Die hilflose, vergessene Praktikantin


Eigentlich wollte ich nur kurz nach der Arbeit auf die Wache fahren und dort meinen Schlafsack mitnehmen. Doch wie es eben so ist, dauert die Aktion mal wieder etwas länger.

Zunächst einmal gehe ich über den Hintereingang zur Rettungswache und sperre nach Schlüsseltausch auf. Erst denke ich, dass alle ausgerückt sind und niemand zum kurzen Reden da ist.

Doch dann kommt eine recht hilflos wirkende junge Frau in Rettungsdienstbekleidung auf mich zu. Sie stellt sich vor, ich frage noch was für ein Praktikum sie macht. Sie ist Rettungssanitäterin und kommt zur Auffrischung des Wissens von der Bundeswehr.

Kurz danach beachte ich sie nicht mehr, da sie auch nichts weiter sagt, schaue noch schnell am PC auf den neuen Dienstplan und kontrolliere meine Schichten. Danach fragt sie doch: sie will wissen, wann die Rettungsdienstleitung wieder im Büro zu finden ist.

Leider muss ich sie enttäuschen, denn es ist Freitag Nachmittag und da ist das Büro nicht mehr besetzt. Danach will sie die Nummer des zuständigen Rettungsdienstleiters haben, doch auch hier hört jetzt natürlich niemand mehr.

Auf Nachfrage bekomme ich langsam mehr Informationen: Sie fährt als Dritte auf dem RTW mit und anscheinend wartet sie seit Stunden auf ihre Besatzung. Sie war nämlich um 8 Uhr auf Toilette gewesen und als sie wieder da war, ist der RTW anscheinend ohne sie ausgerückt. Nun sind mittlerweile 5 !!! Stunden vergangen und sie sitzt immer noch hilflos und sinnlos auf der Wache herum.

Man muss dazu sagen, dass es aber sicherlich auch andere Besatzungen gegeben hätte, die ihr weiter geholfen hätten oder sie hätte sich mal etwas früher melden müssen. Aber so wie es aussieht, hat sie den Tag bzw. die Schicht abgesessen.

Ich möchte zum Sachverhalt eher weniger sagen, denn ich weiß ja nicht, was sie bisher unternommen hat, um den Tag noch aktiv zu nutzen. Aber eigentlich ist es mir ganz ehrlich auch ein bisschen egal, denn schließlich wollte ich nur etwas von der Wache holen und fühle mich jetzt nicht als zuständige Person.

Ich helfe ihr dennoch noch einmal und gebe ihr die Nummer der Rufbereitschaft der Rettungsdienstleitung. Da trifft sie sicherlich auf einen kompetenten Kollegen, der sich am Freitag Nachmittag über ihr Problem freut 😉 Nun muss ich aber auch weiter und kümmere mich nicht mehr abschließend um die Lösung des Problems. Jedoch nehme ich an, dass die Praktikantin danach einfach nach Hause geschickt wurde, alles andere macht wenig Sinn.

Insgesamt war die Dame echt sehr hilflos, doch ganz ehrlich: wer wartet denn bitte 5 Stunden sinnlos auf einer Rettungswache und meint, dass sich am Freitag Nachmittag alle noch im Büro befinden und die sinnlose Schicht noch als toll befinden. Vielleicht liegt diese Handlung jedoch auch am Gehorsam bei der Bundeswehr?

Eines muss ich aber sagen: Es kann als Besatzung schon einmal vorkommen, dass man wirklich den Praktikanten etwas vergisst und so vielleicht auch ohne ihn ausrückt. Dies ist aber eigentlich nur der Fall, wenn der Dritte sehr unscheinbar ist und nicht Bescheid sagt, wenn er irgendwohin verschwindet. In der Eile denkt man dann eben nicht mehr an das zusätzliche Besatzungsmitglied. Mir selbst ist so etwas aber ehrlich gesagt echt noch nie passiert.

3 Kommentare

  1. Habt ihr keine Handys aufm RTW? Dann hätte sie die Besatzung doch einfach anrufen können.
    (zur Not kann man sie ja auch anfunken)
    Es ist wirklich unverständlich 5 Stunden nichtstuend abzusitzen, aber auch ein bisschen merkwürdig, dass sich die Besatzung nicht mehr um sie gekümmert hat (Nach ner gewissen Zeit sollte das Fehlen der Praktikantin ja auffallen)

    1. Wir haben zwar Diensthandys für die RTW, doch diese sind nur zur Kommunikation zwischen Leitstelle und RTW-Besatzung bzw. Leitungsdienst gedacht. Die Nummern sind daher nirgends veröffentlicht. Somit konnte die Praktikantin diese Möglichkeit nicht nutzen.

      Ich weiß leider nicht, ob die Besatzung überhaupt die Zeit hatte, sich über die Praktikantin bzw. deren Situation Gedanken zu machen.

      Ich glaube es ist hier einfach daran gescheitert, dass niemand außer der Praktikantin infomiert war und die Besatzung des RTW keine Zeit hatte, sich über die Situation Gedanken zu machen.

      Insgesamt schon irgendwie doof gelaufen.

      Die Praktikantin fährt aber immer noch mit und hoffentlich wird es nicht noch einmal so einen Zwischenfall geben. Ist ja für alle Beteiligte nicht sonderlich gut gelaufen.

  2. Hallo,
    hier muss ich mal als begeiterter , sonst stiller Mitleser reingrätschen.

    Verantwortlich für die Praktikantin ist ihr Vorgesetzter (nicht der von der BW) von dem Trupp.
    Das die P. wahrscheinlich noch zu begin der Schicht den Tip bekam, iss was und geh noch mal aufs Klo wer weiß wann du wieder dazu kommst, halte ich für realistisch.
    Dann ist der Trupp wech … was soll sie tun …., die 112 anrufen (wo sonst?) und damit „Ihren“ Trupp (bei allen Vorgesetzten) anscheißen?

    Wie lange dauert ein überlich Einsatz 0:45-1:30 h würde ich mal vermuten. Also hat P. gewartet.
    „Vielleicht haben „die“ mich vergessen oder vielleicht wollten „die“ mich bei diesem „schweren Einsatz am ersten Tag nicht dabei haben“ -> kann ich mir vorstellen, könnte ich nachvollziehen.

    Fünf Stunden Dauereinsatz scheint mir eher unwahrscheinlich zu sein.

    Wenn Du weißt das es Handys gibt, hast Du sicherlich die Möglichkeit auf dem kleinen Diensweg die Nummer raus zu bekommen und dort ebenso auf dem kleinen Dienstweg eine Info abzusetzen.
    Die Ausrede „mich geht das ja nichts an“ scheint mir sehr untypisch für Dich zu sein. Hey du hattest die Möglichkeit Deinen Kollegen und P. aus der Patsche zu helfen.

    Verantwortlich für P. ist der Vorgesetzte des Trupps und dann der Vorgesetzte der Wache (ist das nicht auch dein Cheff?).

    Irgendwie passt der Beitrag (und die Handlung) nicht zu Dir ;-[

    juergen

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