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Gesundheitspolitik, Marketing, Medizin in den Medien

IFABS: Best Practices in der Gesundheitswirtschaft | elopage BLOG 

IFABSMay 28, 2016

http://blog.elopage.com/ifabs-best-practices-in-der-gesundheitswirtschaft/

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Grippeviren zunehmend resistent gegen Tamiflu®

Ausgerechnet die am Sitz des Tamiflu®-Herstellers Roche erscheinende Basler Zeitung meldet heute in ihrer Online-Ausgabe, dass das einst als Wundermittel gefeierte Grippemedikament kaum noch helfen soll. Sie bezieht sich dabei auf namentlich nicht genannte Wissenschaftler:

Virologen der Universität Genf warnen, dass Oseltamivir diesen Winter gegen bis zu 80 Prozent der Influenza-A-Viren nichts mehr ausrichten könnte. In der vorletzten Saison lag die Resistenz bei rund 18 Prozent, wie das nationale Influenza-Zentrum feststellte.

Völlig überraschend käme diese Entwicklung nicht. Sollte die genannte Zahl tatsächlich stimmen, dürfte eine der spektakulärsten und erfolgreichsten Pharma-Marketingkampagnen der vergangenen Jahre dem Ende entgegengehen. Damit könnte sich auch die Diskussion schneller als erwartet erledigt haben, ob nach dem bevorstehenden Ablauf des Haltbarkeitsdatums der öffentlich bevorrateten Tamiflu®-Bestände ein Austausch der Packungen (oder Fässer) sinnvoll ist.
—

Update 4.12.;

Begleitet war der Artikel noch von einem Interview mit einem Mitarbeiter des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit, der mit etwas anderen Zahlen hantiert. Er spricht von “zufälligen Mutationen'”, die dazu geführt hätten, dass in der vergangenen Saison in Norwegen bereits 60% der untersuchten Viren resistent gewesen seien, und nennt für die Schweiz die Zahl “knapp 20 Prozent” für die “vergangene Saison”. Möglicherweise sind das aber auch die im Artikel genannten “18 Prozent aus der vorletzten Saison”.

BG-12/Fumarsäure/Dimethylfumarat/Tecfidera® Abzockerei

Wie können Pharmamultis das Schweizer Gesundheitssystem ausnehmen? Was können wir dagegen tun?

Kassensturz 30.04.2013, Gierige Pharmafirma: So zockt sie Schwerkranke ab (Artikel mit integriertem Video, auf Bild klicken zum Schauen der Sendung, 12min)

oder ähnlicher Beitrag der ARD, 30.01.2013 Warum Medikamente vom Markt verschwinden.

Anschaulicher könnte es nicht sein, wie unser Gesundheitssystem geplündert werden kann. Bezahlen müssen es Kranke und Gesunde, Arme und Reiche, Alte und Junge.

(Zum Verständnis dieses Blogartikels sollte die obige Kassensturz-Sendung geschaut bzw der dazugehörige Artikel gelesen werden. Die Fernsehsendung ist in Mundart. Alle, die Schweizerdeutsch nicht verstehen, können den dazugehörigen Artikel lesen.)

Die Empörung ist gross.

Ist BG-12/Fumarsäure/Dimethylfumarat/Tecfidera® von Biogen Idec ein Einzelfall?

Novartis und Roche haben bereits mit den Medikamenten Lucentis und Avastin gezeigt wie die Abzockerei geht. Lucentis ist praktisch das gleiche Medikament wie Avastin, aber 10x teuerer.

Beim kommenden MS-Medikament Alemtuzumab (Lemtrada®) ist das Vorgehen noch dreister. Alemtuzumab ist ein Medikament gegen Blutkrebs (Leukämie). Es heisst MabCampath®. Genzyme ist das Pharmaunternehmen hinter Alemtuzumab (Lemtrada®, MabCampath®).

Als ein Einsatz für Multiple Sklerose klar war, wurde das Medikament MabCampath® kurzerhand vom Markt genommen und damit den Krebskranken weggenommen, siehe Leukämie-Medikament: Marktrücknahme empört Ärzte. SPIEGEL ONLINE. 27. Aug. 2012 oder Warum Medikamente vom Markt verschwinden, ARD, 30.01.2013. Und ist nun als Lemtrada® in der Pipeline für MS.

Liegt die Schuld an den überhöhten Preisen beim Bundesamt für Gesundheit (BAG)?

