Wird der Roboter der bessere Mensch?

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Warum immer über die etablierten Schreibprofis berichten und nicht mal über eine Nachwuchshoffnung? Daher kommt nun eine Praktikantin zu Wort. Katharina Müller hat einen Artikel für Spektrum neo verfasst (“Ein Roboter wie du und ich?“), der sich mit der Frage beschäftigt, ob Roboter so denken und fühlen können wie wir Menschen. Zuvor hat sie drei Gastbeiträge für den Blog “Analogia” auf den Scilogs geschrieben.: “Von Rationalität und Heuristiken“, “Über den Unterschied von Erfahren und Erinnern im Glücksempfinden” und “Die hauseigene Manufaktur des Glücks“.

Martin Huhn: Hallo Katharina, was hast du studiert?

Katharina Müller: Ich habe Cognitive Science an der Uni Osnabrück studiert. Oder auch auf Deutsch – Kognitionswissenschaft.

Huhn: Cognitive Science. Das sagt mir erstmal nicht so viel.

Müller: Vereinfacht ausgedrückt wird da der Geist des Menschen erforscht.

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Bild 1: Katharina Müller

Huhn: Das hört sich spannend an. Wie will denn ein Kognitionswissenschaftler dem Geist auf die Spur kommen?

Müller: Der menschliche Geist ist sehr komplex und daher erforschen wir ihn mit den Methoden verschiedenster Disziplinen. Grob gesagt kann man sich ihm auf zweierlei Wegen nähern: Einmal indem man die geistigen (oder halt eben kognitiven) Fähigkeiten vermisst – da wären allen voran Psychologie und Neurowissenschaften, aber auch die Sprachwissenschaft. Oder aber man versucht, den menschlichen Geist nachzubauen: Da wären wir bei der Künstlichen Intelligenz und der (Neuro)informatik.

Huhn: Und? Hat das Studium dich dem menschlichen Geist etwas näher gebracht?

Müller: Ja. Aber ebenso haben sich mir gleich tausend neue Fragen gestellt. Genau das jedoch macht es für mich so spannend! So habe ich genügend worüber ich sinnieren kann.

Huhn: Und dann kam der Roboterartikel für Spektrum neo.

Müller: Das Roboterthema hat nur auf mich gewartet! 😉 . Das hat mich begeistert. Ich habe mich mit der Frage beschäftigt, wie menschenähnlich Roboter werden können. Inzwischen gibt es ja Roboter, die so menschlich aussehen, dass sich uns die Nackenhaare sträuben. Aber abgesehen von der äußeren Hülle, können die auch wirklich denken und fühlen? Denn das macht uns Menschen doch aus!

Huhn: Und dann muss es noch verständlich geschrieben sein, damit die Kinder es verstehen können.

Müller: Das war definitiv eine Herausforderung! Am Anfang war ich mir unsicher, was Kinder im Alter zwischen 10 und 14 gerne lesen und was sie verstehen. Was ich dann gelernt habe: Man darf die Kids nicht unterschätzen – unsere Leser sind unglaublich wissbegierig! Für Spektrum neo zu schreiben, hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Huhn: Was machte dir daran Spaß?

Müller: Wir benutzen lockere Formulierungen. Ich konnte mich umgangssprachlicher und humorvoller ausdrücken. Und um verständlich zu schreiben und trotzdem nicht zu sehr zu vereinfachen, musste ich alles ganz genau verstanden haben. Da kann man sich nicht mehr hinter Fachbegriffen verstecken.
Nicht zuletzt konnte ich auch manchmal das innere Kind in mir herauslassen! Für unsere Robo-Playlist habe ich das Internet nach spannenden Robotervideos durchforstet oder für unsere Rubrik “Bücher und mehr” habe ich eine kleine Roboterarmee aus einem Experimentierkasten und einem Bastelbuch zusammengebaut.

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Bild 2: Eine Roboterarmee selbst gebastelt. So fing es an mit dem Terminator …

Huhn: Und nun bist du Expertin für Roboter?

Müller: Aber sicher! Wobei die Robotik in dem Artikel sehr aufgefächert ist: Da geht es um eine androide ferngesteuerte Kopie von sich selbst; ein Programm, das einem uns ein psychologisches Gespräch anbietet – zumindest versucht der Chatbot das; ein Roboter, der dazu lernt und auf dem Entwicklungsstand eines einjährigen Babys ist; eine virtuelle Figur, von der der Schöpfer ausgeht, dass sie einmal ein Bewusstsein haben werde …

Huhn: Wie ist deine Einschätzung? Wird es ihm gelingen?

