Nachdem ich hier früher über die (etwa zeitliche oder soziale) Relativität von Wahrheit geschrieben habe, möchte ich hier den verwandten Aspekt der Echtheit beleuchten, die ebenso subjektiv sein kann. Zunächst stellt sich die Frage: Warum ist das für einen Historiker überhaupt wichtig? Hierfür möchte ich ein mehr oder weniger bekanntes Beispiel geben, nämlich die zurückblickende Einschätzung (etwa durch heutige Historiker) der Gefahr, die in der 1920er Jahre von der sozialistischen Revolution für die mitteleuropäischen Demokratien ausging. Mit dieser Einschätzung –… weiter
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Kitteltaschenkontrolle
Ich habe mich in letzter Zeit aus diversen Gründen (beruflich, privat, gesundheitlich) etwas ruhiger verhalten.
Aus gegebenem Anlaß möchte ich aber heute Abend zur Kitteltaschenkontrolle aufrufen, Auslöser war, daß ich in meinen überfüllten Taschen meinen Schlüssel nicht finden konnte und erstmal eine Zeit brauchte, bis mir aufging, daß ich den wohl gar nicht finden konnte, weil ich ihn am OP-Spind vergessen hatte.
Bei uns im Haus ist es egal, ob man Kittel oder nicht trägt, ich persönlich finde Kittel gar nicht unpraktsch gerade, weil ich immer soviel Kram rumschleppe(n muss). Meiner hat drei Taschen, zwei unten und eine an der Brust. In den USA hatte mein Kittel vier Taschen, plus eine Innentasche, plus Eingriffsleisten zu den Hosentaschen, schade, gibt’s hier nicht.
Bei mir finden sich in zufälliger Reihenfolge:
- Zettel (jeglicher Couleur und Aktualität, dabei gerne alte Dienstpläne, alte Übergabelisten, Notizen meinerseits, OP-Anleitungen etc.)
- Stifte (ebenfalls in vielen Varianten, wobei die Kugelschreiber im Tagesverlauf meist an Anzahl und Aussehen variieren, immer dabei sind ein Edding und ein Fettstift, mit Glück ein Rotstift)
- Namensschild (eigentlich zwei; für den Fall, daß ich mal meinen Namen vergesse?)
- Winkelmesser (eigentlich sogar zwei, ein gutes und ein nicht so gutes)
- Massband (kann nie schaden)
- Stauschlauch (ein eigener Stauschlauch hat sich als notwendig erwiesen, mit diesen blöden grünen und Metallschnalle geht ja gar nicht)
- kleine Steriliumflasche (fühle mich damit deutlich sicherer)
- Hustenbonbons (hat mir ein Kollege letzte Woche geschenkt)
- Büroklammern (Reste von Patientenakten)
- rote Nupsis (stecke die öfters ein, ohne sie zu verwenden)
- Schlüsselbund (mit diversen Schlüsseln, um mir hier Tür und Tor zu öffnen)
- Ibuprofen (fürn Notfall)
- Essenskarte (leider nicht immer aufgeladen)
was nicht mehr drin ist:
- Stethoskop (wurde mir nach einem Jahr auf Station stibitzt, das neue ist doof)
- Taschenlampe (auch weg)
- Schere (leider schon ziemlich lange weg)
- Klinikleitfaden (war kein Platz mehr für)
- PDA (mit digitalen Leitfäden und Roter Liste, momentan aufgrund Umstiegs auf ? durch Handy ersetzt, das befindet sich aber in der Hosentasche)
was rein sollte
- Nummernliste der Kollegen (die wechseln so schnell, kann mir die Nummern nicht mehr alle merken)
- Geld (dann müsste ich nicht vorm Mittagessen immer zur Umkleide laufen)
- Schere (die fehlt wirklich)
- Kaugummi
- Liste der gängigen Antiinfektiva (wobei die auch mal drin war, meine ich)
- Handcreme (tendiere dazu, die immer zu verlieren)
Also, was findet sich an nützlichen und unnützen Dingen in Euren Kitteln? Vielleicht kann ich noch gute Anregungen bekommen?
Doc Blog
Gesundheitsratgeber: Wenn der Doktor rät…
Der Titel des Autors – Professor, Doktor oder gerne beides –, ist bei vielen Gesundheitsratgebern ein wichtiger Bestandteil der Covergestaltung und soll die Seriosität vermitteln: Hier weiß ein studierter Mensch, was für mich beziehungsweise für meine Gesundheit am besten ist. Das Problem: Je schwieriger die medizinische Problematik, desto fachlicher, sprich unverständlicher, drücken sich Experten häufig aus. Hier spiegelt sich die traditionelle hierarchische Beziehung zwischen Arzt und Patient wider: Selten findet diese auf Augenhöhe und gleichberechtigt statt. Was aber bezüglich der somatischen Medizin unter dem Aspekt des aufgeklärten Patienten schon infrage zu stellen ist, sollte bei psychischen Problemen, die ungleich vielseitigere Antworten erfordern, noch viel sensibler behandelt werden.
Have a little faith…
Jajaja, ich hasse es, habe es immer gehasst und werde es auch in Zukunft weiterhinhassen…
Worum es geht? Ganz einfach, das leidige Legen von Braunülen, Flexülen, Zugängen oder wie man es nennen mag. Sowas artet bei einigen Patienten zu einem wahren Abenteuer aus. Und Abenteuer (dieser Art) mag ich ja mal gar nicht.
Gerade heute musste ich einer allzu adipösen Patientin eben so einen Zugang verpassen. Auf der rechten Seite habe ich nach dem ersten Anlauf bereits gedacht, Hey, Doc Blog, das könnte was werden.
Naja, das Blut lief aber eher wie beim Ochsen die Milch. Also weitersuchen, rechts noch zwei Versuche, dann links die ersten beiden.
Vollkommen angeätzt und kurz davor einen Kollegen oder Anästhesisten (!) zu rufen, dann die letzte (rosa!) Nadel auf dem Tablett. Aus purer Verzweiflung in die Ellenbeuge gelegt und definitiv davon überzeugt, maximal im Trüben gefischt zu haben und als größter Versager des Tages von den Kollegen vorgeführt zu werden. Es lief kein Blut zurück, vom Tastbefund eher mau und in den Fettbergen würde man auch eine para-Infusion nicht sofort erkennen.
Trotzdem das Blut angeschlossen und tatsächlich, zwei Konserven konnte ich dadurch reinjagen.
Echt erstaunlich, das hätte ich nicht erwartet, aber eben deshalb…: have a little faith – und wenn es manchmal nur die 6. gelegte Braunüle bei demselben Patienten ist.
War es nicht so, daß dieser Job in jedem anderen Land der Welt von den Schwestern gemacht wird?!
Doc Blog