Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Christkind reloaded

with 9 comments

„Ja Hallo….“
„…“
„…Hallo, bin ich da richtig…?“
„…“
„…Was, Sie sind gerade in der S-Bahn? Okay, dann rufe ich ihn zehn Minuten noch einmal an…“
„…“
„…Nicht in zehn Minuten, weil Sie dann gerade in der U-Bahn sind? Also gut, in einer halben Stunde?…“
„…“
„…Auch nicht in einer halben Stunde, weil dann sind Sie auf der Arbeit? Das trifft sich gut, da bin ich nämlich auch, also bei der Arbeit, meine ich…“
„…“
„…Wer ich überhaupt bin? Entschuldigen Sie, hier ist das Krankenhaus Bad Dingenskirchen, Benno Armschlag mein Name, ich bin einer der Stationsärzte…“
„….“
„Richtig, Ihre Mutter, die liegt gerade stationär bei uns, also bei uns auf Station…“
„…“
„…genau, und wir würden Sie gerne nach Hause entlassen…“
„….“
„…ENTLASSEN!!!…“
„….“
„….NACH HAUSEEE!…“
„…“
„HEUTE!“
„…“
„Heute Nachmittag!“
„…“
„…Nein, nicht nach den Feiertagen! Heute! HEUTE NACHMITTAG!…“
„…“
„…Warum? Ja, weil sie dann die Festtage im Kreis Ihrer Familie…“
„…“
„…Was heist das geht nicht?..“
„….“
„…ja natürlich weiß ich, dass Ihre Mutter dement ist und nicht viel mitbekommt…“
„…“
Ja, Ihnen dann auch frohe Weihnachten!

Written by medizynicus

23. Dezember 2011 um 11:26

9 Antworten

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  1. Schon komisch, solche Gespräche hab ich gerade auch geführt… :o) Frohes Fest.

    DocM

    23. Dezember 2011 at 11:44

  2. Na dann frohe Weihnachten für Frau Kroplitschek 😦

    MSchnettel

    23. Dezember 2011 at 12:54

  3. Dasselbe Problem haben aber auch ältere Menschen, die aus irgend welchen Gründen zu Weihnachten nicht aus dem Pflegeheim geholt werden. Manche Angehörigen sind wohlmöglich wegen der Arbeit weit weg gezogen, z. Bsp. ins Ausland. Deren kranke und gebrechlichen Eltern haben dann auch das Nachsehen. Also an alle: Immer schön gesund bleiben.

    MSchnettel

    23. Dezember 2011 at 14:15

  4. so schlimm… 😦

    MavoDaMi

    23. Dezember 2011 at 19:16

  5. Demente Menschen bleiben am besten in ihrem gewohnten Lebensumfeld. Man macht ihnen keine Freude, wenn man sie „nach Hause“ holt über die Festtage und ihnen das bißchen an Fixpunkten, was sie in ihrem Leben noch finden, auch noch wegnimmt.

    Wolfram

    24. Dezember 2011 at 22:18

  6. Ja Wolfram, aber das Krankenhaus ist eben ganz sicher NICHT ihr gewohntes Lebensumfeld…

    emotionskrank

    26. Dezember 2011 at 01:51

  7. Nein, „emotionskrank“, nicht das Lebensumfeld der Frau im Eintrag – aber vielleicht auch ein Umfeld, das sie mittlerweile ein bißchen kennt. Im Eintrag steht auch, sie nimmt nicht mehr an dem Leben um sie teil – SIE hat denn auch nichts davon, zwischen lauter Kindern unterm Baum zu stehen, während nebenan am Tisch die Erwachsenen sich unterhalten.

    Und außerdem bezog ich mich – auch – auf den Kommentar von MSchnettel.

    Wolfram

    26. Dezember 2011 at 11:15

  8. @ Wolfram Die gleichen Gedanken hatte ich nach meinem Kommentar auch. Ich habe beim schreiben eher an geistig fitte aber kranke, alte und gebrechliche Menschen gedacht. Aber stimmt schon, es geht um eine demente Patientin. Da denke ich auch, dass ihr gewohntes Lebensumfeld sicher das Beste für sie ist.

    MSchnettel

    26. Dezember 2011 at 21:24

  9. Die Geschichte habe ich nun zum zweiten mal gelesen und muss wieder grinsen. Na hörmal ist ja auch eine Zumutung die alte demente Frau auch noch an Weihnachten nach Hause zu entlassen. Da haben die Angehörigen doch ganz andere Sorgen. Und schließlich ist im Krankenhaus ja ein Bett frei.

    Der Pfleger

    1. Januar 2012 at 12:12


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