Mal so zwischendurch: „Ihr seid ja alle sooo nett!“


Es gibt Schichten im Rettungsdienst, da muss man sich echt nur mit Patienten und weiteren Leuten wie Angehörigen, Ärzten oder Passanten herumärgern. Auch die Stimmung in der Notaufnahme ist nicht immer so super, da manchmal einfach viel zu tun ist oder nicht alles so gut abläuft.

Doch dafür gibt es auch andere Zeiten in denen man sich über Kleinigkeiten freut. So war dies vor einigen Wochen der Fall.

Es ist Samstag Nachmittag und generell eine Hochkampfzeit für Rettungsdienst und Notaufnahme.

Wir brachten mit dem Rettungswagen eine ganz nette alte Dame, die zuhause auf dem Balkon gestürzt war und die nun über Schmerzen im Arm bzw. Schulterbereich sowie im Knie klagte. Sie wurde zunächst auf einer Liege gelagert und musste auf dem Gang warten, da alle Behandlungszimmer besetzt waren.

Danach sollte es auch schon weiter gehen zum nächsten Einsatz. Diesmal ein Sportunfall, bei dem ein Footballspieler mit einem Gegner zusammengeknallt war. Den jungen Herren, der selbst aktiv im Rettungsdienst ist, bringen wir zur Abklärung und Ausschluss einer Halswirbelsäulenverletzung ebenfalls ins Klinikum. Auch er muss zunächst auf einer Liege auf dem Gang warten, da gerade zwei Polytrauma-Patienten versorgt werden müssen.

Da treffen wir wieder auf die erste Patienten, die immer noch wartet. Sie fragt nett nach, ob es wohl länger dauert. Ich kann ihr erklären, dass eben noch die schwer verletzten Patienten versorgt werden müssen. Dies versteht sie und meint auch, dass dies wichtiger sei, als ihre eigene Versorgung (viele Patienten verstehen so etwas nie). Auch eine Schwester schaut kurz nach der älteren Patientin, da ihr Blutdruck wegen der Aufregung um dem Sturz recht hoch gewesen ist.

Nachdem wir alles erledigt haben, verschwinden wir wieder. Doch nach einiger Zeit bringen mein erfahrener Kollege und ich bereits den nächsten Patienten. Es sollte wieder ein Sportunfall vom Football sein. Dieser Patient ist jedoch analgosediert, da er starke Schmerzen angegeben hat.

Wir übergaben ihn an einen Chirurgen und das Pflegepersonal. Danach macht mein Kollege die Dokumentation und das Organisatorische fertig, während ich unseren RTW und die Trage wieder herrichte.

In der Notaufnahme treffen wir nochmals auf die ältere Dame und den jungen Mann, welche leider immer noch warten müssen.

Ich frage bei der Patientin nach wie es ihr geht und ob sie schon behandelt wurde. Daraufhin meint sie nur: Behandelt sei sie noch nicht worden.

ABER: Ihr seid ja alle sooo nett und kümmert euch um mich!“

Mein Kollege unterhält sich währenddessen mit dem jungen Patienten und klärt noch etwas Organisatorisches mit ihm ab.

Auch er stimmt in die Diskussion ein und meint, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man sich nach der Übergabe der Patienten im Krankenhaus noch als Rettungsdienstpersonal um sie kümmert. Er weiß, wovon er spricht, da er selbst im Rettungsdienst gearbeitet hat.

Dieses Lob der beiden Patienten ist für uns an diesen Tag echt eine Motivation, denn trotz vielen Einsätzen und stressigen Zeiten bleibt solch eine Aussage und ein Lob in Erinnerung!

3 Kommentare

  1. Ein bisschen Menschlichkeit hilft immer weiter. Wie heißt es doch so schön: Die Welt ist ein Dorf und man trifft sich immer zweimal.
    Bei mir an der Uni gibt es auch jemanden, der mir immer hilft und wenn es nur der geliehene Schlüsselbund ist, damit ich mal kurz in ein Speziallabor komme ohne dafür mit den schweren Sachen von Pontius zu Pilatus rennen zu müssen. Wenn ich mich dann bedanke und auch mal erkenntlich zeige, heißt es immer „das ist doch selbstverständlich“.
    Leider ist es das heutzutage nicht mehr.

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