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Bayer weiss was Frauen wollen
Die Begeisterung der österreichischen Medien über die neue Verhütungspille Qlaira®, ausgesprochen Klära, nimmt kein Ende. Die Zeitschrift “news leben” widmet sich in der Juni-Ausgabe ganzseitig der “natürlichen Pille”, die “Frauen wollen”, glaubt man der Überschrift.
Für news Leben stellt sich als Expertin OA Dr. Monika Schaffer in den Ring, die ebenfalls Anfang August bei der von Bayer Schering Pharma gesponserten “aks Sommerschule”, einem Fortbildungskongress im schönen sommerlichen Bregenz zur Festspielzeit, “Die neue Pille mit natürlichem Östrogen” vorstellen wird.
Der Artikel geht das Thema von der Marketingseite an und zitiert nicht näher beschriebene Umfragen, nach denen “eine moderne Pille nicht nur gut verträglich und ein möglichst geringes gesundheitliches Risiko darstellen, sondern auch noch einen Zusatznutzen haben” soll. Den kennen wir schon aus den anderen Zeitschriftartikeln: Menstruationsbeschwerden lindern und eine positive Wirkung auf Haut und Haare. Diese Kriterien werden geschickt mit Qlaira® verbunden, indem im nächsten Satz gesagt wird, dass 55% der befragten Frauen zu einer Pille mit naturidentischem Hormon wechseln würden. Was nebenbei die Umsatzerwartungen von Bayer verdeutlicht und den Marketingaufwand erklärt.
Die Expertin darf eine vergleichweise abgehobene Stellungnahme abgeben.
Was ist eine natürliche Verhütung? Und seit wann bedarf das Risiko schwanger zu werden einer Therapiemöglichkeit?
Auch bekannt aus anderen Jubel-Berichten, die erwähnten positiven Effekte auf das körperliche und emotionale Wohlbefinden und die “deutlich weniger Nebenwirkungen”. Alles “laut Studien” bestätigt. Dennoch: Zu der am meisten relevanten Nebenwirkung, dem Thromboserisiko, gibt es für Qlaira® und andere Dienogest-haltige Kontrazeptiva bisher keine veröffentlichten Daten. Und um noch einen draufzusetzen schliesst der Beitrag mit dem Hinweis, dass die neue Pille Frauen “viel besser in die Wechseljahre gleiten lässt”. Marketingaussagen die weder mit Studien gedeckt sind, noch mit der in den Fachinformationen angebenen Indikation übereinstimmen.
Berlin freut sich über Pfizer wie dumm
Pfizer hat heute seine Deutschlandzentrale in Berlin eröffnet und Berlin freut sich. Gibt ja sonst selten Positives aus dem arm-aber-sexy-Hauptstadt zu berichten. Stolz wird in den Berliner Medien auf die 500 Arbeitsplätze verwiesen, die Pfizer in Berlin geschaffen hat. Im journalistischen Freudentaumel gehen einfache Grundrechenarten verloren.
500 Arbeitsplätze und 60% der Mitarbeiter aus Karlsruhe. Danach müsste Pfizer in Baden über 830 Köpfe beschäftigt gehabt haben. Geschäftsführer Penk hatte in einem Interview die 60% klar auf die 645 Mitarbeiter bezogen, was für Berlin nur 380 neue Stellen bedeutet. Büroraum sollte es am Potsdamer Platz nur für 300 “permanente” Festangestellte und 100 “flexible” Mitarbeiter geben. Die 380 sind auch noch hoch gegriffen. Nach meinen Informationen pendelt ein Teil der Mitarbeiter von Karlsruhe nach Berlin für 1-2 Jahre bis zu ihrem Ausscheiden. Was den Arbeitsplatzzuwachs für Berlin weiter senkt.
Der Pfizer-Sprecher sagt auch vage, die 500 wären eine “Momentaufnahme”. Kein Wort vom dauerhaften Umfang der Belegschaft in Berlin. Und der Rest der Mitarbeiter?
Rührend. Als wenn es keine Stellenstreichungen beim angeschlagenen Pharmakonzern gegeben hätte, die alleine in Karlsruhe 320 Mitarbeiter den Job gekostet haben.
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Viel zu feiern hat Pfizer nicht: Die Pfizer Aktie erreichte heute den tiefsten Kursstand seit Juni 1997.
Zwölf inspirierende Schweizer
Welche inspirierenden Schweizer gibt es? Warum sind sie besonders?
Es gibt immer Menschen, die durch ihr Tun inspirieren. Menschen mit einer Passion. Leute, die durch ihr Tun besonders sind. Bekannte und unbekannte. Folgende Schweizer finde ich besonders:
Toni „el suizo“ Rüttimann
Toni „el suizo“ Rüttimann | CC BY-SA František Brikcius via Wikimedia
Als Toni Rüttimann die Mittelschule fertig hatte, verwüstete Wirbelsturm Ecuador. Er wollte helfen und reiste kurzentschlossen dahin. Ohne Plan. Vor Ort entdeckte er, dass den Menschen Brücken fehlen. Er suchte nach Lösungen. Er fand einen Ingenieur, der ihm die nötigen Formeln zeigte und suchte verwendbares Material. Er fand das nötige auf den Deponien der Erdölfirmen. So baute er mit den Einheimischen seine erste Hängebrücke und fand seine Passion. Seither baut er mit und für die Armen Brücken über Flüsse. Brücken, die lange Umwege unnötig machen.
Er hat keine Wohnadresse. Dafür zwei Koffer, der rechte ist sein Büro mit dem Notebook und der linke ist sein „Haus“ (Kleider, Toilettenartikel, …).
