(NORDWEST) Ich glaub nur der Statistik, die ich selber gefälscht habe – soll Winston Churchill mal gesagt haben. Wir haben gestern von Befragungsergebnissen berichtet, die heute schon widerlegt scheinen. Oder in den zurückliegenden 24 Stunden hat sich erheblich etwas getan, den statt gut 60 % sind es plötzlich nur noch 41 % der Deutschen, die eine Verschlechterung der Qualität im Gesundheitswesen sehen. Sagt jedenfalls ein anderes Beratungsunternehmen als das gestern zitierte. Apropos Churchill – die Zuschreibung des o.e. Zitates ist wohl auch mit Fug und Recht zu hinterfragen. (Zi)
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Über 70.000 Treffer zeigt aktuell Google an, wenn ich die Zeichenkette „Pflegenotstand Deutschland“ eingebe. Ein aktuelles Thema, mit bedingt durch den Fachkräftemangel. Der Pflegenotstand, so darf ich erwarten, wird sich weiter verschärfen, wenn die Vergütung der Alten– und Krankenpflege nach … Lesen fortsetzen →
Die Veränderung des Zeitempfindens in der geschlossenen Psychiatrie.
Im Sommer 2007 verschwand ich lange von der Bildfläche, indem ich wegen Suizidgefahr etliche Wochen auf der "Geschützten Kriseninterventionsstation" verbrachte. Da sind die Ausgangsregeln zwar weniger restriktriv als auf anderen Geschlossenen, aber bis zu bestimmten Ausgangsstufen ist die Tür doch erstmal ziemlich zu.
Was bedeutet das denn für mich als Patienten?
Zum Verständnis erstmal die verschiedenen Ausgangsstufen in der LWL-Klinik:
Stufe 0: Die Tür ist so zu, zuer geht es nicht. Gar kein Ausgang, auch nicht mit Personal.
Stufe 1: Ausgang in 1:1-Betreuung durch Personal. Effektiv nicht besser als Stufe 0.
Stufe 2: Ausgang in der Gruppe mit Personalbetreuung. Damit kann (muß) man morgendlichen Spaziergang und an der Ergotherapie teilnehmen. Ein wenig frische Luft und Beschäftigung.
Stufe 3: Ausgang mit mindestens auf gleicher Ausgangsstufe befindlichem Leidensgenossen und Besuchern.
Stufe 4: Ausgang allein auf dem Gelände
Stufe 5: Ausgang auch in die Stadt.
Ich war etliche Tage auf 0 und 1, also gleichsam eingesperrt. Ich hatte nur die Uhr und die Mahlzeiten. Lesen ging nicht wirklich, dafür ging es mir zu schlecht. Der Tag dehnte sich endlos, auch dadurch, daß der Geschmack der breiten Masse das Fernsehprogramm bestimmte, und dieser war absolut nicht meiner. Nur- im Zimmer rumgammeln wollte ich und durfte ich nicht, und das Wohnzimmer war schon gemütlich.
Die ersten Tage zogen sich wie Kaugummi, sie dauerten gefühlt wesentlich länger als die restlichen Wochen ab Stufe 2 aufwärts.
Aber danach ging es sehr schnell, ruck-zuck waren mehrere Wochen vorbei.
Denn zusätzlich zu den Mahlzeiten wurde die Zeit zum Teil auch am Wochenende mit Ergotherapie gefüllt. Ich malte wie ein Irrer (naja, bin ich ja auch
) in Acryl, obwohl ich das erste mal in meinem Leben malte, gelang es ganz gut. Ich verwurstete Erlebnisse und Gedanken und mehr. Und wurde besser. Unser Stationspsychologe kaufte mir sogar ein Gemälde ab. Ich traf ihn vor einigen Wochen. Es hängt noch immer in seinem Büro, trotzdem er damit umgezogen ist.
Im hoch eingezäunten Garten wurde gegrillt, wir kauften im nahen Supermarkt auch für die anderen ein…
Ruckzuck wurde ich entlassen. Auch wenn ich dann erstmal zur Scheiß-Reha kam und von dort wieder in die Akutklinik. Und irgendwann nach siebeneinhalb Monaten, die mir viel kürzer vorkamen, ging ich wieder ganz nach Hause und zur Arbeit (Wiedereingliederung). Eine fremde Welt. Ich mußte mich wieder an ein normales Leben gewöhnen. Die Klapse war mein zu Hause geworden. Denn die Uhren in der Klinik ticken langsamer, viel langsamer. Nur keinen Streß. Keine Hektik. Gemütlich von Therapie zu Therapie schlendern. Das war mein Leben gewesen.
tags: psychiatrie zeitempfinden klapse klinik geschlossen geschützt krisenintervention suizid
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