@kbv4u twittert heute: „Mindestens jede dritte Praxis beteiligt sich an Protesten für mehr Honorar und weniger Bürokratie: Nadelstichaktionen der Ärzte angelaufen.“ Aber machen es sich viele Ärzte mit dieser Forderung an Dritte nicht sehr einfach? In vielen Arztpraxen existiert ein immenses unausgeschöpftes Leistungspotential, das vor allem durch Defizite im strategischen Praxismanagement nicht aktivierbar ist. So werden lediglich etwa 30% der Arztpraxen hinsichtlich des Praxismanagements – von der Planung über die Patientenbetreuung, Marktforschung, Organisation, Führung bis hin zur Steuerung der Finanzen – nach Best-Practice-Regeln geführt (http://bit.ly/OARdxi ). Betrachtet man das inaktive Leistungspotential in den einzelnen Fachgruppen, werden die Optimierungsdimensionen noch deutlicher (http://bit.ly/MneogS ). Ein prägnantes Beispiel ist die Organisationsqualität (http://bit.ly/NTj5dP ). Sie beeinflusst maßgeblich alle qualitativen und quantitativen Erfolgsgrößen sowie die Arbeitsbedingungen für Praxisinhaber und Mitarbeiterinnen. Doch die meisten Ärzte schenken dieser wichtigen Stellgröße nur geringe Beachtung. In einer Arztpraxis lassen sich durchschnittlich achtzehn Ansätze für organisatorische Verbesserungen identifizieren lassen (http://bit.ly/Jsyypk). Dennoch haben bislang erst 32% der deutschen Ärzte eine Organisationsanalyse durchgeführt (http://bit.ly/Jsyypk). Dabei profitieren die wenigen Praxisinhaber, die sich für die Umsetzung einer professionellen und umfassenden Organisations-Überarbeitung entscheiden, von durchschnittlich 25% mehr Gewinn (http://bit.ly/tG3iXE). Praxiserfolg kann nicht nur von außen kommen, sondern bedarf auch interner, eigeninitiativer Vorkehrungen.
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Zur Venus mit Qlaira
Nachdem das österreichische Frauenmagazin “Wienerin” im Juli der Antibaby-Pille Cerazette® von essex Pharma grosszügig redaktionellen Raum
gegeben hat, darf das Konkurrenzprodukt von Bayer nicht nachstehen. Unter dem Titel “Die Venus Woche” werden die Erkenntnisse von Rebecca Booth verhackstückt, deren Buch im März 2010 auf deutsch erscheinen wird. Die US-Frauenärztin verbindet geschickt Ernährung, Hormone und Lebenstil zu einer Frauen-Wellness-Mixtur.
Die Ärztin ist bekennende Befürworterin der Hormonersatztherapie, ungeachtet, dass seit Monaten Wyeth und Pfizer wegen verschwiegenden Risiken ihrer Hormonpräparate in der Kritik stehen. Gerade in dieser Woche wurde Pfizer vor einem US-Gericht zu 6,3 Millionen Dollar Schadensersatz verurteilt worden ist, da die von Wyeth sowie Pharmacia & Upjohn hergestellten Menopausen-Mittel Premarin, Provera und Prempro bei der Klägerin Brustkrebs verursacht hätten. Weitere 1500 Klagen sind noch anhängig.
Wo Hormone und Wellness im Spiel sind, ist die neue Pille von Bayer mit der “Wirkung des natürlichen Östrogens” nicht weit.

In dem Artikel darf die Grazer Frauenärztin Monika Schaffer darauf hinweisen, dass Qlaira® den Frauen ihr monatliches Stimmungshoch zurückgeben könnte. Sie berichtet von individuellen Erfahrungen aus ihrer Praxis. Die Grazerin kennen die Leser des Blogs schon als Expertin in redaktionellen Schleichwerbeartikeln aus
news Leben oder
Kurier und als Referentin auf Forbildungsveranstaltungen zu Qlaira®. Schon im Kurier-Artikel hatte sie nicht durch Studien gedeckte Marketingaussagen propagiert “Die Frauen fühlen sich wohler, sie haben mehr Lust, und die Scheide ist feuchter. Nun wird das Statement mit dem Avis versehen, dass
Trotzdem bleibt der Artikel eine redaktionell verbrämte Werbeanzeige und damit eigentlich, wie die anderen redaktionellen Beiträge rund um die Pille von Bayer ein Fall für den österreichischen Werberat.
