Sie können gemütlich sein. Im Sinne von: abgespeckte Wochenendvisite, nicht dringend, man plätschert so durch die PatientInnenzimmer, plaudert ein bisschen hier, ein bisschen dort, trinkt einen Kaffee im Schwesternzimmer, und geht hoffentlich früh nachhause.
Können aber auch so ablaufen: man rauscht durch 30 PatientInnenzimmer, erledigt Konsile auf Station X (die im Nebengebäude liegt, am anderen Ende des Krankenhausgeländes) und hofft, dass niemand stirbt und man kein wichtiges Detail übersieht.
Sätze, die man im Falle 2 absolut nicht hören möchte:
– Die Angehörigen der schwerstkranken Frau Y., welche seit 100 Monaten auf der Station liegt, und für die du unter der Woche nicht zuständig warst, möchten bitte JETZT ein ausführliches Informationsgespräch! – Der Blutdruck von Herrn Z. ist 60 zu 40 und die Drainage fördert blutig! – Was ist eigentlich für eine Anschlusslösung an die Hospitalisation für Frau B. geplant? – Warum hat man unter der Woche nie den Tacrolimusspiegel von Herrn LTX bestimmt? – Das Hb vom Patienten auf Zimmer 304 ist seit Tagen bei 60! – Kannst du bitte Pantozol auf Pantoprazol umverordnen? – Mit wieviel kg darf der Patient, der vor 2 Wochen von den Orthopäden operiert wurde, eigentlich sein Bein belasten?
Als Allgemeinchirurgin verbringt man sehr viel Zeit mit Arschlöchern, oder besser gesagt: Arschlochproblemen. Ein häufiger Grund für eine Konsultation auf der Notaufnahme ist Blutabgang ab ano. Sprich: Blut kommt hinten raus. Was macht man als Chirurgin in dem Fall gleich zu Beginn, also nach “Was führt Sie hier her?”, “Seit wann besteht das Problem” oder “Haben Sie ungewollt an Gewicht verloren?”? Richtig, man nimmt einen linken und zwei rechte Handschuhe, sowie eine Tube Vaseline und schiebt den Zeigefinger in den PatientInnenpo. Warum zwei rechte Handschuhe übereinander? Weil einer reißen kann, und dann steckt man wortwörtlich in der Scheiße.
Ich bin letztens gefragt worden, welche Erkenntnisse man aus dieser Untersuchung gewinnen kann. Man beurteilt zuerst die Analhaut von außen – gibt es Hautveränderungen, oder Risse? Besteht eine Perianalvenenthrombose, spricht ein thrombosiertes Blutgefäß? Wölben sich beim Pressen Hämorrhoiden aus dem Analkanal heraus? Oder besteht schon in Ruhe ein Prolaps, also Vorfall? Mit dem Finger im Analkanal kann man anschliessend den Sphinktertonus, also den Spannungszustand des Schließmuskels beurteilen. Weiters, ob man im Anal/Rektalkanal Gewebe tastet, das dort nicht hingehört. Und wenn man seinen Finger anschließend betrachtet, klebt da hoffentlich kein Blut dran.
Bei Blutabgang aus dem After muss nicht zwingend ein Tumor vorliegen, sondern sehr häufig handelt es sich dabei um Hämorrhoiden. Hämorrhoiden sind Gefäßpolster unter der Darmschleimhaut, welche der Feinkontinenz dienen. Risikofaktoren wie zum Beispiel Verstopfung, Übergewicht oder Schwangerschaft begünstigen diese Erkrankung, welche sich durch das nach außen Ausstülpen des Hämorrhoidalpolsters auszeichnet. Von Hämorrhoiden abzugrenzen sind Perianalvenenthrombosen, welche den thrombotischen Verschluss eines Blutgefäßes bezeichnen.
Hämorrhoiden können auch bei jungen PatientInnen vorkommen, und sind keine Alterserscheinung. Vor allem bei Schwangeren ist dieses Problem ein sehr häufiges. So unangenehm ein Hämorrhoidalleiden auch ist, gefährlich ist es nicht und konservative, also nicht-operative Maßnahmen empfehle ich meinen PatientInnen IMMER vor einer eventuellen Operation. Das A und O ist ein regelmäßiger und weicher Stuhlgang. Mit stundenlangem auf der Toilette sitzen und Pressen verschlimmert sich die Symptomatik. Also: die Zeitung/das Handy draußen lassen! Neben Blut am Toilettenpapier beklagen die PatientInnen häufig ein Nässen und Jucken. Es ist nicht immer möglich, aber am besten duscht man die Analregion aus und trocknet sie anschliessend trocken ab.
Von Feuchtpapier rate ich ab, da das die Haut zusätzlich reizt.
Wie schon an anderer Stelle erwähnt, basiert der Text auf einer (leider im Datennirvana verschollenen) Veröffentlichung der “Hypnosekröte“, von mir stammen lediglich die zeichnerische Umsetzung und einige kleinere Ergänzungen. “Monsterdoc” hat auch etwas sehr schönes dazu geschrieben.
Allgemeines:
Bester Freund des Patienten, denn er sorgt für Schmerzfreiheit und süße Träume. Auch “Gasmann” genannt.
Natürlicher Feind des Chirurgen – […]