Patientenstau aus zwei Blickrichtungen Wenn Patienten über zu lange Wartezeiten klagen, kann eine Vielzahl an Gründen hierfür verantwortlich sein. Das Team einer internistischen Praxis stand vor einer derartigen Problemlage, die schon seit längerer Zeit durch persönliche Rückmeldungen der Patienten bekannt war, aber durch eklatant negative Bewertungen in der aktuellen Patientenbefragung in ihrer ganzen Tragweite deutlich […]![]()
Related Posts
Sales Support Quality Rating: Wie gut unterstützen Pharma-Unternehmen ihre Außendienst-Mitarbeiter?
Der Erfolg von Pharma-Außendienstmitarbeitern bei den von ihnen besuchten Ärzten hängt nicht nur von ihren Fähigkeiten und ihrem Engagement ab, sondern maßgeblich auch von der Unterstützung durch ihre Unternehmen. Die im August startende, Fragenbogen-gestützte Exploration “Sales Support Quality Rating: Wie gut unterstützen Pharma-Unternehmen ihre Außendienst-Mitarbeiter?” hat das Ziel, diese Frage aus Sicht der Betroffenen zu […]![]()
Umbesetzung des Wissenschaftlichen Beirates der MS-Gesellschaft; eigene Wahl
Was ändert sich im Wissenschaftlichen Beirat der MS-Gesellschaft?
Der Vorstand der MS-Gesellschaft strebt eine breitere Zusammensetzung des Wissenschaftlichen Beirates der MS-Gesellschaft an. Bisher sind dort vor allem Medizinprofessoren und Universitätsdozenten vertreten. Beispielsweise fehlen „normale“ Neurologen mit eigener Praxis.
Als ersten Schritt hat der Vorstand im Oktober ein neues Reglement für den Wissenschaftlichen Beirat (PDF) verabschiedet. Ich werde in einem separaten Artikel auf die Reglementsänderungen eingehen. [Aktualisierung 23.02.2014: Im Artikel Überarbeitetes Reglement des Wissenschaftlichen Beirates der MS-Gesellschaft werden die Reglementsänderungen analysiert.]
Anfang Dezember wurden die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates gewählt.
Auf die Zusammensetzung des Wissenschaftlichen Beirates werde ich eingehen, wenn die neue Liste der Mitglieder von der MS-Gesellschaft veröffentlicht wurde.
Eigene Mitgliedschaft
Im Zuge dieser Umbesetzung wurde ich vorgeschlagen und schliesslich vom Vorstand in den Wissenschaftlichen Beirat gewählt.
Ich danke der MS-Gesellschaft für das Vertrauen.
Meine Ziele
Der Wissenschaftliche Beirat ist mit seinen fast 30 Mitgliedern ein grosses Gremium. Mit einer jährlichen Sitzung in der grossen Runde ist der Beirat als ganzes wenig aktiv. Einen grossen Teil der Arbeit läuft im Ausschuss (Vorstand des Wissenschaftlichen Beirates) oder in Arbeitsgruppen ab.
Was ich effektiv bewirken kann ist ungewiss. Mein Einfluss wird wahrscheinlich beschränkt sein.
Nichtsdestotrotz, was sind meine Ziele?
- Vertretung der Betroffeneninteressen, Einbringung einer Patientensicht.1
- Forschungsmittel der MS-Gesellschaft für Projekte einsetzen, die im Interesse der Betroffenen sind, die sonst aber niemand macht, z.B. weil es nicht patentierbar und deshalb „hoch-kommerziell“ verwertbar sind. Beispielsweise der Einfluss der Lebensweise wie der Bewegung oder der Sonne.
- Ein für alle freier Zugang zu geförderter Forschung (Open Access).
- Besserer Umgang mit Interessenbindungen.
- Überprüfung von Nutzen/Risiken bei der Zusammenarbeit mit Pharmagesellschaften, z.B. Sponsoring oder Biogen MS-Preis der MS-Gesellschaft.
