihre CD ist endlich eingetroffen. Hier, nehmen Sie sie gleich mit.“
„Ich habe aber kein Geld dabei“, antwortete der Arzt verlegen. Hoffentlich lag das Portemonnaie noch beim Metzger, sonst hätte seine geliebte Ehefrau für die nächsten Tage reichlich Gesprächsstoff in Sachen Männer und ihre praktische Bedeutung im Alltag.
„Ach, das zahlen Sie ein andermal. Sie haben ja auch lange genug auf die CD gewartet“, sprach’s, lachte und verschwand im Laden.
Als Dr. Kunze seinen Wagen starten wollte, lief Frau Jander aufgeregt auf sein Auto zu. Auch sie winkte mit einem Gegenstand in der hoch erhobenen Hand. Seine Geldbörse. Das konnte doch nicht wahr sein! Ein Hausarztleben war doch wirklich etwas Besonderes.
„Sind Sie jetzt den ganzen Weg hierher gelaufen, um mir mein Geld nachzutragen?“
„Ich musste sowieso hierher und als wir im Laden Ihr Portemonnaie entdeckten, habe ich mich beeilt. Und übrigens damals, Dr. Kunze, das war nicht wegen Ihnen. Das war wegen Ihres Kollegen im Notdienst, der hatte schlecht von Ihnen geredet. Aber ich fühle mich dort nicht wohl. Ich komme wieder zu Ihnen zurück.“
Ihm helfen wollte Frau Jander und loszuwerden hatte sie auch noch etwas. Das nenne ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, dachte Anselm Kunze. Er war dankbar. Dankbar auch, dass auf diese Weise seine Frau nichts von seinem Missgeschick erfahren würde. Dann fiel ihm etwas auf.
„Ach, Frau Jander, woher wussten Sie eigentlich, dass ich noch zum Supermarkt wollte?“
„Na, von Ihrer Frau. Ich habe doch jetzt ein Handy, da habe ich schnell bei Ihnen angerufen. Ich hatte doch noch Ihre Privatnummer – für den Notfall. Der war ja jetzt auch eingetreten.“
Sie zwinkerte ihrem ehemaligen und künftigen Hausarzt zu.

Traumberuf Hausarzt

Es gibt ja durchaus den Traumberuf Arzt (siehe Vokalanästhesie). Doch hierbei sollte man wissen, dass es innerhalb der Schriftgelehrtenbranche gewisse Unterschiede in Rang, Einkommen und Psyche gibt. Daher möchte ich dem Leser einmal den Traumberuf Hausarzt näherbringen.

Der sogenannte Stiegenterrier (siehe Spitznamen der Ärzte) befindet sich oftmals auf Hausbesuch. Hier geniesst er die frische Luft im […]

Artikel von: Monsterdoc

Traumberuf Hausarzt

doctr.com im Finale der HHL Healthcare Challenge 2009

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Vorgestern hatten wir tolle Neuigkeiten im Postfach: doctr.com hat es ins Finale des HHL-Businessplanwettbewerbs: Healthcare Challenge geschafft! -Thema des Wettbewerbs: "Gesundheitsversorgung der Zukunft"[…]!

"Auf der Healthcare Challenge werden Entscheidungsträger aus dem Krankenhausbereich, von Seiten der Kostenträger und von Seiten der Verbände und Politik zusammengebracht. Ausgangsbasis ist dabei eine auf den Raum Sachsen bezogene und zusammen mit der Krankenhausgesellschaft erarbeitete Studie zur Gesundheitsversorgung in Sachsen bis zum Jahr 2015."

Die HHL Healthcare Challenge 2009 findet am 29./30. Oktober – zeitgleich mit der Weltkonferenz für Regenerative Medizin – im CCL – Congress Center Leipzig statt.

Daumen drücken!

Ihr doctr.com Team!

Quellen:

HHL Healthcare Challenge 2009

Online-Abstimmung zum "Sonderpreis Sympathie": Noch bis zum 10. Oktober abstimmen!

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Wie bereits gebloggt , nimmt die A_NET Digital Media GmbH, Betreiberin von doctr.com, am Wettbewerb zum Unternehmenspreis 2009 der IHK Potsdam teil. Noch bis zum 10. Oktober können Sie an der Online-Abstimmung für den Sonderpreis Sympathie [Anm. der Red. …!] teilnehmen. Am 14. Oktober, also nächsten Mittwoch, wird in den Räumen der IHK Potsdam der Unternehmenspreis 2009 vergeben. Wir freuen sehr uns auf einen spannenden Abend mit vielen interessanten Bewerbern und natürlich über Ihre Stimme für die A_NET Digital Media GmbH :)!

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Herzlich

Ihr doctr.com Team

Quellen:

IHK Potsdam: www.potsdam.ihk24.de

Bilder: IHK Potsdam, flickr.com