Wenn ich mir so ansehe, was im naturheilkundlichen Zirkus so abgeht, kommen mir des öfteren ernsthafte Zweifel, ob man das Marktgeschrei noch mitmachen darf. Jahrelang führte Naturheilkunde ein Mauerblümchendasein, doch seit etwa 10 bis 15 Jahren erleben wir einen wirtschaftlichen Boom.
War naturheilkundlichen Wissen dereinst Alltagswissen, das jede Grossmutter aus dem FF beherrschte, wurde sie im Zuge schulmedizinischer Erfolge immer mehr ins Abseits gedrängt – in der Wirtschaftwunderzeit der 60er und noch der ersten Hälfte der 70er führte sie ein Dasein am Rande und allenfalls hartgesottenes Volk fand sich beim Heilpraktiker ein. Naturheilkundliche Ärzte gab es zu dieser Zeit ohnehin noch nicht – jedenfalls nicht das Kaliber, was wir heutzutage oft vorfinden und wo Naturheilkunde trotz aller ärztlichen Fortbildungsreguliererei in einer nicht unerheblichen Quote lediglich dazu dient, die Lücken des schulmedizinischen Praxis-Potpurris zu stopfen. Motto „Der Markt gibt es halt her…“
Alternative Heilverfahren sind beliebter als je zuvor. Jeder zweite Deutsche wurde schon einmal homöopathisch behandelt oder vertraut auf dieses Heilverfahren. Heilpraktikerleistungen werden
jedoch von den Gesetzlichen Kassen nicht bezahlt. Lohnt sich eine Heilpraktiker Zusatzversicherung?
Wer zahlt eine Behandlung mit klassischer Homöopathie?
Einige gesetzliche Krankenkassen erweiterten vor einiger Zeit ihr Angebot. Sie bieten nun, wie schon vorher die meisten Privatkassen, die (teilweise) Kostenübernahme einer homöopathischen
Behandlung für ihre Mitglieder an.
Gesetzlichen Krankenkassen bezahlen jedoch nur, wenn die Homöopathie vom Arzt erbracht, nicht jedoch, wenn diese von Heilpraktikern geleistet wurde.
Heilpraktikerleistungen werden von fast allen Privaten Krankenkassen übernommen. Wer nicht Privat versichert ist, muss die Behandlung beim Heilpraktiker aus der eigenen Tasche bezahlen.
Gerade Familien mit Kindern, chronisch Kranke und Frauen nehmen jedoch alternativen Heilverfahren gern und oft in Anspruch.
Kosten einer klassisch homöopathischen Behandlung
Die Kosten einer klassisch homöopathischen Behandlung unterliegen starken Schwankungen. So bezahlt man in München (bis 450€ für ein Erstgespräch) weit mehr, als in Berlin (120-200€ für ein
Erstgespräch).
Bei einem homöopathischen Arzt bezahlt man mehr als beim homöopathischen Heilpraktiker, bei einem Praxisanfänger (>5 Jahre) weniger als bei einem schon länger Praktizierenden. Für die
Erstanamnese von Kindern wird meist weniger verlangt, als für Erwachsene.
Selbst in Berlin gibt es noch regionale Schwankungen. So muss man im Prenzlauer Berg oder Wilmersdorf mehr “berappen” als in Friedrichshain, Lichtenberg oder Köpenick.
Ist eine homöopathische Behandlung teuer?
Eine homöopathische Behandlung ist im Vergleich zu anderen alternativen Therapieverfahren preiswert.
In einem Erstanamnesegespräch (ca. 2h Dauer) werden die nötigen Informationen zusammen mit dem Patienten erarbeitet, um ein passendes homöopathisches Arzneimittel zu finden. Oft repertorisiert der Behandler im Anschluss an dieses Gespräch seine gesammelten Daten und gleicht die Informationen mit seinen Büchern (Materia Medica) ab. Dies kann,
je nach Erfahrung des Behandlers und Schwere der Erkrankung des Patienten, nochmals 1-3 Stunden Ausarbeitungszeit in Anspruch nehmen. Für diese Arbeit werden (in Berlin) ca. 120-200 Euro
berechnet. Die passenden homöopathischen Arzneien sind relativ preiswert. Die Globuli kosten von 6-10 Euro.
