
FAZ-Redakteur Peter Richter im Wartezimmer für die gesetzlich Versicherten. In seiner Video-Kolumne erklärt er das Prinzip der Gesundheitsreform: “Wer jammert, lebt noch”.

FAZ-Redakteur Peter Richter im Wartezimmer für die gesetzlich Versicherten. In seiner Video-Kolumne erklärt er das Prinzip der Gesundheitsreform: “Wer jammert, lebt noch”.
Was passierte im Jahr 2013? Was ist erwähnenswert? Was waren die Höhepunkte?
Die Erde hat die Sonne wieder einmal umrundet. Wir haben die kürzesten Tage des Jahres. Es ist die Zeit der Rückblicke.1
Den Blog Patientensicht gibt es nun 2½ Jahre. Dies ist bereits der 3. Jahresrückblick.
Im vergangenen Jahr habe ich viel Zeit in den Blog investiert. Jede Woche einen Artikel, also insgesamt 52 Artikel. Total sind es 134 Artikel.
Meine Höhepunkte des vergangenen Jahres:
Nach der Analyse im Buch Bad Pharma hat Ben Goldacre die All Trials Initiative gestartet. Keine („negative“) Studie soll mehr verheimlicht werden. Die All Trials Initiative stiess auf grossen Widerhall.
Das Buch Bad Pharma von Ben Goldacre ist auf deutsch erschienen: Pharma-Lüge. Es ist das aktuell beste und wichtigste Buch über die Pharmaindustrie. Relevant und unterhaltsam. Siehe auch Vergleich zum anderen wichtigen Buch „Deadly Medicines and Organised Crime“ von Peter Gøtzsche.
Ich selbst wurde in den Wissenschaftlichen Beirat der MS-Gesellschaft gewählt.
Durch das Jahr hindurch ergaben sich verschiedene persönliche Kontakte. Sehr bereichernd und eine schöne Abwechslung zur Arbeit am Computer. Beispielsweise durfte ich an einer Podiumsdiskussion über Open Access teilnehmen.
Die erwartete Zulassung von BG-12/Fumarsäure/Dimethylfumarat/Tecfidera® Abzockerei mit möglicherweise ungerechtfertigt hohen Preisen beschäftigt die Betroffenen.
In einem Kampagnen-E-Mail an die Mitglieder der Gesundheitskommission des Parlamentes wurde ein Link zum Artikel Pharmaindustrie: Fehlverhalten und Justizfälle mitgeschickt.
Technisch habe ich den Blog leicht überarbeitet. Neben einem neuen E-Mail-Service und Bildern in E-Mails, habe ich die Datensicherheit durch den Einsatz von Verschlüsselung erhöht.
Ich habe mich verschiedenenorts engagiert. Ich strebe im kommenden Jahr einen Zweiwochenrhythmus für neue Blogartikel an. Ideen für neue Artikel habe ich bereits im Kopf.
Ich möchte mich ganz herzlich bei allen Leserinnen und Leser bedanken. Es ist eine grosse Freude zu sehen, dass meine Artikel gelesen werden. Ich gebe mir Mühe eure Lesezeit nicht zu verschwenden und relevante Artikel zu schreiben.
Ich wünsche allen ein gutes Neues Jahr!
Es ist wohl kein Zufall, dass die Rückblicke in der Zeit kürzesten Tage/längsten Nächten ist. Man ist weniger draussen. Man hat mehr Zeit zum Nachdenken. ↩
Kein TV-Magazin ohne Pharmathema. Gestern nahm sich Frontal21 der Lockerung des Werbeverbots für rezeptpflichtige Arzneimittel an. Die EU-Kommission unter Federführung des EU-Industriekommissars Günter Verheugen plant die Informationseinschränkungen aufzuheben. Arzneimittelhersteller dürften dann direkt den Patienten über ihre Produkte informieren. Das Deutschlandradio hatte sich vor einer Woche mit den Plänen beschäftigt.