Ich werde versuchen die Themen sachlich zu vertreten um für meine Anliegen einzustehen. Die Sache steht für mich im Vordergrund.
Ich bin wirtschaftlich unabhängig und von keinen Forschungsgeldern abhängig. Wirtschaftliche Unabhängigkeit ist eine Voraussetzung für das Vertreten einer eigenständigen Position.
Ich sehe mich als Betroffenenvertreter und als solcher bin ich offen für Anregungen (Kontakt) von anderen Betroffenen.
Was bedeutet das für den Blog?
- Ich werde weiterhin bloggen, auch zu Themen der MS-Gesellschaft.
- In den Blogartikeln schreibe ich meine Meinung. Eine Meinung, die unabhängig ist und sich nicht mit der Meinung der MS-Gesellschaft oder des Wissenschaftlichen Beirates decken muss. 2
- Ich werde meine Interessenbindung zur MS-Gesellschaft in zukünftigen Artikeln offenlegen.
Durch den persönlichen Umgang könnte es sein, dass das Schreiben kritischer Artikel persönlich schwieriger wird. Dies ist ein alltägliches Problem im Lokaljournalismus. Mit Distanz lässt sich besser und unabhängiger schreiben.
Wo möglich, ist es wohl besser die Anliegen zuerst persönlich anzusprechen, bevor ich darüber schreibe.
Dank
Ich danke allen, die mir bisher in irgend einer Art bei meinem Engagement geholfen haben.
Fazit
Die Umsetzung und Verbreiterung des Wissenschaftlichen Beirates der MS-Gesellschaft ist ein wichtiger und richtiger Schritt. Dieser Schritt stärkt die Position der MS-Gesellschaft.
Neben dem Blog ist meine eigene Mitgliedschaft im Wissenschaftlichen Beirat eine weitere Möglichkeit die Betroffeneninteressen zu vertreten. Also direkt in einem Gremium. Ich freue mich. Es bleibt spannend.
Nachtrag
[Aktualisierung 23.02.2014: Die Sitzung des Wissenschaftlichen Beirates ist mit einem Nachtessen und anschliessender Übernachtung verbunden. Ich möchte nicht von anderen Spendengeldern profitieren. So, versuche ich immer mehr zu spenden, als ich Kosten verursache.]
-
Wie dies konkret aussieht, z.B. bei Tecfidera® (BG-12, Dimethylfumarat, Fumarsäure), muss sich zeigen. Es ist auf jeden Fall spannend. ↩
-
Der Wissenschaftliche Beirat ist keine Kollegialbehörde wie der Bundesrat, wo nach erfolgter Abstimmung alle Mitglieder die selbe Meinung zu vertreten haben. ↩
All Trials Initiative – Alle Studien registriert | Alle Resultate veröffentlicht (akt. 1)
Was ist AllTrials.net? Was will die Petition bezwecken? Wer steht hinter dieser Initiative? Warum ist diese Initiative wichtig?
Hilft Tamiflu? Wir wissen es nicht. Zahlten aber trotzdem Milliarden und gehen vielleicht sogar gesundheitliche Risiken ein. Wie die Tamiflu Saga zeigt, werden medizinische Studien verzerrt veröffentlicht (publication bias). «Unerwünschte» Resultate werden unter den Teppich gekehrt.
Das verunmöglicht allen Medizinern, auch den besten und unabhängigsten, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die richtigen Medikamente auszuwählen. Auch die besten und unabhängigsten Mediziner können keine «besseren» Daten «hervorzaubern». Evidenzbasierte Medizin ist nicht möglich.
Ben Goldacre hat in seinem Buch Bad Pharma die aktuelle Situation detailliert analysiert und zusammengefasst.