Müller: Gut möglich ist das! Aber dann schätze ich, dass es passiert, ohne dass die Wissenschaftler so richtig wissen, wie. Wäre ja nicht das erste Mal: Wenn man Supercomputern riesige Massen an Daten gibt, werden sie ja auch lernfähig, ohne dass man sie an die Hand nimmt. Und keiner weiß so wirklich, wie das funktioniert.
Aber eine Frage ist auch, woran man das Bewusstsein beim Computer festmachen würde. Vielleicht tut es ja nur so als ob. Und überhaupt: Woher weißt du, dass ich Bewusstsein habe? Vielleicht bin ich ja nur ein Zombie!

Huhn: Ich weiß es nicht, aber ich nehme es an. Ich weiß, dass ich ich bin. Und dir wird es höchstwahrscheinlich auch so gehen.
Wie erklärst du einem Kind Bewusstsein?

Müller: “Bewusstsein, das bedeutet, nicht nur Sachen zu machen, zu denken und zu fühlen, sondern sich auch darüber im Klaren zu sein, dass man diese Sachen macht, dass man denkt und fühlt. Und vor allem zu verstehen, dass ich es bin, der gerade handelt oder nachdenkt. Wenn ich also eine teure Vase fallen lasse und meine Mutter mir daraufhin böse ist, weiß ich, dass es mein Handeln war, das sie verärgert hat. Für viele ist das Bewusstsein die entscheidende Eigenschaft, die uns zum Menschen macht.” – Das war aus meinem Spektrum neo-Artikel. 🙂

Huhn: Eine letzte Frage: Was ist deine Einschätzung, warum wollen wir menschenähnliche Roboter schaffen?

Müller: Ich denke, dafür kommen drei Gründe in Betracht. Einmal will der Mensch mehr über sich erfahren. Um einen menschenähnlichen Roboter zu erschaffen, muss der Mensch erst mehr über sich selbst herausfinden. Ein weiterer Grund ist Einfachheit – der Umgang mit einem Roboter, der verstehen kann, ist einfacher, weil er mehr auf uns und unsere Anliegen eingehen könnte. Aber der wirkliche Grund ist wohl: Weil wir’s können! Die Forscher wollen sich gerne beweisen, dass sie so etwas kompliziertes wie den menschlichen Geist künstlich erzeugen können.

Zusätzliche Links:
Das Spektrum neo Heft Nr. 8
Der Wettstreit Mensch vs. Maschine (€ 1,49)
Die Erzählung “Elisa und Elisa oder Mein Freund, der Roboter” (€ 1,49)

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Veröffentlicht von

Martin Huhn hat Verfahrenstechnik studiert und arbeitet seit dem Jahre 2000 bei Spektrum der Wissenschaft. Dort ist er im Bereich Webentwicklung tätig. Sein Geschäft ist so ziemlich alles, was mit dem Webauftritt des Spektrum Verlages zu tun hat.

3 Kommentare

  1. Heute ist es ein Hobby, morgen ist der “menschelnde” Roboter Pflicht. Allerdings nur eine bestimmte Kategorie von Robotern muss sich wie ein menschlicher Diener verhalten. Oder besser gesagt, ist je nach Situation eine andere Art von Menschlichkeit gefragt.
    Roboter, die in verstrahlten Kernkraftwerken oder in andern Notfallsituation eingesetzt werden, müssen menschlichen Helden nahekommen, die in einer unmöglichen Situation das einzig richtige tun – und das unter Einsatz ihres “Lebens”. Roboter, die Alte pflegen, müssen eine Kombination von Plegefachkraft und Kümmerer sein.
    Roboter, die als Butler zum Einsatz kommen, müssen der Hausherrin die Wünsche von den Augen ablesen.

    Ich bin überzeugt: Später einmal werden Psychiater ihren Patienten die für sie passenden Roboter als Helfer und Versteher “verordnen”. Wenn es der Patient braucht dann kriegt der Patient einen Roboter, der immer Spässe macht oder einen Roboter, der hochgeistige Gespräche führen kann.

    Und natürlich werden japanische Roboter, gebaut für Japaner ganz andere Umgangsformen haben als Roboter für den Einsatz in einem texanischen oder einem Yankee-Haushalt. Es wird auch Mehrzweckroboter geben: Tagsüber als Butler in einem repräsentativen Schloss, des Nachts als Schlossgespenst.

  2. Inzwischen gibt es ja Roboter, die so menschlich aussehen, dass sich uns die Nackenhaare sträuben. Aber abgesehen von der äußeren Hülle, können die auch wirklich denken und fühlen? Denn das macht uns Menschen doch aus!

    Es ist nicht bekannt, was den Menschen ausmacht, auch insofern ist der Weg zu einem Roboter, der einem Motivationsimperativ folgt und sich menschennah, wie auf unzählige Art und Weise mittlerweile beschrieben, nützlich macht.
    Außerhalb der Industrie ist man womöglich mit dieser Trage-Hilfe zurzeit am besten bedient, wenn sie funktionierend bereit stehen wird:
    -> http://www.bostondynamics.com/robot_bigdog.html

    MFG
    Dr. W

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