Wer berühmt wird, bekommt ein Denkmal. Vielleicht bekommt man auch seine eigene Straße, einen Park, eine Schule oder – wenn man so richtig viel berühmt wird – sogar einen Flughafen geschenkt, wohl gemerkt, erst wenn man tot ist. Für einen Flughafen sollte man dann schon so richtig in der ersten Liga gespielt haben, also die Geschicke eines Staates gelenkt oder richtig tolle kulturelle Leistungen vollbracht haben.
Als Arzt kriegt man höchstens Krankheiten.
Also so richtig private Krankheiten, denen man seinen eigenen privaten Namen leihen darf. Das können ziemlich fiese Krankheiten sein und deshalb würde ich mich im Grabe umdrehen, wenn irgendwer auf die Idee kommen sollte, eine Krankheit nach mir zu benennen.
Nun ist Krankheiten-nach-toten-Ärzten-Benennen ein bisschen aus der Mode gekommen. Zum Glück, muss man sagen. Denn es sind ein paar ziemlich fiese Fieslinge dabei. Nicht nur bei den Krankheiten, die sind fast immer fies, sondern auch bei den Namensgebern: Die granulomatöse Polyangiitis zum Beispiel war einmal nach Friedrich Wegener benannt.
Das war ein deutscher Pathologe und überzeugter Nationalsozialist der ersten Stunde: schon seit 1932 bei der SA und seit 1933 Mitglied der NSDAP. Ob er wirklich mit Menschenversuchen an KZ-Häftlingen zu tun hatte, ist unklar und lässt sich nicht mehr beweisen (und damit gilt für ihn die Unschuldsvermutung). Gut dokumentiert ist hingegen, dass er unter den Nazis eine steile Karriere hinlegte und mit dem System ganz gut zurecht gekommen ist. Aus diesem Grund hat man ihm seine Krankheit wieder weggenommen, die Wegener-Granulomatose gibt’s jetzt nicht mehr, zumindest nicht mehr unter dem Namen.
Das Asperger-Syndrom hingegen heißt immer noch so. Hans Asperger war ein Kinderarzt, der sich seit 1932 als Leiter der heilpädagogische Abteilung der Kinderklinik der Universität Wien rührend um seine kleinen Patienten kümmerte und ihnen hin und wieder Geschichten vorlas. Möglicherweise schickte er manche von ihnen in den Tod: Nach dem „Anschluss‟ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland soll er mittelbar am Kinder-Euthanasieprogramm beteiligt gewesen sein und verhaltensauffällige junge Patienten in die „Euthanasie“-Anstalt „Am Spiegelgrund“ überwiesen haben, auch wenn er wahrscheinlich selbst niemals todbringenden Medikamente verabreicht hat.
Als gläubiger Katholik war er zwar vermutlich kein überzeugter Nazi, aber hat wohl getan, was man von ihm erwartet hat. Jetzt ist er weiterhin Namensgeber eines Krankheitsbildes, zu dem unter anderem mangelndes Einfühlungsvermögen und Unverständnis für zwischenmenschliche Gefühle gehören.
Nun ja.