Meldungen (6): Beobachter über Ärzte und Pharma in der Schweiz [akt.]
Der Beobachter hat in seiner neusten Ausgabe das Titelthema „Gekaufte Ärzte: Wie die Pharma Mediziner an sich bindet“.
Es gibt einen Rechercheartikel und ein Interview mit dem 68-jährigen profilierten Gesundheitsökonomen Heinz Locher. Erfreulicherweise sind die Artikel frei zugänglich.
> Wer sich kritisch äussert, wird von Berufskollegen geschnitten.
> Mit einem sogenannten Vorteilsverbot im Heilmittelgesetz wollte man vor zehn Jahren verhindern, dass die Industrie die Ärzte weiterhin «anfüttert»; sprich: sie beim Verschreiben von Medikamenten beeinflusst.
> Bezeichnend für die geringe Sensibilität von Ärzten ist ein Erlebnis der Lausanner Medizinstudentin Alexandra Miles, die das Thema in ihrer Masterarbeit aufgreifen wollte. Dazu kontaktierte sie sämtliche medizinischen Direktoren der öffentlichen Spitäler der Schweiz. Mit null Reaktion: Sie erhielt keinen einzigen Fragebogen zurück.
> Nach zehn Jahren sind die Mängel des «Anti-Korruptions»-Gesetzes aber so offensichtlich geworden, dass unmittelbarer Handlungsbedarf besteht. Für die geplante Revision des Heilmittelgesetzes schlug das Bundesamt für Gesundheit deshalb vor zwei Jahren eine «Offenlegungspflicht» vor.
Interview mit Heinz Locher:
Heinz Locher hat zusammen mit dem ehemaligen FMH-Präsidenten (Ärzteverband) Hans-Heinrich Brunner das Buch Die Schweiz hat das beste Gesundheitssystem – hat sie das wirklich? geschrieben. Hans-Heinrich Brunner hat das Buch in Eile vor seinem Tod geschrieben und war bei der Veröffentlichung bereits verstorben.
> Die Richtlinien der Ärzteschaft sind viel zu zahm, und der Kodex der Pharma sieht nicht einmal Sanktionen vor. Auch in der wissenschaftlichen Gemeinschaft müsste geächtet werden, wer gegen Standesregeln oder Branchenrichtlinien verstösst.
> Ich bin grundsätzlich gegen Sponsoring in der ärztlichen Fortbildung. Auch wenn ein Geldgeber nicht aktiv auf das Programm einer Veranstaltung einwirkt, entstehen trotzdem psychologische Abhängigkeiten.
Der frühere Artikel Interessenkonflikte, psychologische Mechanismen und deren Ausnutzung analysiert und beschreibt einige der wichtigsten psychologischen Mechanismen. Er enthält grundlegendes Wissen.
> Ärzte werden zu dieser Haltung «sozialisiert», sie wurden schon in ihrer Assistentenzeit so «erzogen».
> Wer Karriere machen will, darf sich nicht mit dem Establishment anlegen. Interessenkonflikte sind noch immer ein Tabuthema.
Endlich wird das Thema Ärzte und Pharma auch in der Schweiz öffentlich thematisiert. Nur weil nicht darüber geredet wird,heisst dies noch lange nicht, dass auch kein Problem existiert.
Ich empfehle diese beiden Beobachterartikel allen zur Lektüre.
Gemäss neuster Wemf-Studie ist der Beobachter vom Springer Verlag mit 987‘000 Leser und Leserinnen die meistgelesene Publikumszeitschrift der Schweiz. Die Artikel haben deshalb eine rechte Streuung und bringen hoffentlich Bewegung in die Sache.
Situation in Deutschland?
