Wenn Sie diese Zeilen lesen, lieber Leser, haben Sie entweder gerade im Himmel Ihre Suite bezogen (selbstverständlich gibt es dort WLAN) oder der von den selbsterklärten Maya-Experten erwartete Weltuntergang ist ausgeblieben. In diesem Fall, Mahlzeit! Verblüffend, was Google unter dem Suchbegriff “Wintersonnenwende 2012″ freudig bereitstellt. Mit jedem Klick staunt man mehr, wie wenig Grenzen der […]![]()
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Lauter gute Nachrichten
Jetzt will ich es mal Molly nachtun und nach den doch sehr schwermütig-nachdenklich-vor-novemberigen Artikeln der letzen Tage etwas Schöneres schreiben. Immerhin ist ja heute noch goldener Oktober und der ist bei uns in Bad Dingenskirchen wirklich golden, also so mit Sonne, buntem Laub und allem, was dazu gehört…. Also: Oma Meiermüllerschulze hat das Krankenhaus verlassen. […]![]()
GNOM-Pocketcard (Gewichtsadaptierte NOtfallMedikamente bei Kindern)
Zunächst einmal herzlichen Dank an aka medica für die kostenfreie Zusendung eines Rezensionsexemplars der GNOM-Pocketcard, auf die ich durch meinen Kollegen Thomas Plappert aufmerksam
gemacht worden war.
Konzept
Kindernotfälle sind glücklicherweise selten und für alle Beteiligten enorm belastend. Die meisten Notfallmediziner verfügen über wenig Erfahrung in der Behandlung mit Kindern, hinzu kommen
eine überproportionale psychische Belastung und komplexe Dosierungsschemata. Das Konzept von GNOM ist es, Dosierungsanleitungen so zu standardisieren, dass unabhängig vom verwendeten Medikament,
immer eine Verdünnung von 0,1 ml/ kgKG als sichere und effektive therapeutische Gabe für Kinder wählbar ist. Hierfür wurde eine auffächerbare Pocketcard hergestellt, die die gängigsten
Notfallmedikamente (gegebenenfalls auch für unterschiedliche Ampullengrößen) enthält und die empfohlene Verdünnung und Dosierung anzeigt. So kann in den beschriebenen Hochrisikosituationen die
fehleranfällige Medikamentengabe sicherer dargestellt werden. Soviel zur Theorie.
Produkt
Die GNOM Pocketcards sind 14 x 7,5 x 1,8 cm gross, aus mittelstarkem Papier und herstellerkonform in weiss-grün gehalten. Alle rechteckigen Karten sind sind abgerundet und in einer Ecke
durch eine Aluniete miteinander verbunden, was solide wirkt und eine Auffächerung der Karten ohne versehentliches Zufallen, wie bei einem Buch ermöglicht. Im Wesentlichen enthaltene Kategorien
sind ein Medikamenten-ABC, sowie die Sektionen Injektionen, Infusionen und Antidote.
Jede Seite enthält übersichtlich dargestellt neben dem Wirkstoffnamen, die gängigsten Handelsnamen, das Verdünnungsschema, Dosierung, Indikation, Hinweise, Altersgrenze und Alternativen.
Kontraindikationen und Dosisanpassungen z.B. für Niereninsuffizienz sind nicht abgebildet. Auf der letzten Seite befinden sich Aufkleber zur Spritzendokumentierung.
Im Alltag
Um das Konzept auf seine Alltagstauglichkeit zu überprüfen kann man als Rezensierender leider kaum auf die entsprechende Situation im klinischen Alltag warten, dies wäre ethisch wohl auch
nicht vertretbar, deswegen habe ich mir zunächst einmal eine Standardsituation überlegt und diese mit zwei unterschiedlichen Gewichtskonstellationen einmal durchgespielt. Um das Konzept auf seine
Einfachheit zu überprüfen habe ich zunächst einmal versucht diese Situation durchzuspielen ohne vorher die Anwendungshinweise gelesen zu haben.