Weitere Behandlungen finden in der Regel Anfangs im 4-6 Wochen Abstand statt. Wenn sich der Gesundheitszustand stabilisiert, nehmen viele Patienten nur noch 1-3x pro Jahr eine Behandlung
wahr.
So werden also im ersten Jahr ca. 400-600 Euro ausgegeben. Im zweiten Jahr ca. 100-300 Euro.
Die Behandlungskosten für eine homöopathische Behandlung sind oft geringer, als die anderer alternativen Therapieverfahren. So muss der Patient zum Beispiel für eine TCM – Behandlung ca. 200 €
pro Monat einrechnen, da wöchentliche Sitzungen abgehalten und Tees zusätzlich gekauft werden.
Auch die Kosten schulmedizinischer Medikamente sind um ein vielfaches höher. Medikamenteneinnahmen können durch eine homöopathische Behandlungen oft verringert werden. Auf Grund dieser
Kostenersparnis bezahlen einige Krankenkassen auch die homöopathische Behandlung (von Ärzten) für ihre Mitglieder.
Homöopathischer Heilpraktiker vs. homöopathischer Arzt
Eine klassische homöopathische Therapie wird von Heilpraktiker und Ärzten angeboten, wobei eine qualifizierte Behandlung in beiden Fällen nur homöopathische Zertifikate garantieren.
Viele Ärzte bieten Homöopathie als Zusatzleistung zur normalen schulmedizinischen Kassenpraxis an. Klassisch homöopathisch arbeitende Ärzte arbeiten in der Regel als Privatärzte. Diese und
Heilpraktiker, die klassisch homöopathisch arbeiten, behandeln in der Regel mehrere Patienten pro Tag rein homöopathisch.
Lohnt sich also eine Zusatzversicherung?
Grundsätzlich kann jede(r) Gesunde eine Zusatzversicherung abschließen. Chronisch Kranke werden keine Versicherung erhalten oder mit erheblichen Zusatzkosten rechen müssen, so dass ein Abschluss
eher nicht lohnt.
Zusatzversicherungen für Kinder (bis 14-18 Jahre) sind monatlich preiswerter als die Behandlungskosten eines Jahres. So können die Eltern schon für ca. 40 Euro (zB. DKV) pro Jahr eine
Heilpraktikerversicherung abschließen, welche dann 80% der Kosten übernimmt.
Einige Versicherungen behaupten, dass die Kinder nur zusammen mit den Eltern versichert werden können. Dem ist natürlich nicht so!
Je teurer die Versicherungen monatlich sind (zB. für ältere Frauen) desto weniger sinnvoll sind diese. Meist lohnen sich Versicherungen im ersten Jahr noch, jedoch im zweiten zahlt Frau dann mehr
Versicherung als wenn sie die Behandlungskosten selbst beglichen hätte. Für Frauen sind Versicherungen also sinnvoll, wenn diese nicht mehr als 200€ /Jahr (17€/Monat) kosten.
Versicherungen, die in den ersten 2 Jahren nur geringe Kosten zurück erstatten (zB. CSSflexi, SDK etc) sind nur für Erwachsene geeignet, die Heilpraktikerbehandlungen langfristig und über Jahre
nutzen wollen.
Fazit:
Für Kinder und Männer sind Zusatzversicherungen empfehlenswert.
Für homöopathische Behandlungen reichen Versicherungsübernahmen von 500-600 Euro / Jahr aus. (Signal Iduna, Feuersoziätät ua.) Für andere Therapieverfahren (zB. TCM) müssen mind. 1000-2000 Euro
Übernahmekosten der Versicherungen eingerechnet werden.