Das Problem ist schon lange bekannt. Beispielsweise haben 2004 die Vereinigung der angesehensten medizinischen Fachzeitschriften (International Committee of Medical Journal Editors; ICMJE) beschlossen, nur noch vorregistrierte Studien zu veröffentlichen. Denn bei der Registrierung ist noch unklar, ob ein «positives» oder ein «negatives» Resultat herauskommt. Die Zulassungsbehörde EMA der EU, führte das zentrale Studienregister EudraCT ein. Seit 2007 müssen für alle von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA zugelassenen Medikamenten alle Studiendaten innerhalb eines Jahres in zusammengefasster Form auf clinicaltrials.gov veröffentlicht werden.
Alles bestens? Mitnichten! Das sind nur halbe Lösungen – Scheinlösungen:
- Die angesehenen Fachzeitschriften der ICMJE hielten sich nicht an den eigenen Beschluss. Eine Studie zeigte 2008, dass die Hälfte der veröffentlichten Studien nicht richtig registriert wurden.1
- Und das EU Register ist wohl zentral, aber geheim. Das EudraCT ist schlicht weg nicht öffentlich zugänglich. Salopp gesagt, ein Witz. Man stelle sich das vor. Das Transparenzwerkzeug ist geheim.2
- Und bei den Amerikanern? Auch ein Fehlschlag. Eine Studie Anfang 2012 hat festgestellt, dass nur eine von fünf Studien ordnungsgemäss innerhalb eines Jahres auf ClinicalTrials.gov veröffentlicht wurde.3
Das Traurige ist: Die Situation ist durch diese Scheinmassnahmen noch schlimmer geworden als vorher. Alle sagen, wir haben die Register, das Problem ist gelöst. Was aber gar nicht stimmt.
Der Mediziner und Autor Ben Goldacre ist nicht jemand der einfach jammert, sondern er handelt. Er hat deshalb mit dem angesehenen Fachmagazin BMJ, der Cochrane Collaboration und der James Lind Alliance, die AllTrials.net Initiative ins Leben gerufen.
All Trials Registered | All Results Reported
Es ist an der Zeit, dass alle Resultate klinischer Studien veröffentlicht werden. Davon werden Patientinnen und Patienten, Forschende, Apothekerinnen und Apotheker, die Ärzteschaft und die Behörden profitieren. Bitte unterzeichnen Sie die untenstehende Petition, wo auch immer in der Welt Sie sind:
In der Vergangenheit wurden die Resultate von tausenden von klinischen Studien nicht veröffentlicht. Manche Studien wurden nicht einmal registriert.
Informationen darüber, was in diesen Studien untersucht und gefunden wurde, könnten damit für Ärzte und Forschende für immer verloren sein, was zu schlechten Therapieentscheiden und verpassten Chancen für eine bessere Medizin führt; aber auch zu Studien, die wegen fehlender Information wiederholt werden.
Alle klinischen Studien sollten daher registriert werden, seien dies vergangene oder aktuelle. Die vollständigen Methoden und die Resultate sollten veröffentlicht werden.
Wir rufen Regierungen, Behörden und Forschungsinstitutionen dazu auf, Massnahmen umzusetzen, um diese zu erreichen.
CC BY-NC-ND AllTrials.net
Das Problem ist schon zu lange ungelöst. Zu viele Scheinlösungen hat es gegeben.
Alle – Einzelpersonen, Gesellschaften und Institutionen, auch Schweizerische – sind jetzt aufgerufen die Petition zu unterschreiben und selbst aktiv zu werden.
Stand
Seit dem Start am 8. Jan. 2013 wird die Petition schon von vielen unterstützt. Eine Auswahl:
- 80 britische Patientenorganisationen
- IQWiQ und NICE
- Das 6. grösste Pharmaunternehmen der Welt (34 Mrd USD Umsatz) GlaxoSmithKline (GSK).4
- Über 30‘000 Personen
Die Initiative hat noch kaum Unterstützung aus der Schweiz. Die nichtveröffentlichten Studien sind eines der grössten Probleme der Medizin und der Wissenschaft. Jetzt unterschreiben.
