Mittwoch, 29. Juli 2009

Was ist Stress?

Da das Schlagwort "Stress" heute in aller Munde ist, wissen wir natürlich, dass in einer Situation, die für uns gefährlich oder bedrohlich wirkt vermehrt Adrenalin, Kortisol und Noradrenalin ausgeschüttet wird. Da ist die Geschichte vom Urmenschen, der plötzlich ein Mammut oder sonst ein riesiges Tier erblickt, welches genau auf ihn zuläuft. Die ausgeschütteten Hormone versetzen seinen Körper in allerhöchster Alarmbereitschaft. Nun muss er handeln: Traut er es sich zu, dies Tier zu erlegen oder soll er weglaufen? In dieser Situation erhöht sich der Herzschlag, die Muskeln sind angespannt, der Atem schnell und flach. Blitzschnell registriert das Gehirn, was als Waffe dienen könnte oder ein welches der beste Fluchtweg ist. Ist die Gefahr gebannt, der Urmensch dem Tier entkommen oder hat es zur Strecke gebracht, wird er erschöpft niedersinken und erst einmal tief ausatmen. Die Stresshormone sinken, die Atmung und der Herzschlag werden wieder normal.



Auch heute bei uns modernen Menschen ist Ablauf der unwillkürlich physiologischen Veränderung bei Gefahr oder belastenden Situationen noch immer so. Beispiel: Ein Autofahrer sieht am Straßenrand ballspielende Kinder (1. Wahrnehmung - Auge leitet den Reiz an das Gehirn - Gefahr!). Plötzlich rollt der Ball auf die Straße (2. Aktivierung der Alarmreaktion). Der Fuß des Autofahrers geht sofort auf die Bremse, das Lenkrad wird fest umfaßt - dass alles ohne Überlegung. Die Wahrnehmung des Autofahrers engt sich auf die Stresssituation ein. Hier ist die Stressreaktion lebenswichtig und sinnvoll gewesen.



Beim nächsten Beispiel ist die Stressreaktion völlig unangemessen, wird aber genauso ausgelöst: Am Empfang einer Arztpraxis stehen mehrere Patienten, die sich anmelden möchten. Das Telefon klingelt ununterbrochen. Bevor die Arzthelferin auch nur einen Patienten weiterleiten kann, kommt eine Kollegin mit Formularen, die ausgedruckt werden müssen. Der nächste Patient steht schon ungehalten da und das Telefon läutet nervtötend weiter. Auch hier wird ein Bündel von Reflexen ausgelöst: Stoffwechsel und Puls beschleunigen sich, Blutdruck, Atemfrequenz und Muskelspannung steigt. Die Arzthelferin kann aber nicht kämpfen oder weglaufen. Erst wenn der Feierabend da ist, kann sie entspannen.



Wer Tag für Tag solchen oder ähnlichen Anforderungen ausgesetzt ist, leidet unter Dauerstress. Hier ist wichtig, seine persönliche Belastungsgrenze zu erkennen und gegebenenfalls wirksame Stressbewältigung einzusetzten.

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