Unten finden Sie einige Zusatzersicherungen für homöopathische Behandlungen im Vergleich (ohne Gewähr- Stand Okt. 2012 -PdF)
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Vor allem im Winter leiden viele Kinder unter Infekten, besonders der oberen Atemweg. 95 % dieser “Erkältungen” werden durch Viren ausgelöst. Und trotzdem verordnen Ärzte bei 80% dieser Infekte
fälschlicherweise Antibiotikum.
Eine finnische Studie zeigt, dass Kinder, die vor ihrem 11. Lebensjahr mehrfach Antibiotika erhielten, später deutlich häufiger an chronischen Darmerkrankungen und Allergien litten.
Kinder besitzen ein noch unreifes Immunsystem, welches sich nach und nach mit Erregern auseinander setzen muss, um immer besser zu funktionieren. Unsere Immunabwehr wird zwar ein Leben lang
trainiert. Doch gerade in den ersten Lebensjahren wird hier der Grundstein für unsere spätere Gesundheit gelegt. Infekte und Erkrankungen sind in jedem Alter wichtig, um Antikörper zu bilden. Ein
Fernhalten von jeglicher Gefährdung ist nicht sinnvoll, doch entscheidend ist, wie mit Krankheit umgegangen wird.
Häufige Antibiotikaeinnahmen schwächen das Immunsystem
Von gehäufter Infektanfälligkeit spricht man, wenn Kleinkinder und Kinder mehr als 8x pro Jahr erkranken. Treten bei Erwachsenen mehr als drei Erkrankungen pro Jahr auf, geht man ebenfalls von
einer erhöhter Infektanfälligkeit aus.
Doch wie kommt es zu einer Infektschleife?
Sobald ein Kind, mit noch nicht ausreichend aktiven Immunsystem, in den Kindergarten kommt (oder mit anderen fremden Kindern Kontakt hat) und dort mit (Fremd) -Keimen in Berührung gerät, erleidet
es meist seinen ersten Infekt. Mit der (gesunden) Konsequenz, dass das Kind Fieber bekommt und zu Hause bleiben muss. Im besten Fall kann es dort mit ausreichend Zeit, Pflege und
Unterstützung gesund werden.
Viele Eltern geben allerdings aus Angst oder Hilflosigkeit, ihrem weinenden Kind, Schmerzmittel. Die “Zäpfchen” allerdinge, sind nicht harmlos. Sie können zwar Schmerzen lindern, doch senken sie
auch ausnahmslos das Fieber. Durch eine Fiebersenkung wird das Immunsystem herunter reguliert, die Infektabwehr, auf voller Fahrt gestoppt. Das Kind kann nur unzureichend Antikörper bilden und
nicht richtig gesund werden.
Wenn das Kleine halbwegs fit nach drei Wochen wieder in die Kita gebracht wird, hat es dort wieder Kontakt mit dem Schnodder vom Kindergartenkumpel. Doch gegen dessen Erreger hat das Immunsystem
des Kindes immer noch keine Immunantwort parat. Es dauert meist nur wenige Tag, bis es wieder erste Krankheitszeichen entwickelt und erneut zu Hause bleiben muss.
Relativ schnell wird innerhalb weniger Wochen aus einem harmlosen Schnupfen, ein Husten, dann eine Bronchitis, dann eine beginnende Lungenentzündung oder eine Mittelohrentzündung. Unweigerlich
greifen spätestens hier Ärzte und Eltern zum Antibiotikum. Doch dies verschlimmert die Immunulogische Situation häufig noch weiter.
Ganz klar- in Fällen, bei denen ein Antibiotikum nützlich und sinnvoll ist, kann es lebensrettend sein. Doch viel zu häufig werden die Medikamente ohne passende Indikation verschrieben, vor allem
zu früh, bei harmlosen oder viralen Infekten. In Situationen, in denen zu Hause bleiben, ausfiebern und auskurieren, eine sicherere Gesundung garantiert hätten. Lesen Sie mehr zu diesem Thema hier.
