[Jubiläum] Wie werde ich ein guter Arzt – Der Tellerrand ist 5 Jahre alt!

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Anmerkung: „Arzt“ steht im folgenden Text stellvertretend für alle Gesundheitsberufe.

Wie werde ich ein guter Arzt?

Diese Frage stellte ich als Studentin in einem Plenum auf der Tagung „Humanismus in der Medizin“. Ein erfahrener Arzt antwortete, dass primär die fachliche Qualifikation im Vordergrund stehe und man sich erst danach vermehrt um die Entwicklung der zwischenmenschlichen Qualitäten kümmern solle.

Meiner Ansicht nach sollten beide Aspekte gleichberechtigt und parallel weiterentwickelt werden. Dies zeigen auch Erkenntnisse aus der Placebo-Forschung, die u.a. die Effekte der ärztlichen Kommunikation untersucht [1]. Es kommt immer mehr ans Licht, welch tragende Rolle ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arzt und Patient spielt, und dass dieses den Erfolg der Therapie maßgeblich beeinflusst. Bemerkenswert ist, dass bereits wenige Worte oder Gesten einen Unterschied machen können – dies als Anmerkung für all jene, denen das Argument des Zeitmangels auf der Zunge liegt. Meine These: Ein Arzt, dessen mitfühlende Haltung schwach ausgeprägt ist und der sich für den zwischenmenschlichen Aspekt wenig interessiert, würde sein Verhalten durch mehr Zeit nicht viel ändern.

Derzeit ist es noch Zukunftsmusik, dass humanistische Qualitäten intensiv an den Universitäten gelehrt werden. Die Mitgefühls-Forschung von Prof. Tania Singer et al. zeigt jedoch, dass diese Fähigkeiten trainiert werden können. Dies hat nicht nur positive Effekte auf die Patienten. Auch die eigene Resilienz, die eine bedeutende Rolle bei der Burnout-Prophylaxe einnimmt, kann durch solcherlei Training gestärkt werden [2] [3].

Der Lesbarkeit halber schreibe ich meist von Ärzten, doch sind damit alle Gesundheitsberufe gemeint. Der Tellerrand richtet sich an jeden, der mit Patienten zu tun hat, denn jeder einzelne kann mit seiner Haltung etwas bewirken. Und interdisziplinäre Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist für alle Beteiligten von Vorteil.

Die Entstehung

Im Laufe der Jahre entdeckte ich mehr und mehr Veranstaltungen, Bücher etc. die sich abseits des Fachwissens mit dem zwischenmenschlichen Aspekt der Medizin befassen. Anfangs ließ ich diese Tipps nur ein paar interessierten Studienkollegen zukommen. Dann kam mir die Idee, die Informationen öffentlich zugänglich zu machen und somit die Verbreitung einer menschlichen Medizin zu fördern.

So entstand an einem schönen Apriltag 2011 in einem Münchner Café mit meiner besten Freundin und Kollegin Anna Kelm der Tellerrand. Zu Beginn war es eine kleine Gruppe in einem sozialen Netzwerk. Da die Gestaltungsmöglichkeiten jedoch eingeschränkt waren und sich nicht alle Interessierten dort anmelden wollten, entwickelte ich den Tellerrand als Webseite in seiner jetzigen Form.

Neben den „alten Hasen“ wie dem Veranstaltungskalender sind viele neue dazugekommen: die Landkarte, die Linksammlungen und nicht zuletzt das Netzwerk der Veränderung, welches mittlerweile mehr als 350 Mitglieder umfasst. Viel Herzblut steckt in jeder dieser Seiten.

5 Jahre Tellerrand – es ist Zeit, Danke zu sagen!

Danke an alle Feedbacker, Informanten & Inspiranten, Mutmacher, Newsletterabonnenten und „stillen Leser“, die durch ihr Interesse ihre Wertschätzung zeigen.

Danke an meine Patienten, die mich bewusst oder unbewusst immer wieder darin bestärken, mit meiner Einstellung auf dem richtigen Weg zu sein.

Danke an die Initiative Medizin und Menschlichkeit (MuM) – durch Euch habe ich trotz geographischer Entfernung immer eine „Homebase in my mind“.

Danke an meine Familie & Freunde als Ideengeber, an meinen Partner für seinen Realismus und seine konstruktive Kritik, und meinen Sohn, den Sinnstifter.

Und Danke Dir, Anna, meiner Schwester im Geiste, für die positive Energie die Du dem Projekt mit auf den Weg gegeben hast.

 

[1] Bundesärztekammer (Hrsg.) (2011) Placebo in der Medizin. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag. Download: www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/Placebo_LF_1_17012011.pdf

[2] Tania Singer & Matthias Bolz (Hrsg.) (2013) Mitgefühl in Alltag und Forschung. München: Max Planck Gesellschaft. Download: www.compassion-training.org

[3] Resilienz ist eine Art psychische Widerstandskraft, die einen dazu befähigt, auch in schwierigen Situationen oder akuten Krisen seelisch und körperlich gesund zu bleiben, oder sogar gestärkt daraus hervorzugehen. R. ist keine angeborene Eigenschaft, sondern kann erlernt werden. (Quelle: Dr. med. Mabuse, Schwerpunkt Resilienz, 02/2016)

Bild: https://twitter.com/MedicalHumour/status/719033516013535232

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