Externe Wirbelsäule oder auch Praktikanten


Meine eigene Zeit als Rettungsdienst-Praktikantin bzw. eben „Dritte“, wie man so schön sagt, ist mittlerweile schon wieder einige Zeit (ca. 2 Jahre) her, doch ich denke immer noch gerne an manche Schichten bzw. Erlebnisse zurück. Von einigen Mitarbeitern bei uns auf der Wache werden sie auch gerne externe Wirbelsäule genannt, da Praktikanten eben auch gerne Dinge tragen dürfen und so die Arbeit erleichtern.

In den letzten zwei Jahren als Fahrerin bzw. Begleiterin habe ich auch einige Praktikanten erlebt, wenn auch eher seltener. Viele Praktikanten, die eine Ausbildung oder Schulpraktikum machen sind eher unter der Woche da und ich eher am Wochenende. Bei uns auf der Wache, wir sind eine Lehrretttungswache mit vielen Praktikantin, gibt es von Schulpraktikanten über ehrenamtliche Helfer mit Sanitätsausbildung, angehenden Rettungssanitäter und -assistenten bis zum Jahrespraktikanten für den RA (diese rechne ich aber in ihren Anerkennungsjahr nicht mehr als richtige Praktikanten, denn sie werden ja fest als regeluläres Besatzungsmitglied eingesetzt).

Einige Dinge fallen einem dabei schon auf, besonders gibt es große Unterschiede. Diese Unterschiede liegen jedoch meist nicht an ihrer Qualifikation, sondern eher am Menschlichen, selten auch am Fachlichen.

In meiner letzten Schicht auf dem Rettungswagen hatte ich auch einmal wieder eine Praktikantin dabei. Sie macht eine Art Schnupperpraktikum, jedoch ist sie bereits ab Herbst für die Ausbildung zur Rettungsassistentin angemeldet.  Somit durfte sie auch ohne große fachliche Qualifikation (offiziell nur Erste Hilfe) nach einigen Wochen auf dem Krankenwagen nun eine Woche auf dem Rettungswagen als Dritte mitfahren. Normalerweise benötigt man dazu mindestens die Sanitätsausbildung.

Das Mädel war sehr aufgeweckt, hat sich morgens vorgestellt und auch beim Auto checken bereits sehr viel versucht selbstständig zu machen (Notfallkoffer überprüfen inkl. Medikamente). Natürlich wurde sie immer überwacht, doch man hat gemerkt, dass sie sehr viel nachfragt und interessiert ist. Leider kann dies auf Dauer für einige Kollegen auch nervig sein, wenn der Praktikant andauernd nachfragt.

In manchen Situationen muss man einfach mal ruhig sein und kann besser später nachfragen. So war dies bei einer verstorbenen Frau der Fall, denn dort sollte man in der Wohnung besser nicht zu viele Fragen stellen, denn dies irritiert die Angehörigen doch sehr stark. Ich habe versucht sie aus dieser Situation rauszunehmen und bin dann mit ihr nach draußen gegangen, wobei der Kollege noch einige Dinge mit dem Notarzt geklärt hat. Dort konnte ich ihre Fragen klären und sie auch etwas „herunterfahren“.

Sie hat es aber innerhalb von acht Stunden echt geschafft, einen der ruhigsten Kollegen so zu nerven, dass er einmal fast explodiert wäre, denn wenn man schon Blutdruck messen will und dann nach drei Versuchen meint, dass sie keinen findet (bei einer aufgeregten Patientin nicht gerade hilfreich) und nach dem vierten mal Messen einen circa, vielleicht, ungefähr Wert angibt, dann sollte man vielleicht doch zugeben, dass man vorher noch ein paar mal üben sollte.

Es ist aber auch schön, wenn man jemanden sein Wissen vermitteln kann, denn aus der Zeit als ich selbst Praktikantin gewesen bin, erinnere ich mich gut daran, wie mir Dinge gezeigt wurden und ich Sachen zum ersten mal gemacht habe.

Manche Praktikanten bekommt man aber auch nur ganz kurz und beiläufig auf der Rettungswache mit. So stellen sich die einen vor und beteiligen sich auch an Gesprächen, wohingegen andere nur rumsitzen und es nicht nötig haben, sich vorzustellen. Meine Motivation ist dann auch nicht groß auf solche Leute zuzugehen, denn ich erwarte es einfach, dass man sich als Neuer vorstellt und sagt, was man hier macht. So habe ich dies schließlich zu Beginn als Praktikantin auch überall getan, bei manchen aus Versehen sogar doppelt 😉

Ich werde in nächster Zeit wahrscheinlich öfters über Praktikanten berichten, denn es gibt mittlerweile doch ein paar Geschichten, was man so erlebt. Manche sind eher lustig, andere eher traurig.

Ein Kommentar

  1. Ist bei uns auch gang und gebe, dass sich die Praktikanten erst einmal vorstellen müssen. Tun sie das nicht, sind sie bei den meisten Kollegen gleich mal unten durch. Gebietet aber auch die Höflichkeit.

    Das mim doppelt Vorstellen geht mir immer noch so (in allen Lebenssituationen)…hab ein furchtbar schlechtes Personen-Gedächtnis 😀

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