Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Der Mittwoch war ein Montag

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Äh…. Der Mittwoch ein Montag? Der Montag ein Mittwoch? Mittwochmontag oder Montagmittwoch?
Egal! Was auch immer! Frisch und ausgeruht und gut erholt mache ich mich des morgens auf den Weg zu meinem Arbeitsplatz, wo mir Fred Fiesling freundlich lächelnd das Diensthandy in die Hand drückt!
„Schönen Tag noch, Kumpel!“
Danke, gern geschehen. Den werde ich haben, Du Arschloch!
Nachdenklich inspiziere ich mein Reich.
Was ist denn das da, in Kabine drei?
„Zugang von heute Nacht!“
Aha? Kollege hat ihn aufgenommen, wie sich das gehört? Blut abgenommen, Viggo gelegt, Anamesebogen und Medikamentenplan ausgefüllt….?
„Dr. Fiesling war leider soo im Stress….“
Schon kapiert! Wir sehen uns noch, Kollegenschwein!
Das Wesen Zugangswesen in Kabine drei ist dement, hat natürlich keine Papiere dabei und stattdessen eine große Plastiktüte voller Medikamentenschachteln. Ich liebe es!
Erstmal ’n Kaffee.
Und noch ’n Zugang.
Habine vier.
Was haben wir da?
Herrn Oleg Zbiginjew, spricht fließend russisch, das heißt sprach er bis zu seinem vorletzten Schlaganfall, seither spricht er gar nichts mehr und seine Ehefrau, die möglicherweise der deutschen Sprache mächtig ist, zumindest drei oder vier Brocken, das reicht mir ja, zumindest für den Anfang, kommt heute später weil sie hat nämlich den Bus verpasst.
Aber immerhin hat Herr Zbiginjew einen Einweisungsschein dabei, er hat also einen Hausarzt, den kann man anrufen und der weiß doch ganz bestimmt nicht nur, was für Pillen sein Patient schlucken muss sondern vielleicht auch ein wenig zur Vorgeschichte….
Zu früh gefreut!
„Ich bin leider nur die Vertretung. Und ich habe ihn eingewiesen, weil…“
Na, was denn?
Schon wieder AZ-Verschlechterung (Was das ist? Guckst Du hier!)?
Passt schon!

Written by medizynicus

2. Mai 2012 um 22:57

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

3 Antworten

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  1. Kommunikation…

    Ich bin fast schon entsetzt von den Zuständen in deutschen Krankenhäusern.
    Bislang habe ich genau eine Klinik erlebt, in der korrekt und vollständig kommuniziert wurde. Was der eine Pfleger gesehen hatte, wussten mit Übergabe _alle_ Pfleger, Ärzte und sonstige Beteiligte. Ausnahmslos.

    Für andere Krankenhäuser scheint zu gelten, dass jeder nur seinen Kram macht und sich nicht darum kümmert, dass andere seine Arbeit fortsetzen sollen/müssen (können).
    Wenn ich allerdings höre, dass einem Arzt oder Pfleger eingedenk seiner Wochenarbeitszeit und des erforderlichen Papierkriegs eigentlich nur weniger als 10 Minuten pro Patient bleiben, dann wundert mich gar nichts mehr.

    Scheint doch Zeit zu werden für die EKK, der dann auch sämtliche Klinikbetriebe gehören… *seufz*

    Schöne Grüße aus Absurdistan.

    Marquel

    3. Mai 2012 at 07:45

  2. Ja zur Kommunikation kann ich auch ein Lied singen. Hier im Krankenhaus Feenland weiß auch der Spätdienst nicht mehr, was der Frühdienst gemacht hat und schon gar nicht, dass ich dem Frühdienst noch gesagt habe, dass ich für Patient Müller/Meyer/Schmitz noch dringend ein Citratröhrchen brauche, wenn sie ihre DDimere heute noch haben wollen…Aber wie auch Marquel kann ichs gut verstehen. Die Mädels sind eben alle hoffnungslos gestresst, weil hoffnungslos unterbesetzt.
    Liebste Grüße aus dem Feenland

    gotsassaufeinemast

    3. Mai 2012 at 08:34

  3. Einfach mal aus aktuellem Anlass die Frage an Medizynicus in Bad Dingenskirchen:

    Bei vollständiger Dokumentation aller Befunde, Visite und Einhaltung der Wochenarbeitszeit (Seien wir fies, Bad Dingenskirchen liegt im „Rechtskreis Ost“, die beträgt also 40h), sprich: Genau gar keine Überstunden. Wieviel Zeit bleibt da für einen einzelnen Patienten (Untersuchung, Visite) pro Tag?
    Und was bleibt eher auf der Strecke? Das Patientengespräch oder die Dokumentation zur (Urlaubs-/Schicht-)Übergabe?

    Freu mich auf eine Antwort, gerne auch per Mail.

    Gruß,
    Marquel

    Marquel

    7. Mai 2012 at 21:05


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