Ziprasidon: Interessantes und nebenwirkungsarmes atypisches Neuroleptikum, inzwischen als Generikum erhältlich

Ziprasidon

Ziprasidon ist ein atypisches Neuroleptikum. Es wird vom Erstanbieter unter dem Handelsnamen Zeldox® vertrieben.

Das Patent ist inzwischen ausgelaufen, es stehen seit Anfang des Jahres deutlich preiswertere Generika zur Verfügung, z.B. Ziprasidon-Actavis oder Ziprasidon beta.

Ziprasidon ist zugelassen zur Behandlung der Schizophrenie sowie zur Behandlung von manischen und gemischten Phasen der Bipolar-I-Erkrankung.

Pharmakologie

Ziprasidon ist ein Antagonist an den Serotonin–5-HT–2A-, Serotonin–5-HT1D-, Dopamin-D2- und Histamin-H1-Rezeptoren. Auf den Serotonin–5HT1A-Rezeptor wirkt es agonistisch.

Die Bioverfügbarkeit von Ziprasidon beträgt 60 %, aber nur, wenn es mit einer kalorienreichen ordentlichen Mahlzeit eingenommen wird. Bei Einnahme ohne gleichzeitige Mahlzeit beträgt die Bioverfügbarkeit nur etwa die Hälfte.

Ziprasidon wirkt in unveränderter Form, seine Metabolite sind weitgehend inaktiv. Es wird mit einer Plasmahalbwertszeit von 7 Stunden über die Leber eliminiert.

Dosierung

Die empfohlene Dosis in der Akutbehandlung der Schizophrenie beträgt 80 bis 160 mg pro Tag, auf zwei Gaben verteilt und immer zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen.

Für die Rezidivprophylaxe werden möglichst niedrige Dosierungen ab 40 mg pro Tag empfohlen. Meiner Erfahrung nach wirken 80-120 mg pro Tag zumeist ausreichend sicher, eine niedrigere Dosis in der Rezidivprophylaxe kann mit einer niedrigeren Sicherheit einher gehen.

Klinische Wirkung

Ziprasidon ist meiner Erfahrung nach ein mittelstarkes atypisches Neuroleptikum, das bei milden bis mittelgradigen psychotischen Erkrankungen gut und erfolgreich eingesetzt werden kann. Seine Stärke hat es bei wenig dramatischen Erkrankungsbildern und in der jahrelangen Rezidivprophylaxe, da es von den meisten Patienten relativ nebenwirkungsarm vertragen wird.

Der Einsatz in der Akuttherapie ist schwieriger. Manche Patienten kommen auch bei einer akuten Symptomatik gut damit zurecht, bei vielen ist der Wirkeintritt aber relativ spät und manchmal ist die Wirkstärke nicht stark genug, so dass auf ein anderes Präparat ausgewichen werden muss.

Für die parenterale Gabe steht Ziprasidon auch als intramuskulär verabreichbares Präparat zur Verfügung. Dieses sediert selbst kaum, eine Kombination mit einem Sedativum kann manchmal erforderlich sein.

Nebenwirkungen

Ziprasidon wird in aller Regel sehr gut vertragen. Es verursacht in den allermeisten Fällen weder Müdigkeit, Gewichtszunahme noch EPMS.

QTc-Zeit Verlängerung

Ziprasidon kann dosisabhängig eine Verlängerung der QTc-Zeit verursachen, so dass vor Beginn der Behandlung und im Verlauf EKG Kontrollen sinnvoll sind. Von einer höheren Dosis als 160 mg pro Tag wird in der Fachinformation aufgrund der dosisabhängigen QTc-Zeit-Verlängerung ausdrücklich abgeraten. Bei bekannter Verlängerung des QTc-Intervalls sowie in Kombination mit einem anderen, die QTc-Zeit verlängernden Medikament soll Ziprasidon nicht gegeben werden. Beträgt die QTc-Zeit mehr als 500 ms soll die Therapie abgebrochen werden.

Mein Persönliches Fazit:

  • Der Patentschutz von Ziprasidon ist Anfang diesen Jahres abgelaufen, so dass inzwischen deutlich preiswertere Generika zur Verfügung stehen.
  • Klinisch habe ich den Eindruck, dass die angegebene Höchstdosis von 160 mg pro Tag in der Akutbehandlung sehr häufig erforderlich ist, um eine angemessene antipsychotische Wirkung zu erreichen. Im Rahmen eines individuellen Heilversuches wurden insbesondere vor einigen Jahren oft auch Dosierungen von bis zu 320 mg pro Tag verordnet, was meiner Einschätzung nach eine zusätzliche Wirkung brachte, aber inzwischen nicht mehr empfohlen werden kann, da der zusätzliche Nutzen nicht mehr im Verhältnis zu der inzwischen bekannt gewordenen dosisabhängigen QTc-Zeit-Verlängerung steht.
  • EKG-Kontrollen sind  vor Beginn der Behandlung und im Verlauf sinnvoll.
  • Ziprasidon soll immer mit einer richtigen Mahlzeit eingenommen werden, sonst ist seine Bioverfügbarkeit nur halb so hoch. Das ist praktisch ein Problem, da es bei unterschiedlicher Einnahme (mal mit, mal ohne Mahlzeit) zu erheblichen Schwankungen des Blutspiegels kommen kann.
  • Für eine verlässliche Rezidivprophylaxe sind meiner Erfahrung nach deutlich mehr als 40 mg am Tag erforderlich, am ehesten 80–120 mg.
  • Wenn man dies alles beachtet, ist Ziprasidon für viele Patienten ein gut verträgliches Neuroleptikum, das bei der Auswahl eines Atypikums öfter in die Überlegungen einbezogen werden sollte.

Copyright

 

Dieser Beitrag ist ein Auszug beziehungsweise eine auszugsweise Vorabveröffentlichung des Werks „Psychopharmakotherapie griffbereit“ von Dr. Jan Dreher, © Georg Thieme Verlag KG. Die ausschließlichen Nutzungsrechte liegen beim Verlag. Bitte wenden Sie sich an permissions@thieme.de, sofern Sie den Beitrag weiterverwenden möchten.

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