Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Dürfen Ärzte eigentlich streiken?

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„Was machst’n Du eigentlich heute hier überhaupt?“ fragt Schwester Gaby.
„Äh… ich? Wieso?“
„Ich dachte, Ihr Ärzte würdet streiken!“
Gaby reicht mir das zerlesene Exemplar des Bad Dingenskirchener Tageblattes, welches eigentlich für einen dementen Privatpatienten bestimmt ist, aber so gut wie jeden Tag fürs Schwestenzimmer requiriert wird.
„Dauert ja noch ’ne Weile,“ sage ich, „Der Streik ist je erst Ende des Monats!“
„Geht’s bei uns dann auch los?“
Woher soll ich das wissen? Ich habe doch keine Ahnung, wie sowas läuft. Ob dann irgendwann einmal stabil gebaute Gewerkschaftsleute vor dem Haupteingang stehen und uns am Zugang hindern werden?
„Dürft Ihr das denn überhaupt?“ fragt Gaby, „Wenn Ihr streikt, dann stehen doch Menschenleben auf dem Spiel!“
Kalle trinkt seinen Kaffee aus und grinst.
„Wenn Euch euer Leben etwas wert ist, dann müsst Ihr halt zahlen!“ sagt er und steht auf. „Ist doch überall so, nicht wahr?“

Written by medizynicus

11. Januar 2012 um 09:17

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

3 Antworten

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  1. Wahre Worte von Kalle. Wobei ich es noch nie erlebt habe, dass es nicht eine Notfallmannschaft gab, die sich eben um Notfälle gekümmert hat. Will man den Ärzten das Streiken verbieten, müsste man sie verbeamten. Weia, das stelle ich mir gerade interessant vor.

    Der Maskierte

    11. Januar 2012 at 14:47

  2. es ist schon doof, wenn ärzte streiken und keine untersuchungen, behandlungen, etc. gemacht werden. im krankenhaus rumliegen während nichts passiert, ist ziemlich sinnfrei. zumal ich als patientin herzlich wenig einfluss auf gehalt, arbeitsbedingungen und wassonstnoch habe. aber so ist das halt bei streiks – drunter leiden tun immer die, die eigentlich nichts dafür können.

    und nur weil gestreikt wird, wird wohl kaum jemand sterben. notfall-versorgung ist ja normalerweise trotzdem gesichert, also eigentlich keine schlimmere situation als nachts, an wochenenden oder feiertagen. hm, vermutlich merkt man als notfall-patient ziemlich wenig vom streik – wirklich treffen tut’s die „regulären“ fälle, die einen sinnlosen tag im krankenhaus mit warten verbringen…

    silberträumerin

    11. Januar 2012 at 15:06

  3. Dass deutsche Ärzte streiken könnten ist doch ein Märchen. Ein Häuflein Mutiger gehen im Kittel auf den örtlichen Marktplatz Wurst essen, ein paar andere mit paravetrebralem Resttonus feiern Überstunden ab und die buckelnde Mehrheit geht Briefe diktieren. Streik ist etwas anderes.

    dienstarzt

    15. Januar 2012 at 16:09


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