Erst einmal halte ich beide Beiträge für ein trauriges Stück Journalismus und für Irreführung der Zuschauer bzw. Zuhörer. Verheugens Pläne sind alles andere als neu. Anfang 2008 hatte er ein Konzept vorgelegt und zu Stellungnahmen aufgerufen. Die kamen zahlreich und zum überwiegenden Teil
ablehnend. Im Oktober 2008 war er dann mit seinem Pharmapaket innerhalb der EU-Kommission gescheitert. Auch weil er strategisch unklug (oder zum Glück) die Lockerung mit einem faktischen Verbot des Parallelhandels verschnürt hat. Im Juni 2009 wird ein neues EU-Parlament gewählt und eine neue EU-Kommission gebildet. Um es mal deutlich zu sagen: Das Ding ist tot. Dagegen wird den Zuschauern suggeriert, dass es eine aktuelle Diskussion ist und die Entscheidung Spitz auf Knopf stünde. Dabei rechnen Insider und Experten aus Politik und Pharmaindustrie nicht vor 2011 mit einer Wiedervorlage.
Bei der Sache bin ich nicht so entschieden, wie die Autoren der Medienstücke. In beiden Beiträgen wird ein eine Tatsache bewusst ausgeklammert, an der in der Diskussion niemand vorbei kommt. Patienten wollen sich zunehmend informieren und machen dies schon. Nicht nur im Internet sind Medizin und Gesundheit Top-Themen. Auch für die Print-Verlage sind es Highlights im düsteren Überlebenskampf. Nicht zuletzt hat es seinen Grund, warum kein TV-Magazin ohne Medizinbeitrag auskommt.
Die Pharmaunternehmen argumentieren immer wieder mit den Zwei-Klasse-Patienten. Die einen könnten sich die englischsprachigen Infos im Internet zusammen suchen – die anderen wären auf die kargen deutschsprachigen Quellen angewiesen. Oder mit den Zwei-Klasse-Produkten. Hersteller von dubiosen Nahrungsergänzungs- und Naturheilmittel dürften ungeprüfte Informationen über das Internet, in Zeitschriften und über Experten wie Bankhofer verbreiten. Über zugelassene und in klinischen Studien geprüfte Arzneimittel sollte der Patient dagegen nichts erfahren.
Das ist so falsch nicht, wenngleich man die Absichten der Pharmaunternehmen kritisch hinterfragen muss.
An einer Novellierung der Bestimmungen, wie Information über Arzneimittel an den Patienten gebracht werden, führt kein Weg vorbei. Auch eine Folge der Medienrevolution und des Internets. Ob man es mag oder nicht, es geht nur zusammen mit den Pharmaunternehmen. Sonst wird die intransparente Grauzone mit gekauften Journalisten, Disease Awareness-Kampagnen und bezahlten Experten, die es heute schon gibt, weiter wachsen. Verheugens Pläne waren zu pharmafreundlich und haben gerechtfertigte Bedenken nicht berücksichtigt. Mit Verheugen und dem Richtlinienentwurf verschwindet jedoch nicht das Problem.
Die Neue Züricher Zeitung berichtet über finanzielle Verbindungen zwischen dem Pharmakonzern AstraZeneca und Tochterfirmen der Nobel-Stiftung. Auch mehrere Mitglieder des Nobelkomitees sollen auf der “Lohnliste” von AstraZeneca stehen.
Laut Oberstaatsanwalt Christer von der Kwast könnten Verbindungen zwischen dem Pharmakonzern Astra Zeneca und Personen im Umkreis der Nobelstiftung Anlass zu strafrechtlichen Ermittlungen bieten.
Pikant ist die Verbindung deshalb, weil AstraZeneca nach der Übernahme der Biotechnologie-Firma MedImmune und deren Patent-Rechten im Frühjahr 2007 mit Milliardenbeträgen an den Verkäufen der HPV-Impfstoffe partizipiert. Die aufsehenerregende Übernahme […]