Dauerkatheter

Notfallstation. 8 Uhr abends. Ein ca. 50 jähriger Mann in Begleitung seiner Ehefrau.

Ich: “Guten Abend, Menschenhandwerkerin, Dienstärztin Chirurgie. Worum geht`s?”

Mann: “Ich hab gestern einen Dauerkatheter bekommen, ich will den nicht mehr…”

Ehefrau fällt ihm ins Wort: “… er ist nicht mehr auszuhalten! Den ganzen Tag nervt er mich schon deswegen!”

Ich: “Okay. Was stört sie daran genau? Warum und wo haben sie den bekommen?”

Mann: “Im Spital XYZ, ich hab irgendeine Blasenfunktionsstörung. Er stört mich einfach und ich halt das nicht mehr aus.”

Okay. Ich verlasse kurz die Koje und setze mich an den Computer, das besagte Spital ist im gleichen Spitalnetz wie das in dem ich arbeite, sprich ich kann auf deren Berichte zugreifen… Überlaufblase, Prostatahyperplasie… Okay.. Kein Cystofix weil Clopidogrel (Blutungsgefahr)… Clopidogrel weil St. n. Hirninfarkt, sprich keine unwichtige Indikation… Ich kehre zu dem Patienten zurück.

Ich: “Herr Lulu, ich habe mir kurz den Bericht des Urologen durchgelesen. Ich kann mir vorstellen dass so ein Katheter unangenehm ist, aber es wird empfohlen diesen für mehrere Wochen zu belassen, nachdem man einen Auslassversuch startet. Sie können aufgrund des Infarktes und ihrer vergrösserten Prostata von alleine nicht mehr Wasserlassen und brauchen den Katheter. Ein Cystofix ist in ihrem Fall keine geeignete Alternative, da sie aufgrund des Blutverdünners, welchen sie brauchen, eventuell stärker bluten würden. Ich halte es für nicht sinnvoll den Katheter zu entfernen.”

Ehefrau: “Aber ich hab mit unseren Töchtern darüber gesprochen. Die sind damit einverstanden!!!”

Nein. Einfach nur nein. Auch wenn das die Töchter wollen und Ihnen ihr Mann auf den Keks geht mit seiner Unzufriedenheit ob des Katheters.

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