Angenommen in unserer Situation kommen wir als Notarzt zu einem Kind mit einer schweren allergischen Reaktion und wir möchten den Standardcocktail aus Flüssigkeit in Form von NaCl 0.9%,
Adrenalin i.v. in Schockdosis, Prednisolon und H1-Blocker verabreichen. Kind A erfordert hierbei eine einfache (13 Monate, 10 Kilo), Kind B eine eher komplexe Rechnung (7,5 Jahre, 24
Kilo).
Zunächst einmal greife ich mir die GNOM Pocketcards, suche das jeweilige Medikament und bereite Infusion, sowie Medikamente nach Plan zu. Hierbei wird klar, dass im Gegensatz zum
herkömmlichen Vorgehen („mach mal eins auf zehn“) jede Zubereitung anders ist, im Resultat hierdurch aber die Medikamentengabe mengenmässig immer gleich bleibt. So bekommt Kind A von allen
Medikamenten (ausser natürlich der Infusionslösung) 1 ml (0,1 ml pro kg Körpergewicht), Kind B von allem Medikamenten 2,4 ml. Die Zubereitung ist bei unterschiedlichen Ampullengrößen jeweils
sicherheitshalber auf einem separaten Blatt dargestellt.
In meinem Versuch gelang es mir so 4 unterschiedliche Medikamentenmengen selbst bei der komplexeren Gewichtsangabe fehlerfrei innerhalb von 90 Sekunden auszurechnen.
Ich halte die Idee insgesamt für bahnbrechend und auch die Ausführung für gelungen. Besonders die Tatsache dass bei heterogener Ampullenbestückung separate Aufziehschemata für alle
Ampullengrößen vorhanden sind ist positiv zu erwähnen, das Design überzeugt ebenfalls vollständig. Einzige Kritikpunkte sind eine fehlende Standardgewichtstabelle die sich einfach noch einseitig
ergänzen liesse (man bedenke, dass nicht jede Mutter das Gewicht ihres Kindes kennt oder überhaupt anwesend ist), sowie das etwas dünne Papier der Einzelseiten, hier wünschte man sich Stärke und
Material der Titelseite. Fehlen einem mütterliche Gewichtsangaben, gibt es gewisse Probleme mit der Dosierung, die Kindernotfallmassbänder, wie das Broselowtape nicht haben, trotzdem gefällt mir
persönlich das Pocketcardkonzept besser.
Eine weitere Idee wäre eine Ampelangabe für Nierentoxizität die sicher noch ergänzbar ist, ohne gross an Übersichtlichkeit zu verlieren.
Insgesamt halte ich den GNOM-Fächer für eine lohnenswerte Anschaffung für alle notfallmediziisch aktiven Ärzte und kann auf der Website von aka medica bestellt werden. Der Preis beträgt
sportliche 24,95 € ohne weitere Versandkosten.
Weitere Informationen:
http://www.akamedica.de/produkte/gnom-gewichtsadaptierte-medikamente/gnom.html
Positiv
bahnbrechende Idee
idiotensichere Berechnung
separate Berechnungen für unterschiedliche Ampullengrößen
übersichtliches Design
gute Zeitersparnis
Negativ
etwas dünnes Papier
fehlende Standardgewichtstabelle
keine Kontraindikationen, Nierenadaptation
hoher Preis
Der Patient im Mittelpunkt – Kommunikation mit, nicht über den Patienten
Viele Ärzte stehen vor dem selben Problem. Die Patienten fühlen sich oftmals nicht gut beraten, fühlen sich uninformiert und halten sich nicht an die vorgeschlagenen Therapien und Medikationen. Oftmals ist dieses Misstrauen der Patienten allerdings von den Ärzten selber geschaffen worden, welche sich, bedingt durch den wirtschaftlichen Druck und die immer moderner werdenden Techniken in einem völlig neuen Licht präsentiert haben. Der Weg aus dieser, selbst geschaffenen Krise, liegt in einer gelungenen Arzt – Patient – Kommunikation.