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat einen Ermessenspielraum. Ist aber letztlich gefangen im Gesetzes-System. Preise werden nach rein marktwirtschaftlichen Kriterien festgelegt, wie es im KVG-Gesetz festgeschrieben ist. Das Parlament ist für die Gesetze verantwortlich.

Wie funktioniert das marktwirtschaftliche System?

0.5l Mineralwasser im Coop/Migros kostet 50 Rappen, am Bahnhof 5 Franken und in der Wüste vor dem Verdursten?

Wen betrifft es? Wer zahlt die überhöhten Preise?

Die horrend teuren Medikament, praktisch ohne Eigenleistung der Pharmafirma, sind, ausser für die Pharmafirma, völlig unbefriedigend.

Aber haben wir – Patienten, Ärzte, MS-Gesellschaften, BAG, Politiker – überhaupt ein Interesse etwas zu tun?

Hand aufs Herz. Wir können das Problem ignorieren, denn wir tragen die Folgen nicht. Es ist der Prämienzahler, die Gesamtbevölkerung die bluten müssen.

Auch die Patienten trifft es nicht mehr, als die andere Bevölkerung. Alle können wegschauen, ohne einen wesentlichen persönlichen Nachteil zu erleiden. Niemand hat einen (ökonomischen) Anreiz etwas zu tun.

Einzelne von uns profitieren sogar von diesen hohen Preisen. Denn wenn die Pharmafirma im Geld schwimmt, fällt auch etwas auf uns ab. Die Pharmafirma kann sich spendierfreudig zeigen:

  • Ärzten viele schöne Events mit gutem Essen organisieren.
  • Patienten «speziell» betreuen.
  • Patientenorganisationen grosszügig sponsoren.
  • Forscher mit Forschungsgeld anlocken.
  • Sich gegenüber Beamten und Politikern erkenntlich zeigen.

Bezahlen tun es die anderen.

Machen wir bei diesem korrupten System mit?

Warum sollten wir als MS-Patienten die Taschen von Biogen Idec füllen und die Taschen der Bevölkerung leeren?

Gibt es nicht ein schlechtes Gewissen unnötigerweise Geld (von anderen) zu verschleudern? Wenn es doch Alternativen gibt?

Also, ich finde wir sollten am Thema dranbleiben und etwas unternehmen.

Ein Engagement ist eine Frage des Gewissens.

Was können wir tun?

Das Problem liegt in unserem Verantwortungsbereich. Wir können etwas dagegen tun.

Doch stell Dir vor: Es ist Krieg. Und keiner geht hin.

Für eine Medikamenteneinnahme braucht es vier Voraussetzungen: 1. Die Ärzte müssen ein Medikament verschreiben. 2. Die Patienten müssen einverstanden sein. 3. Die Apotheker müssen das Medikament abgeben. 4. Die Bezahlung ist gesichert.

Doch warum sollten die Ärzte und Patienten das teure Markenmedikament nehmen, wenn es das gleiche zu einem vernünftigen Preis gibt?

Normalerweise kommen die Generika immer nach dem Medikament auf den Markt, hier scheint es gerade umgekehrt zu sein. Warum also nicht weiterhin das Generikum Fumarsäure benutzen?

Konkrete Schritte

  1. Das Medikament Tecfidera® ins Leere laufen lassen. Und Dimethylfumarat nutzen. (sofort machbar)
  2. Das BAG auffordern seinen Ermessenspielraum auszunutzen und von unserem schlechten Gewissen erzählen. (sofort machbar)
  3. Eine Verbesserung der Gesetze anstreben. (langfristig)
  4. «Bund der Prämien- und Steuerzahler» ins Leben rufen. (mittelfristig machbar)

Wer kann was machen?

Patienten

  • Falls Tecfidera® erwogen wird, auf Tecfidera® verzichten und stattdessen sich um Fumarsäure bemühen.
  • Dem BAG das schlechte Gewissen wegen dem überteuerten Medikament in einem freundlichen Brief mitteilen.
  • Mitpatienten informieren.

Ärzte

  • Auf das Verschreiben von Tecfidera® verzichten und stattdessen Fumarsäure vorschlagen.
  • Die Verschreibung von Fumarsäure unterstützen.

Klinische Forscher, Meinungsführer und Ärzteorganisationen

  • Bei Informationsveranstaltungen für Ärzte und Patienten über Tecfidera® und die Fumarsäure-Alternative sprechen.