Referenzen
- Trust of medical volunteers ‚betrayed‘, BBC, 18. Jan. 2013
- Blog Posting Bad Science
- AllTrials campaign raises the game on clinical-trial transparency, PharmaTimes, January 10, 2013
- All trials must be registered and the results published, BMJ 2013;346:f105, 9 January 2013 (Nicht Open Access und daher nicht öffentlich lesbar)
- Peter Kleist. Nur hundertprozentige Transparenz schafft Vertrauen, Schweizerische Ärztezeitung, 13. Feb. 2013, 94(7):267 Dr. med. Peter Kleist ist medizinischer Direktor von GlaxoSmithKline (GSK)4.
[Aktualisierung 09.03.2013: 18th January 2013 Sir Iain Chalmers interviewed on the Today programme]
[Aktualisierung 25.03.2013: Artikel von GlaxoSmithKline-Direktor in Schweizer Ärztezeitung: Peter Kleist, Vier Schritte zu mehr Transparenz in der klinischen Forschung, Schweizerische Ärztezeitung, März 2013, 94(12):483–5]
[Aktualisierung 11.05.2013: Die AllTrials-Initiative findet nun auch in der Schweiz Unterstützung. Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW)5 und die Schweizerische MS-Gesellschaft unterstützen die Initiative. Bravo für die Vorreiterrolle. Hoffentlich folgen noch weitere Institutionen.]
[Aktualisierung 11.05.2013: Unterschriften bis zum 20. Mai sind besonders wichtig. Ende Mai findet eine wichtige Abstimmung in der EU statt. Jede Unterschrift zählt. Jetzt unterschreiben.]
[Aktualisierung 03.06.2013: Am 3. Juni ist im Tagesanzeiger ein ganzseitiger Artikel zum Buch Bad Pharma und zur All Trials Initiative erschienen. Online ist der Artikel nicht verfügbar. Der Artikel ist im Wirtschaftsteil. Ich habe den Artikel selbst noch nicht gelesen. Wenn der Tagesanzeiger in Griffnähe ist, lohnt sich wahrscheinlich die Lektüre.]
Die britische MS Society unterstützt die AllTrials Initiative ebenfalls.
Die Liste der der Unterstützer ist mittlerweile lang geworden. So muss es sein!
«Negative Studien» dürfen nicht mehr verschwinden. Was leider heute noch bei etwa bei der Hälfte der Studien der Fall. Die guten ins Körbchen, die anderen sonst wohin. Und leiden müssen dann die Patienten unter vermeintlich wirksamen Medikamenten. Ausser Nebenwirkungen nichts gewesen.
Die Petition kann immer noch unterschrieben werden. Wer Forschung nicht zu Marketingzwecken, sondern zur wahrheitsgemässen Wirksamkeitsforschung will, der muss unterschreiben.
-
Ben Goldacre Bad Pharma, p47ff / Mathieu S, Boutron I, Moher D, Altman DG, Ravaud P. Comparison of Registred and Published Primary Outcomes in Randomized Controlled Trials. JAMA. 2009 Sep 2;302(9):977–84. ↩
-
Wieseler B, McGauran N, Kaiser T. Still waiting for functional EU Clinical Trials Register. BMJ. 2011 Jun 20;342:d3834-d3834. (via Bad Pharma, p47ff)
Nach dem Erscheinen des Buches Bad Pharma von Ben Goldacre und politischem Druck sind bei der EU Bestrebungen im Gange, das Register nicht mehr geheim zu halten und den Forschern zur Verfügung zu stellen. ↩ -
Prayle AP, Hurley MN, Smyth AR. Compliance with mandatory reporting of clinical trial results on ClinicalTrials.gov: cross sectional study. BMJ. 2012;344:d7373. (via Bad Pharma, p47ff) ↩
-
Mit der 3 Mrd. USD Busse 2012 ist GSK ein gebranntes Kind auf dem Weg der Besserung. ↩ ↩
-
Persönliche Auskunft vom Generalsekretär Dr. Hermann Amstad. ↩