Boden des Jahres 2014 – Die Weinbergsböden

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Das Kuratorium Boden des Jahres hat sich für das nächste Jahr nicht auf einen einzelnen Boden, sondern gleich auf eine ganze Gruppe festgelegt: die Weinbergböden.  Beim Weinbau handelt es sich um eine landwirtschaftliche Sonderkultur, die in Deutschland auf rund 0,5% der landwirtschaftlichen Anbaufläche betrieben wird. Das sind dann immerhin rund 102 000 ha, die sich über 13 Regionen in 9 Bundesländern verteilen.

Weinstöcke

Weinstöcke bei Rhodt unter Rietburg in der Pfalz. Eigenes Foto, CC-Lizenz.

Gemeinsam ist den meisten Weinböden, dass sie zu den anthropogenen Böden zählen. Damit wurde, wie auch im Jahr 2013, wieder ein von Menschen geformter Boden  ausgewählt.

Die menschlichen Aktivitäten im Acker- Forst-  und Gartenbau verändern die zur Verfügung stehenden Böden und wenn diese Veränderung so weit geht (wie auch schon beim Plaggenesch 2013), dass die ursprünglichen Merkmale kaum noch zu erkennen sind, spricht man von anthropogenen Böden oder Kultosolen.

Die meisten Weinbergböden zählen ebenfalls zu diesen Kultosolen und sind damit ein weiterer Beleg für die Vielfalt der Bearbeitungsweisen, die der Mensch im Laufe der landwirtschaftlichen Geschichte erdacht hat.

Im Falle der meisten (wenn auch nicht allen) Weinbergböden handelt es sich um das so genannte Rigolen, ein  wiederholter Tiefenumbruch. Diese Methode findet sich nicht nur im Weinbau wieder, ist aber für viele alte Weinbergböden typisch und mindestens seit römischer Zeit bekannt. Früher fand diese tiefgründige Bodenumschichtung von Hand alle 30 bis 80 Jahre statt, wenn die alten Weinstöcke durch neue ersetzt wurden. Heute wird alle 20 bis 40 Jahre maschinell rigolt.

Auch andere Böden werden rigolt. So zum Beispiel Podsole oder Parabraunerden. Hier geht vor allem darum, die Stauwirkung des Ortsteins bzw. des Tonanreicherungshorizonts verhindert werden.

Dabei entsteht ein typischer, den Rigosol kennzeichnender mineralischer Mischhorizont im Boden, der so genannte R-Horizont.

Die Bodenbearbeitung in der Landwirtschaft dient gemeinhin der Ertragssicherung und -steigerung, und so ist es auch mit dieser Methode. Vielfach werden bei dem Tiefenumbruch auch reichlich Dünger, Mist und mineralische Substrate in den Boden eingebracht. In früheren Zeiten auch gerne Abfälle. Damit sollte nicht nur die Nährstoffversorgung der Weinpflanzen, sondern auch die Wasserversorgung verbessert werden. Denn ein moderater Stress bei der Wasserversorgung während der Reifung der Trauben hat sehr positiven Einfluss auf die Farbe der Trauben den Geschmack und den Säuregehalt. Der Boden sollte also gut wasserdurchlässig sein und nicht stauen, denn sonst leidet die Qualität der Weine.

In steilen Hanglagen wurden zudem auf dem Fels aufsitzende Trockenmauern angelegt, hinter denen die aufgefüllten Böden Halt finden und vor Abtragung geschützt sind. Die so entstandenen Terrassen stellen die einzige Möglichkeit dar, derart exponierte Lagen von bis zu 70% Steigung zu bewirtschaften. Zudem stellen diese Trockenmauern einen vielfältigen Lebensraum dar.

Hambacher Schloss

Weinbaulandschaft bei Rhodt unter Rietburg mit Blick auf das Hambacher Schloß. es ist sicher auch kein Zufall, dass demokratische Ideen in einer Weinbauregion so gut gediehen. Ich möchte gerne annehmen, dass dies auch ein klein wenig den örtlichen Böden und der Geologie geschuldet sein mag. Eigenes Foto, CC-Lizenz.

Weinbau stellt als Sonder- und Dauerkultur besondere Ansprüche an die Bodenbearbeitung und prägt oft das örtliche Landschaftsbild. Die Weinbergsböden besonders der Steillagen sind daher ein Beleg der enormen Kulturleistung über sehr lange Zeiträume und ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaften.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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