Ein Allgemeinmediziner sieht sich bei zwei seiner Patienten mit der Frage konfrontiert, wie lange eine Hormonentzugstherapie nach radikaler Prostatektomie durchgeführt werden sollte. Ein Patient (Jahrgang 30) erhält die Hormonentzugstherapie nach mehr…
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Polypill zum Frühstück
Die Pille für alles kommt. Fünf Jahre nach der ersten im BMJ veröffentlichten Idee ist es soweit. In einer 12-wöchigen Studie wird eine “Polypill” gestestet, die vier Wirkstoffe (ASS, ein Statin, ein ACE-Hemmer und ein Thiaziddiuretikum) enthält und zur Prävention gegen Herz-Kreislauferkrankungen irgendwann jedem Bürger über 55 Jahren sozusagen zum Frühstück gereicht werden soll.
Medikalisierung der Gesellshaft, die dem indischen Pharmakonzern Dr. Reddy’s (deutsche Tocher betapharm) Umsatz bringen soll, der das Medikament herstellt. Nach dem Bericht war es nicht so einfach gewesen, die vier Wirkstoffe in einer Tablette zu vereinen. Was trotz des Generika-Status dort auf ein Geschäft hoffen lässt. Der Aktienkurs von Dr. Reddy’s Laboratories hätte es nötig. Die Aktie hat dieses Jahr 40% verloren und notiert am Rand des Tiefstkurses.
Regividerm: Wenn die Ethikkommission Urlaub hat……
1. Wirkung der Prophylaxe bei neurodermitischer Disposition der Eltern
Bei einer Gruppe von 10 Kleinkindern (0-1 Jahre), deren Eltern, zumindest ein Elternteil, unter manifester Neurodermitis leiden, wurde die gemäß obigem Beispiel hergestellte Salbe 3mal täglich für den Zeitraum von 3 Monaten auf die gesamte Hautoberfläche aufgetragen. Die Wirkung der erfindungsgemäßen Salbe auf die Haut wurde für ein halbes Jahr nachbeobachtet.
Während der Nachbeobachtungszeit trat bei keinem der untersuchten Kleinkinder eine neurodermitische Hautveränderung auf.
Aus einer Patentbeschreibung des
Regividerm-Erfinders (via Ökotest-Forum und Spiegel-Online-Forum).
Es ist von gesunden Kindern die Rede. Spiegel-Online-Forumsteilnehmer “1lauto” dazu:
—
Update: Zur Erläuterung, weil dieser Eintrag hier und da anders verstanden wird, als er gemeint war. Es geht nicht etwa darum, dass Regividem nur an gesunden Menschen getestet worden sei. Das ist nicht der Fall.
Es geht darum, dass angeblich 10 gesunde Säuglinge monatelang auf der gesamten Hautoberfläche (!) mit dem oben genannten vom Erfinder komponierten Chemikalienmix eingecremt worden seien. Das wäre nicht nur unethisch, sondern natürlich auch illegal. Ich nehme deshalb zugunsten des Erfinders an, dass er diese Studie frei erfunden hat.
USA: Originalhersteller soll für Nebenwirkungen…
In den USA gibt es einen interessanten Fall (Conte v. Wyeth) von Produkthaftung bei Medikamenten. Ein Gericht in Kalifornien hat entschieden, dass das Pharmaunternehmen Wyeth für die bleibenden neurologischen Folgen haftbar ist, die bei einer Patienten nach der Therapie mit Metoclopramid gegen Refluxösophagitis aufgetreten sind. Jedoch hatte die Klägerin ein Produkt eines anderen Hersteller geschluckt, der den Wirkstoff von Wyeth als Generikum vertreibt. Das Patent war in den USA schon 1982 ausgelaufen.
Ein Hersteller ist danach noch Jahrzehnte nach dem Auslaufen des Patents für den Wirkstoff verantwortlich. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass die Produktinformationen des Generikums auf den Angaben von Wyeths Originalmedikament beruhen.
Dieses Urteil heizt die Diskussion über die Gesetzgebung bei Produkthaftung bei Medikamenten weiter an. Wenn diese Entscheidung bestand hat und ein Meilenstein darstellt, wie Experten prognostizieren, dann ist zu befürchten, dass patentgeschützte Medikamente noch teurer werden. Die Pharmakonzerne werden diese finanziellen Risiken auf den Versicherten abwälzen.
Hilfe könnte für die Pharmaunternehmen von anderer Seite kommen. Die Hersteller argumentieren, dass mit der Zulassung des Medikaments durch die FDA die Haftung auf die dort festgestellten Nebenwirkungen beschränkt ist. Nach dem Rechtsprinzip des Preemption in den USA darf das Bundesrecht nicht durch Entscheidungen von Gerichten der einzelnen Bundesstaaten ausgehebelt werden.
Auch hier ist Wyeth involviert. Das Pharmaunternehmen fechtet derzeit einen Fall (Wyeth v. Levine) vor dem Supreme Court aus. Preemption würde den in Europa immer wieder mit Erstaunen registrierten horrenden Haftungsklagen bei Medikamenten ein Ende setzen. Das ist nicht im Sinne der Wähler von Obama und der neuen demokratischen Mehrheit. Daher wird spekuliert, ob Barack Obama das “Preemption” beenden kann.