Jetzt ist es amtlich, der BGH sieht in der Liquidation wahlärztlicher Leistungen durch im Krankenhaus nicht festangestellte Honorarärzte einen Verstoß gegen § 17 Abs. 3 KHEntgG : Der III. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat am 16.10.2014 hierzu entschieden, dass vom Krankenhausträger nicht … Weiterlesen
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Leise Töne
Arbeiten Sie lieber allein? Ziehen Sie ein gutes Buch einer lauten Party
vor? Können Sie besser zuhören als reden? Wenn Sie diese Fragen mit Ja
beantworten, zählen Sie eher zu den introvertierten Zeitgenossen.
Menschen mit dieser Eigenschaft sind ernsthaft und nachdenklich, scheuen
Gruppenaktivitäten und agieren im Alltag eher vorsichtig und
zurückhaltend. Extravertierte hingegen handeln lieber, als nachzudenken;
sie sind gesellig und gesprächig. Die beiden Charaktere unterscheiden
sich vor allem im Grad der äußeren Stimulation, die sie brauchen, um
sich wohl zu fühlen: Introvertierte genießen Ruhe und Alleinsein,
während Extravertierte auf einer lebhaften Party ganz in ihrem Element
sind.
Autorin Susan Cain – nach eigenen Angaben introvertiert – vermittelt dem
Leser die Perspektive stiller Menschen in einer lauten Welt. In der
Geräuschkulisse eines Großraumbüros oder bei der Gruppenarbeit im
Klassenzimmer fühlen sie sich unwohl. Von ihren Mitmenschen müssen sie
sich anhören, sie seien zu still oder zu kopflastig, und wenn sie allein
in einem Restaurant essen, ernten sie mitleidige Blicke. In unserer
Gesellschaft herrsche das Ideal der Extraversion vor, so Cain.
Die Autorin führt eine Armada von Anekdoten und wissenschaftlichen
Studien ins Feld, um ihre zentrale Botschaft zu untermauern. Während
Extravertierte besser mit Zeitdruck und einem Übermaß an Information
umgehen können, vernachlässigen sie die Genauigkeit. Introvertierte
arbeiteten hingegen gründlicher, gewissenhafter und blieben länger bei
der Sache.
Diesen Eigenschaften lägen biologische Unterschiede zu Grunde, wie Cain
anhand von Experimenten und Fallbeispielen erklärt. Introvertierte
hätten ihr Luststreben besser unter Kontrolle als Extravertierte, denn
das Belohnungssystem reagiere bei ihnen schwächer. Solche
Prädispositionen lägen vermutlich in den Genen: In einer bis heute
laufenden Langzeitstudie verfolgten Forscher die Entwicklung von 500
Probanden vom Säuglings bis ins Erwachsenenalter. Jene, die schon im
Alter von wenigen Monaten auf platzende Luftballons auch physiologisch
heftig reagierten, entwickelten sich in der Regel zu ernsten,
vorsichtigen Persönlichkeiten.
Respekt für das Bedürfnis, allein zu sein
Introvertierten
Kindern könne man das Leben aber erleichtern, zum Beispiel, indem man
sie nicht zu mündlicher Mitarbeit zwinge, Gruppenarbeiten auf zwei bis
drei Teilnehmer beschränke und das Klassenzimmer ordentlich aufräume,
erläutert Cain. “Vergessen Sie nicht, auch die Scheuen, Sanften und
Autonomen zu fördern”, mahnt die Autorin. Extravertierte und
Introvertierte solle man gleichermaßen wertschätzen: “Respektieren Sie
das Bedürfnis der Ihnen nahestehenden Menschen nach Geselligkeit und Ihr
eigenes nach Einsamkeit (und umgekehrt, wenn Sie extravertiert sind).”
Sorgfältig setzt sich Cain mit den Ergebnissen der
Persönlichkeitsforschung auseinander und verknüpft dabei empirische
Befunde mit zahlreichen Fallbeispielen. Dabei hätte sie sich hier und da
zwar etwas kürzer fassen können. Doch im Ganzen bietet diese
umfangreiche Sammlung alles, was ein gutes Sachbuch braucht: Es ist
gründlich recherchiert und wissenschaftlich unterfüttert, ausgewogen,
lebensnah und gut verständlich.
Susan Cain (2011): “Still. Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt”. München: Riemann Verlag. 446 Seiten.
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