Samstag Nacht Wahnsinn


Regelmäßig fahre ich mindestens einmal im Monat eine Nachtschicht auf dem Rettungswagen, meist Samstag Nacht, so auch letzte Woche. Zunächst einmal begann die Nachtschicht auf dem RTW mit der Übergabe der Kollegen an meinen Begleiter, einem eher ruhigeren Rettungsassistenten, und mich als Rettungssanitäterin und Fahrerin. Es gab bereits einiges aus der Tagschicht zu berichten, zum einen waren einige kleinere Dinge am Fahrzeug beschädigt und zum anderen war am Tag viel losgewesen.

Der Plausch endete doch bereits mit der Anmeldung bei der Leitstelle, denn diese hat bereits einen Einsatzauftrag für uns. Wir checken schnell noch das Fahrzeug und Equipment, da es eine Dialyse-Rückfahrt ist und somit die Dringlichkeit nicht ganz so hoch ist. Wir fuhren also zum Klinikum und gingen dort mit der Trage zur Dialyse-Station, um den Patienten abzuholen und nach Hause zu fahren.

Der Patient ist jedoch auf dem ersten Blick in einem sehr schlechten Allgemeinzustand. Nach der Abklärung mit dem diensthabenden Arzt sowie den Angehörigen verbleibt der ältere Herr in der Klinik und wir fahren wieder zurück zur Wache. Bei dem Transport wäre nämlich weder mir noch meinen Kollegen recht gewesen, da man nicht will, dass es bei einer solchen Rückfahrt zum (erwartungsgemäßen) Zwischenfall und evtl. sogar zur Reanimation kommt.

Danach ist es sehr ruhig. Es bleibt also für meinen Kollegen Zeit sein Auto zu waschen. Ich schaue ein bisschen im Internet herum. Doch irgendwann holt mich mein Kollege, denn wir müssen ausrücken. Mein Melder hatte nicht ausgelöst, seiner schon. Auch sowas kommt schon einmal vor und so rücken wir aus. Es ist allerdings kein Notfall, sondern eine Gebietsabsicherung, mitten in einem kleinen Dorf. Dieses liegt ziemlich gut zwischen den Wachen und somit warten wir dort, entweder auf einen Alarm oder dass wir wieder nach Hause dürfen. Nach gefühlten 5 Stunden  (in echt aber nur ca. 1 Stunde) meldet sich die Leitstelle bei uns und wir fahren zurück zur Wache.

Nachdem wir wieder zurück auf der Rettungswache sind folgt der gemütliche Teil des Abend. Wir machen es uns zusammen mit den Kollegen der Gegenschicht auf der Couch gemütlich.  Es ist bisher für einen Samstagabend ungewöhnlich ruhig, irgendwie kein gutes Zeichen.

Nach Mitternacht haben sich mein Kollege und ich schließlich zum „Ruhen“ hingelegt, Schlafen darf man ja nicht ;-). Doch schon bald werden wir vom Piepser aufeweckt. Es geht zu einer gemeldeten Schlägerei, die Polizei fordert uns an. An der Einsatzstelle in der Innenstadt angekommen wartet die Polizeit mit einem Patienten auf uns. Er hat eindeutig eine gebrochene Nase, doch er verweigert aufgrund ungeklärter bzw. fehlender Krankenversicherung die Versorgung bzw. den Transport in die Klinik. Der junge Mann muss sich noch durch die Polizei einen Atemalkoholtest unterziehen und mach bei uns im RTW noch einige Angaben zum Täter. Nach längeren Hin- und Her und einem Gespräch mit einer guten Bekannten verweigert der Patient endgültig. Gegen Unterschrift auf dem Notffallprotokoll verlässt er den RTW. Somit ist der Einsatz für uns beendet und wir kehren zur Rettungswache zurück.

 

Wenig später werden wir wieder alamiert. Diesmal geht es quer durch die Stadt als Notarzteinsatz zum Schlagwort: Diabetes mit Notarzt. Nach kurzer Suche der Wohnung treffen wir gleichzeitig mit dem selbstfahrenden Notarzt am Einsatzort ein. Dort erwartet uns bereits der Mann der Patientin und bringt uns zu ihr. Die Rentnerin liegt komatös im Bett. Da bei ihr Diabetes bekannt ist und sie eine neue Insulinpumpe hat, vermutet auch der Ehemann einen Unterzucker. Der Notarzt legt deshalb sofort einen venösen Zugang. Wir messen den Blutzucker, welcher bei 25 ist, also eindeutig eine Hypoglykämie. Ich ziehe insgesamt 40 ml 40 % Glukose auf, welche der NA zügig verabreicht. Daraufhin kommt die Patienten sehr schnell zu Bewusstsein. Sie ist wieder voll da und orientiert. Wir klären den Ehemann und die Frau noch auf, dass sie dies kontrollieren lassen sollte und jetzt möglichst etwas kohlenhydratreiches wie Brot essen sollte, da der Blutzucker sonst schnell wieder nach unten gehen kann. Die Frau bleibt nach der NA-Versorgung zuhause und wir kehren zur Wache zurück.

Es folgt schon bald der nächste Alarm, wieder Schlägerei, gleicher Einsatzort, Innenstadt, zusammen mit dem anderen RTW. Es ist bei der Ankunft der zwei RTW sehr viel Polizei vor Ort. Doch wir finden niemanden am Boden liegend, dies war gemeldet worden. Aufgrund des Einsatzes von Pfefferspray erkundigt sich jedoch ein junger Mann, welcher offensichtlich etwas davon in die Augen bekommen hat, nach der Wirkung und der Dauer der Einwirkung. Wir können ihm nur den Rat geben mit uns ins Krankenhaus zu fahren, damit eine richtige Augenspülung geamcht wird. Alternativ bieten wir ihm diese auch im Rettungswagen an, doch der Patient will nicht mitkommen und wäscht lieber unter einen Waschbecken weiter seine gereitzten Augen aus. Nach Rückfrage bei der Polizei ist auch dieser Einsatz für uns und die Kollegen beendet.

Danach haben wir endlich Ruhe und bekommen immerhin noch eine Stunde Schlaf bis zum Schichtende. Dort übergeben wir an die Tagschicht und nach dem Verlauf der Schicht gefragt, sind sich mein Kollege und ich einig: fast nur Idioten unterwegs. Leider gibt es immer mehr Schlägereien und sosntige Vorfälle in einer Wochenend-Nachtschicht. Es ist schon üblich, dass man die Polizisten in einer Nacht mehrmals sieht. Auch bei der Fahrt zu anderen Einsätzen bzw. zurück zur Wache muss man sehr aufpassen, dass einem nicht jemand Betrunkenes in den RTW läuft.

4 Kommentare

  1. Hört sich ja alles andere als entspannt an. Schlägereien sind nie schön.

    P.s.: Ermittelte Werte würde ich (vor allem im Internet) immer mit der Maßeinheit angeben. Es soll Bereiche geben, in denen der Blutglukosegehalt in mmol/l (Ca. Faktor 18) und nicht in mg/dl angegeben wird. 😉

    1. Entspannt sind die Samstag Nächte bei uns selten. Es sind eben oft solche sinnlosen Einsätze dabei.

      Danke für den Tipp, beim BZ vergesse ich immer eine Masseinheit mitanzugeben, aber es gibt eben doch die beiden. Wird gleich ergänzt 😉

  2. Ihr habts schon nicht leicht. Sylvester war bei mir eine dieser denkwürdigen Nachtdienste oben auf Station, wo ich Betrunkene bekommen habe zum Ausnüchtern, weil die ZNA damit überfüllt war.

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