Der Patient als Nummer
In vielen Fällen ist es mittlerweile so, dass die Patienten nur noch als Ansammlung ihrer Symptome und der möglichen Behandlungswege betrachtet werden. Durch den immer höheren Zulauf an Patienten und die damit einher gehende Verknappung an Zeit für diese, müssen sich die meisten Mediziner auf die wichtigsten Faktoren beschränken. Dies bedeutet allerdings, dass sich kaum noch Zeit genommen wird, um den Patienten als Menschen und nicht nur als Ansammlung verschiedenster Symptome und Laborergebnisse zu erleben. Darunter leidet nicht nur die Therapie des Patienten, sondern vor allem auch das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient. Um im Rahmen einer Neuausrichtung nun das Bild des Arztes und die Effektivität der Praxis zu verbessern, bedarf es einiger Umstellungen im Umgang mit den Patienten. Diese Umstellungen müssen dabei nicht schlagartig, sondern können schleichend und zunächst unbemerkt erfolgen.
Dem Patienten Zeit geben
Kommt ein Patient in das Untersuchungs- oder Besprechungszimmer, sieht er oftmals den Arzt hinter seinem Schreibtisch sitzen, Akten studieren oder seinen Computer betrachten. Viele Gespräche zwischen Arzt und Patient finden dabei in einer sehr einseitigen Form statt.
Der Patient erhält eine kurze Zeitspanne, in welcher er seine Probleme und Symptome schildern kann, danach übernimmt automatisch der Mediziner das Gespräch und es beginnt in der Regel ein Monolog.
Auf dieser Basis kann sich der Patient natürlich nicht wohl fühlen, oder sich sogar in die Behandlung der eigenen Probleme integriert fühlen. Daher ist es wichtig, dass der Arzt den Patienten aktiv in das Gespräch und die Untersuchung mit einbezieht. Dies erfordert vom Mediziner allerdings einen gewissen Mehraufwand, da Entscheidungen und Therapien erklärt, und nicht nur bestimmt werden müssen.
Die Vorteile für Ärzte liegen dabei jedoch auf der Hand. Denn ein Patient, der sich aktiv in die eigene Behandlung eingebunden fühlt, und die verschiedenen Gründe für die gewählte Therapie erklärt bekommt, wird den Nutzen dieser Therapieform deutlich stärker verinnerlichen und sich somit auch strikter an die Behandlungsanweisungen richten.
Das Gespräch neu ausrichten
Bisherige Arzt – Patienten – Gespräche verliefen in der Regel immer mit einer klaren Rollenverteilung. Der Arzt, als Fachmann, bestimmte die Therapie, der Patient hörte zu und hielt sich an diese. Ein solche hierarchisches Verhältnis wird in der heutigen Zeit jedoch kaum noch akzeptiert und widerspricht der Lebenseinstellung vieler Patienten.
Gerade hier kann ein empathischer Arzt jedoch ansetzen, um den Erfolg der Behandlungen zu verbessern. Ein Patient, der von einem Fachmann informiert wird, und somit eine Entscheidungsgewalt über die Therapie und die verschiedenen Möglichkeiten behält, wird viel besser kooperieren und den Behandlungserfolg deutlich erhöhen.
Die Schritte hierzu sind relativ einfach, und können sowohl vom Arzt, als auch vom Praxispersonal initiiert werden. Der Patient sollte hierzu aktiv in die Gespräche mit eingebunden werden, alle Schritte sollten erklärt und erläutert werden, so dass eine Kommunikation auf gleicher Höhe stattfinden kann. Der Patient wird dabei für Ärzte deutlich einfacher zu behandeln sein, da eine aktive Teilnahme an der Behandlung oftmals für den Erfolg entscheidend ist.
Keine Angst vor Autoritätsverlust
Für Ärzte bedeutet dieser Ansatz oftmals eine Angst, die eigene Autorität gegenüber den Patienten zu verlieren. Dies ist jedoch nicht der Fall. Schließlich erkennt der Patient immer noch die fachliche Qualifikation des Arztes an, kann durch diese Arzt – Patienten – Kommunikation allerdings die eingeleiteten Schritte besser verstehen und die Behandlung leichter und williger akzeptieren. In sofern gewinnen bei einer solchen Kommunikation beide Parteien entscheidend.
Die Ärztekammer Nordrhein vertieft in einem Leitfaden Kommunikation dieses Thema.