Seelsorge für die Industrie, Der Spiegel, 16. Mai 2011
> Sobald die Hochschulmediziner auf den Lohnlisten pharmazeutischer Firmen erfasst sind, ist deren Unabhängigkeit gefährdet. Ober- und Chefärzte fungieren nunmehr als „Meinungsbildner“ – spöttische Ärzte halten die Bezeichnung „Mietmäuler“ für treffender: Sie sollen den Interessen ihrer Auftraggeber dienen, sprich: den Firmen Glaubwürdigkeit verleihen und für hohe Verschreibungszahlen sorgen.
Top Verdiener in der Pharma Neu!
Die 10 Topverdiener der Schweiz, tagesanzeiger.ch: (Tagesanzeiger.ch/Newsnet), 30. März 2012
> Unter den Top Ten, die in der Bildstrecke abgebildet sind, rangieren gleich vier Chefs von Pharmaunternehmen
> Die Topmanager Joe Jimenez (Novartis), Ernst Tanner (Lindt & Sprüngli) und Joe Hogan (ABB) gehörten bereits 2010 zu den Spitzenverdienern der Managerriege und konnten 2011 darüber hinaus noch zulegen. Jimenez verdiente im Vorjahr um 3 Millionen Franken mehr als im Jahr 2010.
Rohdaten von Moneyhouse: http://www.moneyhouse.ch/wirtschaft/vips/die_spitzenverdiene…
Die Pharmamanager haben auch ganze Arbeit geleistet, wie obige Artikel zeigen. Sie sind ihr Geld wert!
Gehirnstruktur Neu!
Gehirn ist überraschend einfach gestrickt, Spiegel Online, 29. März 2012
> Eine US-Studie zeigt nun, dass Nervenbahnen aber in ordentlich gewebten Strukturen verlaufen.
> Wedeen und sein Team gehen von einer einfachen Erklärung für den Aufbau der Netze aus. Während der Embryonalentwicklung orchestrieren Moleküle die Formgebung des Körpers entlang der drei Körperachsen: der Längsachse (von Kopf bis Fuß), der Sagittalachse (vom Rücken zum Bauch) und der Transversalachse (von links nach rechts).
> Zu Krankheiten, bei denen eine Störung der Faserbahngeometrie beteiligt ist oder sein könnte, gehören etwa Schizophrenie, Multiple Sklerose, Schlaganfall, Demenz und Aufmerksamkeitsstörungen.
Originalartikel publiziert in der Zeitschrift Science:
Patric Hagmann ist ein Schweizer Forscher vom Universitätsspital Lausanne (CHUV). Der Artikel ist leider nicht frei zugänglich.
Beitrag im Schweizer Radio DRS im Magazin Wissenschaft:
Die Wege des Hirns sind ergründlich, Wissenschaft DRS 2, 31. März 2012 5:25
Erfolge in der Forschung? Neu!
Mehrzahl der Erfolge in Krebsforschung täuscht, Spiegel Online, 29. März 2012
> Selbst Forscher zeigen sich schockiert: Die wenigsten der als Durchbruch vermeldeten neuen Ansätze in der Krebstherapie werden nach Jahren tatsächlich weiter verfolgt. Schuld seien zu frühe und unkritische Publikationen. Auch negative Ergebnisse müssten veröffentlicht werden, fordern Experten.
Medizin rationieren?
Medizin rationieren?, Echo der Zeit, 29. März 2012
> Neue Studien fordern eine Einschränkung der Leistungen im Gesundheitswesen. Der leitende Anästhesist am Unispital Basel fordert dies schon lange.
> Diese Studie haben im Auftrag der Akademien der Wissenschaften PD Dr. Matthias Schwenkglenk und Dr. Florian Gutzwiller vom Institut für pharmazeutische Medizin der Universität Basel erstellt. Der Bericht beschreibt die Methoden zur Bewertung medizinischer Leistungen sowie deren Anwendung in verschiedenen Ländern mit Vor- und Nachteilen. Es erfolgt eine zusammenfassende Beurteilung der möglichen Bedeutung dieser Methoden für die Schweiz.
Ja zu Managed Care, Abstimmung 17. Juni
Am 17. Juni 2012 findet die Abstimmung über die Managed Care Vorlage. Vereinfacht gesagt, werden alle medizinischen Kontakte und Interventionen vom Hausarzt verwaltet (gemanaged). Die Idee ist unnötige Untersuchungen und Behandlungen zu vermeiden und…