Eine RTW-Schicht in der Fremde (1)


Bei dem großen Sanitätsdienst, von dem ich hier berichtet habe, wurde ich überraschenderweise einen Tag auf dem Rettungswagen der Bereitschaft eingesetzt. Dieser RTW wird von der dortigen Unterstützungsgruppe Rettungsdienst besetzt.

Während des Turnierwochenendes sollte er immer einsatzbereit bei dem Sanitätsdienst stehen bzw. für evtl. Einsätze dort zur Vefügung stehen.

Am langen Samstag wurde ich ausgesucht und auf den RTW als Unterstützung gesetzt. Dies hat sich so ergeben, da die dortigen Kräfte entweder selbst alle regulären Dienst auf einer Rettungswache hatten oder anderweitig gebunden waren. So hat der Bereitschaftsleiter mich als „Dritte“ auf den RTW gesetzt. ich dachte somit zunächst, dass ich eben nur zur Unterstützung da bin und eigentlich eher als zusätzliche Kraft gesehen werde, da sie sehr gerne zu dritt ausrücken. Wir waren also mit einer sehr frisch ausgebildeten Rettungssanitäterin als Fahrerin, einem sehr erfahrenen und im Leitstellengebiet sehr bekannten Rettungsassistenten (der auch als Einsatzleiter im dortigen Gebiet aktiv ist), nennen wir ihn Marc, und meiner Wenigkeit besetzt.

Am Morgen schaute ich mir den RTW erst einmal grob an. Die Geräte waren mir alle bekannt und ich hatte auf meiner Heimatwache Einweisungen darin. Ansonsten waren die Fächer und der Notfallrucksack total neu und fremd für mich. Alle Sachen lagen an total anderen Stellen. Aber da ich der Meinung war, dass ich nur zur Unterstützung mitfahre, habe ich mir alles nur sehr grob angesehen, wie sich im Nachhinein herausstellt, war dies eher ein Fehler.

Der Sanitätsdienst lief am Morgen eigentlich noch recht ruhig ab. Doch bald fand sich ein sehr junger Betreuer ein, dem es bereits seit gestern Abend nicht gut ging. Er hatte Übelkeit und Erbrechen, dazu kamen nun immer stärker werdende Oberbauchschmerzen. Dazu kam auch ein sehr schwacher Kreislauf aufgrund der Dehydration. Zusammen mit seinen Eltern wurde entschieden, dass er zur Abklärung ins Krankenhaus gefahren werden sollte.

Unser Chef auf dem RTW klärte mit der Leitstelle über Telefon den Transport ab und so bekamen wir das OK, dass wir den jungen Patienten, ca. 15 Jahre alt, selbst fahren dürfen. Somit hatten wir bereits am Morgen den ersten Transport. Die Kollegin holte die Trage aus dem RTW und der Patient stieg nun auf unsere Trage um. Beim Transport entschloss sich der Rettungsassistent Marc, dass er fahren würde und lies uns zwei Rettungssanitäterinnen hinten mit dem Jugendlichen alleine. Bei einem Krankentransport wie diesen auch völlig in Ordnung. Ich lernte nun die Kinderklinik in der ca. 15 km entfernten Unistadt kennen. Dort war alles neu für mich, wir übergaben unseren Patienten an das freundliche Klinikpersonal.

Nachdem wir die Trage wieder hergerichtet hatte, ging es wieder zurück zum Sanitätsdienst. Bisher war ich echt eher als Praktikantin auf dem RTW zu sehen.  Dort angekommen sollte jedoch bereits der nächste Transport auf uns warten. Es war eine Volleyballspielerin umgeknickt und konnte nun nicht mehr auftreten. Sie musste zur Abklärung eines Bänderrisses bzw. Frakturausschlusses ins Klinikum.

Auch hier wurde zunächst durch Marc, der eben auch in der dortigen Leitstelle bekannt ist, abgeklärt, dass ein Transport anstand und ob wir diesen mit dem Bereitschafts-RTW übernehmen sollte. Auch hier kam die Transporterlaubnis.

Noch während der Abklärung des Transports ist eine weitere Patientin mit der Rolltrage vom Spielfeld durch den Sanitätsdienst zum Behandlungszelt transportiert worden. Diese war ebenfalls umgeknickt und konnte sofort nicht mehr aufstehen und auftreten. Sie hatte somit dasselbe Schicksal wie unsere andere Patienten.

Es wurde also beschlossen, dass ein Doppeltransport in Betracht komme. Auch dies wurde abgeklärt und wir bekamen das Einverständnis der Leitstelle.  Die erste Patientin wurde mit unserer Hilfe in den RTW gesetzt, sie konnte ganz gut humpeln. Im RTW erneuerte ich noch einmal den dicken Verband mit der Kühlung. Währenddessen konnte auch das zweite Mädchen auf die Trage umgelagert werden und in den RTW eingeladen werden.

Nun ging es wieder Richtung Kinderklinik zur Abklärung der Sprunggelenksverletzungen. Hier folgte für mich die erste Überraschung. Marc entschloss sich nämlich, dass die junge Rettungssanitäterin dieses mal fahren sollte und er nahm auf dem Beifahrersitz platz. Somit war ich nun also hinten im RTW als Begleiterin eingesetzt. Die Fahrt verlief ohne Probleme. Die beiden Patientinnen hatten das gleiche Alter, das gleiche Hobby mit dem Sport und nun das gleiche Schicksal mit der Verletzung. Somit verstanden sie sich sehr gut und die Unterhaltung war gesichert.

Im Krankenhaus übergaben wir die Mädels schließlich zusammen und sie wurden auch in einem Raum gemeinsam behandelt. Für uns ging es danach erst einmal auf die dortige Haupt-Rettungswache, da wir noch einiges an Material mitnehmen sollten bzw. wollten.  Hier lernte ich einmal eine große Rettungswache kennen. Wir nahmen einiges an Medikamenten mit, da der RTW noch zusätzlich bestückt werden sollte (wie ein regulärer Rettungswagen dort eben).

Danach ging es zurück zum Sanitätsdienst. Marc zeigte uns beiden Rettungssanitäterinnen noch die Baustelle der dortigen Rettungswache, denn diese wird aktuell neu gebaut. Bei unseren eigentlichen San-Dienst angekommen, konnten wir uns endlich etwas stärken. Es war mittlerweile echt Zeit für ein spätes Mittagessen, leider hatten die Kollegen nicht viel vom Mittagessen übrig gelassen, sodass es für uns kalte Würstchen mit Semmel und ein Eis gab.

Nun blieb etwas Zeit um sich zu entspannen. Der Sanitätsdienst lief relativ ruhig vor sich hin. Es waren genug Sanitäter vor Ort, damit wir uns als RTW-Besatzung etwas zurückhalten konnten.

– wie es weiterging könnt Ihr morgen in Teil 2 lesen –

 

 

 

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