Seit 25 Jahren baut er nun Brücken. Über 600 Brücken sind bisher in Lateinamerika und Südostasien mit Einheimischen gebaut worden. Er baute Brücken und keine Organisation. Er hat kein öffentliches Spendenkonto. Was er braucht ist geeignetes Material, z.B. alte Seilbahnseile. Wovon es in der Schweiz ja genügend gibt.
Hängebrücke (264m) über den Rio Aguarico | Bild: http://envezdelpsiquiatra.wordpress.com
Als Toni Rüttimann im Jahre 2002 am Guillain-Barré-Syndrom1 erkrankte, nutzte er die Zeit, um ein Computerprogramm zu entwickeln. Mit dessen Hilfe können Dutzende von Brücken gleichzeitig gebaut werden.
Mani Matter (Hanspeter Matter)
Ein Jurist, der seine kritischen Beobachtungen in humorvolle Texte verpackte. Schöner kann Kritik nicht verpackt werden.
Mani Matter starb durch einen Autounfall.
Nicolas Hayek
Nicolas Heyek | CC BY-SA via Wikimedia
Ein Unternehmer aus Leidenschaft. Kein Verwalter (Manager). Er rettete die Schweizer Uhrenbranche und gab der Schweizer Wirtschaft nach der starken japanischen Konkurrenz wieder Selbstvertrauen. Er war gebürtiger Libanese.
Ueli Steck „Swiss Machine“
Ueli Steck | CC BY-SA Ludovic Péron, via Wikimedia
Ueli Steck ist Bergsteiger mit beeindruckenden Solo-Leistungen. Beispielsweise kletterte er die Kletterroute Excalibur (6b) in den Wendenstöcken „free solo“ (nur er, sein Können und die Wand, ohne Sicherung). Auch kletterte er die Eigernordwand unter drei Stunden. Eine Tour wofür andere gute Bergsteiger zwei Tage benötigen. Auf die gleiche Art besteigt er die Himalaya-Gipfel. Er hat eine unglaubliche mentale Kraft. Er ist fähig über 25 Stunden in senkrechten Fels- und Eiswänden ruhig und konzentriert und schnell klettern. Er zeigt, dass irrsinnige Leistungen mit dem nötigen Können möglich werden.
Urs Paul Engeler
Ein kritischer und unabhängiger Journalist. Er deckte, die Geheimarmee P26 und die Erbschleicherei eines nominierten Bundesratskandidaten auf.
Leonard Euler
Leonhard Euler | Gemälde von Jakob Emanuel Handmann, Kunstmuseum Basel, CC0 via Wikimedia
Leonard Euler war einer der produktivsten Mathematiker. Er wurde 1707 in Basel geboren und arbeitete danach sein ganzes Leben in St. Petersburg und in Berlin. Seine Forschung wurde zuerst von den Basler Bernoullis gefördert. Danach gehörten Katharina die Grosse und Friedrich der Grosse zu seinen Gönnern.
Auch seine Erblindung konnte ihn von der Arbeit nicht abhalten. Im Gegenteil.
Johanna Spyri
Johanna Spyri | CC0 via Wikimedia
Sie schrieb Kindergeschichten. Geschichten von einfachen Leuten und Armut in der Schweiz. Sie prägte das Schweizbild. Ihre Geschichten haben eine grosse Kraft. Ihr Heidi kennen alle.
Alfred Escher
Alfred Escher | CC0 via Wikimedia
Alfred Escher war ein einflussreicher Wirtschaftspionier („Eisenbahnbaron“) und Politiker der Schweiz. Er drückte der Schweiz seine Handschrift auf. Er war massgeblich an der Gründung wichtiger Schweizer Institutionen dabei: ETH Zürich, Gotthard Eisenbahntunnel, Rentenanstalt (Swiss Life) und Credit Suisse.
Albert Einstein
Albert Einstein, 1921 | CC0 via Wikimedia
Im Wissenschaftsbetrieb wurden Albert Einstein vor allem Steine in den Weg gelegt. Durch seine unkonventionelle Art wurde er als faul angesehen und konnte nach seinem ETH-Studium nicht doktorieren. So arbeitete er am Tag fürs Patentamt und in der Nacht forschte er seiner Frau. Seine neue Relativitätstheorie stiess beim Forschungsestablishment auf grosse Ablehnung. Die damaligen tonangebenden Professoren haben die Theorie nie anerkannt, sie starben aus.
Maurice Bavaud
Maurice Bavaud | CC0
Er bereitete 1938 das erste Hitlerattentat vor, ein Tyrannenmord. Sein Plan scheiterte und er wurde hingerichtet. Seine Tat hätte den Lauf der Geschichte deutlich verändern können. Ein Versager. Doch noch immer besser als alle Leute, die nichts unternommen haben.
Claude Marthaler
Claude Marthaler | CC BY-SA-NC Mathias Hoeschen via radreise-wiki.de
Claude Marthaler fuhr mit dem Velo sieben Jahre um die Welt. Genf, Kaukasus, Tibet, Japan. Nord und Südamerika. Afrika. Ein bescheidenes Leben macht reich.
Kurt Pfister
Nach seiner Pensionierung wollte der Migros-Manager seine Arbeitskraft nicht verschwenden. Er bemerkte, dass in Äthiopien gewisse Probleme hausgemacht sind. Hügel wurden abgeholzt und der Erosion preisgegeben. Also, Regenfälle die jede Humusschicht sofort wegschwemmen und kein Wasser speichern. Dürren sind die Folge. So gründete er mit seiner Familie das kleine Hilfswerk Green Ethiopia und pflanzt seit 14 Jahren mit den einheimischen Bauern einheimische Bäume und Sträucher.
Bemerkung
Zu jeder dieser Personen gäbe es noch so viel mehr zu sagen.
Und es gäbe noch so viele weitere inspirierende Personen.