MS-Gesellschaft

  • Die Thematik, als Interessenvertreterin der MS-Patienten, aufgreifen.
  • Eigene Ansprechsgruppen – Patienten, Ärzte und Wissenschaftler – über Tecfidera® und die Fumarsäure-Alternative informieren, z.B. via Infoveranstaltungen, Infomaterial (MS-Medic) und Mitgliedermagazin Forte.
  • Den Swiss Research Award for Multiple Sclerosis von Biogen Idec im Namen der MS-Gesellschaft ersetzen. Das Geld von Biogen Idec nicht mehr annehmen und das Preisgeld selbst bereitstellen.

Krankenkassen

  • Verschreibungen von Fumarsäure bezahlen. Denn mit jeder Einnahme von Fumarsäure wird eine Tecfidera®-Therapie gespart. Das zusätzliche, freiwillige Bezahlen rechnet sich schnell.
  • Mit vorhandenem Einfluss in der Politik das System zu korrigieren versuchen.

Biogen Idec

  • Einen den Herstellungs- und Forschungskosten angemessen Preis für Tecfidera® ansetzen.
  • Einen eigenen MS-Forschungspreis vergeben.
  • Der Gesellschaft den fabelhaften und ungerechtfertigten Gewinn zurückgeben.

Volksvertreter

  • Plünderung der Bevölkerung via dem Gesundheitssystem abstellen.
  • Bessere Anreizsysteme schaffen und dadurch die sanfte Korruption und bequeme Blindheit stoppen.
  • (Übermässige) Einflussnahme der Pharmaindustrie auf den Gesetzgebungsprozess einschränken.

Prämien- und Steuerzahler1

  • Sich organisieren und Interessenvertretung wahrnehmen.
  • Druck auf Krankenkassen, Parlamentarier und BAG ausüben.

Medien

  • Über Medikamentenabzockerei und Problematik der sanften Korruption informieren.

Mithelfen

Wer hilft mit?

Jeder Beitrag zählt.

Nachtrag

Für Tweets zu diesem Thema schlage ich das Hashtag #BG12DMF vor.

Biogen Idec scheint unsicher über die Patentlage zu werden und verzögert die Markteinführung in Europa. via MS Research Blog

Prof. Gavin Giovannoni hat sich zur Verzögerung von BG-12 geäussert: «They [Biogen-Idec] claim to be a company that has MSers interest at heart and they then decide to delay the launch of an effective drug simply for business reasons.»

Haarstreubend! Nur Pharmafirmen können Rekurse gegen vom BAG festgesetzte Preise machen. Die Preise können ja so nur nach oben gehen. Siehe Communiqué Santésuisse. Andernorts gibt es das Verbandsbeschwerderecht. Kürzlich hat das Bundesgericht ausdrücklich das Beschwerderecht der Organisation von Franz Weber, dem Initianten der Zweitwohnungsinitiative zugestanden. Wo kein Kläger, da auch kein Richter. Der santésuisse Verband fordert gleich lange Spiesse. Es ist stossend, dass Krankenkassen und Patientenorganisationen nicht eingreifen können.

Biogen hat sich über diesen Blogartikel bei der MS-Gesellschaft beschwert, wie mir ein Mitarbeiter der MS-Gesellschaft an der Mitgliederversammlung mitgeteilt hat. Der Artikel würde fehlerhaft sein. Da der Blog unabhängig ist, haben wir abgemacht, dass Biogen mitgeteilt wird, sie sollen sich direkt melden sollen. Bis jetzt habe ich nichts gehört. So weiss ich nicht, was fehlerhaft sein könnte.

Was kosten MS-Medikamente? Ich habe im Artikel Multiple Sklerose: Medikamentenübersicht mit Preisen eine Übersicht zusammengestellt. Der durchschnittliche Preis von sogenannten Basis-Therapie-Medikamenten ist über Fr. 24‘000!


  1. Wer vertritt die Interessen der Prämienzahler?
    Eigentlich niemand. Es gibt keinen «Bund der Prämien und Steuerzahler», der mit Nachdruck einschreitet. ↩

Corporates lernen von Start-ups und umgekehrt

Know-how-Transfer auf dem 13. GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS: „Die Schnellen schlagen künftig die Langsamen‘, heißt es. Deshalb machen Große jetzt auf klein“, stellt Gesundheitsunternehmer Prof. Heinz Lohmann fest. Auf jeden Fall gebe es viele Formen der Annäherung zwischen Corporates und Start-ups. Gerade in … Read more →

Der Beitrag Corporates lernen von Start-ups und umgekehrt erschien zuerst auf lohmannblog.

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