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Wir haben bei dem Achtjährigen Blut abgenommen. Er hat sich tapfer geschlagen. Vater: “Na, das hat ja prima geklappt. Jetzt brauchen wir noch die Bescheinigung.” Ich: “Welche Bescheinigung genau?” Vater: “Dass er heute kein Sport machen darf.” Ich: “Darf er … Weiterlesen →
Morgenmensch
Der Morgen graute so vor sich hin. Die Nacht war dunkel und stürmisch gewesen. Im Krankenhaus hatte man davon nicht mitbekommen, weil die Flurbeleuchtung die ganze Nacht brennt und so dem Dienstarzt leuchtet, der nicht schlafen kann, weil er arbeitet.
Das hatte ich tugendhaft die bis dahin vor sich hin triefende Nacht getan und jetzt hätte ich gerne geschlafen, denn mein Körper signalisierte ganz deutlich, dass nun ein Schlafzyklus an der Reihe wäre.
Naja.
Kennt ihr das? Ihr habt so einen Magen-Darm-Infekt. Erbrechen, Durchfall… nach zwei Tagen ist es vorbei. Fertig. Super.
Frau Genesch-Müller war besorgt, nachdem dieser Infekt am Nachmittag begonnen hatte und nun am Morgen gegen 4 immer noch nicht vorbei war.
Jetzt hatte sie sich insgesamt drei Mal Erbrochen und der Bauch grummle auch etwas.
„Hmhm“, sagte ich mit etwas monotoner Stimme und ließ mich auf einen Hocker fallen, „erzählen sie mehr.“ (Ja ok, das sagte ich nicht. Ich sagte nur „hmhm“.)
Frau Genesche-Müller erklärte nun, dass sie eigentlich geschlafen habe und nun wieder aufgewacht wäre, woraufhin sie sich erbrochen habe.
„Und dann sind sie hier hergekommen“, sagte ich, das offensichtliche bestätigend. Ich schob mich samt Hocker zum Schrank und besorgte mir ein paar Handschuhe.
„Ja!“ sagte Frau Genesche-Müller.
Ich drückte sehr langsam auf ihrem Bauch herum und sagte ebenso langsam nach einer längeren Pause: „Der Bauch tut aber nicht weh?“
„Nein, also nur ein bisschen.“
…
„Hmhm … können sie zeigen wo?“ ich versuchte etwas Empathie in meine Stimme zu legen.
„Hier.“
„Ah…, aber wenn man feste drückt, macht ihnen das nichts aus?“
„Nein.“
„Hm.“
Hier zeigte sich dann, dass mein empathischer Plan irgendwie nicht aufging.
Frau Genesche-Müller runzelte die Stirn: „Sind sie immer so schlecht gelaunt am Morgen?! Oder sind sie einfach kein Morgenmensch?“
„Äh ja, genau, kein Morgenmensch“ sagte ich hier.
„Äh ja, genau, kein Morgenmensch“ sagte ich hier.
Frau Genesche-Müller, ein energisch-fröhlicher Morgenmensch, wie es schien, sprang dann kurz darauf wie ein junges Reh (oder so ähnlich) aus der Aufnahme. Eine stationäre Aufnahme wäre vorerst nicht nötig, hatte ich ihr versichert.
Wissenschaftlich gesehen
Frau Gruhner war schon ziemlich alt. 78 Jahre alt, um genau zu sein. Außerdem war sie so dement, dass sie ihr eigenes Geburtsdatum um ca. 20 Jahre verfehlte und auch der Grund für ihre Anwesenheit in unserem Aufnahmezimmer war der Dame völlig unklar. Herr Gruhner, Sohn und Betreuer, erklärte nun ausführlich: der Mutter gehe es seit Monaten immer schlechter, sie habe wenig Appetit, schlafe viel, wäre noch vergesslicher als sonst, ob wir da nicht mal schauen können was denn los wäre.
Hmhm, ich fragte dann vorsichtig, ob er sich da auch vorstellen könne, dass wir insgesamt nicht mehr viel mit der Mutter veranstalten würden, sie habe ja schon ein recht hohes Alter erreicht und sei zudem deutlich verwirrt und dement?
„Oh nein, nein!“ widersprach Herr Gruhner, „Sie hat ja noch mindestens 5 Jahre zu leben!”
„Huä?“ sagte ich. (Nein das sagte ich nicht, ich schaute nur etwas verwirrt.)
Nun denn, erklärte Herr Gruhner, der Ehemann seiner Mutter sei schließlich 83 geworden!
Nach einer längeren Pause in der ich weiter nichts sagte, verdeutlichte Herr Gruhner den Sachverhalt: „Und wissenschaftlich gesehen, werden Frauen immer älter als Männer.“
„Oh, hmhm“, sagte ich dann und wollte irgendetwas zu Vererbung versus Verheiratung und Statistik erklären, sowie dass das so NICHT funktioniert. Aber Herr Gruhner schaute traurig und hing sehr miserabel auf dem unbequemen Angehörigenhocker des Zimmers, so dass ich dann nicht mehr viel redete und wir nahmen die Mutter ein bisschen auf.
Hmhm, ich fragte dann vorsichtig, ob er sich da auch vorstellen könne, dass wir insgesamt nicht mehr viel mit der Mutter veranstalten würden, sie habe ja schon ein recht hohes Alter erreicht und sei zudem deutlich verwirrt und dement?
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„Huä?“ sagte ich. (Nein das sagte ich nicht, ich schaute nur etwas verwirrt.)
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