Der Darm – der größte Teil unseres Immunsystems
Wie funktioniert unser Immunsystem?
Der Darm ist ein großer Teil unseres Immunsystems. Er wird maßgeblich durch unsere Ernährung, durch Umweltbelastungen, Stress, Krankheiten und den Umgang unseres Gesundwerdungsmanagment geprägt.
In den letzten Jahren konnte, durch aktive Forschung, das Thema Darm und seine Immunprozesse aus der “dunklen und peinlichen” Nische ans Tageslicht (in die Medien) gelangen.
Der Darm wird von einer Billion Bakterien, mit einer Gesamtmasse von ca. 2 Kilogramm bewohnt. (Angaben bezogen auf Erwachsene) Im Darm verteilen sich ca. 1000 verschiedenen Spezies auf ca. 1000m²
Fläche und zwar normalerweise genauso, wie es für das Kind, bzw. den Erwachsenen, in seinem Umfeld nötig ist. Unsere Darmmikroben zeigen ein höchst individuelles Besiedlungsmuster. Die
Kolonisierung unterscheidet sich nicht nur von Mensch zu Mensch. Es gibt auch gesellschaftliche und länderspezifische Unterschiede.
Die Besiedlung des Darms geschieht normalerweise vorrangig durch die Geburt, im Geburtskanal, durch die anschließende Stillzeit (Muttermilch) sowie die familiäre Erst-Kontamination mit Erregern
durch Küssen, Berührung, durch den “Dreck” robben…. Bis zum dritten Lebensjahr ist diese Besiedlung abgeschlossen und bleibt relativ stabil in seiner Zusammensetzung. Hier ist normalerweise ein
idealer, individueller und stabiler Schutzwall und Mitbewohner zur Immunbildung entstanden, der seinem “Besitzer” nicht nur die Nahrung aufschlüsselt und verwertet, sondern auch ca. 80% seiner
Immunabwehr bereitstellt. Eine perfekte Symbiose, die normalerweise bis ans Ende unseres Lebens beidseitig bestens funktioniert.
Kommt es in den ersten Lebensjahren zu einer Störung der Besiedlung, kann dies eine Infektanfälligkeit nach sich ziehen, oder vermehrt zu Erkranungen, auch chronischen Erkrankungen führen. Diese
Störungen können vielfältig sein. Schon alleine eine Kaiserschnittgeburt, das Nichtstillen, das nicht mit “Dreck” spielen lassen, zu viel Putzen im Haushalt etc, hat Einfluß auf die Dambesiedlung
und damit auf die Immunstabilität. Doch auch im weiteren Lebenslauf können falsche Ernährung oder Medikamente zu erheblichen Störungen führen.
Besonders empfindlich reagiert die Darmschleimhaut auf Antibiotika. Diese Medikamente reißen sozusagen ein “Loch” in die fein ausjustierte Besiedlung. Die kleinen Helfer der Immunabwehr, der
Bakterienschutzwall, wird zerstört. Umso ärgerlicher, wenn die “bösen” Keime, gegen die ein Antibiotikum eigentlich eingesetzt wurde, in der Nase erhalten bleiben, weil diese Viren und keine
Bakterien sind.
Der Darm scheint, (verständlicher Weise) auf diesen Eingriff “beleidigt” zu reagieren. Die mühsam erarbeitete Symbiose unserer, für uns lebenswichtiger Mikroben, wird mit einigen Löffeln Saft
empfindlich aus dem Gleichgewicht gebracht. Laut finnischer Studie kam es, bei Kindern, denen häufiger Antibiotikum verordnet wurde, später vermehrt zu schweren Darmerkrankungen (wie
Morbus Crohn). Um es uns nicht noch mehr mit unseren Mitbewohnern zu verscherzen, sollten wir diesen in Zukunft, deutlich mehr Beachtung zollen. (C) Heike Dahl